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Provinzheld
Ich bin der Meinung, dass es bei dieser Art von Spiel durchaus positiv ist, wenn man nicht sofort alles vorgesetzt bekommt. Man kann das Spiel ohnehin genießen, auch wenn man die Hintergründe nur teilweise versteht. Nur darf dann das Gameplay und Atmosphäre nicht zu kurz kommen, aber das tut es im Fall von Skolios definitiv nicht. Ich geb dir recht Kelven, unbefriedigt zurückzubleiben, nachdem das Spiel beendet wurde, ist nicht klasse. Aber, wenn man nur ein bisschen Neugierde besitzt, und ganz offensichtlich das Spiel trotzdem genossen hat (sonst hätte man es kaum fertig gespielt), dann versucht man doch auch, diese Lücken zu füllen. Zumindest ich mache das so. Zumal Skolios auch für mehrere abwechslungsreiche Durchläufe konzipiert ist und alle Mittel in die Hand legt, um die Story "richtig" zu interpretieren.
Wollte ich ein Casualgame ohne viel nachzudenken spielen, hätte ich mir wohl kaum ein Psychohorror Projekt geladen.
Wie Tasu bereits beschrieben hat, hat der Spieler alle Möglichkeit die Story zu verstehen, das heißt, nichts wird absichtlich komplett vorenthalten, soweit ich weiß. Für mich spukt Skolios auch heute noch im Kopf, da eben die Erzählweise so mysteriös ist und zur Selbstinterpretation anregt. Ich hab ebenfalls einige Aspekte der Story falsch aufgefasst, bzw. anders interpretiert als von Tasu erdacht, aber genau das macht für mich ein gut durchdachtes Spiel aus. Ich nehme mir die Endmoral und die dazwischenliegenden Fragen lieber selbst heraus, und bin sogar öfters von herausposaunten Agendas und Moralfragen enttäuscht, auch wenns der Entwickler damit nur gut gemeint hat. Klar, es ist einfacher für die breite Masse, wenn man alles vorgesetzt bekommt, aber genau dadurch geht der persönliche Zauber verloren.
Wenn man z. B. an Hollywood-Remakes von japanischen Horrorklassikern zurückdenkt, (Ju-On, Dark Water, One Missed Call; das amerikanische Remake vom französischen Martyrs kommt mir da ebenfalls in den Sinn) sieht man perfekt, was ich damit sagen will. Für einer breitere Masse wurden hier die Mysterien und Fragen direkt beantwortet, bzw. wird viel zu wenig Raum für Selbstinterpretation übergelassen, was viele dieser Filme (zumindest für mich) komplett uninteressant und lieblos gemacht hat. Ja, Grudge und Ring habens recht gut gemacht, aber irgendwo auch nicht ganz verstanden, was denn diese Klassiker wirklich zu Klassikern macht. Dabei wird einfach zu schnell vergessen, dass genau diese Mehrdeutigkeit und surreale Traumlogik diese Filme so großartig macht, nicht die "in-your-face" Schocker und unmissverständlich erzählten Storystränge.
Ja, es gibt Spieler, denen das nicht gefällt, aber wo wären wir denn, wenn ein Spiel ALLE Menschen ansprechen müsste. Wenn sich jemand so sehr daran stört, dass er/sie das Spiel frühzeitig beendet, dann ist das Spiel halt nicht auf seiner/ihrer Wellenlänge. Nur deswegen ein solch persönliches und anregendes Storytelling umzukrempeln, wäre meiner Meinung nach einfach kein integritymove. Und genau diese Integrität und unverfälschte Echtheit, ohne zu große Kompromisse für eine breitere Spielerschaft einzugehen, ist teils, was Skolios so einzigartig und zutiefst persönlich für mich macht.
Edit: Ich schreibe hier übrigens meine Sicht im Kontext von Skolios. Verschiedene Spiele, und damit Entwickler, gehen auch verschieden mit dieser Thematik um, also bitte nicht denken, dass dies meine "elitäre" Meinung über jedes einzelne Horrorspiel repräsentiert, und ich andere Spiele sonst nicht genießen könne. Mir ist nämlich gerade aufgefallen, dass man meinen Beitrag so interpretieren kann. Aber hey, eigentlich ists ja jedem/jeder selbst überlassen, wie man das deutet
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Geändert von Ich bin viele (01.11.2021 um 16:15 Uhr)
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