☑ 1. Altlasten abhaken
Yakuza: Like a Dragon beenden (ca. noch 1/4 zu spielen)
Ich habe gestern Yakuza: Like a Dragon durchgespielt.
Anfangs (ca. das erste Viertel) war ich ziemlich angetan vom Spiel. Es hat sich sehr vieles frisch angefühlt, Yokohama ist riesig und hat viel zu bieten. Die RPG-Kämpfe haben sich prima mit dem Yakuza-Humor vertragen, die Lokalisierung ist kreativ und die Party sehr erfrischend.
Gegen Ende zur Mitte hin fand ich die Story dann aber wesentlich weniger mitreißend. Der Anfang, als Kasuga Nanba trifft und die beiden sich anfreunden und mit Adachi noch ein weiterer Versager mittleren (bis hohen) Alters dazustößt, war die Dynamik einfach sehr toll und unverbraucht.
Die Intrigengeschichte mit den drei Yakuza-/Mafia-Gruppen und der Politik hat mich dann weniger interessiert. Hier muss ich auch einfach sagen: Wenn man ein paar Yakuza-Teile gespielt hat, fühlt sich die Story der anderen halt auch nicht mehr so frisch an.
Eine gewisse Enthüllung in Kapitel 13 war dann auch so hanebüchen, dass es wehtat. Das mit dem 2. Coin Locker Baby.
Das Finale war auch nicht überwältigend, aber das Ende in seiner Inszenierung natürlich wieder einmal klasse. Das muss man der Serie lassen, das kriegen sie immer hin. Ich will nix spoilern, aber die letzte Szene hat mich dann sogar ein kleines bisschen emotional gestimmt.
Nun ein paar Worte zu einzelnen Aspekten:
Neuer Protagonist: Kasuga als Hauptcharakter ist ziemlich cool. Er ist weniger Kiryu, als ich befürchtet hatte, aber natürlich trotzdem noch der typisch gutherzige Protagonist. Dass er weniger stoisch ist, macht aber einen großen Unterschied. Finde sein Design auch klasse.
Social Links: Prinzipiell besser umgesetzt als in Persona, wo man als Self-Insert dafür vergöttert wird, effektiv nichts zu tun. Die Geschichten in Yakuza sind relativ kurz (5 Stufen pro Charakter), aber da Kasuga auch redet und nicht nur zuhört, fühlen sie sich lebendiger an. Gibt auch keine falsche Antworten. Fand hier Adachi am besten und den humorvollen Teil von Nanba klasse.
Auch die Plaudereien auf der Straße und den Restaurants waren toll.
Minispiele: Neu sind das Kino, Flaschensammeln, Kart-Rennen und Unternehmensmanagement. Die fand ich alle gelungen, sind frisch und machen kurzzeitig Spaß. Besonders tief sind sie natürlich alle nicht, wie immer, aber eine nette Abwechslung. Das Kart-Rennen hat mir sogar deutlich länger Spaß gemacht als gedacht. Oh, und die Schule war cool!
Die RPG-Elemente: Hier bin ich sehr gespalten. Viele gute Ansätze, die mit der Zeit aber zu sehr verwässern und mit typischen Ärgernissen des Genres daherkommen, die ich in modernen Spielen einfach nicht mehr sehen will.
Cool ist:
nette Auswahl an Jobs mit lustiger Aufmachung und verschiedener Ausrichtung
frei erkundbare, große Welt, wo man schon früh auf stärkere Gegner stoßen kann
haufenweise Zeugs zu finden, das sich beim Ausrüsten oft auch gut bemerkbar macht
coole Attacken und Animationen, besonders die Beschwörungen sind herrlich absurd
reichlich Gegnervielfalt, obwohl man effektiv nur gegen Männer kämpft
schneller Übergang zwischen Kämpfen und Map
Quick-Time-Elemente bei Angriff und Abwehr lockern alles etwas auf
viel Abwechslung in der Breite (div. Arten von Nebenquests, Mob Hunts etc.)
Persönlichkeitswerte (Charisma, Wissen etc.) steigen durch die verschiedensten Aktivitäten
Nicht so cool ist:
Mobs bis Kap. 12 nicht vermeidbar, obwohl sie fast nie merklich EXP bringen
die Schatztruhen in der Stadt sind zumeist nutzlos, da die Ausrüstungsgegenstände hauptsächlich im Early Game was bringen
Jobwechsel nur an einem Ort (Arbeitsagentur) möglich, sehr umständlich (wie DQ3)
die wenigen Dungeons sind uninspiriert und mühselig
2 heftige Difficulty Spikes
Grinden später nur an 1-2 Orten effektiv, alles andere inkl. Nebenquests bringt fast gar nichts
Game Over, wenn Kasuga stirbt (passiert eig. nur in Bosskämpfen)
Herausforderung eigentlich nur bei späteren Story-Bossen
letzter optionaler Dungeon ist ein schamloses Grindfest (10-20h um nur eine Chance zu haben)
wenig Vielfalt in der Tiefe (Sidestory, Mob Hunts, Fetchquests etc. in sich immer gleich)
Gegner sind oft nervige Damage Sponges, darunter auch der letzte Boss
fast nur menschliche Gegner (Roboter, Tiere etc. wären doch bei dem Setting drin gewesen)
Bedingungen fürs Daten der NPCs grindy (vermutlich als Parodie zu verstehen, aber eh)
Persönlichkeitswerte à la Persona sonst kaum genutzt
tl;dr: Insgesamt greift alles noch nicht so ganz ineinander, aber die Ansätze sind da.
Dann noch eine Sachen, die mich generell und teils sehr stört:
keine Restart-Funktion bei Minispielen und teils bis zu 5 (!) Ladescreens und über 1 Minute Ladezeit, um eine Runde eines Minispiels zu spielen. Sehr frustrierend, es wäre so leicht, das zu ändern.
Kurz gesagt verschwendet das Spiel die Zeit des Spielers teilweise viel zu sehr und oft auf wirklich einfach vermeidbare Weise. Das zieht das Spielerlebnis für mich doch sehr runter.
Insgesamt merke ich, wie ich der Serie trotz aller Neuerungen, die Yakuza 7 gebracht hat, langsam überdrüssig werde. Auch der Story. Deshalb zähle ich eher darauf, dass die Charaktere und teils anderen Schauplätze es für mich vielleicht bei den übrigen etwas tragen werden, wenn ich sie irgendwann mal angehe.
Wenn ich einen Wunsch hätte, dann dürfen sie das Kampfsystem gerne weiterentwickeln, aber es bitte deutlich interaktiver machen, vielleicht ähnlich Paper Mario. Das wäre cool und damit ließe sich viel machen. Alternativ auch gerne etwas ganz anderes ausprobieren.
Insgesamt hätte ich gern ein deutlich entschlackteres Spiel vom Team, muss nicht mal ein Yakuza sein. Und das meinte ich auch hinsichtlich der Story. Denn ich Yakuza 7 merkt man zum Beispiel, dass es mit seinen vielen spielbaren Charakteren ein RPG sein will, in der zweiten Hälfte die anderen Charakter ziemlich in den Hintergrund treten, weil nur noch Kasugas Geschichte wirklich relevant ist.
Hier hätte ich eher ein konzentrierteres Erlebnis, wo die Charaktere alle stärker involviert sind. In Yakuza 7 waren viele der Antagonisten deutlich stärker mit der Story verzahnt als die Protagonisten.
Mein abschließender Eindruck bleibt positiv, aber nicht enthusiastisch.
Spielzeit: 63:15h Wertung: 7,5
Nachwort: Ich denke, dass ein Hype für zukünftige Titel bei mir erst mal ausbleibt. Wie eigentlich bei fast allen noch lebendigen RPG-Serien: Final Fantasy, Trails, Ys, Persona, Tales of, Xenoblade, Bravely und so weiter.
Die haben sich einfach oft in eine Richtung entwickelt, die mir widerstrebt. Und zugleich hat sich auch mein Geschmack etwas davon wegentwickelt. Zudem merke ich, wie es mich schnell langweilt, lange Spiele zu spielen, die zu großen Teilen wenig Frisches bieten.
Irgendwann wird sicher mal wieder ein JRPG angekündigt werden, wo der Funke so richtig überspringt. Aber das wird vermutlich die Ausnahme bleiben. Dabei könnte ich 1000 Szenarien, Settings, Artstyles und Ideen beschreiben, die mein Interesse wecken würden.
☑ 5. Dazu Berichte verfassen! (erledigt!)
So, das wäre damit dann auch erledigt. Mitte des Monats, hat ja gut geklappt. Ich werde mir vermutlich deshalb noch 1-2 Bonusziele für den Januar überlegen.