Ja, gute Frage! Ich weiß auch nicht, ob der Graben wirklich größer ist (wahrscheinlich nicht), aber in einem gewissen Sinne sind Filme ... durchkritisierter? Ich vermute zumindest, dass es stärkere "Regeln" zur Frage gibt, was einen guten Film ausmacht, während sich Videospiele gefühlt aller zehn Jahre neu erfinden. Was ihnen als interaktives Medium mit deutlich weniger Vergangenheit natürlich auch leichter fällt. Und dementsprechend variabel können auch noch die Herangehensweisen ausfallen.

Ich meine, es gibt genügend Nazis, die American History X geil finden, aber es gibt auch Nazis, die sich faschistische "Utopien" auf Animal Crossing bauen, und das ist in meinen Augen ein ganz anderer Level von Uminterpretation.

Zitat Zitat
Schwierigkeitsgrade sind aber auch ein Schlachtfeld, was nie Ruhe finden wird^^
Ich würde ja sagen "es muss zu dem Spiel passen", aber selbst das ist so subjektiv. Wobei ich die Analysie, was die Entwickler vermutlich erreichen wollten, schon immer sehr spannend finde. Macht ja mathewmatosis z.B. sehr stark in seiner Kritik. Ist natürlich auch viel Spekulation dabei, gerade, wenn es keine Interviews gibt, und selbst da muss man manchmal auch filtern, was einfach nur PR-Geblubber ist.
Ich finde, was sie wollen, zählt auch weniger als das, was sie mit diesem Wollen erreichen – aber eine klare Vision (also ein Wollen) hilft halt dabei, irgendetwas erfolgreich zu erreichen. Sonst verlässt man sich aufs Glück, oder auf sein Gespür, was natürlich auch mal extrem gut gelingen kann, gerade in Indie-Produktionen, wo man nicht 1200 unterschiedliche "Gespüre" hat. Ich würde aber auch behaupten, dass ist gar nicht so unterschiedlich. Ob man etwas bewusst oder unbewusst in eine klare Richtung entwickelt, kommt im Produkt aufs Selbe heraus.

Was für mich aber zu oft weggelassen wird bei der Frage der Intention (und wie sie bewertet wird!), ist der Kontext. Ich bleibe mal bei den hervorragenden, HERVORRAGENDEN Beispiel der Souls-Reihe.
Rein nach deiner Überlegung oben finde ich es total sinnvoll, in Demon Souls nur einen schwierigen Schwierigkeitsgrad einzubinden. Das passt halt zum Spiel, und damit meine ich nicht nur das Gameplay selbst, sondern auch die Atmosphäre, das Setting, den Artstyle, so ziemlich alles eben. Einwandfrei! Aber: Spätestens ab Dark Souls 2 hat die Reihe a) eine total wichtige Rolle in der größeren Videospielkultur eingenommen und sich b) auch sehr, SEHR gern mit dieser Rolle geschmückt. Total viele Leute wollten plötzlich Souls-Spiele spielen, total viele Leute haben ihre Identität darauf aufgebaut, total viele Leute hatten plötzlich eine starke Meinung über den Schwierigkeitsgrad, und total viele Dark-Souls-Werbeposter haben Werbung mit diesem Schwierigkeitsgrad gemacht. Und in dem Kontext greift ein Schwierigkeitsgrad, der "zum Spiel passt", nicht mehr weit genug, weil er – gewollt oder nicht – in einer Wechselwirkung mit der größeren Kultur steht. Er muss also auch zum Kontext passen, in irgendeiner Art und Weise, und damit wird ALLES, was man tut, zu einer Aussage.
Um das mit einem mittelgroßen und einem extremen (Godwin-)Beispiel zu verdeutlichen: Wenn irgendein x-beliebiger britischer Nazi was gegen Trans-Menschen sagt, ist das sicherlich dumm und traurig, aber am Ende des Tages eher irrelevant. Wenn JK Rowling was gegen Trans-Menschen sagt, ist das ein Ding, berechtigterweise, weil sie eine Menge Fans, eine Menge kulturellen Einfluss hat. Leni Riefenstahl hat um 2000 rum immer noch gerne angedeutet, dass sie ihre Nazipropaganda vorrangig als handwerklich gut gemachte Filme sieht. Was sie tun kann ... was aber auch ziemlich fucking lächerlich ist, weil sie, ganz persönlich und direkt, verantwortlich für Nazipropaganda ist, die indirekt eine Menge Menschen hingerafft hat.
Nun ist der Schwierigkeitsgrad von Dark Souls natürlich kein Nazishit. xD' Aber wenn sich Dark Souls für einen einfachen Schwierigkeitsgrad entscheidet, trifft es eine Aussage. Wenn es beim schweren Schwierigkeitsgrad bleibt, trifft es eine Aussage. Und auch im Detail: Wenn der Schwierigkeitsgrad zwischen Teil 2 und 3 und Bloodborne und was weiß ich sich minimal ändert, nach oben, nach unten oder in die Breite, ist das auch schon eine Aussage. Deshalb gehen die Fans ja auch jedes Mal den Baum hoch; da geht es kein bisschen um die Schwierigkeit von Videospielen, sondern um Selbstbild und Identität. Deshalb trauen sich so viele große (und kleine) Spiele auch gar nicht mehr an die sehr realen Konsequenzen eines ernstes, entschiedenen Designs, das zu seinen Aussagen steht, sondern flüchten sich in Schwammigkeit und Verschleierung (Ubisoft ...) oder Meta-Ironie, um jeder Kritik vorwegzugreifen.
WELCHE Aussage hinter all diesen Designentscheidungen steht, also auch dem Schwierigkeitsgrad von Dark Souls, da kann man sich dann wieder herrlich streiten, und mit Sicherheit sind es auch immer gleich ein paar Dutzend Aussagen auf einmal.

Was ich sagen will ...



Sorry für den irgendwo verkopften Rant ...
Und warum haben sich so viele Nazis in diesen Beitrag geschlichen?