Atelier Ryza 2 (PS4)

Atelier Ryza war im letzten Jahr eine positive Überraschung für mich, nachdem ich Atelier Sopie, Firis, Lydie & Suelle und Lulua nicht besonders mochte. Nachdem ich nach Ayesha und Shallie das Gefühl hatte, dass die Reihe qualitätsmäßig richtig aufholt (und das auch weiter tun wird), wurde die Reihe mit den Nachfolgern echt unattrativ für mich, da man immer wieder dieselben dummen Charaktere und Geschichten und ein verschlechtertes Spielprinzip bekam. Ryza war deswegen toll, weil es mal wieder ein Atelier war, das richtig Spaß macht und zeigt, dass die Leute von Gust auch Spiele auf hohem Niveau entwicklen können, die sich durchweg nett und unterhaltsam spielen. Den Nachfolger wollte ich deswegen natürlich auch spielen.

Auf den ersten Blick gefiel mir Ryza 2 aber nicht so gut, was auch letztendlich so blieb, weil wieder ein paar Sachen geändert wurden, die mir dadurch weniger Spaß gemacht haben. Andere Sachen wiederum ergaben sich aus der Handlung und funktionierten nicht so gut. Das Kampfsystem z.B. hat sich nicht sehr verändert, aber zwei Dinge sind schlechter geworden: Im ersten Spiel war es klar, wann und wie man den Taktiklevel steigern kann (Ansammeln von AP bis zu einem bestimmten Punkt), in diesem Teil passiert es aber durch das Nutzen von Spezialangriffen … glaube ich. Ich fand es intransparenter und irgendwie auch nicht so spaßig. Dazu kommt, dass die Charaktere jetzt frei durch die Gegend laufen, was alles unübersichtlicher macht, während die nicht von einem selbst gesteuerten Charaktere nicht einmal denselben Gegner angreifen wie man selbst. Hinterher hat sich bei mir auch wieder etwas Müdigkeit bzgl. der Kämpfe eingestellt, weshalb ich ihnen zunehemend ausgewichen bin, aber das habe ich auch schon im Vorgänger gemacht. Grundsätzlich spielen sich die Kämpfe aber ganz nett, machen Spaß und man levelt schnell, wobei die Level weniger wichtig sind als gute Ausrüstung. Ich würde mich nicht beschweren, wenn das KS im nächsten Spiel ungefähr so bleiben und wenn auch der Fokus auf mehr Kämpfe bleiben würde. Was fehlt, ist eine Funktion, die die Kämpfe richtig dynamisch macht, z.B. die Möglichkeit, andere Charaktere schnell in den Kampf eingreifen zu lassen und Spezialangriffe auszuführen. In Mana Khemia wurde das richtig gut gelöst, denn dort hat man, neben den drei aktiven Charakteren, drei unterstützende, die, wenn man gegen sie auswechselt, die Kämpfe eben sehr dynamisch und interessant werden lassen. Das hätte ich hier gerne auch gehabt, zumal es das in Atelier Shallie schon gab (leicht abgewandelt).

Die Art, wie man die Ruinen erkunden musste, mochte ich nicht besonders, denn sie ist eintönig und zielt darauf ab, dass man das Dungeon möglichst mindestens nochmal durchläuft (und so schön sind die Dungeons nicht). Ich möchte es zwar, sie generell einmal zu erkunden und Zutaten zu suchen, aber das Suchen der Hinweise war hinterher nur noch Arbeit und langweilig. Glücklicherweise konnte man dafür aber sein Reittier benutzen, was alles etwas besser macht.

Die Charaktere mochte ich auch hier wieder ganz gern. Sie sind zwar klischeehaft, aber überwiegend sympathisch, wenn man mal von Konsorten wie Romy absieht, die einfach nur nervig ist. Die Nebenmissionen, die mit den Charakteren zu tun haben, sind nicht weltbewegend, aber ganz nett und beleuchten die Beziehungen zwischen den Charakteren zusätzlich ein wenig. Schlau sind die Charaktere leider auch hier wieder nicht besonders, aber sie sind nicht so offensiv nervig und quietschig wie z.B. in Atelier Lulua. Ryza mochte ich als Protagonistin ganz gern und kann mir weitere Spiele mit ihr gut vorstellen.
Leider ist das Charakterdesign teilweise merkwürdig: Ryza sieht aus, als würde sie eine Prothese tragen, dabei ist es nur eine Art Straps-Teil für ein Bein, mehrere Charaktere sehen aus, als würden sie irgendwelche Stoff-Fetzen mit am Körper tragen, Lila hat immer noch riesige Quetschbrüste und Serri sieht aus, als hätte sie keine Hose an. Am schrägsten ist aber Clifford, der aussieht, als wäre er in einen Altkleider-Container gefallen. Das sieht auch alles irgendwie nicht ästhetisch oder wenigstens interessant aus, sondern schlichtweg dämlich.
Die Welt dagegen sieht schön aus, hat unterschiedliche Landschaften und insgesamt hat man den Eindruck, dass hier viel Arbeit drinsteckt. Man läuft einfach gerne durch diese bunte, farbenfrohe Welt. Richtig gelungen fand ich die Gesichtsausdrücke von Ryza, denn die sind sehr vielfältig und drücken ordentlich Emotionen aus. Und auch musikalisch ist Atelier Ryza 2 gut, auch wenn mir nicht viele Stücke im Ohr geblieben sind.

Die Handlung fand ich irgendwie in Ordnung, aber auch sehr belanglos. Im Vorgänger mochte ich es, dass die Handlung auch nicht groß und episch war, man aber nach und nach dieses gewisse Geheimnis des Spiels aufgedeckt hat, das mit einer konkreten Bedrohung zu tun hatte. Das gibt es hier nicht, sondern man erkundet einfach Ruinen und ganz am Ende passiert noch etwas, das nicht überrascht, aber auch nicht gut angekündigt wurde. Auch der Anfang wirkt nicht gerade prickelnd: Alle bekannten Charaktere sind eben in die Hauptstadt gegangen, damit Ryza sie dort nochmal treffen kann – was für schöne Zufälle. Und man muss natürlich mit Alchemie ganz von vorne anfangen, weil Ryza nicht so viel Gepäck mitnehmen konnte (was sie nicht daran hindert, hinterher die Duplizierungs-Apparatur anzuschleppen). Das ist echt eine faule und wenig überzeugende Art, eine Geschichte zu erzählen. Hier ist das Spiel deutlich schwächer als der Vorgänger.

Als Gesamtpaket fand ich Atelier Ryza 2 aber unterhaltsam und motivierend, selbst wenn es manche Dinger schlecher macht als der Vorgänger. Es ist ein nettes Spiel für zwischendurch, das sich gut spielt und gute Laune macht. Von mir aus kann das so fortgeführt werden.

Spielzeit: 31,5 Std.
Insgesamt: 7,5/10