Arc –Twilight of the Spirits (PS2)

Auf dieses Spiel bin ich zum ersten Mal gestoßen, als man es auf einer Demo-CD dieses blauen PS2-Magazins anspielen konnte, gekauft habe ich es aber erst einige Jahre später und dann auch nur ca. 3 Kapitel weit gespielt. Da ich die Grundprämisse – dass man zwei Charaktere, die miteinander verwandt sind zu zu zwei verfeindeten Lagern gehören – immer recht interessant fand, wurde das hier jetzt mal fällig.

Was die Handlung angeht, ist Twilight of the Spirits eine sehr gemischte Packung und es kommt sehr auf den Charakter, den man gerade spielt, an, ob die Handlung gerade interessant ist oder nicht. Einerseits haben wir da den Menschen Kharg, einen Typen, der sich selbst sehr geil findet und irgendwie auch erwartet, dass ihn alle anderen geil finden und ihm alles zugeworfen wird. Ich war hier überwiegend damit beschäftigt, den Charakter dumm zu finden und zu überlegen, ob sein nicht vorhandenes Philtrum Absicht ist oder man in der Mundpartie einfach mit Pixeln gespart hat. Aber mal Ernst beiseite: Kharg macht keinen Spaß, denn er ist als Charakter flach und so ein typischer, tugendhafter Heldencharakter, der einfach lahm ist. Die anderen Charaktere, die mit ihm herumlaufen, fand ich aber auch nicht so toll, vor allem Paulette, die nur dazu da ist, Kharg gutzufinden.
Andererseits gibt es die Truppe um Darc, einen Deimos (so eine Art Tierwesen), die ich deutlich lieber gespielt habe. Darcs Handlung fängt deutlich interessanter an, macht aber am Ende seines ersten Kapitels eine schlimme Klischee-Wendung, die mir nicht gefallen hat. Die Ausgangssituation hier ist recht gut und interessant, aber leider wird dann sehr viel Potential verschenkt. Daran, dass man Darc nicht einfach einen Außenseiter bleiben lassen konnte, der hin und wieder mal schikaniert wird (mit allem Drama, was dann dazugehört), zeigt leider, dass hier keine guten Geschichtenerzähler am Werk waren. Das sieht man übrigens auch daran, wie die Beziehung zwischen Darc und Kharg gehandhabt wurde – sehr platt, obwohl man hier viele schöne Sachen hätte machen und richtig viel Charakterentwicklung mit verbinden können. Dennoch bleibt Darc Gruppe interessanter und auch sympathischer; Darcs Kapitel sind immerhin ganz nett und teilweise spannend, während ich Kharg teilweise als Zeitverschwendung empfand. Vor allem sein sechstes Kapitel zieht sich extrem, während nichts passiert. Und die Art, wie hier erst der letzte spielbare Charakter eingeführt wurde … so viel Potential und so eine schlechte Umsetzung.

Das wirkt jetzt wohl wie ziemlich viel Kritik und sie ist auch so gemeint, das heißt aber nicht, dass ich die Art, wie das Spiel angelegt ist, komplett schlecht fand. Gefallen hat mir, dass man zwei unterschiedliche Sichten auf denselben Konflikt hat, der sich relativ konsequent durch die Geschichte zieht. Manches hat hier sogar mal Konsequenzen, was in Ost-RPGs leider zu selten passiert (Tote usw). Der Wechsel zwischen den beiden Gruppen wird ganz gut ausgeführt, auch wenn ich mir zwischendurch mal gewünscht habe, jetzt nicht die aktuelle Gruppe angeben zu müssen (meistens die mit der aktuell besseren Ausrüstung).

Vom Spielprinzip her ist Arc recht solide, aber man könnte auch hier einige Sachen besser machen. Das Kampfsystem ist ein relativ simples Taktik-System … oder vielleicht auch ein rundenbasiertes System mit leichten Taktik-Anteilen, wie man will. Es gefiel mir jetzt nicht so gut wie die Kampfsysteme in richtig ausgereiften Taktik-RPGs und auch nicht so gut wie manch rein rundenbasierte Systeme, aber es erfüllt seinen Zweck und spielt sich an sich recht spaßig. Wirklich daran gestört hat mich aber, dass die Kämpfe extrem langsam ablaufen – und das beginnt schon mit den Animationen der Charaktere. Wenn die Gegner dann auch noch in Zeitlupe angreifen, wird es richtig zäh … einige Male habe ich nebenbei etwas gelesen, weil mir die Kämpfe schlichtweg zu lahm abliefen und ich keine Lust hatte, diesen Opa-und-Oma-Animationen zuzusehen. Dadurch haben mir die Kämpfe leider weniger Spaß gemacht als nötig. Vor allem zufällig auf der Karte ausgelöste Kämpfe hätte ich mir zwischendurch gerne gespart, habe aber bis zum Schluss nie nachgesehen, wie man flüchten kann (angeblich soll das wohl gehen). Ich fand die Art, wie das Spiel abläuft, aber nie wikrlich schlecht und denke, dass das Kampfsystem, wäre es doch schneller, sogar ordentlich Spaß machen könnte.

Merkwürdig ist die Schwierigkeit, die sich immer wieder ändert. Anfangs hatte ich das Gefühl, ordentlich mit meinem Zeug haushalten zu müssen, später hatte ich von allem total viel (u.a. Geld) und zufällige Gegner waren eher Kanonenfutter … und am Ende kam dann dieser letzte Gegner, zu dem ich am liebsten gar nichts schreiben möchte. Hier haben ja mehrere Leute geschrieben, dass sie das Spiel wegen dieses Gegners abgebrochen haben und das kann ich total verstehen, denn er ist eine echt Vollkatastrophe. Keine Ahnung, was die Entwickler sich dabei gedacht haben, die Schwierigkeit dort plötzlich so hochzuschrauben. Ich wusste ja vorher, dass da etwas Unangenehmes kommen wird und habe ich entsprechend vorbereitet (Charaktere auf Lichtschaden eingestellt usw.) und mir ein paar Sachen zur Charakterplatzierung im Kampf durchgelesen. Das alles war sogar recht hilfreich und hat immerhin dazu beigetragen, dass ich den Kampf irgendwann geschafft habe und nicht sooo viel Schaden erlitten habe, nur war der Kampf trotzdem noch mehr als nervig und hat ewig gedauert. Genau so killt man den Spaß an einem Spiel…

Ansonsten kann ich nur noch sagen, dass ich Twilight auf the Spirits vom Aussehen her recht nett finde, wobei die Charaktermodelle durchwachsen sind. Kharg ist z.B. potthässlich und sieht dumm aus, während andere Charaktere in Ordnung sind. Die Umgebungen sind überwiegend ansprechend und gut gemacht, die Kampfumgebungen sehen aber häufig gleich aus. Und das bisschen Synchronisation, das es gibt, ist jetzt auch nicht so toll. Die englische Synchronisation ist noch besser, klingt aber künstlich, während ei deutsche total unnatürlich klingt und echt nicht auszuhalten ist (daran erinnere ich mich noch vom Anspielen vor einigen Jahren). Na ja, es kann wohl nicht allesein Kingdom Hearts sein. Musikalisch gibt es ein paar nette Stücke (vor allem dieses Stück, das spielt, wenn es mal ein bisschen Drama und Gefühl gibt, fand ich nett), aber viel ist auch nicht erwähnenswert.

Insgesamt war das hier mal eine Erfahrung wert und ist solide, erstmal habe ich aber keine Lust darauf, End of Darkness auszuprobieren. Vielleicht mache ich das irgendwann mal, aber im Moment habe ich genug Spiele, die nicht so durchschnittlich sind und auf die ich Lust habe.

Spielzeit: 30,5 Std
Insgesamt: 6,5/10