The Legend of Dragoon (PSX)


The Legend of Dragoon war eins der Spiele, die ich früher unbedingt spielen wollte; immerhin wurde das hier mit den guten FFs verglichen und stammt in etwa aus dieser Zeit (ok, es ist etwas jünger). Durch meine NTSC-Playstation konnte ich es dann endlich spielen und … na, ja. Sagen wir mal: Es war keine Liebe auf den ersten Blick und einen zweiten Blick habe ich erstmal nicht riskiert. Einige Jahre später, das müsste dann 2016 oder 17 gewesen sein, habe ich nochmal einen Versuch gewagt, der sich bis Anfang des Jahres 2020 zog … und was schon seine Gründe hatte.

Die Handlung klang für mich erstmal ok, wenn auch nicht wahnsinnig interessant: Typ, dessen Heimatdorf überfallen wird, zieht erstmal los, um seine Freundin zu retten und merkt hinterher, dass die ganze Welt von irgendetwas bedroht wird. Das ist nun nichts, was andere Spiele nicht schon gebracht hätten, aber erstmal auch nicht offensiv. Die Art, wie die Geschichte erzählt wird, funktioniert dagegen nur sehr selten: Erstmal haben die Charaktere alle null Charakter, jeder kommuniziert genau gleich, jeder hat dieselbe uninteressante Art, etwas zu sagen (ausgenommen Kongol, der eine Klischee-Höhlenmenschcharakterisierung spendiert bekommen hat). Miranda? Wer war das nochmal? Die Charaktere sind so komplett austauschbar und vergessenswert, man hätte auch Strichmännchen miteinander reden lassen können. Zudem liest sich die Übersetzung unnatürlich und steril.
Die große Rahmenhandlung selbst ist uninteressant und man wird ständig mit irgendwelchen schrägen Konzepten zugeworfen, die einerseits nicht interessant sind, andererseits auch nicht richtig geklärt werden. Und Sexismus musste es natürlich auch geben: Immer, wenn Shana im Spiel ist, passiert irgendeine toxische Scheiße. Beispiel: Jemand soll Essen kochen; Dart bestimmt daraufhin, dass alle Wache schieben und Shana sich ums Essen kümmern soll. Diese wiederum hat vorher kundgetan, dass sie überhaupt nicht kochen kann. Leider wird jedes Mal, wenn Shana involviert ist, so ein Mist abgezogen.

Ein kleiner Lichtblick in dieser misslungenen Handlung waren für mich noch die unterschiedlichen Orte, die man im Laufe des Spiels besucht und die so ungefähr zu dem passen, was man aus vielen PSX-RPGs gewohnt ist – eine größere Vielfalt, verschiedene Städte usw.

Das schlägt sich natürlich auch etwas im Gameplay nieder: Die Weltkarte ist Mist, die Städte sind ok und die meisten Dungeons verfügen immerhin über Rätsel und sind auch abwechslungsreich. Nur dieses … öhm, Tal ohne Gravitation war eine Vollkatastrophe.

Spielerisch kann Legend of Dragoon leider auch nicht zu viel bieten: Das Kampfsystem ist stumpf und merkwürdig und diese „Additions“ ein schlechter Witz. In Lost Odyssey, das ich gerade spiele, gibt es ja auch ein Reaktionsspielchen, wenn man einen Gegner angreift und funktioniert durchaus gut. In LoD weiß man nie wirklich, wann man nun auf X oder den Kreis hauen und es ist komplett lästig, dass man kaum Schaden verursacht, wenn man das nicht hinbekommt. Aber immerhin: Ich habe das Spiel komplett mit den Anfangs-Additions durchgespielt und bin gut klargekommen. Wahrscheinlich ist das nicht der Sinn der Sache, aber was soll’s. Dragoons sind auch nutzlos und nerven durch ewiglange Animationen.
Ansonsten hat es mich auch sehr gestört, dass das Menü auf 32 Heil-Gegenstände begrenzt ist, man aber quasi unbegrenzt Waffen mit sich herumschleppen kann. Sinn ergibt das echt nicht und unkomfortabel ist es allemal.

Und dann hat dieses Spiel auch noch Musik …was soll ich großartig dazu sagen, außer, dass es gut ist, am besten den Ton auszustellen oder sich ordentliche Musik anzumachen. Die Musik ist extrem schlecht und diese Fahrstuhlmusik im Menü konnte ich hinterher echt nicht mehr hören.
Lediglich die Graphik gefiel mir noch recht gut; die vorgerenderten Hintergründe sind stimmig und so, wie sie sein sollten.

Ich muss trotz sagen, dass ich das Spiel bis CD 3 immerhin noch in Ordnung fand, weil man viel Unterschiedliches gesehen hat und es ein paar Wendungen gab, die auch einigermaßen interessant waren. Der Funke sprang aber zu keiner Zeit über und spätestens gegen Ende wurde es dann wieder komplett nervig. Ich war relativ überrascht, dass das Dungeon vor dem letzten Endgegner dann doch wieder zu ertragen war.

Insgesamt gesehen gab es hier aber zu viel, das mich sehr gestört und mir auch den Spielspaß genommen hat und ich kann mit Überzeugung festhalten, dass Legend of Dragoon nicht ansatzweise mit so etwas wie Final Fantasy VII-IX zu vergleichen ist, bin mir sicher, dass es mir auch zu seinem Erscheinen nicht sonderlich gefallen hätte. Vieles in diesem Spiel wirkt so, als hätte man eines der erfolgreichen FFs kopieren wollen, aber überhaupt keine Ahnung gehabt, wie man das macht. Schade. Ein paar Punkte gibt es für den Versuch, die Länge und dafür, dass das, was man sieht, einigermaßen abwechslungsreich ist.

Spielzeit: ca. 36 Std.
Wertung: 5/10