Ich muss hier ganz klar dem Remake den Vortritt lassen. Hier wurde wirklich alles dafür getan, sowohl Veteranen als auch Neulingen der späteren Generation zuvorzukommen. Wir haben nun einen Story-Modus. Neben einem Avatar, welcher als Self-Insert dient, begleitet uns eine Gruppe aus vier Charakteren mit vordefinierter Klasse sowie einer eigenen Persönlichkeit. Und dies wurde doch außer ordentlich eingebaut. Praktisch alles, was es im Spiel gibt (Events, Quests, Feindbegegnungen, Konversationen mit Nebenfiguren) wurde neu aufbearbeitet, um diese Figuren einzubingen. Abstimmung bezüglich des weiteren Vorgehens, Erzählung von vergangenen Geschichten während einer Nachtwache, der strategischen Bekämpfung von Feinden. Es wurde viel dafür getan, um die neuen Gesichter mit Leben zu füllen und sie charmant sowie passend in die Hauptgeschichte zu integrieren.
Weiterhin wurde die generelle Handlung weiter ausdefiniert und um teils neue Elemente erweitert. So haben wir simultan zum Yggdrassil Tree nun auch ein neues, großes Gebiet zu erkunden. Alte Figuren erhalten mehr Gewicht innerhalb der Handlung, mehr (oder überhaupt einen) Charakter und neue Personen werden der Geschichte sinnvoll hinzugefügt. Insbesondere Etria selbst wirkt nun auch mehr wie eine Stadt denn wie ein ausgeschmücktes Menü. Durch kleine NPCs, einer eigenen Hauptbasis und der massiven Verbesserung von Quests ensteht hier mal sowas wie Leben.
Und wem dies alles zu viel oder aber zu neumodisch ist, der kann sich freuen. Denn es gibt zum Story-Modus weiterhin den klassischen. Hier haben wir wieder eine komplett eigene Gruppe und manche der Neuerungen werden gestrichen, um mehr eine Erfahrung wie beim Original zu bieten. Schön hierbei ist, dass ein Feeling recht ähnlich dem Original aufkommt, da die Texte bei der Modernisierung nicht gelitten haben, teilweise sogar verbessert worden sind.
Dennoch möchte ich festhalten, dass es leider drei Knackpunkte gibt, welche entweder ich oder aber man generell negativ auffassen könnte:
1) Bei der Modernisierung wurden manche Änderungen an der übergeordneten Handlung vorgenommen. Ich bin, im Gesamten betrachtet, ein Fan davon. Leider werden dadurch die zwei größten Twists des Originals vorweggenommen und unfassbar früh etabliert werden. Man erhält nun nicht ein Expositionsmassaker, welches absolut alles lüftet und erklärt. Nur handelt es sich dabei um Elemente der Handlung, welche nicht so früh in Erscheinung treten sollten. Die handlungstechnische Motivation dahinter fällt leider auch darunter. Insgesamt arbeitet das Spiel aber ordentlich damit, um durch diesen abgeänderten Ablauf der Auflösungen die Entfaltung der Geschichte interessant zu gestalten. Dennoch, wer sich den Vorgänger nicht dadurch "spoilern" lassen möchte, sollte das Remake erst danach spielen.
2) Der Super Endboss des Spiels wird innerhalb des Story-Modes im Vorfeld gespoilert. Ja, er besitzt dieses Mal eine mehr ausgearbeitete Einbindung ins Spiel, weswegen seine Implementierung schon sinnvoll ist. Gleichzeitig aber wird der Feind selbst, schlimmer noch der Kampf in abgeschwächster Form, im Vorfeld verraten. Ich finde dies etwas schade, da ich immer sehr darauf gespannt bin, was für verrückte Ideen, gerade im Postgame, auf einen warten. Aber diesen Punkt kann man auch komplett umgedreht sehen. Quasi als Appetithappen für Spieler, mit was sie sich anlegen dürfen, sofern sie weiterspielen.
3) Ein Aspekt der Geschichte ist die Lehre, dass alles im Leben Konsequenzen hat. Dahingehend gibt es Parteien, welche sich dieser Konsequenz verwehren wollen. Ich finde es schade, dass so mancher Charakter im Remake "reverted" wurde. Sprich, sie hatten letzlich doch edle Absichten und waren ja eigentlich nicht so böse / verblendet / egoistisch, wie man es im Original noch gelehrt bekommen hat. Dies ist etwas, was sich bisher durch beide Remakes sowie zwei der neueren Ableger gezogen hat. Ich bin davon weniger ein Fan. Nicht jeder muss ein unbesungener Held sein. Es ist ok, manche Figuren zu haben, welche einzig durch negative Motivationspunkte zu ihren Taten getrieben werden.