System: PC
Genre: Kinetic Novel
Entwickler: Sakura Mint
Releasejahr: 2007
Spielzeit: 0.8 Stunden
Schwierigkeit: -
Beendet: 30.03.2025
Über die kleine Kinetic Novel Moonshine bin ich durch Zufall beim Redditbrowsen gestolpert. Eine japanische(!) Geschichte von 2007(!!) über eine Transfrau(!!!) hat schon mein Interesse geweckt. Wenn ich z.B. dran denke, was die gewöhnliche Darstellung in Anime (gerade von der Zeit) ist - und sogar Totono, ein Spiel von 2013, da eher mäßig mit umgeht - war ich aufs Schlimmste vorbereitet. Dass es kostenlos ist war für mich kein besonderes Argument, aber für andere vielleicht.
Es geht um den unbenannten MC-san, ein 24-jähriger Typ, der seinen Job verloren hat und nun rumdriftet. Bis ihm die Kohle ausgeht und er Arbeit braucht. In dem Etablissement Shanty wird er fündig, wo größtenteils 'girls' arbeiten. So haben die Übersetzer den Begriff "otokonoko" (男の娘) übertragen, was ich vielleicht auch zu unnuanciert mit "Transfrau" übersetze. Mit einer der Angestellten von Shanty, Mai, versteht er sich besonders gut.
Vermutlich hab ich länger zum Schreiben hiervon gebraucht als zum Durchlesen davon *g*![]()
Tatsächlich wars nicht einfach es in Worte zu fassen. Es erzählt eine ruhige Geschichte zwischen zwei Leuten, die gerade in ihrem Leben etwas verloren sind. Die Begegnung wird schon fast transient (pun intended?) präsentiert - ein paar flüchtige Einblicke in ihr Leben, in ihre Sorgen und Wünsche.
Die Trans-Thematik ist wichtig, aber sie ist nicht alles und ich würde sagen, nicht mal das Zentralste an der Geschichte. Es ist weder on your nose oder belehrend. Mai ist einfach jemand, der nicht so recht weiß, wo sie in der Welt hingehört. Ich würde fast sagen, dass es eine Geschichte über einen Transcharakter ist, ohne über einen Transcharakter zu sein. So normal wird es (bis auf ein paar Szenen) präsentiert - ohne ignorant gegenüber der Thematik zu sein. Und das ist irgendwie erfrischend?!
Tatsächlich denkt MC-san nur anfangs - fast beiläufig - darüber nach, dass Mai ja ein Mann ist. Keine übertriebenen Momente, einfach sehr bodenständig. Das in einer - ich wiederhole es zum Effekt noch mal - japanischen Geschichte von 2007!
Was ich auch hoch anrechne: Die Story ist recht dramafrei - weil sie das bei der Kürze auch einfach gar nicht nötig hat.Wenn die beiden sich über ihre Vergangenheit austauschen ist kein seltsamer Moment, kein komischer Gedanke dabei, der einem in Anime gewöhnlich begegnen würde. Das Ende fand ich recht schön, auch melancholisch. Vor allem hat auch der Ausgang hier vor allem mit den Ambitionen von Mai zu tun.
Ich habe mal die Überlegung gehört, dass sich Visual Novels wesentlich von Büchern unterscheiden, weil sie oft wenig Text auf dem Bildschirm haben und es sich daher mehr anfühlt, als wären die Aktionen unmittelbar. In dem Sinne erzeugt das höhere dargestellte Textvolumen von dieser Visual Novel vielleicht etwas mehr zeitliche Distanz, als würde jemand in seinen Erinnerungen schwelgen. Was nicht unpassend ist.![]()
Dass die VN nicht besonders hohes Budget hatte ist ziemlich ersichtlich. Es wurden reale Bilder als Hintergründe verwendet, Mai klingt wie aus ner Dose und ist auch der einzige Charakter. Trotzdem solide, was sie hier geschaffen haben.
Fazit:
Moonshine ist eine kleine, kostenlose Kinetic Novel über die Beziehung zwischen der Transfrau Mai und einem unbenannten MC-san. Ich mochte vor allem, wie natürlich sich die Behandlung der Transthematiken anfühlt, ohne, dass es zu sehr die Interaktionen dominiert. Vor allem wird nicht vergessen, dass Mai eben auch einfach nur eine Person ist, mit ihren eigenen Wünschen und Sorgen. Es ist recht ruhig und melancholisch. Ich hab die kurze Zeit damit auf jeden Fall nicht bereut.