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Thema: Reading Challenge 2019 – Literary Readaloo [Abgeschlossen]

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  1. #1
    Aktualisiert!



    @Narcissu: Gratz! War ein guter 10.000er Beitrag. =D

    @Ben: Bei Jordan Peterson habe ich immer sofort "Daddy!" im Kopf. Spannendes Video, wenn auch etwas theoretisch. Vielleicht verstehst du sogar mehr als ich, weil du sein Buch gelesen hast.



    Und ich habe auch mal wieder was gelesen!



    Douglas Adams: So Long, and Thanks for All the Fish

    Und ich muss sagen ... Hui. Es ist krass, wie die Bücher der Reihe in all ihrer chaotischen Entstehungsgeschichte zusammenpassen und doch immer wieder neue Richtungen aufmachen. Dieses hier ist bspw. sehr wenig Science Fiction, sehr bodenständig (heh), und hat nicht zuletzt deshalb einen viel stärkeren Impact auf mich gehabt. Die Romanze war, ja, eine Romanze, eine richtige, niedlich und echt geschrieben, und nur ein kleines bisschen Wish Fulfilment. Das Ende des Buchs hat ein so starkes bittersüßes Gefühl in mir hinterlassen wie wenige Dinge zuvor. Nicht nur durch den Tod eines Charakters, sondern auch durch die existenziellen Untertöne – wenn man die überhaupt noch "Untertöne" nennen will. Band vier war eigentlich überraschend stumpf und direkt für Douglas, was ich sehr zu schätzen weiß, nachdem die ersten Bücher ja streckenweise ziemlich abheben (auch im positiven Sinne natürlich). ^^

    Ich habe allerdings sehr lange gebraucht und bin etwas vorsichtig dem letzten Band gegenüber. Ich finde, Nummer vier wäre eigentlich ein sehr gutes Ende gewesen, auch wenn ich wenig Zweifel habe, dass das fünfte das auch irgendwie hinkriegt. Und wenn nicht, gibt es ja noch Colfer. So oder so werde ich mir wohl Zeit lassen.



    Aktueller Stand ist 1 von 12. Yay ...?

  2. #2
    Aktueller Stand: 2/12

  3. #3
    Sarah Kuttner - Kurt (2019)


    "Und dann fällt Kurt vom Klettergerüst."


    Während Mängelexemplar, Wachstumsschmerz und 180° Meer sich viel mit den Umständen von Leuten in ihren Mitte bis Ende Zwanzigern befasst haben, ist Kurt aus Sicht von Lena erzählt, die schätzungsweise eher Ende 30 sein dürfte. Lena hat mit ihrem Freund Kurt ein Haus gekauft - bei der Zwangsversteigerung, ohne Bordsteinkante oder sonderlich gute Anbindung, mehr war finanziell nicht drin -, und befindet sich nun im Renovierungsstress. Grund für den Hauskauf ist allerdings, dass Kurt einen etwa 6-jährigen Sohn hat (der, sowohl praktischer- als auch verwirrenderweise, ebenfalls Kurt heißt), dessen Sorgerecht er sich mit seiner Ex-Frau teilt, und dem er näher sein möchte. Kurt (das Buch, nicht der Mann oder das Kind) scheint nun zunächst die Geschichte einer Patchworkfamilie zu erzählen: Lena hat den kleinen Kurt zwar sehr gern, weiß aber auch nie so genau, wo die Grenzen verlaufen. Ist es schlimm, dass Lenas Geduldsfaden mit dem kleinen Kurt morgens manchmal nicht so lang ist, wie der seines Vaters? Ist es problematisch, wenn der Sohn ihres Freundes sie morgens nackt sieht, wenn sie im Bad kein passendes Handtuch hatte? Darf sie Kurt Vorschriften machen oder mit ihm schimpfen, ihm sagen, wenn sie etwas nervt? Darf sie der Mutter des Kleinen sagen, dass sie es scheiße findet, wenn Sohnemann erklärt wird, die pinke Schippe sei doch was für Mädchen? Und auch, wenn der große Kurt ihr wieder und wieder bestätigt, dass das doch alles ganz unproblematisch ist (und sie bitte der Ex-Frau die Meinung geigen soll, wenn sie das für pädagogisch wertvoll hält), fühlt sie sich etwas wie das fünfte Rad am Wagen.

    Und dann stirbt der kleine Kurt, und plötzlich geht es um eigentlich die selben, und doch ganz andere Probleme: Wann man überhaupt Außenstehender ist, wie man mit trauernden Menschen umgehen darf und soll, was das eigentlich mit einer Beziehung macht und wie fragil es ist, auch mal schöne Momente zu haben, wenn eigentlich alles um einen herum ganz schlimm ist.

    Wer die Reading-Challenge 2018 verfolgt hat, weiß, dass die vorherigen drei Romane von Sarah Kuttner bei mir ziemlichen Eindruck hinterlassen haben. Dies ist auch hier der Fall, allerdings ist die Sache etwas komplizierter: Während, wie oben schon erwähnt, die bisherigen Bücher alle Lebensphasen oder Probleme besprachen, mit denen ich mich durchaus zumindest teilweise identifizieren kann, ist dies bei Kurt etwas anders: Hauskauf und Kinder - ob leiblich oder patchwork - sind weit entfernt, auch in einer auch nur annähernd ähnlichen Situation war ich noch nicht. Dennoch schafft es das Buch, die Kleinigkeiten des Alltags, von schwelenden Beziehungsproblemen über eigentlich sehr egale Momente und Gedanken, so einzufangen, dass man sich auch dann in der Geschichte wiederfinden kann. Gleichzeitig ist das vielleicht ganz gut so, denn auch ohne diese breite Identifikationsfläche musste ich beim Lesen mehrfach schlucken und mag mir nicht ausmalen, wie sich einige Momente anfühlen, wenn man tatsächlich selbst nachvollziehen kann, wie es ist, von jetzt auf gleich ein Kind zu verlieren oder diese Gefahr zumindest gegeben ist.

    Dazu sei aber gesagt, dass Sarah Kuttner es auch dieses Mal wieder geschafft hat, schwere (in mehrerlei Hinsicht) Themen mit einer sehr flapsigen und oft auch humorvollen Erzählweise zu verbinden und dies geschickt nutzt, um nie zu tief abzurutschen, wodurch das Buch zwar weit weg von Eitel, Freude, Sonnenschein ist, aber eben unterm Strich auch nicht schwermütig oder pessimistisch wirkt.

    Unterm Strich bin ich von dem Buch beeindruckt, kämpfe aber zugegeben etwas damit, dass ich mich dieses Mal weniger gut hineinversetzen kann. Hier hätte an ein paar Szenen eventuell etwas mehr Ausführlichkeit gut getan - das Buch hat mit seinen knapp unter 250 Seiten ein doch ganz beachtliches Tempo -, aber mag gut sein, dass andere Leute das mit dem eigenen Erfahrungsschatz füllen. Von mir jedenfalls gibt es so oder so eine klare Empfehlung.

    ★★★★☆ (4/5)

    (2/10)

    Geändert von BDraw (11.04.2019 um 22:40 Uhr)

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