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  1. #26
    The Banner Saga




    Spielzeit: Circa 10 Stunden pro Spiel

    The Banner Saga lässt sich vermutlich am besten als Survival RPG bezeichnen da ein Großteil der Reihe einzig und allein daraus besteht vor einer finsteren Bedrohung zu flüchten die nichts und niemanden verschont. Dementsprechend ist man auch nicht mit einer kleinen Gruppe sondern mit hunderten von Menschen unterwegs deren Überleben man so gut wie möglich sichern sollte. Um das zu bewerkstelligen muss man aber dafür sorgen dass stets genug Vorräte vorhanden sind und dass die Moral idealerweise niemals in den Keller sinkt. Letzteres erfordert aber dass die Karawane mindestens einen Tag lang rastet, was natürlich Vorräte verschlingt. Von daher sollte man entweder darauf hoffen dass eins der vielen, mehr oder weniger zufälligen, Events die Moral kostenlos erhöht (und nicht zum Beispiel einen Großteil aller Vorräte vernichtet), oder man sollte zumindest solange warten bis mehrere Partymitglieder verletzt sind. Wenn diese im Kampf getötet werden erleiden sie nämlich eine permanente Verletzung die ihre Stärke für eine bestimmte Anzahl an Tagen senkt, was sich nur durchs rasten reduzieren lässt. Es gibt zwar auch Stellen an denen die Gruppe automatisch geheilt wird, aber drauf verlassen sollte man sich nicht, schon weil ich die Kämpfe von Anfang bis Ende sehr herausfordern fand.

    Bei diesem Taktik-Kampfsystem muss man nämlich auf zwei Aspekte achten: die gegnerische Verteidigung und deren Angriffskraft. Wenn die Verteidigung höher ist als die eigene Angriffskraft, dann kann man nämlich wenn überhaupt nur einen einzigen Punkt Schaden anrichten. Von daher laufen die Kämpfe in vielen Fällen darauf hinaus dass man zuerst die Verteidigung durchbricht damit ein anderer, starker Charakter den Gegner danach oneshotten kann. Die Gegner versuchen aber natürlich genau das selbe, was vor allem deswegen problematisch ist weil die Angriffskraft gleichzeitig die Lebenspunkte eines jeden Charakters darstellen. Es kann also passieren dass ein Charakter der den Kampf mit 17 Stärke beginnt innerhalb weniger Runden so gut wie keinen Schaden mehr anrichten kann. Von daher sollte man wenn möglich einen Tank vorausschicken der dank einer bestimmten Spezialfähigkeit einen Großteil allen Schadens absorbieren kann. Ob die Gegner diesen tatsächlich angreifen ist allerdings Glückssache (vor allem wenn es sich um Fernkämpfer handelt), auch wenn sich das mit Items und später auch mit Fähigkeiten ein bisschen beeinflussen lässt.

    Aufgrund des Survival Aspekts ist das ganze aber ein bisschen problematisch. Einige der besten Items muss man nämlich kaufen, und das nicht mit Geld oder Vorräten sondern mit dem Ansehen das man durch Kämpfe und eine Vielzahl von Events sammelt. Die Sache ist nur, Ansehen wird ebenfalls dazu benötigt Vorräte zu kaufen. Und dafür Charaktere aufzuleveln. Das kann also sehr schnell nach hinten losgehen wenn man die falschen Prioritäten setzt. Und vor allem wenn man sich auf zu viele Charaktere fokussiert. Im Laufe der Reihe bekommt man nämlich Dutzende Charaktere in die Party, welche aber erst mal Gegner töten müssen damit sie aufleveln können. Die einzige Ausnahme stellt der Übergang von einem Spiel ins nächste dar, welcher jeden Charakter auf ein gewisses Mindestlevel anhebt. Es ist von daher sehr viel sinnvoller sich auf eine kleine Gruppe zu fokussieren und diese so schnell wie möglich hochzuziehen. Man könnte sogar mit weniger als der maximalen Anzahl an Charakteren kämpfen, wodurch jeder Charakter viel mehr Züge zur Verfügung hätte.

    Wenn man die Spiele noch nicht kennt könnte das allerdings auch nach hinten losgehen, da nicht nur die Karawane sondern auch die eigene Party im Laufe der Story stark dezimiert werden kann. Das Spiel ist allerdings so gnädig immer wieder Autosaves anzulegen, von daher kann man bestimmte Tode zumindest ungeschehen machen. In einem Fall würde das allerdings bedeuten dass man viele Stunden zurückspringen müsste da die bloße Anwesenheit eines gewissen Charakters einem anderen das Leben kosten wird. Und im dritten Teil gibt es sogar eine Entscheidung die storytechnisch eigentlich ganz gut ist, die man aber nur dann ohne Verluste treffen kann wenn man ein bestimmtes Event im ersten Teil auf die richtige Art und Weise absolviert hat. Von daher musste ich nochmal einen kompletten Kampf wiederholen um danach eine andere Entscheidung treffen zu können.




    Für ein Survival RPG ist das Gameplay aber richtig gut, auch wenn ich persönlich der Meinung bin dass es ein bisschen zu viele Kämpfe aber dafür zu wenig Story gibt. Jeder Teil dauert nämlich nur so 10 Stunden, wovon mehr als die Hälfte nur aus Kämpfen bestehen dürfte. Die meiste Zeit springt man außerdem zwischen zwei Gruppen hin- und her, wodurch jede Gruppe nur die Hälfte an Screentime bekommt. Von daher ist die Story zwar okay, aber die meisten Charaktere lernt man höchstens oberflächlich kennen.

    Das Level-System ist außerdem ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Im ersten Teil muss man zwar einfach nur die Statuswerte steigern, aber deren maximalen Werte werden in den Nachfolgern nie erhöht. Im zweiten Teil kommen stattdessen prozentuale Skills hinzu die man bei den maximierten Werten erlernen kann, wie zum Beispiel höhere Krit-Chancen oder die Möglichkeit bestimmten Angriffen auszuweichen. Und im dritten Teil kommen ab Level 11 noch Titel hinzu die zusätzliche Fähigkeiten mit sich bringen, wie höhere Rüstungswerte samt Rüstungsregeneration. Da muss man sich aber sehr gut überlegen wem man welchen Titel gibt da die alle einzigartig sind. So gibt es zum Beispiel einen Charakter der mehrmals in Folge seine Axt auf einen Gegner schleudern kann, wodurch es sich anbieten würde ihm den Titel zu verpassen mit dem jeder Folge-Angriff zusätzlichen Schaden verursacht. Wenn man Glück hat fallen dadurch nämlich selbst die stärksten Gegner wie die Fliegen. Zumindest solange der Charakter noch Willenskraft besitzt, welche für solche Skills unabdinglich ist.

    Wenn man nur einen Punkt an Willenskraft verwendet, dann hat der Axtwurf nämlich nur eine 70%ige Trefferchance, während die dritte Stufe das auf 90% erhöht. Für normale Angriffe kann man die Willenskraft aber auch verwenden, was in Kombination mit bestimmten Items extrem mächtig sein kann. Einer meiner Charaktere besaß nämlich ein Item das seine Stärke zwar um 5 Punkte reduziert hat, aber dafür wurde seine Fähigkeit Rüstungen zu durchbrechen um 5 Punkte erhöht. In Kombination mit seinen restlichen Werten konnte ich also 8 Rüstungspunkte auf einmal vernichten. Und mittels Willenskraft noch sehr viel mehr. Und das beste dabei? Der Charakter konnte aus der Ferne angreifen und hat später dank einem speziellen Titel so gut wie keine Aggro generiert.

    Taktisch eröffnen sich also einige Möglichkeiten wenn man so viele Items wie möglich mitnimmt. Im dritten Teil fand ich das allerdings so gut wie unmöglich da die eine Gruppe die den Endkampf bestreiten muss keine Items mehr kaufen kann. Stattdessen ist man gezwungen mehrere Gegnerwellen zu bekämpfen um in der dritten Runde einen Boss zu besiegen, was ich persönlich nur ein oder zweimal geschafft habe. Man kann zwar innerhalb der Runden seine Charaktere austauschen und sogar neu positionieren, das gilt allerdings nur wenn man die Gegner besiegen kann bevor der Countdown für die nächste Runde abgelaufen ist. Und wenn man das nicht schaffen sollte, dann spawnt im Endeffekt auch gar kein Boss, was ein bisschen dumm ist.

    Im Großen und Ganzen ist The Banner Saga aber ein unterhaltsames Survival RPG das sich mit jedem Teil ein bisschen weiterentwickelt, aber welches storytechnisch noch viel mehr Potenzial gehabt hätte. Solange man die Reihe an einem Stück spielt lohnt es sich aber auf jeden Fall. Längere Pausen einzulegen würde ich aber nicht empfehlen, schon weil es sich im Endeffekt um ein großes Spiel handelt das einfach nur in mehrere Teile gesplittet wurde.

    Ich sollte allerdings davor warnen dass ich den dritten Teil ein bisschen frustrierend fand. Und das nicht weil man auf halbem Wege ein Zeitlimit bekommt, sondern weil es sich mehrfach während der Ladebildschirme aufgehängt hat, wodurch ich mindestens einen Kampf komplett wiederholen musste. Wer soviel wie möglich von der Story sehen will, der muss außerdem in gewisser Weise schlecht spielen. Am Ende hat man nämlich 30 Tage um das Finale zu erreichen. Und wenn man das nicht schafft muss man noch ein bisschen Zeit herausschinden, was zusätzliche Storyszenen freischaltet. Da dürften mir aber zumindest zwei von gefehlt haben da ich mit 22 Tagen gestartet bin und somit nur noch ein kleines bisschen herausschinden musste. Wenn man taktisch rastet (also den Countdown von selbst aufs 0 zwingt) kann man die zusätzlichen Szenen vermutlich auch noch triggern, aber dann muss man halt auch wissen wie viele Tage man noch bis zum Ende braucht und wie viele sich durch diese Extraszenen rausschinden lassen.



    Gesamtwertung: 4 von 5 Punkten
    Geändert von ~Jack~ (05.11.2019 um 21:32 Uhr)

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