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  1. #28
    428: Shibuya Scramble




    Spielzeit: Ca. 45 - 50 Stunden für das wahre Ende + die Hälfte der Bonus-Szenarien und noch einige Stunden mehr für all den Rest

    428: Shibuya Scramble ist eine Visual Novel der besonderen Art. Zum einen aufgrund der Tatsache dass 99% der Story mittels Live Action Fotos, Animationen und Videos erzählt wird. Die einzig nennenswerte Ausnahme ist ein Extra Szenario dass sowohl als Prequel zum Spiel, als auch zum Anime Canaan fungiert (besser nichts drüber lesen, sonst spoilert ihr euch noch!). Und das ist leider auch das einzige Szenario das tatsächlich synchronisiert wurde. Der Rest des Spiels könnte verglichen mit vielen anderen Visual Novels also ein bisschen mangelhaft wirken … wenn da nicht die Tatsache wäre, dass es sich aufgrund des Gameplays von der Masse abhebt.

    Im Laufe der Handlung schlüpft man nämlich in die Rolle von fünf unterschiedlichen Charakteren die allesamt irgendwie dazu beitragen müssen eine Frau zu retten die von einem Verbrechersyndikat entführt wurde. Zwei dieser Charaktere haben auf den ersten Blick aber nichts mit diesem Fall zu tun und tragen dementsprechend nur indirekt zu dessen Lösung bei. Und um das zu erreichen muss man innerhalb von einstündigen Segmenten ständig zwischen diesen Charakteren hin- und herspringen um mit deren Entscheidungen das Schicksal der anderen Charaktere zu beeinflussen. Da man im Vorfeld aber natürlich nicht wissen kann was genau denn eigentlich zu tun ist, wird man früher oder später auf eins von 85 schlechten Endings treffen. Und in solch einem Fall muss man halt „in der Zeit zurückspringen“ und was anderes ausprobieren.

    Falls das irgendwen an die Zero Escape Reihe erinnern sollte, vor allem an Virtue's Last Reward oder Zero Time Dilemma, dann geht es euch genau wie mir! Das Konzept ist nämlich fast das selbe (wurde aber nicht abgekupfert da das Spiel ursprünglich vor 999 veröffentlicht wurde!), nur dass es hier keine pseudowissenschaftlichen Erklärungen für all das gibt. Und auch keine Rätsel die man zwischendurch lösen müsste. Stattdessen ist die Story ein einziges, gewaltiges Rätsel. Bei jedem Game Over gibt es zwar optionale Hinweise die einem verraten was man falsch gemacht hat, ich würde aber dazu raten diese so gut wie möglich zu ignorieren. Ansonsten machen sie das ganze ein bisschen zu einfach, auch wenn es zumindest in den letzten beiden Stunden keinerlei Hinweise mehr gibt. Diese Abschnitte musste ich deswegen auch am meisten wiederholen, schon weil einen das Spiel da auf gewisse Weise hinters Licht führen will. Wie genau will ich hier natürlich nicht verraten, aber man muss auf jeden Fall alles mal durchprobieren um den Weg zum Finale zu finden.



    Obwohl das Gameplay ganz cool ist, ist dessen Umsetzung teilweise aber extrem schwachsinnig. Allen voran in Bezug auf die Story Locks, welche nur umgangen werden können indem man einen passenden Sprungpunkt von der Route eines anderen Charakters findet. Dass die Story dadurch in vielen Fällen grundlos zum Erliegen kommt will ich hier mal ignorieren (zumal es auch Stellen gibt an denen sie tatsächlich einen sinnvollen Effekt erzielen), aber die Sprungpunkte widersprechen in einigen Fällen jedweder Logik.

    Ein wunderbares Beispiel ist die Stelle wo sich zwei Charaktere zur selben Uhrzeit im selben Gebäude befinden, und wo einer der Charaktere einen Sprungpunkt zum anderen Charaktere besitzt, dessen Story dort geblockt wird. Man sollte also meinen, dass man das Story Lock mithilfe dieses Sprungs umgehen könnte. Aber nope, der Sprungpunkt funktioniert überhaupt nicht. Stattdessen muss ein anderer Charakter der nichts mit irgendwas zu tun hat zu einer anderen Uhrzeit und in einem komplett anderen Gebäude rein zufällig den Nachnamen des geblockten Charakters nennen, woraufhin ein weiterer Sprungpunkt erscheint. Macht nicht nur keinen Sinn, sondern ist an der Stelle auch noch die offensichtlich falsche Reaktion, weswegen ich beim ersten Mal nicht auf die Idee gekommen bin da überhaupt drauf zu klicken.

    Verglichen mit den ganzen obskuren Aufgaben die man für die Bonus-Szenarien absolvieren muss ist das aber noch ein Kinderspiel. Da muss man nämlich nicht nur ein Rätsel über das Spiel lösen, sondern auch noch gewisse Punkte innerhalb der Story finden an denen man schonmal eine Minute lang warten muss bis am Rand irgendwelche Tastenkombinationen erscheinen. Die entsprechenden Hinweise bekommt man zwar durchs Rätsel (auch wenn diese verbuggt sind und man jeden doppelt anklicken muss um den aktuellen Hinweis zu sehen), aber toll ist das trotzdem nicht. Und ich würde auch persönlich von abraten, da manche dieser Szenarios zwar ganz lustig sind, ein Großteil aber sterbenslangweilig. Einzig das Szenario das man nach 50 schlechten Endings freischaltet, sowie das wahre Ende lohnen sich ein bisschen. Letzteres ist von den erforderlichen Entscheidungen her ab auch extrem obskur und fügt leider nur ein paar wenige Minuten zum Ende hinzu. Dabei hätte ich gern noch einen richtigen Epilog gesehen der mehr als nur die letzten Minuten nach dem Finale abdeckt.



    Für die eigentliche Story kann ich das Spiel aber durchaus empfehlen. Sie ist zwar nicht so komplex wie Umineko, oder so emotional wie The House in Fata Morgana, und sie hat auch nicht so viele Mindfucks wie Danganropa, aber das was sie zu bieten hat ist durchaus gut gemacht. Wobei ich an der Stelle wohl erwähnen sollte dass das Spiel vom Genre her extreme Stimmungsschwankungen besitzt. Ob das was positives oder negatives ist muss jeder selbst entscheiden. Weil zum einen gibt es diesen Thriller der sich um die Entführung dreht … und dann gibt es eine Komödie in der man eine Frau spielt die in einem Katzenkostüm gefangen ist und ihrem idiotischen Boss dabei helfen muss ein Diätgetränk für überteuerte Preise zu verscherbeln.

    Macht auf den ersten Blick absolut keinen Sinn, aber es ist halt eine Story in der Menschen die größtenteils nichts miteinander zu tun haben trotzdem das Leben anderer Menschen beeinflussen. Und es sorgt vor allem für ein bisschen Abwechslung, da die beiden Stories die direkt mit dem Kidnapping zu tun haben sich anfangs ein bisschen zu sehr im Kreis drehen. Das wird im Laufe der Zeit aber immer besser und vor allem ernster. Die schlechten Endings lohnen sich dadurch im Finale aber nicht mehr wirklich, da die meisten nur geringfügige Variationen des selben Ereignisses sind. Und dementsprechend würde ich auch von abraten die alle freizuschalten.

    Erst recht aufgrund der Tatsache dass es nicht möglich ist bereits gelesene Texte schnell durchzuskippen. Das einzige was man machen kann ist den Textverlauf nach unten zu scrollen und dabei hoffentlich einen Punkt zu finden an dem man wieder einsteigen kann. Ist mir leider erst recht spät aufgefallen, funktioniert aber teilweise auch gar nicht da die Einstiegspunkte extrem selektiv sind. Man kann innerhalb des Flowcharts aber auch verschiedenste Einstiegspunkte wählen, sprich Stellen wo man Entscheidungen treffen muss oder wo man einen Sprungpunkt gefunden hat. Letztere können übrigens auch in Tipps versteckt sein. Die geben zwar meistens nur Hintergrundinfos zu Shibuya, aber manchmal werden auch Charaktere drin erwähnt.

    Und zu guter Letzt muss ich euch noch einen technischen Tipp geben: stellt eure Lautsprecher in den erweiterten Eigenschaften auf 16 Bit DVD Qualität und wechselt innerhalb des Spiels zum Vollbildmodus. Ich weiß zwar nicht ob letzteres noch wirklich nötig ist, aber ohne die Lautsprecher-Einstellung leidet das Spiel teilweise unter furchtbaren Performance-Einbrüchen die mit knackendem Ton einhergehen. Nach der Änderung habe ich dieses Problem aber nie wieder bemerkt.

    Gesamtwertung: 4,5 von 5 Punkten
    Geändert von ~Jack~ (08.09.2019 um 03:20 Uhr)

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