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Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    AI: The Somnium Files




    Spielzeit: 27 Stunden für das wahre Ende und so gut wie alle Achievements

    >> Das vollständige Review findet ihr auf meinem Blog <<

    AI: The Somnium Files ist das neueste Werk von Kotaro Uchikoshi, dem Schöpfer der Zero Escape Reihe. Wer sich dementsprechend ein Zero Escape 2.0 erhofft, oder irgendwas das zumindest thematisch ähnlich ist, den muss ich aber direkt enttäuschen. Es ist stattdessen ein Detektivspiel bei dem man einem Serienmörder das Handwerk legen muss, sowie eine Slice of Life Komödie bei der man unter anderem dazu genötigt wird mit einem Idol auf ein Date zu gehen. All das wurde außerdem mit einer ordentlichen Prise an sexuellem Humor gewürzt, welcher unter anderem so gut wie jede Actionsequenz ruiniert.

    Anstatt die Gegner auf spannende Art und Weise auszuschalten werden sie nämlich ständig mit Pornoheftchen und Unterwäsche abgelenkt, auf die sie genauso gut anspringen wie die Wachen in Metal Gear Solid. Während es da nur ein harmloses Gimmick war kommt es hier aber selbst in den ernstesten Momenten zum Einsatz. Die Gegner müssen anschließend zwar trotzdem noch ausgeschaltet werden, das passiert in den meisten Fällen aber nur durch absurdes Glück, wenngleich die entsprechenden Situationen vorher von einer künstlichen Intelligenz simuliert wurden. Und in ein paar wenigen Fällen werden die Gegner auch einfach mal von einem 12-jährigen Mädchen mit Superkräften (die übrigens nie erklärt werden) ausgeschaltet. Was zugegebenermaßen nicht so schwer ist da die Gegner in etwa genauso treffsicher sind wie die Sturmtruppen aus Star Wars. Passend dazu gibt es für jede Gegnerart übrigens nur ein einziges Charaktermodel, weswegen man genauso gut gegen eine Klonarmee kämpfen könnte.

    Die eigentliche Story lässt verglichen mit der Zero Escape Reihe aber ebenfalls zu wünschen übrig. Gegen Ende gibt es zwar einen richtig guten Twist der soweit ich feststellen kann keine größeren Logikprobleme hat, aber das ist im Endeffekt auch die einzige Stelle die qualitativ an Uchikoshi vorherige Werke herankommt. Zwischendurch gibt es zwar auch ein paar interessante Enthüllungen, vor allem bei den Storylocks die einen dazu zwingen erst mal die normalen Routen zu beenden, aber das sind halt auch nur Hinweise die es einem ermöglichen sollen den Fall noch vor dem Finale zu lösen. Selbst Zero Time Dilemma, der schwächste Teil der Zero Escape Reihe, hatte in dieser Hinsicht sehr viel mehr zu bieten. Und das obwohl er sogar ein paar Stunden kürzer ist.

    Ich finde es außerdem schade dass hier so gut wie keine interessanten Konzepte erklärt wurden. Weil in Zero Escape gab es ja so Themen wie das Gefangenendilemma, Schrödingers Katze, das Anthropische Prinzip, das Alien-Hand-Syndrom, etc, während AI einem hauptsächlich ein bisschen was über den menschlichen Körper und vor allem das Gehirn erzählt. An einer Stelle werden zwar auch Parallelwelten angesprochen, aber das ist für Kenner der Zero Escape Reihe ja nichts neues, auch wenn hier andere Beispiele herangezogen werden.

    Nach den Logikrätseln der Zero Escape Reihe ist das Gameplay übrigens auch ein massiver Rückschritt. Um den Fall zu lösen muss man nämlich in das Unterbewusstsein der Zeugen und Täter eintauchen und dort mentale Schlösser knacken um herauszufinden was sie verheimlichen. Und dafür hat man jeweils nur 6 Minuten Zeit, auch wenn es pro Schloss einen Speicherpunkt gibt und man bis zu drei Speicherpunkte zurückspringen kann. Ein kompletter Reset wäre bei Zeitknappheit aber besser. Es gibt nämlich eine Vorspulfunktion mit der man bereits gesehen Dialoge und Zwischensequenzen überspringen kann. Die Entwickler haben aber scheinbar vergessen die zu aktivieren wenn man einfach nur zu einem Speicherpunkt zurückspringt.

    Das eigentliche Gameplay basiert außerdem viel zu sehr auf Trial & Error da ein Großteil aller Aktionen keiner wirklichen Logik folgt. Zumindest nicht der Logik der realen Welt. Das Unterbewusstsein eines jeden Menschen wird nämlich als Traumwelt (dem namensgebenden Somnium) dargestellt. Und dementsprechend muss man halt herausfinden was die Regeln der aktuellen Welt sind, was vor allem deswegen erschwert wird weil viele Objekte komplett nutzlos sind und nur dazu dienen einem Zeit zu rauben. Jede Aktion ist nämlich mit Kosten verbunden die sich nur durch positive und negative Modifikatoren beeinflussen lassen. Ist von der Idee her also ganz nett, aber die Umsetzung lässt ein bisschen zu wünschen übrig, zumal es nur sehr wenige Stellen gibt wo man wirklich taktisch vorgehen muss. Und gegen Ende haben sich die Somniums auch immer wieder aufgehängt. An einer Stelle sogar achtmal in Folge. Von daher will ich hoffen dass die Entwickler das noch patchen.

    Zusammengefasst muss ich also sagen dass AI: The Somnium Files zwar durchaus ein paar interessante Ideen hat, aber diese Mischung aus einem ernsten Detektivspiel und einer Slice of Life Komödie (die teilweise so wirkt als ob sie von einem notgeilen Teenager geschrieben worden wäre) funktioniert einfach nicht so gut wie sich die Entwickler das eventuell erhofft hatten. Die Credits sind da auch ein wunderbares Beispiel für, da die Charaktere plötzlich anfangen zu singen und zu tanzen so als ob sie in einem Musical wären. Ist zwar gut gemacht, wirkt als Abschluss einer Serienmörder-Storyline aber einfach nur bizarr. Wer all das mochte was Zero Escape zu bieten hatte, der wird mir diesem Spiel also vermutlich nicht viel Spaß haben. 428 Shibuya Scramble hat mich in dieser Hinsicht besser unterhalten. Mag zwar keinen ganz so guten Twist haben, aber dafür fand ich den Humor richtig gut. Hier ist er dafür häufig einfach nur schlecht. Und das auch noch mit purer Absicht.



    Gesamtwertung: 3 von 5 Punkten
    Geändert von ~Jack~ (27.09.2019 um 11:40 Uhr)

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