Das QfG2-Remake läuft nativ in 320x200 Pixeln, lässt sich aber entweder mit Nearest Neighbour oder Hq_x auf bis zu 4x hochskalieren, und bietet auch sonst noch ein paar (wenige!) Einstellungen um das Spiel zu verschönern. Der Import der Charakterdateien aus Quest for Glory II verläuft problemlos, und hier fangen die neuen Features bereits an: Gelegentlich wurden in QfG2EGA Charaktere mit der falschen Klasse importiert, weswegen man in QfG3 und QfG4 beim Import die Klasse wechseln kann. QfG2VGA bietet dieses Feature ebenfalls an, und darüber hinaus dürfen importierte Charaktere 25 Punkte auf dem Charakterbogen verteilen - in QfG2EGA gingen importierte Charaktere nämlich ursprünglich leer aus. In beiden Versionen dürfen neu erstellte Charaktere 50 Punkte verteilen.
Im Gegensatz zu QfG1VGA wurden bestehende Räume nicht neu designt, und auch am Layout wurde nichts gedreht. Das führt zwar manchmal dazu, dass man den Räumen, über die größtenteils "drüber gemalt" wurde, ihre EGA-Designursprünge ansieht, aber im großen und ganzen wirkt die Grafik doch äußerst ordentlich.
Das Kampfsystem wurde komplett neu designt. Über fünf Reihen kann man sich auf den Gegner zubewegen oder sich von ihm entfernen. Zusätzlich erlernt der Held mit fortschreitenden Stats neue Spezialmanöver, wie Dreifachkombos, Sprungangriffe und noch vieles mehr. Das alles ist in der Ausführung jedoch äußerst präzise und erfordert zwingend die Steuerung über den Nummernblock plus bis zu 6 Extratasten! Dadurch ist das Kampfsystem zwar wesentlich abwechslungsreicher, aber die Kämpfe dauern auch viel, viel, viel länger als in der EGA-Version, was bedeutet, dass der "Belohnung / Zeit"-Faktor in der VGA-Version wesentlich niedriger ausfällt. Insgesamt ist das Kampfsystem auch wesentlich anspruchsvoller, und es ist ohne weiteres möglich, auch mit auf das Maximum gegrindeten Stats getötet zu werden. Auf den Schwierigkeitsgraden "Leicht" und "Normal" hilft ein optionaler Auto-Assistent gelegentlich beim Ausweichen oder Angreifen, so dass man sich auf eine Aufgabe konzentrieren kann, auf "Schwer" ist man hingegen komplett auf sich alleine gestellt.
Die Angriffsmuster der Monster wurden außerdem auch alle komplett neu designt. Die Jackalmen z.B., von denen man auch hier bis zu fünf hintereinander bekämpfen darf, belassen es in der VGA nicht dabei, den Helden 1-zu-1 zu bekämpfen wie jedes andere Monster im Spiel, oh nein. Während man mit einem von ihnen im Zweikampf beschäftigt ist springen die anderen an die linke oder rechte Flanke des Helden und greifen an, was er entweder mit einer Parade (in die richtige Richtung!), oder mit einem Tritt zur Seite beantworten kann. Die Ghule sind nun Spellcaster, die Säure auf den Boden spucken, wogegen man sich festeres Schuhwerk besorgen kann.
Überhaupt ist Quest for Glory II VGA wesentlich schwieriger als das Original. Viele Änderungen richten sich explizit an Veteranen und nicht-Casuals, da einige wichtige Dinge generft wurden (wie z.B. das Feilsch-System), während an anderen Stellen - berechtigterweise - Bugs und Exploits gefixt wurden. Das führt jedoch dazu, dass Geld, und damit Heilung in Pillenform, lange Zeit Mangelware ist.
Zudem hat das Spiel selbst auch einige neue Bugs, und zwar unter anderem einen, den ich den "Verkehrte Welt Bug" nenne: Das Spiel laggt, falls es als alleiniges Programm unter Windows 10 läuft - will ich das Maximum an Geschwindigkeit rausholen muss ich nebenbei Firefox, Steam und Discord offen haben. Ich bin übrigens nicht der einzige, der diesem Bug zum Opfer fiel, soviel Warnung sei also gegeben, falls ihr das Remake mal ausprobieren wollt.
Es gibt einiges an neuem Content, und ein guter Teil, wie z.B. der Saurus Repair Shop, Sim Siddhi und Force Bolt Flurry, basiert auf ursprünglich gestrichenen Content - sogar die Designer der Ursprungsversion hat man noch einmal kontaktiert, um diese Features zu implementieren. Es gibt allerdings auch viel, nun, "Fanfiction" (im positiven Sinne!), wie z.B. zusätzliche Gespräche mit den Kattas, ein umfangreiches Extra-Einbruchsszenario, eine Sidequest zur Raumdekoration, sowie die Extrabosse Sweeping Sir James und das Pizza-Elementar - dahin hat es sich also verirrt! Löblicherweise muss man hervorheben, dass die Verteilung der Puzzlepunkte 1:1 dem Original entspricht; wer sich mit dem zusätzlichen Content also nicht beschäftigen will, der muss das auch nicht!
Es gibt lediglich zwei größere Änderungen: Ein allzu rauer Umgang mit dem Greif wird nun nur noch mit -5 statt mit -10 Paladinpunkten bestraft. Dadurch wird man nicht länger automatisch für den Paladinstatus disqualifiziert, und Corey Cole persönlich hatte diese Änderungen bereits einige Zeit vor dem Remake angeregt. Allerdings gibt es nun eine zusätzliche Möglichkeit, sich den Paladin zu versauen (Pun Intended), die es im Original nicht gab: Indem man die Röntgenbrille an der entsprechenden Stelle trägt. Zu guter Letzt gibt es einen Baum in der Oase, der sich erklettern lässt, wodurch man in der VGA-Version sein Klettern (im Gegensatz zur EGA-Version) maxen kann. Außerdem kann man im Endgame nun jederzeit schlafen gehen, was einiges an Wartezeit eliminiert.
Gesteuert wird das Spiel übrigens mit dem klassischen VGA-Interface von Sierra-Games, die eine Hand, einen Mund, ein Geh-Icon, etc. beinhalten. Mit der F6-Taste lässt sich der letzte, nicht-zielbare Zauberspruch wiederholen, und die Zauber, welche sich zielen lassen, kann man (bis auf 2 Ausnahmen) auch mit gedrückter Entertaste auslösen, was ideal fürs Grinding ist. Außerdem funktionieren auch noch fast alle Shortcuts der EGA-Version, was das Spielerlebnis äußerst angenehm macht. |