Muss sagen, dass ich das ambivalent sehe. Bin auch kein Fan davon, dass so schnell und oft überall im Netz mit dem SJW-Begriff um sich geworfen wird, weil das so eine oberflächliche (um nicht zu sagen populistische) Keule ist, die tieferliegende Feinheiten hinter subjektiv erkannten Fan-Problemen - darunter vor allem viel, was gar nichts mit der angeprangerten Thematik zu tun hat - verkennt. Von daher sind Leute, die lauthals "Kathleen Kennedy destroyed my childhood" schreien, bloß weil in der Sequel-Trilogie mit Rey eine starke weibliche Figur im Mittelpunkt steht, imho schon eher belächelnswert.

Andererseits nervt es mich ebenfalls, wenn besagte Aspekte so hervorstechen, dass sie eben nicht mehr wie ein organischer Teil der Handlung und Welt wirken, sondern gerade in ihrer Häufung eine allzu offensichtliche Agenda verfolgen, die bis dahin kein integraler Bestandteil in der jeweiligen etablierten Franchise war (anders als etwa bei Star Trek, wo nach 50 Jahren eigentlich klar sein sollte, dass Wert auf einen multi-ethnischen Cast gelegt wird, aber auch darüber beschwerte sich aktuell manch einer *rolleyes*), oder dass bei Reboots, Remakes und Adaptionen zu drastische Veränderungen in eine ganz bestimmte Richtung gegenüber der Vorlage vorgenommen werden - nicht weil es das Erlebnis generell besser machen würde, sondern um eben bewusst die Politik mit reinzubringen. Da bin ich ganz bei Schattenläufer, dass Kritik daran seine Berechtigung hat.

Wenn das nicht äußerst kompetent und vorsichtig umgesetzt wird, könnte man so etwas nämlich schnell dahingehend interpretieren, dass das Erzählen einer guten und runden Geschichte nicht an erster Stelle stand, sofern sich inhaltlich erst was verbiegen muss, damit soziale Gerechtigkeit /politische Korrektheit /ein gesellschaftlich progressives Weltbild auch ganz bestimmt genug Platz darin hat. Mir ist wie Cipolla meinte allerdings auch klar, dass solche Zielsetzungen ebensogut der Ausgangspunkt für richtig gute Projekte sein kann. Es handelt sich viel mehr um einen neutralen Faktor, der von den Verantwortlichen manchmal und in den vergangenen Jahren gefühlt häufiger und intensiver absichtlich dort verwendet wird, wo es für einen Teil des Publikums und insbesondere für langjährige Fans unangenehm ist (fühlt sich halt gelegentlich so an als würde man Popkultur instrumentalisieren).

L3-37 hat mir jetzt zwar überhaupt nicht den Film verdorben, im Großen und Ganzen mochte ich Solo eigentlich, aber der Droide (die Droidin?) und ihre wenn auch relativ kleine Rolle in der Story war so ein Part, der für mich nicht gut reingepasst hat und den man sich gut hätte sparen können. Wobei ich hier Itaju zustimme, dass es immer viel mehr darauf ankommt, wie etwas kommuniziert und herübergebracht wird. Um bei dem Beispiel zu bleiben, L3 war schon von ihrer Persönlichkeit her einfach ziemlich aufdringlich, nervig und vorlaut. Wäre sie ein interessanter, natürlicher Sympathieträger gewesen, hätte das vielleicht ganz anders ausgesehen und es hätte sich kaum jemand beschwert.

In dem Zusammenhang fand ich auch einfach schade, dass da eigentlich ein riesiges Fass geöffnet wird, das Thema dann aber nur kurz und nicht ernsthaft behandelt, sondern durch Banalität fast schon ins Lächerliche gezogen wurde. Denn dass die Droiden in Star Wars im Grunde rechtlose Sklaven sind, darüber wurde auch schon in vergangenen Jahrzehnten diskutiert und das wäre für mich eigentlich mal einen eigenen Spin-off-Film wert, der sich näher damit beschäftigt ^^ Aber doch bitte nicht so halbherzig, knapp und irritierend plump nebenbei wie in Solo.


Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
Zum Inhaltlichen – im Spoiler, weil man das in diesem Thread wirklich nicht viel weiter ausbreiten muss
Och, ist doch ein netter Zeitvertreib bis es mehr Infos zur neuen Serie an sich gibt


Um noch etwas zu schreiben, das mehr on-topic ist: Pedro Pascal (Oberyn Martell in Game of Thrones) wurde inzwischen als Hauptdarsteller in der Titelrolle bestätigt. I approve this