Ich kenne zwei Drittel von den Filmen, nämlich alle außer Bottle Rocket, Tiefseetaucher und Darjeeling Limited. Abgestimmt habe ich für Rushmore, Moonrise Kingdom und Grand Budapest Hotel, wobei letzterer mein absoluter Favorit bisher ist, wenn ich mich wirklich für nur einen entscheiden müsste.


Grand Budapest Hotel hatte nicht nur die massenweise bekannten Schauspieler die ihr ganzes Talent mit reinbringen, mehr noch als sonst sowieso schon bei Anderson, sondern das war meiner Meinung nach auch designtechnisch eine Meisterleistung, mehr noch als sowieso schon bei Anderson mal zwei. Quasi die superlative Version seines Stils, so sehe ich das wenigstens. Vor allem aber kam mir die Geschichte darin, obwohl noch immer recht persönlich und melancholisch, irgendwie größer und abenteuerlicher und teilweise auch aufregender, actionreicher und absurder vor als in den meisten seiner anderen Filme. Bin froh den im Kino gesehen zu haben. Eine Erzählung wie aus einem seltsamen Paralleluniversum, ein einzigartiger anachronistischer Mix.

Rushmore lebte von seiner irre unterhaltsamen "Dreiecksbeziehung", wenn man das denn so nennen möchte. Klasse Charakterstudie, toll gespielt von Schwartzman. Fand ich insgesamt auch amüsanter als den Wes Anderson Durchschnitt, was teilweise mit dem schulischen Setting zusammenhängt. Und Olivia Williams war in den 90ern richtig heiß ^^ Btw. eine Schande, dass der Film in Deutschland immer noch nicht auf Blu-ray zu haben ist.

Moonrise Kingdom war quirlig verpeilt und süß. Quasi eine Ode an junge Außenseiter und den Wunsch, den engen Grenzen einer spießbürgerlichen Gesellschaft zu entfliehen, unter deren Oberfläche sich genug eigene Probleme manifestieren. Hier neben den guten Kinderdarstellern auch viele hervorragende erwachsene Nebenfiguren. Und die Kostüme waren bemerkenswert.

Royal Tenenbaums hat mich ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht, nachdem mir alle etwas davon vorgeschwärmt hatten. Der Anfang und das Ende sind stark, aber die meiste Zeit über mittendrin hab ich mich bloß gelangweilt, da ich mit schätzungsweise nur der Hälfte der vielen Charaktere was anfangen konnte und mir viele mehr oder weniger egal waren.

Fantastic Mr. Fox war recht gut. Doch obwohl nur 87 Minuten Laufzeit, hatte der für mich ein paar kleinere Längen. Das Buch von Roald Dahl kenne ich nicht, kann daher nix zur Umsetzung sagen. Aber der Stop-Motion-Animationsstil hatte was. Absichtlich eher etwas grob gehalten, um dem diesen altmodischen Look zu geben...

Isle of Dogs habe ich erst vor einigen Tagen gesehen. Okayiger Film, aber hatte mir mehr davon erhofft. Und das hat rein gar nichts mit dieser bescheuerten Cultural-Appropriation-Diskussion zu tun, die in den USA so breitgetreten wurde als gäbe es keine anderen Probleme auf der Welt. Auch nicht mit der Animation, die herrlich kreativ und anders wirkte als andere Filme dieser Machart - besonders originell, dass alle Szenen, die auf Bildschirmen zu sehen sind, als 2D-Trickfilme dargestellt wurden! Und dieses Watte-Gewusel, wenn sich gezofft wurde xD Wunderbar old-school; und die Umgebungen machten selbst aus sowas ekligem wie einer Müllinsel etwas Schönes. Auch nicht an dem Kniff mit der nicht-untertitelten japanischen Sprache, das war clever (wenn auch nicht neu).

Nein, das Problem war für mich die Handlung. Bis jetzt der "unrundeste" Wes Anderson Film den ich kenne. Da wird am Anfang so viel Zeit darauf verwendet, eine ganze Gruppe von (Hunde-)Figuren einzuführen und zu etablieren, die im späteren Verlauf (ab der Hälfte oder im letzten Drittel, keine Ahnung) plötzlich überhaupt keine Rolle mehr zu spielen scheinen. Anfangs scheinbar wichtige Charaktere bleiben leider total oberflächlich und wurden kaum mit eigenen Szenen ausgearbeitet. Diverse angefangene Handlungselemente werden zwischendurch vergessen und nicht mehr weiter geführt bzw. nicht zu einem zufriedenstellenden Abschluss gebracht. Fühlte sich fast so an, als wäre den Leuten zum Ende hin das Geld ausgegangen, also musste man schnell zu einem Schluss kommen. Da wäre mehr drin gewesen. Fantastic Mr. Fox ist der bessere der beiden Wes Anderson Animations-Ausflüge.


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Generell mag ich an den Arbeiten des Regisseurs, wie schön schrullig und seltsam das alles ist. Sowohl der Look, als auch die Situationen, in denen sich diese Figuren befinden. Dabei spielt die Beziehungsdynamik, also die zwischenmenschlichen Bande speziell von Familien, stets eine herausragende Rolle. Es gibt was zum Schmunzeln und was zum Traurigsein. Etwas versöhnliches und etwas, das zum Nachdenken anregt. Comedy und Drama verpackt in einem leicht surreal anmutendem Gemälde aus vergangenen Zeiten. Als würde man in einem leicht vergilbten Bildband aus den späten 60er Jahren blättern oder so. Ich kann mir das auch nicht immer geben und bin nicht der größte Wes Anderson Fan auf Erden. Aber ich bin froh, dass er da ist und seinem Ansatz weitgehend treu bleibt. Ein paar seiner Filme haben mir richtig gut gefallen.