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Thema: Reading Challenge 2018 – Zeit zum Lesen! [Abgeschlossen]

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  1. #1


    Was für ein tolles, tolles buch! Nach a murder is announced waren meine erwartungen gesenkt, aber trotzdem habe ich auf ein besseres buch gehofft, das ich auch bekommen habe. Es hat doch merklich geholfen es auf deutsch zu lesen, aber für mein gefühl ist es auch unabhängig davon viel besser geschrieben als and then there was no one und announced murder. Ich habe mich kein einziges mal gelangweilt und konnte sogar manchmal das buch nicht weglegen. Poirot ist ein charismatischer detektiv und ich konnte alle charaktere gut voneinander unterscheiden. Mir hat sehr gefallen, dass der leser miträtseln konnte und das buch wie ein zu lösender krimi aufgebaut war. Stolz kann ich sagen, dass ich die letztendliche auflösung etwa nach der hälfte des buches ersonnen habe.

    Ich habe eigentlich nichts am buch auszusetzen. Es war kurzweilig, spannend und sehr befriedigend.

    Ich bin schon zur hälfte mit Die Welle durch. Ein furchtbares buch, aber zum glück liest es sich runter wie ein comic. Danach habe ich noch agatha christies Schneewittchen Party hier. Hat das jemand gelesen? Geht es eher in richtung ihrer schwächeren werke? Immerhin ist poirot der protagonist, das gibt mir hoffnung. I have no mouth and I must scream möchte ich auch endlich noch lesen.

    Euch noch einen guten Sonntag.

  2. #2
    1. Wie erwartet schlaucht die Schule etwas, aber hey, endlich alles geupdated! Überprüft gerne, ob ich zählen kann!
    2. Willkommen, Kayano! ^__^
    3. Byder hat wieder seine Seiten nicht zusammengezählt! ;(((
    4. Die Posts von Jack & Ty Ni verwirren mich etwas, weil ich mir nicht sicher bin, wie ich zählen soll. Bitte einfach immer kurz mit angeben, was vorne festgehalten wird! ^^''
    5. Profit!





    Trevor Noah – Born a Crime

    Hat mir meine Freundin empfohlen (wir mögen beide die Daily Show sehr gern!), und holy fuck, was für ein Leben. Eigentlich wäre das so eine typische Biografie, bei der alles danach schreit, dass sich irgendein Auftragsschreiber die abgefahrenst-möglichen Sachen ausgedacht hat, aber Trevor Noah nimmt man das durchaus ab. Der Mann ist einfach eine wahnsinnige Persönlichkeit und genau das scheint auch im Buch durch. Außerdem lernt man eine Unmenge über Südafrika, über die Apartheid, und dass er Geschichten erzählen kann wie ein junger Gott hilft natürlich ebenfalls. Volle Empfehlung!





    Samuel Beckett – Endgame

    Beim Couchsurfen mitgenommen, ohne Erwartungen außer "Hat der nicht Godot geschrieben ...?", und ja, es ist seltsam. Seeeltsames modernes Theater. Ernsthaft lustig und tragisch (auf eine äußerst absurde Art und Weise), aber selbst der Humor liegt in der Ziellosigkeit, im Ficken der Erwartungen. Ich glaube auch, man sollte das hier eher im Theater sehen als es zu lesen. Es stinkt förmlich nach Dialogkunst im Sinne einer echten Unterhaltung. Da es kurz war, bereue ich nichts, aber empfehlen würde ich es nur, wenn man allgemein auf so Kram steht.



    [11/12]

    Ich lese tatsächlich auch schon am nächsten Buch (einem Splittermond-Fantasy-Roman), eins muss ich noch für die Schule lesen (A Raisin in the Sun) und Pratchett kommt danach auch noch dran. Es werden also miiindestens 14 Bücher dieses Jahr, wenn nicht irgendwas schrecklich schief geht. <3

  3. #3
    Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
    4. Die Posts von Jack & Ty Ni verwirren mich etwas, weil ich mir nicht sicher bin, wie ich zählen soll. Bitte einfach immer kurz mit angeben, was vorne festgehalten wird! ^^''
    +2 zu den gelesenen und + 1 zu den maximalen? Also 6/7. Ob da noch was anderes dazukommt weiß ich jetzt nicht, aber ich hätte noch mehr als genug rumliegen Das Erbe der Elfen kommt jetzt aber sicherlich als nächstes. Irgendwann.

    Geändert von ~Jack~ (26.08.2018 um 20:56 Uhr)

  4. #4
    Ich komme auch gut voran mit Kemono no Souja Bd. 2, ich bin nun bei den letzten 15 Prozent. Mit fast 500 Seiten gehört das Buch aber definitiv zu den längeren japanischen Büchern, die ich besitze und im Anschluss will ich definitiv was lesen, was in der modernen Zeit spielt, denn so gut das Buch ist (und es ist wirklich gut!), ist das spezialisierte Vokabular manchmal etwas anstrengend. Das Kindle war echt keine schlechte Investition, habe auf längeren Bahnfahrten gute Fortschritte gemacht.

    Habe schon mehrere Ideen, was ich danach lesen will – momentan liebäugle ich sehr mit Minami no Kuni no Kanyada (南の国のカンヤダ, "Kanyada aus dem Land im Süden"), einem Non-Fiction-Roman (?) von Ghibli-Produzent Toshio Suzuki, das erst kürzlich erschienen ist. Geht scheinbar um eine alleinerziehende Mutter in einer thailändischen Großfamilie und das Thema des Buches ist „im Jetzt leben“. Mehr weiß ich auch nicht, aber ich bin gespannt.

    Geändert von Narcissu (26.08.2018 um 22:17 Uhr)

  5. #5
    @Cipo:
    Ok, dann update ich auch gleich mal: Bin bei 4/5
    Aktuell lese ich Oathbringer von Brandon Sanderson.

    Und ich bin euch noch 3 Kurzrezensionen schuldig

  6. #6
    Fertig mit Kemono no Souja Bd. 2 und somit bei (4/5).

    Das Ende war tatsächlich sehr offen, es endet wirklich mittendrin, was wohl so gewollt zu sein scheint, aber ohne die zwei Nachfolgerbände wären definitiv zu viele wichtige Fragen offengeblieben. Über die wiederum weiß ich fast gar nichts, aber ich bin gespannt.

    Gibt die Bücher übrigens seit ein paar Monaten auch auf Englisch, wie ich die Tage bemerkt habe:

  7. #7
    Aktualisiert!

    Zitat Zitat von Ty Ni
    Und ich bin euch noch 3 Kurzrezensionen schuldig
    Mach dir da aber keinen Stress, es geht ja letztlich ums Lesen und nicht darum, sich noch zusätzlich Druck zu machen oder so. ^_~





    Phönix und Affe – Judith C. Vogt

    Ich kopiere mal einen Text aus dem Splittermond-Forum. Das bedeutet, er ist zwar detaillierter als sonst, aber auch irgendwo auf das dortige Publikum zugeschnitten. Ist der Roman auch für Nicht-Splittermond-Fans interessant? Ich denke schon, aber nur, wenn man auf Wuxia, Kung Fu oder asiatisch angehauchte Fantasy steht.

    Phönix und Affe ist der erste Splimo-Roman, den ich nicht nur rudimentär verfolgt, sondern komplett gelesen habe, und zwar ganz einfach deshalb, weil es der erste Splimo-Roman ist, den ich ernsthaft lesen wollte. Das lag teilweise am offensichtlichen Genre, teilweise an einer durchscheinenden Konzeptualität (die Wahl des Titels!) sowie einigen interessanten Herangehensweisen, von denen ich in den sozialen Medien Wind bekommen habe, teilweise aber auch ganz stumpf am Setting, da ich mit am Zhoujiang-Band geschrieben habe und insofern mindestens etwas voreingenommen bin. Generell lese ich aber schon seit langem kaum mehr Fantasy, wenn auch nicht aus Überzeugung, sondern aus "zu wenig Zeit, zu viel Stuff" und einem Job heraus, der es erfordert, viele andere Dinge zu lesen. Deshalb habe ich auch hier etwas gebraucht. :<
    [size=8pt]Das war jetzt also der Disclaimer! ;P[/size]

    Wie es geschrieben ist

    Das Buch liest sich grundlegend sehr angenehm. Die Beschreibungen faszinieren, weil sie genau den richtigen Umfang haben. Die Dialoge sind lebendig, beim näheren Hinschauen vielleicht sogar glaubwürdig: Anfangs etwas schwierig zu greifen – die Klischees "fehlen" eben –, im Laufe des Buchs aber zunehmend nachvollziehbar; nicht weil sie besser geschrieben wären, sondern weil man die Charaktere kennenlernt und versteht, wie sie sprechen (oder auch nicht 8D). Gerade Ming-Na hatte diesen Effekt bei mir, denn spätestens in Palitan habe ich mehr als genug von der Pubertät gehört, die mich am Anfang noch überrascht hat. Zhihous "Sprache" ist wie schon im Thread angemerkt sehr engagiert umgesetzt, auch wenn es mir zeitweise etwas "gimmicky" vorkam. Man merkt sozusagen, dass hier an erster Stelle eine Idee stand, keine organische Entwicklung. Störend fand ich das aber nicht, nicht zuletzt weil dieses Genre nun mal mit starken Ideen und Klischees spielt, bis sich alles biegt und bricht. Umso schöner, dass sie sich in diesem Buch eher auf der Oberfläche abspielen, während die Charaktere deutlich "echter" herüberkommen!
    Ein bisschen muss man sich sozusagen drauf auflassen, hier eine Wuxia-Kung-Fu-etc-Geschichte zu lesen, und diese Aussage packe ich auch direkt mal in eine neue Zeile, weil ich mir gut vorstellen kann, dass sie für einige Leute einen wiederkehrenden Kritikpunkt darstellen könnte. Ich habe genau das aber durchaus genossen.
    Hin und wieder haben die detailliert beschriebenen Kämpfe meine Aufmerksamkeit verloren, was nicht am Detailgrad liegt, sondern daran, dass ich als alternder Millenial vielleicht doch einen Tacken mehr Leserfreundlichkeit benötigt hätte, ein bisschen mehr Wiederholung und Absicherung, ein bisschen Idiotensicherheit eben. So richtig verwunderlich ist das Ganze aber nicht, weil nun mal jede Bewegung von Dynamik und Drama getragen wird, und da kommt der Schreibstil nicht immer ganz hinterher. Ich möchte hier aber die Wörter "hin und wieder" betonen, denn im Großen und Ganzen passen die Kämpfe nicht nur zum Genre, sondern sind auch noch spannend und kreativ inszeniert. Und das liest sich (meistens) auch so. Lustigerweise habe ich auch bei den Nebenfiguren gerne mal den Überblick verloren, was einerseits eine persönliche Schwäche ist (ich hatte eine MENGE Spaß an George R. R. Martin ~_~), andererseits aber auch durch den einen oder anderen Nebensatz hätte abgefedert werden können: "[...], ihre alte Meisterin", "[...], der große Tiergeist der Spinne" usw.

    Hin und wieder hatte ich vor diesem Hintergrund auch den Gedanken, dass das hier ganz schön harter Stoff sein könnte, wenn man nicht mit Lorakis oder Zhoujiang vertraut ist ... Das ist aber natürlich nur eine Vermutung, und vielleicht ist gerade dieser Overkill an fremdartigen Konzepten und Namen auch ein Teil der Faszination für viele Unbedarfte. Würde mich interessieren!

    Was es mit Splittermond zu tun hat

    Eine Menge? Holy fuck, dieser Roman ist ja mal so richtig schön Splimo, oder noch spezifischer, so richtig schön Zhoujiang geworden! =D Ich habe mich definitiv etwas woozy gefühlt, weil er das Feeling dieses Subsettings so viel lebendiger und rabiat greifbarer als der Kampagnenband einfängt. Die alltägliche Magie liegt in der Luft, ohne die "richtigen" Mysterien zu entwerten. Der Einstieg im Affentempel und die anhaltend-allgegenwärtige Bedeutung der verschiedenartigen Geister sind genau das, was ich mir von einem Zhoujiang-Roman gewünscht hätte. Der Konflikt der drei Parteien schwelt stets im Hintergrund, ohne sich dabei in jedes Winkelchen der Story quetschen zu müssen. Es bleibt Raum für Setting, für massenhaft offene Fragen, für eigene Abenteuer. Die Mentalität der Zhoujiangis, die im Kampagnenbuch vielleicht eine halbe Seite einnimmt, wird immer wieder direkt angesprochen oder subtil eingebunden. Die Spinnenprovinz? Einfach nur nice. Teilweise fühlt es sich fast schon wie ein Road Trip durch unser Setting an, was ja auch im vielfachen Sinne Sinn macht.
    Auch der Power-Level der beteiligten Charaktere entspricht größtenteils dem Splittermond in meinem Kopf. Jemand hatte hier zwar schon angesprochen, dass die Bedrohung durch die Gegenspieler deutlicher oder bedrohlicher sein könnte (Ich stimme zu und ergänze: Zu viele chaotische Großkämpfe, zu wenige Duelle, zumindest für das Genre!), aber beim Lesen hat mich das nicht wirklich gestört. Ist sicher auch eine Konsequenz daraus, dass sich die Antagonisten trotz deutlich geklärter Fronten nicht unbedingt wie solche lesen – was ich sehr angenehm finde! Selbst Xitinhis Soldatenbegleiter mochte ich am Ende irgendwie, obwohl er wahrscheinlich drei Zeilen Dialog und vier Zeilen Beschreibung hatte.
    Dicke Kudos übrigens auch für die Darstellung der Triaden und ihrer Oberhäupter, sowie der prekären Balance, solche für das Setting essenziellen Charaktere sinnvoll in die Story einzubinden, sie aber weder unfähig, noch wie unantastbare "Meister-NSCs" (lol) erscheinen zu lassen. Das war so richtig fantastisch! =D
    Es gibt ein paar Details, die den Kampagnenband zumindest ... interpretieren, aber ich werde mich hüten, sie zu kritisieren, da ich sie tendenziell ziemlich cool finde und mir nicht mal 100% sicher bin, ob wir sie alleine durch die Weltredaktion bekommen hätten. 8D

    Wie es seine Geschichte erzählt

    Die Story lebt von der Reise, Wuxia eben, und durch die vielen Schauplätze mit ihren Besonderheiten und die vielen kleinen Mysterien funktioniert das für mich auch ganz hervorragend. Der seichte Humor und die süßen Beziehungshiebe hier und da helfen ebenfalls; auch wenn sie maaaaanchmal noch einen kleinen Tacken organischer kommen könnten.
    Was die Gesamtstruktur und das "große Mysterium" angeht ... hm. Hier tue ich mich etwas schwerer mit einer Einschätzung. Ich habe erst überlegt, (wie schon jemand vor mir) die Spannungskurve zu kritisieren, da es eine lange Strecke gibt, auf der man nicht wirklich viel Neues erfährt, aber ehrlich gesagt hat mich das kein bisschen gestört, und ich halte nichts davon, etwas nach Schema F zu bewerten. Reden wir also lieber über etwas, das mich gestört hat! (So ein bisschen zumindest.) Spoiler!
    Die Auflösung um Ming-Nas "Identität" funktioniert, aber nur haarscharf. Ich hatte so etwa zwei bis drei Seiten, auf denen der Deus-Ex-Machina-Alarm in meinem Hinterkopf ziemlich schlimm herumgeheult hat, und zwar nicht, weil Hüeng ein ziemlich fetter "Deus" ist, sondern weil uns die Romanmaschine davor ziemlich deutlich in die Richtung einer größtenteils weltlichen Auflösung um familiäre Herkunft, politische Doppelgänger u.ä. stupst. Natürlich gibt es immer eine übernatürliche Komponente, aber "Ming-Na ist ein großer Geist, tja!" legt dann doch schon ein paar Schippen oben drauf. DASS der Phönix für mich persönlich am Ende, nach diesen drei Seiten, doch noch funktioniert hat, ist wiederum eine große Errungenschaft der Autorin: Sie hat erfolgreich eine Welt beschrieben, in der das Eingreifen eines Geistes nicht billig wirkt, sondern wie selbstverständlich passt, in der es den großen Affen am Anfang und den Krebs in der Mitte spiegelt, und natürlich alles um Lia-Anh. Dicken Respekt dafür! Man kann sich halt streiten, ob die weltlichen Dinge um Ming-Na nicht ein bisschen zu aufdringlich waren, aber das Gesamtbild hält so oder so.
    Oh, und ich mag das offene Ende! Man kann es als "Der Weg ist das Ziel!" lesen, was in diesem Genre abermals komplett Sinn macht, man kann aber auch auf einen Nachfolgeroman hoffen, dann sicherlich mit dem Geisterdrachen oder ähnlich mächtigen Gegenspielern. Xitinhi ist an dieser Stelle ja höchstens noch ein/-e Antiheld/-in, was natürlich auch sehr cool werden kann. Sie/er hat auch den einzigen Storystrang, der für meinen Geschmack einen Tacken zu offen bleibt. Hier hätte ich gerne einen Epilog gelesen, nicht zuletzt, um einem Charakter mit so offensichtlich progressiv motivierter Entstehung einen gewissen Endpunkt zu geben. Dann wiederum: Vielleicht ist diese absolute Offenheit ja auch genau der richtige Endpunkt.

    Fazit: Insgesamt habe ich Phönix und Affe sehr genossen, und genau das ist der Punkt. Der Roman tut genau das, was er tun möchte, ohne Probleme, die ich als ernsthaft störend empfunden hätte. Im Gegensatz gibt es viele Dinge, die mich fasziniert, hier und da mitgerissen und definitiv regelmäßig lächeln lassen haben. Volle Empfehlung, wenn man etwas mit dem Genre oder Splittermond im Allgemeinen anfangen kann!

    Btw, eine lächerliche Detailfrage spukt mir schon seit Stunden durch den Kopf: Welche Überlegungen standen dahinter, das Buch nicht "Affe und Phönix" zu nennen? (Vom Klang wäre das eindeutig besser gewesen, würde ich persönlich sagen.) Ist es die Konzeptualität des Phönix als erstem der Tiergeister? Hat es was mit der Platzierung der Hauptfiguren und ihrer Beziehung in der Geschichte zu tun? Gibt es einen ganz anderen Grund, den ich noch nicht sehe?! xD''



    [12/12]

    Ich feire aber mal noch nicht zu hart, weil mir noch ein Tiffany-Aching-Buch aus meiner Liste fehlt. ^^ Das klappt noch, aber hey, vielleicht komme ich ja auch noch auf 15, das wäre eine schön runde Zahl.

  8. #8


    Lorraine Hansberry – A Raisin in the Sun

    Ein Theaterstück über die Träume und Probleme einer schwarzen Familie im Chicago der 50er-Jahre.

    Wir nehmen es in der Schule durch, und nun ja, ich muss sagen, es ist so ein richtiges Schulbuch, mit allen Implikationen. Ich werde mich die Tage noch ein bisschen ins Sekundärmaterial einlesen (heißt, allem voran Youtube-Videos und Verfilmungen schauen ), aber so richtig umgehauen oder mitgerissen hat es mich nicht, auch wenn ich den intellektuellen Wert durchaus sehen kann. Was aber auch nicht schwer ist, denn das Ding OOZT regelrecht gesellschaftlich-historische Relevanz, gerade wenn man sich vor Augen hält, dass es direkt vor der Bürgerrechtsbewegung und der zweiten Feminismus-Welle veröffentlicht wurde. Der Schreibstil ist dabei, genau wie die Handlung, sehr lebensnah und bodenständig, bis hin zum Black English, die Charaktere sind nachvollziehbar und sympathisch. Ich mag den oftmals trockenen Humor, aber letztendlich merkt man imho sehr deutlich, dass das Ganze für das Theater geschrieben wurde und als Drama nicht unbedingt gewinnt. Vor diesem Hintergrund würde ich eher empfehlen, es irgendwie zu sehen als es zu lesen; vielleicht ergänze ich hier noch eine Empfehlung, wenn ich mich selbst durch die Adaptionen geguckt habe.

    Meine momentane Unterrichtsplanung jedenfalls geht eher in die Richtung, recht schnell vom Stück in die Gegenwart zu kommen. Relevant ist es definitiv noch, ich weiß nur nicht, ob man sich dafür durch die Bühnenanleitung kämpfen muss. ^_~

    [13/12]


    So, nun aber Tiffany Aching!

  9. #9
    Lang nicht mehr gemeldet, aber ich habe dank eines längeren Urlaubs es endlich wieder geschafft, ein bisschen am Stück zu lesen. Und zwar habe ich Homers Ilias gelesen.
    (Den Erfahrungsbericht über Scotts Antarktisreise habe ich für's erste auf Eis gelegt, da er mich nicht ganz packen konnte und etwas zu lang war, aber ich komme hoffentlich bald darauf zurück.)

    Die Ilias ist super spannend. Ich habe sie in der englischen Prosa-Übersetzung von Samuel Butler gelesen, was mir sehr geholfen hat, die Geschichte richtig zu verstehen. Kann ich jedem zumindest für die erste Lektüre ans Herz legen - da hier nichts der Poesie wegen verkürzt oder kryptisch formuliert wird, ist es auch eine sehr korrekte Übersetzung. In der Version liest es sich wirklich wie ein Action-Blockbuster, der sich an grausamen Gewaltszenen ergötzt. Da werden Leute geköpft, durch die Nippel erstochen, aufgeschlitzt dass alle Gedärme herausquillen usw., und danach stehen die Helden lachend und höhnend über den Leichen und erklären fröhlich, dass Frau und Familie dieses Mannes nun bitter weinen werden.
    Aber kurz worum es geht: um den trojanischen Krieg. Die Stadt Troja heißt nämlich eigentlich auch Ilios, und die Ilias ist also der Gesang vom Krieg um diese Stadt. Dabei werden nur ca. 50 Tage des Krieges beschrieben, der eigentlich 10 Jahre lang ging. Das Ende, wie Troja/Ilios schließlich fällt, wird nur vorhergesagt, aber nicht beschrieben. Tatsächlich arbeitet das Gedicht aber stark damit, dass irgendwelche Charaktere von vergangenen oder kommenden Geschichten erzählen, so dass man am Ende des Gedichtes eigentlich alles Wesentliche über den Krieg weiß.
    Das Gedicht selbst fokussiert sich aber auf ein Schlüsselereignis, nämlich auf die Tage, in denen Achilles sich weigert zu kämpfen, und wie diese schließlich beendet werden. Es fängt damit an, dass Agamemnon eine Gefangene an ihren Vater zurückgeben muss, weil Apollo wütend ist und Unheil über die Griechen bringt. Weil Agamemnon aber nicht weniger Raubgut als die Männer unter ihm haben will, verlangt er von Achilles, dass dieser seine liebste Gefangene ihm gibt. Achilles ist super angepisst, fügt sich aber letztendlich. Aber er sagt, dass er und seine Myrmiden dann nicht mehr kämpfen werden. Da Achilles der größte Held der Griechen ist und das auch alle wissen, ist das also sehr heftig. Außerdem bittet er seine göttliche Mutter, dass die Zeus bitten soll, es den Griechen besonders schwer zu machen, damit sie sehen, was für ein Idiot Agamemnon ist. Zeus stimmt zu, und was folgt ist ein heftiges Hin und Her, weil manche Götter auf der Seite der Griechen sind, manche auf der Seite der Trojaner, und alle versuchen ihrer Seite zu helfen und kämpfen teilweise auch im Getümmel mit. Irgendwann schreitet Zeus ein, sagt dass ab jetzt keiner mehr helfen darf, und lenkt das Schicksal des Krieges höchstpersönlich: er lässt Hektor und seine Trojaner bis zu den Schiffen der Griechen kommen, so dass die Griechen schon in heller Panik sind. Dann sieht er vor, dass der Kumpel von Achilles durch Hektor getötet wird, woraufhin Achilles grenzenlosen Zorn, Trauer und Rachsucht spürt, sich von einem Gott eine neue Rüstung machen lässt und wieder mitkämpft, wodurch sich letztendlich das Blatt wendet. Er tötet Hektor, zerrt seinen Leichnam dann mehrere Tage hinter seinem Streitwagen her und ist generell ein riesiger Arsch. Dann kommt der trojanische König Priamos höchstpersönlich zu ihm und fleht ihn an, ihm seinen toten Sohn zurück zu geben. Die beiden haben einen Moment zusammen, weinen gemeinsam, und Achilles gewährt den Trojanern 12 Tage Waffenstillstand, um in Ruhe um Hektor zu trauern. ENDE.

    ... Wie, Ende? Wo ist der Rest? Muss nicht noch Paris Achilles umbringen? Muss der dann nicht wiederum getötet werden? Was ist mit dem trojanischen Pferd? Und wie entkommt Aeneas aus der Stadt? Tja, das dachte ich mir dann auch, aber wie gesagt, die Geschichte erzählt nur einen Ausschnitt. Es geht letztendlich um die Tage, wo die Götter selbst maßgeblich am Krieg beteiligt sind, und wo Achilles seinen Wunsch erfüllt bekommt, dass der Krieg mies für seine eigene Seite läuft. Zwar wird der Rest angedeutet, und auch Achilles' Tod auf dem Schlachtfeld wird ihm prophezeit (von einem sprechenden Pferd ^^), aber das Gedicht endet dann doch relativ unvermittelt mit einer langen Reihe von Trauerbekundungen der Trojaner bezüglich des toten Hektors.
    Was ich halt sehr überraschend, aber auch spannend und unerwartet finde. Das ist das älteste erhaltene Epos der westlichen Zivilisation! Und es hat trotzdem schon wahnsinnig "modern" wirkende erzählerische Mittel und ist überhaupt nicht das, was ich von einem 3000 Jahre altem Epos erwartet habe. Allein auch, dass die Griechen und die Trojaner in fast gleichem Maße beschrieben werden, und dass dabei immer ihre Sichtweise eingenommen wird und keine Seite stärker dämonisiert oder glorifiziert wird, finde ich beeindruckend. Jeder der Helden ist sowohl ein glorreicher Held aus auch ein unglaubliches Monster. Alle haben niedere Beweggründe und alle kämpfen dreckig.

    Spaß gemacht haben außerdem die Beschreibungen der Götter, die unglaublich eitel sind und sich ständig gegenseitig manipulieren. Spannend auch, weil sie eben konsequent als Ausrede benutzt werden - der Held hat nicht getroffen, weil Athene gegen ihn war, Zeus hat Agamemnon Flausen in den Kopf gesetzt und er kann deshalb ja nichts dafür, dass er so töricht war usw. Die Sekundärliteratur hierzu ist auch lesenswert, weil es z.B. möglich ist, dass die Götter der Ilias letztendlich nur eine Interpretation des Denkens selbst sind - also eine Erklärung für diese komische Stimme in deinem Kopf. Es gibt Leute, die sehen darin eine allmähliche Entdeckung des menschlichen Bewusstseins.

    Jetzt lese ich erst einmal Homers Odyssee, wieder in Samuel Butlers Übersetzung.
    Hier wird das trojanische Pferd dann übrigens kurz erwähnt, in Erzählungen. Spannend ist hier auch bereits, dass 80% der Probleme von Odysseus zu Beginn der Geschichte bereits geschehen sind (Zyklopen, Schafe von Helios, Sirenen usw.). Die Geschichte beginnt damit, dass er für tot gehalten wird, weil er seit 7 Jahren auf Kalypsos Insel gefangen gehalten (und vergewaltigt!) wird. Als er endlich gehen darf, ist seine Irrfahrt kurz darauf schon fast vorbei. Die Geschichte wird zwar erzählt, aber extrem nicht-chronologisch durch Erzählungen verschiedener Charaktere.

    Aktueller Stand:
    5/8

    Geändert von Schattenläufer (11.09.2018 um 08:54 Uhr)

  10. #10
    Geil, eine Zusammenfassung von Schattenläufer über eine übersetzte Prosaversion der Geschichte. Lesenswert!

    Vergiss nicht noch die seitenlange Aufzählung über die Städte und Stämme der Achäer. Man nimmt an, dass da nachträglich immer wieder welche hinzugefügt wurden, damit, egal wo in Griechenland die Geschichte erzählt wird, sich jeder irgegndwie mit seinem lokalpatriotischen Hintergrund beteiligt fühlen kann.

    Die Götter sind der Hammer, das geht in der Odysee leider n bisschen zurück. Aber Athene Waifu4ever. Schick, wie sich die Götter wirklich in zwei Lager teilen und Zeus son bisschen unqualifiziert über allem erstreckt, es den Leuten recht machen will, aber sich dann doch ständig beeinflussen lässt.

  11. #11
    Ich weiß nicht, ob die Zusammenfassung dieses Lob verdient. ^^° Aber dankeschön.
    Ich habe meine Lieblingsstellen tatsächlich gar nicht richtig erwähnt, und die haben fast alle mit Götter-Streitigkeiten zu tun. (Die eine Ausnahme ist alles mit Diomedes. Er, Nestor und Aeneas sind für mich die einzigen wirklichen Sympathieträger, aber im Gegensatz zu den beiden anderen hat Diomedes einfach eine epische Killstreak und ist auch sonst einfach nur Badass - und er ist nicht Sohn einer Gottheit, sondern ein einfacher Mann, sogar einer der jüngsten auf dem Schlachtfeld, und wird von Agamemnon direkt vor seiner Badass-Szene gedemütigt und als seinem Vater nicht ebenbürtig hingestellt. Coole Sau! Schön, dass er dann auch das Wagenrennen gewinnt. )

    Die Vermutung, dass da griechische Stämme hinzugefügt wurden, macht irgendwie Sinn. Hatte ich so noch nicht gelesen, sehr interessant. Mir ist das beim Lesen nicht aufgefallen, ich hatte genau solche langatmigen Passagen erwartet bei einem alten Epos, und viele Charaktere werden da ja auch schon genannt, die irgendwann dann mal auftauchen... dachte ich zumindest? Aber ist möglich, dass ich das falsch im Kopf habe.

    Und total, Zeus und seine Beeinflussbarkeit sind super.
    Zeus: "Von jetzt an greift keiner mehr in den Krieg ein, sonst bekommt er es mit mir zu tun, und ihr wisst, wie viel stärker und besser ich bin als ihr alle!"
    Athene (angepisst): "Wie bitte?! Ich werde sehr wohl den Griechen helfen!"
    Zeus: "Beruhige dich, meine liebste Tochter, ich hab es ja gar nicht wirklich ernst gemeint. Du darfst ihnen weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen."
    So eine Szene gab es zweimal zwischen den beiden. ^^ (Nicht zu vergessen, dass Zeus überredet wurde, Achilles' Wunsch zu erfüllen, indem Thetis ihn am Knie berührte...)

    Die Odyssee liest sich in der Tat sehr anders bisher. Gefällt mir auch total, aber ist durch die klar definierten Hauptcharaktere und die Abenteuergeschichte irgendwie einerseits weniger sperrig, andererseits auch weniger "episch". Mal sehen wie es weitergeht!
    Hast du von der recht neuen englischen Übersetzung von Emily Wilson gehört? Die hat wohl ziemliche Wellen geschlagen, weil sie einerseits sehr poetisch ist, andererseits extrem abgespeckt (ihr Ziel war es, pro Originalvers auch genau einen Vers mit gleicher Anzahl Silben zu verwenden, was wohl recht schwierig ist), und wiederum andererseits, weil ihre Übersetzung wohl teilweise sehr stark vom Original abweicht, um das Ganze etwas moderner, feministischer und "anprangernder" zu machen. Mir hat da vor allem die Berichterstattung darüber missfallen, die alle früheren Übersetzer ein bisschen als Sexisten darstelle, aber ich bin neugierig und werde ihre Übersetzung vielleicht als zweites lesen.

    Geändert von Schattenläufer (12.09.2018 um 08:30 Uhr)

  12. #12
    Holy fuck, der Text ist wie gesagt der älteste Text der westlichen Zivilisation und da wundert sich irgendwen, dass das im 21. Jahrhundert sexistisch aussieht? Die Leute wollen einfach nicht verstehen, dass solche Kunstwerke die Kultur ihrer eigenen Gegenwart beschreiben.
    Ich kann mich gut erinnern, wie ich tumber Tor in meinem ersten Semester an der Uni doch monierte, dass Odysseus seiner so geliebten Penelope untreu war, weil er sich mit der Circe und wenn ich mich richtig erinnere auch mit ein paar anderen Ollen vergnügte (einen Umstand, den auch John "SJW" Green in seiner Crash Course Episode kritisch anmerkte, um Odysseus als Mann, der auch chararkterliche Schwächen hat, anmerkte), bis mein Professor meinem 20-jährigen Ich erwiderte, dass das Konzept von Monogamie wie wir es kennen da noch nicht so ganz State-of-the-Art war.

    Ich hab btw. die klassische Johann Voß Übersetzung gelesen, was anderes kenn ich nich.

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