Plebs.

Wahrscheinlich würde dir die Serie deutlich besser gefallen. Die zieht viel Charakterisierung, die im Buch sehr subtil bzw. Interpretationssache ist, in den Vordergrund bzw. auf die Ebene des Schauspiels (vor allem für Shadow, Laura und die New Gods), gibt den Leuten an vielen Stellen mehr Fleisch und lässt auch eeetwas mehr passieren. Es bleibt aber ein Road Trip, bei dem es um das Setting und die Figuren geht. Auch wenn ich sehr gespannt bin, was sie noch so mit den News Gods anstellen.

Für mich auf jeden Fall eins meiner Lieblingsbücher ever! Die Charaktere, das World Building, die Tiefe der Grundidee und in diesem Kontext auch einfach dieses Bild Amerikas haben mich völlig umgehauen. Wobei ich mich entsinnen kann, dass mich das Pacing beim ersten Lesen auch nicht sonderlich mitgerissen hat; da war ich aber auch 17 oder so und hatte eine entsprechende Aufmerksamkeitsspanne. ^^ Und ich hab fette Fantasy erwartet, was hier echt nicht die richtige Herangehensweise ist.

Seit der Serie übrigens ein wunderbares Ding für den Englisch-Unterricht. Die ist nämlich noch mal amerikanischer und drückt voll den Finger rein.

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Der Leser wird sich von Anfang an mit vielen Fragen konfrontiert sehen, die lange Zeit nicht oder nie beantwortet werden, da der Protagonist alles einfach so hinnimmt und keine Fragen stellt. Es gab keine "Holy Shit! Du bist fucking Anubis?!"-Momente
Genau das ist aber der KERN a) des Buchs und b) dieses Charakters! Er ist jemand, der so tief in seinem (Nicht-)Glauben verankert ist, dass er erst nicht akzeptieren will, was offensichtlich passiert, und selbst dann, als alles um ihn herum explodiert, noch nichts damit zu tun haben will oder es entgegen aller Vernunft als Normalität behandelt – und natürlich trotzdem mitmacht, weil sein (Nicht-)Glauben sehr tiefliegende Gründe hin, bis hinein in seinen Stammbaum. Er ist praktisch der perfekte Protagonist für dieses Buch, weil es seine gesamte Atmosphäre und Faszination aus dem Mittelweg zieht, dass alles offensichtlich durchdachte Erklärungen und Gründe hat, dass man diese als Leser aber abgesehen von den großen Konflikten nicht bekommt und sich so in einer fremden Welt wiederfindet, die man erkunden möchte – oder man "schwimmt" einfach in der Fremdartigkeit, aber das ist offenbar kein Reiz für dich. Weshalb es auch ein gutes Buch zum mehrmals lesen ist.
Was übrigens ALLES das krasse Gegenteil von Alice ist, weshalb ich den Vergleich etwas abgefahren finde. xD
Ich weiß bspw. noch sehr lebhaft, dass ich beim ersten Mal wirklich NULL Ahnung von Mythologie hatte und nicht mal Low Key gecheckt habe ... wo ich mir heute denke "WAS ZUR HÖLLE MANN?!" Ich bin also ähnlich ignorant wie Shadow durch dieses Buch gegangen, was anstrengend, aber hammer faszinierend war. Und seitdem wusste ich jedes Mal ein bisschen mehr (auch vom Lesen) und habe es einmal sogar mit "Wikipedia nebenbei" gelesen. Und ich weiß, dass ich nie das ganze Buch durchschauen werde, weil Gaiman bewusst Dinge eingebaut hat, die sich zumindest nach dem aktuellen Stand der Dinge nicht endgültig klären lassen. Es wird also immer ein Mysterium bleiben, und das gehört hier definitiv dazu.