@Itaju: Die Übersetzung habe ich nicht gelesen, aber der Wiki-Artikel zu Moby Dick dokumentiert, dass sie in der Übersetzerszene wohl einen richtigen Catfight ausgelöst hat. :P
Den Don Quijote finde ich in seinen alten Übersetzungen echt, echt anstrengend. Hat mich erst in der Neuübersetzung von Susanne Lange gepackt. Simplicissimus ist unheimlich weitschweifend, so sehr, dass Grimmelshausen stellenweise einfach das Feldtagebuch eines Soldaten im Dreißigjährigen Krieg kopiert hat, aber die Kulisse ist schön und die Hauptfigur interessant. Eine "Übersetzung" in modernes Deutsch von Reinhard Kaiser macht ihn zugänglicher. Ivanhoe habe ich noch nicht in spannend gelesen und die göttliche Komödie, gut. Ich will nicht sagen, dass Moby Dick genauso spannend ist wie diese Bücher, sondern dass man vielleicht enttäuscht sein muss, wenn man Spannung erhofft.
Das Argument ist unabhängig von Leseerfahrung. Ich sage nicht: "Würdest du mehr lesen, wüsstest du ..." Das wäre anmaßend. Ich meine, Moby Dick ist wahrscheinlich nicht als Abenteuergeschichte angelegt, aber so reichhaltig oder wild durchmischt, dass eine drinsteckt. Vielleicht hätte Melville sie ähnlich spannend wie R. L. Stevenson schreiben können, wer weiß.Zitat von Schattenläufer
Ja, er ist kein Erzähler, der nicht auch Teil der Handlung ist. Solche finde ich in vormodernen Zeiten spannend, weil die Subjektivität des Individuums noch nicht so durchsetzungsfähig war. Moby Dick gehört nicht zu meinen Lieblingen, aber gerade diese ... Inkonsequenz Ishmaels oder seiner Darstellung hat mir gefallen. Davon ist in vielen Übersetzungen und Überarbeitungen nichts mehr geblieben, die von mir erwähnte Kinderbuchausgabe des Arena-Verlags erzählt eine Abenteuergeschichte und reduziert den thematischen Überbau auf die Frage, ob Besessenheit zum Untergang führt. Wahrscheinlich gibt es auch Ausgaben, die sich ganz und gar auf Ishmael konzentrieren. (Wieviel Melville noch da drinsteckt, wäre eine interessante Frage.)Zitat