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Thema: Reading Challenge 2018 – Zeit zum Lesen! [Abgeschlossen]

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Eigentlich war der Plan ja, nun endlich mal Agatha Christies And then there were none zu beenden, aber… Ja, ich kann bisher dem hier zuvor gesagten leider nur zustimmen, es liest sich wirklich nicht gut. Es ist ziemlich hölzern geschrieben, aber vor allem ist es für Leute wie mich, die sich partout keine Namen merken können, furchtbar verwirrend: Man bekommt am Anfang diese 10+ Charaktere vorgesetzt aber, so richtig Tiefe haben die nicht (wofür vermutlich auch keine Zeit wäre bei dem dünnen Buch). Ergo bin ich quasi nur dran rauszufinden, wer jetzt denn nochmal wer ist.

    In der Zwischenzeit habe ich ziemlich spontan dafür zwei andere Bücher gelesen!




    Alan Bradley, Flavia De Luce – Mord ist nicht das letzte Wort (2017)
    Jedes Mal, wenn ich etwas Zeit an einem Bahnhof totzuschlagen habe, gehe ich in eine Buchhandlung. Und jedes Mal, wenn ich in eine Buchhandlung gehe, schaue ich, ob es einen neuen Flavia De Luce-Band gibt. Eine der Reihen, die ich mal auf deutsch angefangen habe und seither teils aus Gewohnheit, teils wegen der hübschen Covergestaltung auch auf deutsch weiterlese!

    Mord ist nicht das Letzte Wort ist der achte Band der Flavia De Luce-Reihe, deren 12-jährige Protagonistin Flavia De Luce (wer hätte es geahnt), wohnhaft in Bishop’s Lacey, einem kleinen Dorf nahe London um 1950 herum, einen Faible für Chemie (vor allem Gifte aller Art) und für’s Leichen-Entdecken hat. Ausgestattet mit viel britischem Humor, einer gehörigen Prise Eskapismus (Flavias treuester Gefährte ist ihr Fahrrad, welches Gladys heißt und in ihrer Fantasie lebendig ist) und vor allem Flavia als MacGyver der Chemie bietet die Reihe sehr humorvolle und leichtherzige, klassische Krimis – nur mit dem Twist, dass man sie aus Sicht einer 12-jährigen erlebt.
    Man sollte dazu sagen, dass die Reihe – für mich – eher weniger zum Rätseln geeignet ist: Die Mordfälle sind in der Regel nicht sonderlich kunstvoll inszeniert oder konzipiert und es kann schnell passieren, dass man entweder Zusammenhänge begreift, lange bevor Flavia auch nur in die Richtung denkt, aber auch, dass die Lösung sehr aus dem nichts kommt. Die Stärke der Reihe sind daher weniger die Verbrechen als vielmehr einfach die Charaktere: Bishop’s Lacey hat herrlich unterhaltsame Einwohner und vor allem Flavia und ihre Familie – ihre beiden älteren Schwestern, ihr Vater und dessen Bedienstete – ergeben ein tolles Zusammenspiel. Vor allem aber schafft Alan Bradley es, Flavia zwar als gewiefte Deketivin und Chemikerin darzustellen, aber stets auch als glaubhaftes Kind, welches mal albern ist, mal trotzig und gerade wenn es zur Gegenüberstellung mit dem Mörder kommt gerne auch mal einfach Angst hat oder erkennen muss, dass es sich übernommen hat.

    Band 6-8 der Reihe legen den Fokus dabei sehr auf die De Luces – mit ein paar Twists, die glaube ich nicht jedem Gefallen – gerade Band 7 und 8 bieten aber dabei großartige Trittbretter für eine gehörige Charakterentwicklung. Ich bin sehr auf Band 9 gespannt.

    Die Reihe insgesamt wäre bei mir eine 4/5 – Abzug für den, wie ich finde, oft zu kurz kommenden Puzzle-Aspekt, den ich doch bei Detektivromanen so liebe – Band 8 im speziellen bekommt 3/5, da ich die Aufklsung ehrlich gesagt wirklich etwas mau fand. Gut unterhalten wurde ich dennoch.

    ★★★★☆ (3/5)




    Becky Albertalli, Love, Simon bzw. Simon Vs. The Homo Sapiens Agenda (2015)

    Vielleicht hat der ein oder andere davon gehört – der Film dazu (“Love, Simon”) lief die Tage in England an. Ich war per Zufall darauf gestoßen, hatte mal in die Leseprobe geschaut und dann gestern zugeschlagen – und das Buch in einem Stück durchgelese. Erste bis letzte Seite. Ohne Essens-, Tee- oder Toilettenpause. Man ahnt eventuell schon, wie ich das Buch finde, aber erstmal zum groben Inhalt:

    Simon ist 17 und ein insgesamt sehr durchschnittlicher, normaler Teenager der mit seiner recht überdrehten Familie und seinen Freunden in einen relativ konservativem Städtchen in Georgia lebt. Eines Tages entdeckt er auf dem Schul-Tumblr, wo alle Schüler Blödsinnsposts oder Gerüchte reinstellen können, einen anonymen Post von jemandem namens Blue, in dem dieser sich als schwul outet. Und Simon antwortet, ebenfalls anonym – denn auch Simon ist schwul, und hat sich nie getraut, mit jemandem darüber zu reden. So entsteht eine anonyme Emailfreundschaft zwischen den beiden, die, auf eine sehr weirde aber auch typische Teenie-Art zur (anonymen) Quasi-Beziehung wird, in der die zwei sich einander immer mehr annähern. Dann vergisst Simon, sich am Schul-PC auszuloggen, sodass ein Mitschüler seine Emails findet. Der Screenshots macht.

    Das mag jetzt sehr nach Drama klingen, tatsächlich ist das Bich aber vor allem eine sehr ausgewogene Mischung aus Romance und Comedy, die in vielen Punkten ganz typische Teenie-Sorgen und Probleme behandelt – dabei bloß halt einen schwulen Elftklässler als tragende Figur wählt. An keiner Stelle wird irgendwem dabei der moralische Spiegel vorgehalten, an keiner Stelle irgendjemand ausgegrenzt. Love, Simon ist generell vor allem eins: Wahnsinnig inklusiv, damit jeder die Möglichkeit hat, sich mit Simon und/oder seinen Freunden zu identifizieren, wobei für jede Sexualität, Hautfarbe, Geschlecht oder selbst Hobby etwas dabei ist. Das Buch bekommt diesen Spagat aus Wohlfühl-Faktor (eine inklusive Geschichte mit verständnissvollen Eltern, tollen Lehrern, sympathische Freunden) und einer Welt, in der aber trotzdem Streit, Mobbing und Vorurteile existieren, gut hin. Es ist ein Wohlfühlbuch, aber nie unglaubwürdig, da alle Charaktere ihre guten und schlechten Seiten haben – heck, selbst der erpresserische Mitschüler hatte am Ende ein gutes Stück Sympathie bei mir gepachtet, und das will was heißen.

    Vor allem aber stimmt mich das Buch in mehrerlei Hinsicht sehr positiv: Es ist einfach ein super-gut gelungenes Positivbeispiel dafür, wie man es schaffen kann, eine Geschichte zu erzählen, wo auch queere Teenager die Möglichkeit bekommt, sich wiederzufinden, ohne, dass sich der Rest der Welt damit ausgeschlossen und zwischen den Zeilen gerügt fühlen muss. Dazu ist die Verfilmung einer der ersten richtig großen LGBT-Filme, die von Hollywood gemacht werden und damit wirklich das Zeug haben, im Mainstream anzukommen und auch zukünftig zu mehr Repräsentanz zu führen. Und, auch wenn ich weiß, dass das in anderen Bereichen hier ein wundes Thema ist – das ist so, so wichtig für so viele Teenager.

    Buch und Film schreiben sich „Everyone deserves a love story“ auf die Fahne, und exakt das setzen sie auch um.

    That being said – es ist ein Jugendbuch und es wird sehr wahrscheinlich eine üblich-grandios-unsubtile 20th Century Fox-Romcom werden und wer eine ausgeklügelte, erwachsene Geschichte erwartet… nun, für den wird das absolut nichts. Aber wer eine leichte aber wirkungsvolle Romcom möchte, die ihn an seine oder ihre Teenie-Zeit (und vor allem die awkwarden Versuche hinsichtlich Beziehungen) erinnert, der kann eigentlich nichts verkehrt machen – egal, welches Geschlecht, Hautfarbe, Sexualität oder wasweißich man hat.

    ★★★★★ (5/5)

    Zu guter Letzt hier noch ein Link zur Guardian-Rezension: Klick!




    So, und jetzt wohl oder übel zurück zu Frau Christie <_<

    Geändert von BDraw (08.04.2018 um 12:45 Uhr)

  2. #2
    Zitat Zitat von BDraw Beitrag anzeigen
    Man bekommt am Anfang diese 10+ Charaktere vorgesetzt aber, so richtig Tiefe haben die nicht (wofür vermutlich auch keine Zeit wäre bei dem dünnen Buch). Ergo bin ich quasi nur dran rauszufinden, wer jetzt denn nochmal wer ist.
    Noch ein Grund warum ich Umineko bevorzuge. Der Anfang mag zwar richtig langsam sein, aber dafür lernt man die Charaktere auch erst mal etwas kennen bevor überhaupt der erste Mord geschieht. Und aufgrund des Konzeptes gibt es ja noch mehr als genug Zeit sie später besser kennenzulernen. In And Then There Were None existieren die Charaktere dafür hauptsächlich um umgebracht zu werden, weswegen mir eigentlich nur ein Charaktere im Gedächtnis geblieben ist, und das auch nur wegen der Aufklärung der Story.

    Ich habe außerdem endlich Collection Fiction - H.P. Lovecraft - A Variorum Edition: Volume 1: 1905 - 1925 beendet. Hat für 530 Seiten eigentlich viel zu lange gedauert, aber die Stories haben mich auch nicht wirklich motiviert weiterzulesen. Die mögen zwar über einen Zeitraum von 20 Jahren entstanden sein, aber so wirklich genial fand ich keine davon. Hier und da gab es mal interessante Ideen, aber in einigen Fällen hat es schlichtweg zu lange gedauert bis die Story endlich interessant wurde. Und häufig waren sie kurz darauf auch schon vorbei. Einige seiner Geschichten, vor allem die richtig kurzen, fand ich außerdem einfach nur langweilig, wenn nicht sogar komplett sinnlos. Allein davon ausgehend würde ich H.P. Lovecrafts Werke also als komplett überbewertet bezeichnen. Er kann zwar größtenteils gut schreiben (wenn er nicht gerade darauf besteht einen Charakter in einem fürchterlichen Akkzent reden zu lassen der mich dazu gebracht hat dessen Dialoge nur zu überfliegen), aber wirklich interessant (und vielleicht auch gruselig) ist nur ein Bruchteil dessen was ich gelesen habe.

    Nichtsdestotrotz werde ich mir den zweiten Band dieser Sammlung irgendwann vermutlich auch noch holen. Weil der ist zwar etwa genau so lang, enthält dafür aber nur 13 statt 45 Geschichten. Und da diese offensichtlich länger sind als die meisten Stories im ersten Band, könnten sie eventuell auch interessanter sein. Wenn nicht, dann werde ich mir den dritten Band aber nicht mehr holen.

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