[6/12]
LISA
Mannomann. Was für ein faszinierendes Stück Software. Nach dem Ende musste ich erstmal ne halbe Stunde gar nichts machen. ^^
Ich habe ein paar Bilder geklaut!
Es ist so eine Geschichte, die schon sehr früh klarmacht, auf welches Ende sie hinausläuft, und genau dieses Unabwendbare, die Eskalation ist die Faszination. Das Finale war in diesem Sinne absolut perfekt. Und besonders toll: Ich habe, bevor ich im Internet nachgelesen habe, nur das absolute Minimum der Story verstanden. Ich hätte am Ende nicht mal sagen können, wer Lisa ist. (xD') ABER es hat trotzdem funktioniert, und das ist Hammer. Ich werde es auch bei dem Hauptspiel (The Painful) und ein bisschen Youtube belassen, weil es wunderbar für sich allein steht, weil die Hintergründe wirklich nur wertvolle Hintergründe sind. Was passiert, also die tatsächliche Geschichte, ist auch so vollständig glaubwürdig, einfach weil man es fühlt. Und das beste an diesem ganzen Komplex ist, dass sich LISA nicht prätentiös in seiner Ernsthaftigkeit, seiner Negativität oder der Komplexität seines Hintergrundes suhlt, sondern ein vorrangig obskures, lustiges Spiel mit sehr klug verteilten Magenhieben ist. Stellen wie das Finale der ersten Region, alles um Wally, die letzte Entscheidung mit Buzzo, das Rennen gegen den Rehtypen und vor allem der Gipfel des "verschneiten" Berges hinterlassen einen fetten Klos im Magen. Die anderen Teile der Reihe passen offensichtlich dazu, aber sie beantworten lediglich Fragen, die nie wirklich essenziell waren. Und genau so sollte das sein.
Selbiges gilt übrigens für die Tabus, mit denen das Spiel spielt: Es sind oftmals echte Tabubrüche, aber man hat nie das Gefühl, dass das Spiel lediglich schockieren oder gar auf Sensibilitäten pissen will. So kommt es auch gut damit weg, eine Welt ohne Frauen, voll (sexueller) Gewalt und Minderheiten-Klischees aufzubauen, ohne dass ich es fragwürdig finde. Ich würde sogar sagen, dass es zwischen den Zeilen ein paar interessante gesellschaftliche Fragen stellt, auch wenn das definitiv nicht der Fokus ist.
Mit dem Gameplay verhält es sich ähnlich. Ein bisschen jank, ein bisschen exploitable, aber tatsächlich trifft das sehr gut die raue Welt, das gesamte Spielgefühl. Der Schwierigkeitsgrad ist fast immer klug und passend gewählt. Dass man von Klippen fallen kann, das Grinden, selbst die Unsicherheit und die Auswahlparalyse durch die Vielzahl an Türen, die sich bei mir in jedem neuen Gebiet eingestellt hat, waren imho herausragende Entscheidungen, die verhindern, dass sich das Spiel irgendwann konventionell anfühlt. Man versteht es zunehmend, aber nicht gleich, und dieses Verständnis ist auch nicht "ah, X plus Y!", sondern eben LISA. Kleinigkeiten wie die Benennung der Statusveränderungen oder den Einfluss, den die eigenen Entscheidungen auf den Kampf haben, sind Gold wert für das Gesamtbild. Wenn in den Endkämpfen geschrieen, geheult und mit Brandbomben geworfen wird, weil es wirklich sinnvoll für das Kampfsystem ist, das die letzten Stunden aufgebaut wurde ... Mannomann.
Die Vielzahl an Charakteren ist sehr cool, aber das hätte man imho noch besser einbinden können. Einen guten Charakter zu verlieren, ist nicht nur frustrierend (was ja durchaus passt), sondern auch nervig, weil man genau weiß, dass man neu laden kann, weil man ohne Recherche oder eine Menge stupides Trial'n'Error nicht weiß, wie die Schwierigkeitsgrade und der Permadeath-Aspekt des Spiels überhaupt funktionieren. Hier hätte man die Didaktik also ein bisschen anziehen können, im Rest des Spiels funktioniert sie schließlich auch hervorragend. Letztendlich habe ich nach zwei, drei Stunden bis zum Ende des Spiels dieselben Charaktere benutzt, weil alles andere zu nervig gewesen wäre. Macht das Spiel nicht kaputt, aber da wäre noch etwas Luft nach oben gewesen.
Gameplay war deutlich interessanter als gedacht, aber vor allem würde ich es heute krasser einordnen als "cooles Stück Indie-Obskurität", gerade durch das starke Konzept ... auch wenn es schon recht deutlich eine Indie-Obskurität ist.Zitat von Erwartungen
Also ja, "Mannomann" ist mein Fazit. Ein extrem hartes, eingängiges Spiel, das auf allen Ebenen unkonventionell (aber lustigerweise immer noch sehr eindeutig ein Ost-RPG) ist und trotz allem nicht in die Gruben fällt, die ich erwartet habe. Großartig, auch wenn ich vermute, dass es nicht jedermanns Sache ist.
Mal sehen, was als nächstes ansteht, hab schon hart Bock auf Yakuza 5! Jetzt aber erstmal ein paar Wochen Urlaub.![]()