Atelier Lydie & Suelle (Switch)
Handlung
Lydie und Suelle, Zwillinge, Hohlbirnen und Töchter eines Alchemisten, wollen ihr Atelier zum besten des Landes machen – dazu muss man mit ihnen verschiedene Prüfungen absolvieren, die den Rang des Ateliers steigen lassen. Es gibt auch noch ein paar Familiendinge der beiden, über die man was erfährt, Deus-ex-machina-Endgegner und sehr viele unterbelichtete Gespräche (inkl. Lauten wie „Quietsch!“, „Uah!“ und „IIIgitt!“).
Im Ernst: Die Handlung dieses Spiels ist erstens kaum existent, wird schlecht erzählt und der „Humor“ darin dürfte höchstens Pubertierenden gefallen (ich entschuldige mich schon einmal bei allen Pubertierenden, die sich hierdurch angegriffen fühlen *hust*).
Die Charaktere sind sämtlich ein schlechter Witz, sie sind nämlich saublöd. Entsprechend erreicht alles andere auch kein wahnsinniges Niveau – alles ist Friede, Freude, Eierkuchen und Lydie stellt auch schon mal fest, dass plätscherndes Wasser total niedlich wäre (kein Scherz). Auch schön: Lydie und Suelle stellen fest, dass sie aus ihrem einzigen (!) Kleidungsstück herausgewachsen sind und müssen sich die Kleidung anpassen lassen. Sinn? Hygiene?
Letztendlich ist man sowieso vor allem damit beschäftigt, diverse, obligatorische Nebenaufgaben zu erledigen, um diesen Witz einer Handlung voranzutreiben.
Gameplay usw.
Verglichen mit Atelier Firis haben die Entwickler glücklicherweise die Finger von offenen, leeren Langeweilewelten gelassen – in diesem Spiel hier gibt es nur eine Stadt und diverse Gebiete, die man zum Zutatensammeln und Kämpfen aufsucht.
Was das angeht, fand ich das Spiel deutlich besser als Firis und größtenteils in Ordnung. Kämpfe sind nicht extrem spannend, erfüllen aber ihren Zweck, wobei ich diese logischen Kombo-Angriffe aus Atelier Shallie aber sehr vermisse. Das Kampfsystem dieser Spiele, das in Atelier Shallie richtig funktionierte, hat sich ja seit Atelier Sophie zurückentwickelt. Hier wurde es nun wieder leicht verbessert, so dass man hoffen kann, dass das so bleibt.
Gut gefiel mir, dass man zügig levelt, da mir das, was Motivation angeht, mit am wichtigsten ist. Die Schwierigkeit ist zudem recht ausgeglichen und Umgebungseffekte der jeweiligen Bildwelten, die man besucht, sind eine nette taktische Komponente, die man gut nutzen kann (man kommt aber auch so zurecht).
Wie die Alchemie mit den Neuerungen, die seit Atelier Sophie eingeführt wurden, funktioniert (z.B., was die farbigen Felder angeht), wurde im Spiel nie richtig erklärt, aber in diesem Titel konnte ich es mir immerhin durchs Ausprobieren so herleiten, dass ich zwischenzeitlich gerne mit dem System gearbeitet habe. Andere Dinge, nicht unbedingt alchemiebezogen, waren mir dagegen bis zum Schluss nicht klar.
Die Umgebungen im Spiel sind zahlreich, unterscheiden sind, waren aber meistens zu groß, da man eh nichts Besonderes darin sieht und mehrere Welten zigmal erneut durchlatschen musste. Eine Schnellreisefunktion hätte man hier mal einbauen können.
Darüber hinaus ist das Spiel leider sehr eintönig: Man guckt sich Zwischensequenzen an, durchläuft neue Gebiete, erledigt Nebenaufgaben und nimmt letztendlich am Test teil – all das über 12 Kapitel verteilt.
Was mir darin überhaupt nicht gefiel, ist der Zwang, Nebenaufgaben zu erledigen, um an den Prüfungen für den nächsten Rang teilnehmen zu können. Diese Aufgaben sind langweilig und nichts als ein Spielzeitstrecker (z.B. Insekten sammeln, bestimmte Gegenstände herstellen, Leute aufsuchen, mehr Gegenstände herstellen, Angeln…). Atelier Shallie (der, wenn man mich fragt, beste Ableger der Reihe) hatte es wenigstens so gelöst, dass man selbst entscheiden kann, auf welchen Aspekt des Spiels (Alchemie, Kampf usw.) man den Fokus legt. Wenn man in Lydie & Suelle aber angeln gehen soll, muss man auch angeln und zwar pronto!
Graphik und Musik
Ich hatte den Eindruck, dass die Graphik für die Switch-Version ordentlich heruntergedreht wurde. Texturen sind matschig und verschwommen und generell sieht das Spiel nicht besonders toll aus. Komisch, denn angeblich kann der heilige Gral der Spielekonsolen, für den es eine Handvoll Spiele gibt (*hust*) doch so viel. Andere Spiele der Reihe sahen jedenfalls deutlich besser aus, wobei hier auch die Charaktermodelle überwiegend nicht gut aussehen. Und die Charaktere laufen immer noch so, als würden sie durch die Gegend schweben.
Musikalisch fand ich das Spiel in Ordnung. Es sind keine Kracher dabei (manche Spiele der Reihe hatten gute Stücke), aber es ist auch kein Totalausfall. Interessanterweise fand ich die dämliche Musik in der Schmiede am ansprechendsten.
Fazit
Atelier Lydie und Suelle muss man nicht gespielt haben, denn es reiht sich in die Reihe von Spielen seit Atelier Sophie ein, die einfach nicht mehr gut waren. So richtig kapiere ich das nicht, da sich die Reihe seit A. Ayesha ziemlich gut entwickelt hatte, aber was soll’s.
Man muss für dieses Spiel einiges abkönnen, was Eintönigkeit und vor allem Schwachsinn angeht, ansonsten kann man es aber spielen, wenn man Spaß an Alchemie, Erkundung usw. hat. Die Spielzeit unten kann man übrigens allein durch erzwungene Spielzeitstrecker erklären. Na, ja.
Insgesamt: 6/10
Spielzeit: 29 Std.