Tokyo Xanadu eX+ (PS4)



Ich hatte keinen ganz leichten Start mit diesem Spiel; habe zuerst die japanische Vita-Version angefangen, um festzustellen, dass mir solch ein Spiel darauf mal wieder keinen Spaß macht und habe es dann auf der PS4 gespielt und gemerkt, dass es immer noch nicht so toll ist. Na, ja...

Handlung
Kou ist einer dieser typischen, langweiligen Schüler-Typen, die man leider immer wieder in Rollenspielen findet. Als er Mitschülerin Asuka durch ein komisches Portal folgt, stellt er fest, dass die Welt mit einer Bedrohung zu kämpfen hat, die die meisten nicht sehen können, er und ein paar andere Auserwählte aber schon. Man kämpft also fortan gegen die „Eclipse“ … und macht nebenbei einiges an spannungsarmen, schülermäßigem Alltagszeug.


Falcoms Trails-Spiele mag ich ja ganz gern, weil sie es u.a. schaffen, eine spannende Geschichte zu erzählen, auch wenn Klischees leider immer mehr zunehmen. Tokyo Xanadu sticht da ziemlich heraus – im negativen Sinne: Die Handlung ist banal und langweilig. In jedem Kapitel ist man damit beschäftigt, einen neuen Charakter zu rekrutieren, erledigt – wenn man will – ein paar Nebenaufgaben und landet hinterher noch einmal in einem Dungeon, einen roten Faden kann man zuerst nicht erkennen und die Charakterinteraktionen sind entweder klischeehaft oder total uninteressant (es gibt z.B. ein Kapitel über die Mitglieder einer Pop-Band). Erst gegen Ende, wenn das Spiel schon fast vorbei ist, tut sich handlungsmäßig noch ein wenig, allerdings rettet das die Geschichte wirklich nicht.
Darüber hinaus gibt es im Spiel ziemlich ekelige Charakter-Archetypen: Am schlimmsten fand ich die reiche Erbin, die sich um alle sorgt, alles kann und – buhu, buhu – von ihrer Familie zwangsverheiratet werden soll. In welcher Zeit spielt dieses Spiel noch einmal?

Noch etwas zur Lokalisation: So etwas schlechtes habe ich selten gesehen. Es gibt Sätze mit falscher Grammatik, dieselben Begriffe werden an verschiedenen Stellen unterschiedlich übersetzt, die Formulierungen sind schrecklich und manche Übersetzungen sind schlicht falsch. Man erhält den Eindruck, dass diejenigen, die das hier verzapft haben, weder Englisch, noch Japanisch einigermaßen beherrschen. Wirklich: Grottenschlechte und dem Kunden gegenüber unzumutbare Arbeit.


Gameplay usw.
Im Gegensatz zu den Trails-Spielen hat das hier ein Action-Kampfsystem. Hier nimmt die Erkundung der Dungeons einen großen Raum ein und funktioniert auch relativ gut. Die Dungeons sind zwar überwiegend lineare Schläuche, allerdings vor allem im Aussehen abwechslungsreicher als das, was man in Sen no Kiseki sieht. Dazu kommen ein paar sehr rudimentäre Rätsel.
Die Kämpfe haben mir meistens Spaß gemacht, denn sie funktionieren sie ähnlich wie in Ys, sind allerdings nicht so ausgereift. Leider sind auch nicht alle Charaktere gleichermaßen nützlich: Kou ist ein ziemlicher Universalcharakter, alle anderen kann man dagegen nicht immer gut gebrauchen. Den besten Charakter bekommt man erst kurz vor Schluss.

Langweilig fand ich, dass jedes Kapitel ungefähr gleich abläuft: Erst kommt eine Sequenz, dann erledigt man seine Aufgaben … *gähn*
Auch die Extra-Episoden der PS4-Version sind nicht gerade toll, sondern nur jeweils ein Dungeon mit inhaltsleerem Blabla drumherum. Der zusätzliche Epilog war etwas besser, wäre aber auch nicht nötig gewesen, um die Handlung abzhuschließen.

Sehr viele Spielelemente wurden auch entweder als Trails oder Ys übernommen, funktionieren aber nicht so gut. Irgendwie machte Xanadu deswegen den Eindruck, dass es eins dieser Spiele ist, die auf den Markt geworfen werden, um die Zeit bis zum nächsten großen Spiel der Entwickler zu überbrücken.


Graphik und Musik
Hier kann das Spiel jeweils keinen Blumentopf gewinnen, was mich aber nicht furchtbar gestört hat. Von Falcom-Spielen ist man ja gewöhnt, dass sie graphisch nicht bombig sind und das ist auch hier der Fall. Was mir zuerst nicht gefallen hat, war, dass alle Charaktere sehr gewöhnlich und langweilig aussehen – eine Meinung, die ich revidieren musste, als dieser Umstand genutzt wurde, um einen anderen, total unauffälligen Charakter überraschend als wichtig für die Handlung zu etablieren. So kann man es natürlich auch machen.
Musikalisch erkennt man viele Melodien wieder und die Musik ist nicht per se schlecht – mir sind aber auch keine Stücke in Erinnerung geblieben, weil es sich bei vielem um schlicht atmosphärische Hintergrundmusik handelt. Das kann Falcom besser.

Ich habe mir übrigens eine Packung Blade-Karten besorgt und war erschrocken davon, was für eine schlechte Qualität die Bilder auf den Karten haben – man sieht jeden einzelnen Pixel.

Fazit
Tokyo Xanadu kann man mal gespielt haben, allerdings verpasst man auch nichts, wenn man es auslässt. Wer den Unterhaltungsfaktor eines Sen no Kiseki erwartet, sucht man besten weiter, denn Xanadu ist durchschnittlich, nicht besonders spannend und (glücklicherweise, weil sich das Spielprinzip abnutzt) kurz. Für diese recht kurze Spielzeit ging das in Ordnung.

Insgesamt: 6/10
Spielzeit: 24,5 Stunden