Chrono Trigger (PSX)


Handlung
Ein Spiel über Zeitreisen … warum nicht! Nur worum geht es hier eigentlich genau? Tja, um einen Typen namens Crono (Redeanteil = 0), dessen Freundin Lucca eine Zeitreisemaschine baut. Irgendwie findet man heraus, dass man die Welt vor einem bösen Buhmann retten muss und reist deswegen mittels des Geräts durch die Gegend.
Wirklich: Als ich zuletzt dabei war, einen Typen namens Magus zu verhauen, fragte ich mich: „Wieso machst du das hier gerade nochmal?“ Eine Handlung gibt es definitiv, aber ich hatte den Eindruck, dass es dabei eher um die Reise an sich geht als um irgendwelche Ziele (auch wenn diese immer wieder eine Rolle spielen). Ab ca. der Hälfte kommt noch etwas mehr und die Geschichte wird deutlich interessanter, sogar der rote Faden lässt sich dann blicken. Wieso nicht gleich so?


Die Handlung wird sowieso relativ minimalistisch erzählt. Die Dialoge sind recht knapp, wenn auch total in Ordnung, reichen aber ansonsten nicht aus, um die Charaktere soweit zu charakterisieren, dass sie interessant sind. Alle spielbaren Charaktere bleiben deswegen sehr blass, auch wenn bei manchen versucht wurde, ihnen eine Hintergrundgeschichte zu verpassen. Gut fand ich die Art, wie NPCs Hinweise gaben und wie man in mancher Zeit kleine Hinweise auf etwas in einer anderen entdecken konnte.

Crono ist leider wieder so ein Fall: Er ist ein stummer Protagonist und macht nichts, aber trotzdem reden alle NPC nur (!) mit ihm und sprechen ihn persönlich an, wenn sie mit der ganzen Gruppe reden … und natürlich findet jeder dieses Abziehbild von Charakter toll. Hach.
"Crono" ist ja sowieso das Wort, das man im Spiel am häufigsten liest, weil alle mit und über diesen Typen reden. Ob es für Fans des Spiels ok ist, wenn ich sage, dass ich genug von diesem Penner habe?

Insgesamt genommen fand ich die Handlung aber in Ordnung – sie ist nichts im Vergleich mit z.B. FFVI, hat aber ein paar nette Ansätze und zwischendurch auch amüsante Dialoge und Interaktionen. Leider fehlt nur viel erzählerische Tiefe, man muss sich vieles selbst zusammenreimen und weiß manchmal auch nicht unbedingt, wohin man muss, weil das Spiel sparsam mit Informationen umgeht.

Gameplay usw.
Ich habe die PSX-Version aus der CT/FFIV-Doppelpackung gespielt, die sich laut Netz relativ mit dem SNES-original identisch sein soll … wobei ich, als ich nach Bildern gesucht habe, den Eindruck bekommen habe, dass es einige, merkwürdige Versionen des Spiels gibt, v.a., was das Kampfsystem angeht.


Das Kampfsystem empfand ich übrigens als total solide und angenehm zu bedienen. Wenn man es schneller einstellt, funktioniert es schön fix, ist nichts überladen mit komischen Optionen, aber auch nicht langweilig. Dazu kommen Dinge wie der Fakt, dass alle Charaktere mitleveln, die Möglichkeit, Charaktere jederzeit auszutauschen usw. Kaum zu glauben, dass Kämpfe hier besser sind als in manch anderen, moderneren Spielen.
Irgendwie hat mir hiervon viel gefallen: Die Kombi-Angriffe, das Gefühl, langsam, aber sicher stärker zu werden und die simple, aber doch sinnvolle Art, neue Fähigkeiten zu erlernen, gehörten auch noch dazu.

Schade fand ich es ein bisschen, dass ich kein Gefühl für die Welt des Spiels bekommen habe ... sie ist da und das ist es auch schon. Möglicherweise trugen die merkwürdig aufgebauten Städte mit Häusern, die man von der Weltkarte aus betreten musste, auch ihren Teil dazu bei, neben dem Fakt, dass es in allen Welten nicht sehr viel zu sehen gibt. Dabei bietet das Spiel eigentlich eine große Vielfalt an unterschiedlichen Orten, seien es nun Welten oder Dungeons.

Die Dungeons sind eher eine gemischte Überraschung – manche sind originell und interessant zu erkunden, andere bestehen nur aus sich aneinanderreihenden Kämpfen. Dungeons wie Magus‘ Schloss zeigen aber, dass die Entwickler ein paar gute Ideen hatten, auch wenn sie es nicht überall ins Spiel geschafft haben. Mein Gesamteindruck hiervon ist aber positiv, wenn man davon absieht, dass es mich nervte, alte Dungeons mehrmals wieder betreten zu müssen, um in eine andere Zeit reisen zu können. Glücklicherweise hört das im späteren Spielverlauf auf.

Ein Kritikpunkt, der laut meiner Recherche vor allem auf die PSX-Version zutreffen soll, ist, dass die Ladezeiten sehr lang sind. Und es gibt sie immer: Wenn man einen Kampf startet (es wirkt fast so, als würde das Spiel kurz hängen), wenn man das Menü öffnet, wenn man ein anderes Gebiet betritt…
Eine Stunde Chrono Trigger fühlte sich so eher an wie vier Stunden.

Und dann kamen gegen Ende noch ein paar Dinge dazu, die dazu geführt haben, dass einerseits meine Wertung nach unten gesackt ist und ich andererseits auch froh war, mit dem Spiel durch zu sein. Der Schwierigkeitsgrad ist an sich ziemlich angenehm für ein Spiel dieses Alters - da ist man ja durchaus anderes gewohnt. Die erste Form des letzten Endgegers fand ich allerdings total langweilig, da sie extrem in die Länge gezogen wurde und nicht einmal ansatzweise gefährlich war. Der richtige Ärger kam aber, als die darauf folgende, zweite Form mich dann trotzdem direkt am Anfang mit einem einzigen Angriff plattmachen konnte. Ehm, geht's noch? O_o Die Balance für diesen Kampf hat anscheinend der Praktikant in seiner Freizeit gemacht, nachdem alle anderen Entwickler schon nach hause gegangen waren.

Außerdem fand ich "Death Peak" als letztes Dungeon nicht gerade toll. Da hatten sich die Entwickler anscheinend das Ziel gesetzt, den Spieler noch einmal richtig zu nerven.
Apropos nerven: ich habe zwischendurch in eine Gamefu...faqs-Lösung geguckt, die ja mal richtig schlecht war (das hat mich wieder daran erinnert, dass ich diese Seite nicht leiden kann). Da wurde mir mal schön empfohlen, gegen den Typen, den man als letzten Charakter bekommen konnte, zu kämpfen, was dafür sorgt, dass man ihn nicht mehr bekommen kann. Das wurde nur mit keinem Wort erwähnt. Der Verfasser dieses Mists muss ein Troll gewesen sein...Arschloch.


Graphik und Musik
Ich war überrascht, dass Chrono Trigger eins der Spiele ist, deren Zeug man gerne mal im RPG-Maker als Baukasten bekommt. Die Umgebungen sind schön bunt und sehen trotz ihres Alters gut aus, nur die Charaktere von diesem Dragonball-Zeichner (keine Ahnung, wie der heißt) finde ich extrem hässlich und unattraktiv. Auf mich wirkt das Zeug von dem immer so, als wollte man da irgendeinen Fetisch ausleben.
Für die PSX-Version sind ein paar Anime-Sequenzen dazugekommen, die aber nichts neues ins Spiel bringen, denn sie zeigen jeweils nur Szenen, die man anschließend sowieso (in gewohnter Graphik) zu sehen bekommt.


Musikalisch fällt die geringe Bandbreite, was den Ton angeht, auf, was für Spiele aus der Zeit aber ganz normal ist. Ich finde, so etwas geht nach der Zeit etwas auf die Ohren, auch wenn ich nicht sagen würde, dass der OST schlecht ist. Ich fand ihn überwiegend trotzdem passend, auch wenn ich mir die Musik außerhalb des Spiels nicht anhören wollte.

Fazit
Ein nettes altes Spiel, dem ein wenig Nostalgie aber mit Sicherheit guttun würde. Ich kannte es vorher noch nicht und fand es definitiv nicht schlecht, oftmals noch gut und flott spielbar für sein Alter. Allerdings finde ich auch, dass Chrono Trigger durch Dinge wie seine minimalistisch erzählte Handlung, eine schwache Charakterisierung und die langen Ladezeiten der PSX-Version ausgebremst wird. Wahrscheinlich wäre das hier ein Kandidat für eine aufgemotzte Version wie Secret of Mana sie bekommen hat (die schlecht ist, aber ich fand ja auch die Urversion schlecht). Ich könnte mir vorstellen, dass so etwas ziemlich spaßig wäre.

Insgesamt: 6/10
Spielzeit: 12,5 Stunden