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  1. #11


    Ton: - Text:

    Nach eher drei schwachen und einem abgebrochenen Spiel, legte ich all meine Hoffnung auf ein endlich gutes Spiel in Lost Sphear, welches erst gut eine Woche auf dem Markt ist. Nach gut 22h die ich in dem Spiel verbringen durfte, kann ich zufrieden und erfüllt sagen: Lost Sphear hat mich nicht enttäuscht. Nein, weiter noch: Denn als jemand der den geistigen Vorgänger I am Setsuna gespielt hat, hat Lost Sphear diesen deutlich übertroffen - zumindest spielerisch gesehen. Ich werde dementsprechend in meinem Review einige Vergleiche anstellen, da ich glaube, dass manche hier, die I am Setsuna ebenfalls gespielt haben und mit einem Kauf von Lost Sphear liebäugeln, sehr viel von meinem Eindrücken profitieren können. Aber auch für Unwissende, die frisch und unvoreingenommen an Lost Sphear herangehen möchten, wird mein Review hoffentlich sehr lesenswert sein. Mehr Worte will ich auch gar nicht mehr verlieren und sofort mit der Geschichte des Spiels beginnen. Keine Angst, mein Review ist spoilerfrei.


    Story

    Kanata, ein 16-jähriger Junge, wacht eines Tages in seinem idyllischen Dorf auf und muss feststellen, dass die Welt um ihn herum durch einen mysteriösen Nebel "verschwindet". Die Welt löst sich quasi auf und zurück bleibt ein weißes Nichts zurück, welches vor Dörfern, Städten und Menschen keinen Unterschied macht. Schnell entwickelt Kanata die Fähigkeit, Verlorenes wieder zurückzubringen und in seinem alten Glanz erstrahlen zu lassen. So macht er sich gemeinsam mit seinen beiden Kindheitsfreunden Lumina und Locke auf, die Welt zu retten. Natürlich ist das nur die grobe Rahmenhandlung, die Geschichte spinnt sich sehr, sehr weiter und nimmt bis zum Schluss epische Ausmaße. Kanata ist mit seiner Truppe, die auf schlussendlich 8 Mitglieder heranwächst, in der ganzen Welt unterwegs, die in Vergleich zu I am Setsuna, deutlich mehr Abwechslung bietet aber keine einzige Schneelandschaft (welch Ironie). Von Wiesen, Seen, Herbstwäldern, Dörfern, Städten und vieles mehr fällt die Variation diesmal deutlich größer aus.


    Bilder: Square Enix


    So interessant die Story auch beginnt, Lost Sphear plagt hierbei doch ein Problem: Das Spiel ist mit seinen min. 20h zu lang. Man hat bereits nach 12h bereits die komplette Welt bereist, alles danach endet im häufigen Pacing. Sprich man kehrt in alte Dungeons zurück, besucht oft besuchte Dörfer und Städte - allein die Hauptstadt kann hier ein Liedchen singen. Speziell im letzten Viertel des Spiels merkt man die künstliche Spielstreckung deutlich an. Nichtsdestotrotz macht Lost Sphear viel richtig, welches das Backtracking wettmacht. Vor allem die Charaktere schließt man sehr ins Herz. Zwar sind sie typisch mit vielen Klischees verpackt, aber doch recht liebenswert und am Ende wachsen sie einem sogar ans Herz. Locke ist jedoch ein nerviger Charakter, aber mit seinen 13 Jahren auch kein Wunder. Was mich persönlich etwas gestört hat: Das Spiel hat keine wirkliche Romanze. Obwohl es mit vielen traurigen und emotionalen Momenten aufwartet, so werden die zwischenmenschlichen Interaktionen nicht gut genug gewürdigt, wie ich es gerne gehabt hätte. Positiv ist, dass Kanata nicht wie Endir stumm ist. Generell hat Lost Sphear massig viel Text. Und durch die kleinen Textboxen ist ein Button-Gemashe nicht zu vermeiden. Gut, dass die Entwickler an eine Vorspulfunktion gedacht haben, was nach einer Boss-Niederlage sehr begrüßenswert ist.

    Lost Sphear hat zwei Enden: Ich habe beide erreicht, im Grunde braucht man nur den letzten Boss erneut zubesiegen und kann die entsprechende Entscheidung treffen. Die traurige und oftmals melodramatische Thematik spiegelt sich in diesen auch wider ohne ins Detail zu gehen. Welches Spiel hat aber nun die bessere Story? Das kann ich so nicht beurteilen. I am Setsuna war bspw. Melodramatik pur, ist auch herzzerreißender gewesen. Lost Sphear hat auch seine hellen und schönen Momente, hier und da gibts auch was zu lachen. Verschuldet ist dies u.a. der doch buntgemischten Party oder den freundlicheren Gebieten, in I am Setsuna war man doch nur in schneebedeckten Landschaften unterwegs. Im Grunde ist Lost Sphear von seiner Thematik ein relativ einfaches Spiel, es werden keine komplexen Themen behandelt - alles geschieht auf einer verständlichen Ebene ohne in die Tiefe zu gehen oder gar auf eine Meta-Ebene. Leider wiederholt sich Lost Sphear in seinen Dialogen und Szenen, ohne dass der Spieler etwas Neues erfährt oder beim Mitlesen gefordert wird. Wendungen und die nächsten Fortschritte sind immer gleich ersichtlich. Abseits der Hauptstory gibt es keine Nebenquests - gegen Schluss kann man noch Gefährten-Episoden absolvieren. Mir haben diese gut gefallen, zudem sie sehr kurzweilig sind und auch etwas zur Charakterentwicklung der einzelnen beitragen. Spielerisch wird man mit dem stärksten Skill des Helden belohnt, also sehr empfehlenswert. Für alle 8 habe ich dies natürlich nicht gemacht, nur für meine aktive Gruppe.



    Bilder: Square Enix


    Gameplay

    Spielerisch kommt natürlich dem Kampfsystem der größte Brocken zu: Dies hat sich zu seinem Vorgänger deutlich weiterentwickelt. Wie gehabt gibt es den Standardangriff und die Möglichkeit Skills und Items einzusetzen. Durch die Option seine Helden bei einer Aktion zu positionieren, verleiht das dem Kampfsystem ein Hauch von Taktik. So ist Van bspw. ein Fernkämpfer. Wer ihn bei einem Angriff richtig platziert, kann z.B. alle Gegner in einer Linie erwischen. Flächenangriffe wollen auch vernünftig eingesetzt werden, besonders in manchen Boss-Kämpfen ist etwas Köpfen gefragt. Nach ein paar Stunden bekommen die Helden zudem Mechas verliehen, im Spiel "Vulcosuits" genannt. Der Einsatz in normalen Mob-Kämpfen ist nicht erforderlich, lediglich in manchen Boss-Kämpfen. Abseits der Fights kann man sie auch einsetzen, um bspw. große Felsbrocken zu zerstören welche den Weg versperren. Die Rundenkämpfe selbst laufen nach dem ATB-Prinzip ab, Zufallkämpfe gibt es Gott sei Dank nicht. Auf der Weltkarte gibt es gar keine Kämpfe. Lost Sphear besitzt zusätzlich einige Kniffe, die das Kämpfen spannender gestalten. So können die Helden ihre Angriffe und Skills mit Zusatzeffekten verstärken oder mit den Mechas Combos oder andere Spezialangriffe ausführen. Die Balance ist Tokyo RPG Factory nicht immer gelungen, manche Bosse sind zwar nicht schwer aber einfach nur unfair. So ist es mir nicht selten passiert, dass ein besiegter Boss am Ende einen Selbstvernichtung-Skill aus den Ärmel zaubert und meine ganze Gruppe mit in den Tod reißt. Da ist man schon angepisst, wenn man den ganzen Kampf nochmal machen darf, besonders wenn er lange gedauert hat. Solche Skills sind ein Relikt der Vergangenheit, keine Hommage an diese Zeit und zerstören das Balancing-Gefühl komplett.

    Man findet überall in den Dörfern und Ständen Händler, die Items und Ausrüstung anbieten. Die Helden können gleichzeitig nur mit einer Waffe und einer Rüstung ausgestattet werden, die man auch mehrmals upgraden kann (cool, dass man diese auch optisch den Helden sieht - gilt jedoch nur für die Waffen). Später wird das upgraden so teuer, dass man nicht gleich wieder eine neue Waffe kauft und das Upgraden von vorne beginnt, sondern seine aktuelle Waffe behält und die nächsten Waffen überspringt. Am Anfang fällt dieser Umstand nicht in die Geldbörse, da alles noch recht billig ist. Das Skill-System geschieht über sog. "Spirtnits". Das sind besondere Items, die wenn sie ausgerüstet sind, Skills verleihen. Man kann sie beliebig wechseln und sogar neue kaufen. Dies geschieht über Erinnerungsfragmente, die man überall in der Spielwelt findet. Zwar findet man reichliche allein durch den normalen Spielfortschritt, wer aber wirklich alle Skills will, muss grinden. Für mich hat sich das erübrigt, da nicht alle Skills wirklich einen großen Nutzen haben. Motivierend ist das Gear-/Skillsystem allemal. Das Craften habe ich komplett links liegen gelassen, die passenden Zutaten dafür zu suchen und finden ist alles andere als spannend und schnell. Die kurzen Buffs, die man dadurch bekommt sind die Arbeit nicht wert. Das Angelspiel (übrigens das einzige Minispiel im Spiel) ist auch nicht die Rede wert, es ist halt dabei, weil man es kann.

    Alles in allem ist Lost Sphear ein leichtes Spiel - ich habs auf Normal durchgespielt. Ab und zu nerven einige Boss-Kämpfe, aber ansonsten dürfte man keine Probleme haben. Auch abseits der Kämpfe ist die Herausforderung leicht. Es gibt wenige Rätseln, die sich in die Schublade "Schalter betätigen" u.ä. einordnen lässt. Auch die Dungeons sind von ihrem Aufbau recht simpel gehalten. Manche verzweigter und größer, manche kleiner und geradliniger. Trotzdem ein großer Fortschritt zum Vorgänger, mir haben sie gefallen. Genau die richtige Balance für ein solches Spiel. Durchgespielt habe ich es genau mit Level 50, dass man locker ohne Grind erreichen kann. Da alle Partymitglieder mitleveln, kann man jederzeit seine Party umkonstruieren wie es einem gefällt.



    Bilder: Square Enix


    Erinnerungen spielen in der Geschichte eine wichtige Rolle, ins Gameplay haben sie es auch geschafft. Man kann unterschiedlich viele Arten davon sammeln um bspw. verlorene Truhen wieder zurückzubringen. Hauptsächlich kommt ihr Einsatz bei dem Erwerb der Spirtinits oder auf der Weltkarte zum Einsatz. Dort kann man an verlorenen Landschaften Artefakte erbauen, welche Perks verleihen. Diese sind nicht zu übermächtig, aber peppen das Spielgeschehen auf. So kann man sich bei Speicherständen komplett heilen, auf der Weltkarte eine Minimap benutzen oder den Schaden in den Kämpfen erhöhen je mehr Verbündete bei einem stehen. Die Auswahl ist beeindruckend, die man erst im Laufe des Spiels erweitert. Ein Erkunden in der Spielwelt ist also durchaus lohnenswert.


    Technik

    Trotz seiner einfachen Grafik, ist Lost Sphear ein stimmungsvolles Spiel geworden. Weg von den ewigwährenden weißen Gebieten aus I am Setsuna, wird der Spieler mit saftigen Wiesen, idyllischen Dörfern oder weitläufigen Gebieten wie z.B. dem wunderschönen Sehrsee konfrontiert. Die Effekte sind hübsch, die Animationen putzig (aber nicht immer). Musikalisch hat man auch einen Schritt nach vorne gemacht. Wo I Am Setsuna hauptsächlich mit dem Klavier gearbeitet hat, besitzt Lost Sphear eine größeres Instrumentenauswahl. Die Songs können sich dementsprechend hören lassen, auch wenn man sie nicht ewig in Erinnerung behalten wird. Der gerademal 24-jährige Tomoki Miyoshi wird es noch weit bringen.

    Das Spiel hat leider keine Sprachausgabe, lediglich das Kampfgeschrei ist das einzig hörbare von den Charakteren. Selten für ein japanisches Spiel besitzt Lost Sphear sogar eine deutsche Lokalisierung, bei der ich nichts zu beanstanden haben. Ich bin schon froh, dass es eine gibt. Etwas Negatives muss ich auch noch loswerden, mir gehen diese berühmten Charakterportaits bei den Textfenstern in Lost Sphear sehr ab - diese hätten die Dialoge deutlich aufgewertet. So wird man nur mit einem schmucklosen Textfenster abgespeist, welches nicht viel hergibt. Und für gewisse Spieler könnte die Menüverschachtelung ein kleiner Dorn im Auge sein. Auf den PC selbst kann man nur die Auflösung und zw. Vollbild und Fenstermodus wechseln. Zwar ist das Spiel auch mit der Tastatur spielbar, optimiert ist sie aber fürs Gamepad. Maus-Support gibts nicht.

    Bilder: Square Enix




    FAZIT: Lost Sphear ist ein deutlich spielerischer Fortschritt gegenüber seinem Vorgänger.
    Obwohl es mehr Spaß macht ist es jedoch nicht der große Wurf geworden, der es hätte
    werden sollen. Viele kleine Ungereimtheiten plagen das kleine Spiel, wodurch eine höhere
    Wertung verwehrt bleibt. Die Entwickler müssen lernen, nicht nur in Nostalgie zu schwelgen,
    sondern auch den Geist der Moderne für ihre Spiele einfangen. Ich hoffe insgeheim, dass
    Tokyo RPG Factory mit ihrem dritten Spiel den Erfolg erzielen, den sie sich verdienen.
    Wer I am Setsuna bereits mochte, kann also getrost bei Lost Sphear zugreifen.
    Auch für Genre-Fans ist es ein Blick durchaus wert, lediglich der aktuelle Preis ist für ein Spiel
    dieser Art zu hoch geraten.

    7 / 10


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    Geändert von Rusk (13.02.2018 um 12:03 Uhr) Grund: Anpassungen

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