Malusspiel 1: Sonic Forces []
Gestartet: 16.01.2018
Beendet: 16.01.2018




Warum gerade dieses Spiel?
Selbsthass Masochismus Eine gewisse Vorliebe für schlechte Sonic-Spiele (aka alle 3D-Sonic-Spiele).





Worum gehts?
Dr Eggman, der seit jeher immer wieder versucht, die Weltherrschaft an sich zu reißen, schafft es diesmal sogar. Zusammen mit seiner neuesten Kreation, dem geheimnisvollen Infinite, schafft er es, Sonic gefangen zu nehmen und monatelang zu foltern. Währenddessen organisiert Knuckles den Widerstand, zu dem auch ein/e neue/r Rekrut/in gehört...





Gameplay & Story
In Sonic Forces steuert man drei verschiedene Charaktere: Die moderne Inkarnation Sonics, sein klassisches Ich, sowie einen Avatar, den man selbst gestalten kann. Dabei wählt man aus einer überschaubaren Anzahl von Spezies, die gleichzeitig als Charakterklassen mit unterschiedlichen passiven Fähigkeiten fungieren.

Die 3 Charaktere unterscheiden sich nur geringfügig voneinander. ModernSonic hat seine Homing Attack sowie seinen Boost, Classic Sonic verfügt über seinen Spin Dash, den Drop Dash aus Sonic Mania, und wird ausschließlich in 2.5D gespielt, und der Avatar hat neben einer Homing Attack auch ein Wispon, eine Waffe mit zwei Fähigkeiten: Einen normalen Angriff, der mit R2 ausgelöst wird, sowie eine Spezialfähigkeit, für die man erst den entsprechenden, zur Waffe gehörenden Wisp (Aliens aus Sonic Colours) einsammeln muss. Diese erlauben es über einen begrenzten Zeitraum z.B. unendlich viele Luftsprünge auszuführend oder Ring-Reihen entlang zu flitzen. Die R2-Angriffe sind unendlich oft einsetzbar, und der Avatar beginnt das Spiel mit einem Flammenwerfer, der automatisch alles zerstört was sich vor ihm befindet - ergo beginnt man das Spiel bereits mit der besten Waffe. In einigen Leveln spielt man sogar Modern Sonic und den Avatar gleichzeitig, mit einer äußerst merkwürdigen Hitbox- und Charakterwechsel-Mechanik.

Meistens bewegt man sich nach vorne durch die Levels, ähnlich wie in Crash Bandicoot, aber manchmal wechselt das Spiel auch in eine 2.5D-Seitenperspektive - ähnlich wie Crash Bandicoot . Der Unterschied ist, dass Sonic-Spiele sehr viel schneller sind, und auch Forces macht keine Ausnahme. Die linearen Pfade, die man beschreitet, sind in der 3D-Perspektive umgeben von bodenlosen Abgründen und Hindernissen, die man kaum oder erst zu spät sieht, und in der 2D-Ansicht ist das kaum besser. Eine Kennzeichnung von potentiellen Todesstürzen gibt es in Forces im Gegensatz zu Sonic Colours und Sonic Generations nicht. Zudem ist die Steuerung furchtbar; einerseits gibt es eine Spurautomatik, die jede Form von Präzision vereitelt, andererseits fliegt man sofort aus der Spur, wenn man diese Automatik zu sehr zu kompensieren versucht.

Das Spiel hat 30 Level, das schließt Bosse mit ein. 33, wenn man Shadow (kostenloser DLC) dazu rechnet, der sich jedoch null von Sonic unterscheidet (bis auf eine Mini-Spezialfähigkeit, die man ohnehin nur im DLC nutzen kann). Das Leveldesign ist unter aller Kanone, denn die meisten davon dauern höchstens an die 90 Sekunden und bestehen größtenteils aus geskripteten Sequenzen wie Loops, Boostpads, versteckten Sprungfedern (damit ja niemand 3 Meter zur rotierenden Platform zurücklaufen muss!). Außerdem wurden die Levels aus der immer gleichen halben Handvoll Themes gebaut, die darüber hinaus bereits in anderen Sonic-Spielen bis zum Erbrechen wiederholt wurden; allein Green Hill macht ein gutes Drittel des Spiels aus! Classic Sonic spielt man nur in 5 Leveln, einer davon ist sogar der schlechteste des ganzen Spiels. Wer sich durch einen der Level quält schaltet Kleidungsstücke für den Avatar frei, und wer dies unter bestimmten Bedingungen tut - sogenannte "Missionen" - kriegt sogar noch mehr Kleidung. Klamotten sind auch der Hauptweg, seinen Avatar zu individualisieren, denn es gibt ganze Tonnen davon.

Die Story ist Müll, Schrott. Man merkt richtig, dass der Writer gezwungen wurde, Classic Sonic einzubauen, denn man hätte den Charakter problemlos rausschneiden können, ohne, dass die Story darunter gelitten hätte. Dazu kommt noch das Problem, dass Sega darauf besteht, Sonic eine düstere, ernste Story zu verpassen, es dabei aber nicht schafft, konsistent zu bleiben. Sonic ist laut Tails in diesem Spiel angeblich aus einer anderen Dimension, was zwar richtig und dem Spieler bekannt ist, falls dieser Sonic Mania gespielt hat, aber Tails kennt Classic Sonic eigentlich nur als Sonic aus einer anderen Zeit. Dazu kommen noch Aussagen, wie, dass Sonic über 6 Monate gefoltert wurde und dass Tails "sich selbst verloren hat", was eine Erfindung des US-Skripts ist - in der japanischen Version steht nichts davon. Dem ganzen die Krone setzt Infinite auf, der edgy Bösewicht mit dem edgy Namen, mit einem Themesong, der so dämlich edgy ist, dass es schon wieder Awesome wird - wenn man nicht dauernd im Hinterkopf hätte, dass der Story-Writer, der übrigens auch schon Sonic the Hedgehog (2006) verbrochen hat, das wirklich ernst meint. Sonic selbst ist noch der beste Charakter im ganzen Spiel, weil er buchstäblich keinen Fick auf irgendwas gibt.

Erzählt wird die Geschichte durch Zwischensequenzen (die bis auf die Handvoll, in denen der Avatar auftaucht, extrem pixlig vorgerendert sind), Textboxen zwischen den Leveln, sowie durch extrem nerviges Gelaber während der Levels. Alle 3 Erzählformen sind komplett vertont. Die deutsche Synchro ist super, wenn auch nicht perfekt. Mark Stachel als Sonic chargiert inzwischen viel zu sehr für meinen Geschmack, aber dafür kann sich der Rest des Casts sehen lassen. Shadow hat einen extrem guten Sprecher abbekommen, und das Highlight ist der übertrieben böse Infinite, der von niemand anderen als Professor Layton höchstpersönlich vertont wurde, nachdem er auf die dunkle Seite der Macht wechselte. Leider merkt man Dr. Eggman an, dass es sich um eine der letzten Rollen des inzwischen verstorbenen Hartmut Neugebauers handelt. Übrigens wird euer Charakter, ganz nach gewähltem Geschlecht, als Rekrut oder Rekrutin bezeichnet, was eine super Sache wäre, wenn das Spiel dieses Feature nicht in jeder dritten Cutszene vergessen würde. Langsam weiß ich selbst nicht mehr, welches Geschlecht mein Avatar im Spiel eigentlich hat. Das ist auch keine technische Schwäche des Spiels, denn der Fehler besteht in allen 3 Arten von Erzählsequenzen.

Der Soundtrack wurde von vielen kritisiert, ist aber durchaus in Ordnung. Der Buttrock-Titelsong, gesungen vom Hoobastank-Sänger, ist spitze, die Musik der Avatar-Levels Geschmackssache (ich fand 1/3 meh und 2/3 richtig gut), Modern Sonics Levels haben durchweg gute Musik, und Classic Sonic steuert völlig misslungenen Mega-Drive-Retro-Sound bei.

Ich würde niemandem empfehlen, Sonic Forces zu kaufen, auch nicht für 16,99€, denn ihr bezahlt immer noch über einen Euro pro Minute, in der ihr euren Charakter im Spielverlauf in 3D steuern könnt:



Nach spätestens 3 Stunden ist der Spuk vorbei.




Gedanken & Erlebnisse beim Spielen
Sonic Forces ist ein Spiel, welches seine Spieler massiv unterfordert, was einfach zu wenig für 4 Jahre Entwicklungszeit ist.

Die Gegner im Spiel stehen meistens so in einer Reihe, dass man sie mit dem Boost und dem Flammenwerfer im vorbeigehen erledigen kann. Stellt man sich neben sie, ohne weiterzulaufen, greifen die meisten von ihnen noch nicht einmal an.

Sonic Forces hat Slow-Time-Events, das sind Quick-Time-Events, die allerdings ein 5-Sekunden-Zeitfenster haben, um sie zu betätigen, was durch Button-Mashing erfolgen kann. Besonders auffällig ist der Double-Boost, ein QTE zwischen Sonic und dem Avatar - hier ist es sogar völlig egal, ob ihr eine Taste drückt, denn der einzige Unterschied wird sein, dass statt der Vocal-Version von "Fist Bump" (das Maintheme) die instrumentale Fassung gespielt wird:



Mit der Avatar-Individualisierung hab ich mich erst zum Schluss befasst. Ich stelle hiermit meinen Katzen-Avatar vor. Da sie ein Feuer-Wispon trägt gebe ich ihr den Namen "Blaze the Cat".


Original Character, Donut Steel

Man könnte echt meinen, Sonic-Team haben alles genommen, was an ihren Spielen bisher kritisiert wurde, und es in ein Spiel gepackt. QTEs? Check. Hakelige Steuerung? Check. Automatisierung der Bewegungsabläufe? Check. Fehlendes Momentum? Check. Bodenlose Abgründe? Check. Nerviges Gelaber während des Levels? Check. Bosse, die nur aus Warten oder Boosten bestehen? Check. Dumme Story? Check. Partner-System wie in Sonic Heroes? Check. Inkonsistente Continuity? Check. Jesus!

Wisst ihr, warum Infinite diese Maske trägt? Grund dafür ist nicht etwa, dass hier Stroh rumliegt, sondern dass Shadow ihn einst verprügelte und mit den Worten zurück lies: "Ich will dein Gesicht hier nie wieder sehen!". Ja, ernsthaft. Nicht, dass das eine Rolle spielt, denn die beiden haben nach dem Shadow-DLC eh nichts mehr miteinander zu tun.

Alles in allem würde ich so weit zu gehen zu sagen: Sonic Forces ist ein Spiel.





Wie durchgespielt?
Main Story komplett, Shadow-DLC durch. Keine Missionen, kein Extra-Content, nix.