Omori - Hikikomori in Therapie. Vom 12.02.2021-19.02.2021 - Fortschritt: Stunde 0-26.
Gehen wir eine gute Woche zurück.
Auf Steam läuft gerade der Lunar Sale, Schnäppchenjagd wird da natürlich groß geschrieben und lande auf der Suche nach RPGs auf das unscheinbare RPG-Maker Game, Omori.
Ähnliches Problem wie bereits mit Stirring Abyss, viel findet man zumindest im deutschsprachigen Raum nicht darüber.
Aber der Trailer und die äußerst positiven Bewertungen haben mich popelige 13,43 Euro locker machen lassen und wollte einen Blick riskieren, immerhin mag ich schräg, aber die fehlenden dt. Untertitel haben mich durchaus ein wenig gestört.
Egal, Omori angefangen und eine Woche später war ich bereits damit durch, dabei lasse ich mir gerade bei RPGs sehr viel Zeit, was für sich sprechen sollte, oder?
Jedenfalls wurde Omori 2014 über Kickstarter finanziert, stammt aus Japan von Omocat und sollte dann 2015 erscheinen.
Am Ende hat man weitere 5 Jahre benötigt und war es am 25.12.2020 dann soweit.
In Omori spielt ihr Omori, einen Jungen, der im White Space aufwacht.
Außer einigen Habseligkeiten gibt es hier nichts interessantes.
Man erfährt nicht genau wo man sich befindet oder warum, aber nach kurzer Zeit entkommt man diesen Ort und findet sich in einer schrägen aber fantastischen Welt voller Monster und andere Wesen wieder, wo die besten Freunde bereits auf einen warten um miteinander Zeit zu verbringen.
So gesellen sich neben Omori die Kinder Kel, Hero & Aubrey hinzu, mit denen man ein Team bildet und sobald man einen Spielplatz erreicht, der das Zentrum im Spiel darstellt, erweitert sich die Truppe um den schüchternen aber liebevollen Basil und Mari, die sowas wie die gute Seele der Truppe darstellt.
Alles läuft daraus hinauf, dass Basil plötzlich verschwindet und man sucht die gesamte Welt nach ihm ab.
Gleichzeitig öffnet sich ein zweiter Handlungsstrang, wo man die Rolle von Sunny übernimmt, einen Jungen, der Omori sehr ähnlich sieht aber in der bekannten Welt lebt.
Hier verbringt man seine letzten drei Tage mit seinen entfremdeten Kumpel Kel, bevor man umzieht.
So, es ist kein Spoiler wenn man sagt beide Welten verbindet etwas, nur könnte das Verhältnis der Truppe in beiden Welten nicht unterschiedlicher sein und scheint Sunny ernsthafte psychische Probleme zu haben.
So werden zig Fragen aufgeworfen, wie was miteinander zusammenhängt, warum der Kontrast zwischen den Welten so extrem ausfällt, denn der eine Part gleicht einem JRPG wie man es aus den SNES-Zeiten kennt, wo ein Haufen Kinder eine wunderbare Reise unternehmen mit vielen witzigen Dialogen usw. punkten und der andere Part gleich einen Horrorfilm, wo ich mich nur gefragt habe, wie übel das noch wird?
Hatte selber nach den ersten 6-8 Stunden Spielzeit Probleme damit den Controller wegzulegen, da ich neugierig auf die Auflösung war und haben mich gerade die einzelnen Endings ziemlich beschäftigt.
Das letzte Spiel mit einer solchen Sogwirkung rein vom Ende her war zuletzt Life is Strange 2 vor fast zwei Jahren und das darf schon was bedeuten.
Ich werde zum Reviewende nochmals darauf eingehen und den ganzen Kram in einen Spoilerkasten packen, um diesen Abschnitt nicht völlig zu verunstalten.
Okay, neben einer intensiven Handlung dürfen viele weitere Punkte glänzen.
Denn auch wenn Omori ein RPG-Maker Game ist, schaut euch verflucht nochmal die geilen Screenshots an.
Viele Bereiche heben sich voll davon ab, wie in etwa das gesamte Kampfsystem oder die Zwischensequenzen (oder vielmehr Zwischenbilder), die wirken, als hätte man alles mit Buntstifte ausgemalt.
Das ist eine solch stimmige und persönliche Note, die mir ausgesprochen gut gefallen hat und Omori von der Masse abhebt.
Sonst ist das Kampfsystem relativ simpel, mit einigen netten Ideen, die leider nicht völlig zur Geltung kommen.
Denn neben Punkte die man sammelt für Spezialangriffe, spielen Emotionen eine Rolle.
Man könnte sagen jeder der vier spielbaren Charaktere beansprucht ein Gefühl für sich.
Halt woran man seine Fähigkeiten und Teile des Charakters definiert.
Neutral, Wütend, Traurig, Glücklich & Ängstlich stehen zur Auswahl.
Man kann durch Fähigkeiten seinen Zustand verändern und diesen weiter puschen.
Und jedes Gefühl hat dabei seine Vor- und Nachteile, die sich wie bei Stein, Schere, Papier gegenseitig ausstechen, wie erhöhte Abwehr und dafür schwächere Angriffe oder umgekehrt, wenn man von Traurig zu Wütend wechselt.
Leider klingt das bloß auf'n Papier cool, denn in der Praxis spielt das keine nennenswerte Rolle.
Man muss bei einigen Endgegnern etwas darauf achten, aber sonst kann man diesen Part völlig ignorieren.
Das liegt schon alleine daran, dass man sehr schnell leveln kann wenn man möchte, was gleichzeitig wieder einen Pluspunkt darstellt.
Denn Gegner kann man nicht nur vorher sehen und ausweichen, sondern man muss nicht frustriert ewig lange Gefechte austragen.
Alles läuft recht zügig ab und lässt sich im Optionsmenü die Geschwindigkeit anpassen.
Ansonsten erlernt man witzige Skills, wovon man max. 4 ausrüsten kann und normale Ausrüstung gibt es natürlich auch.
Ich empfand das Kampfsystem überraschend nett, denn es erfüllt seinen Zweck und bringt wenigstens den Ansatz von guten Ideen mit sich und auf dümmliches draufhauen kann ich verzichten, wofür wenige Tage zuvor Xuan-Yuan VII erst mit nerven durfte.
Neben der gestörten Handlung, den brauchbaren Kampfsystem und den sehr eindringlichen Stil darf man eine recht umfangreiche Welt erkunden, die sogar einige Rätsel bereithält und nie überflüssig und immer abwechslungsreich ist und mit einem ordentlichen Soundtrack trumpft.
Mal kommt ihr in ein Schloss, dann seid ihr Unterwasser oder rennt auf einen Schrottplatz herum.
Gleichzeitig gibt es viel zu entdecken und könnte man sogar ganze Bereiche, Endings und Nebenquests komplett verpassen, wenn man nicht ein wenig Zeit investiert.
Die Nebenquests wären hierbei das geringere Übel, aber den Rest sollte man sich unbedingt geben.
Sonst könnten die Locations unterschiedlicher nicht sein und im Zentrum steht immer unser Vierergespann, welches sich gegenseitig aufmuntert, ärgert, zusammenhält und ein zwar ständig entgegenschreit: "Hey, wir sind dicke Freunde", aber das hat System und habe es denen immer abgekauft.
Das sorgt gerade in Kombination mit den verschiedenen Orten die man besucht für so viel Spielraum innerhalb der witzigen oder auch ernsten Dialoge und habe mich wie damals zu SNES/PSOne-Zeiten gefühlt, wo man wirklich mit seinem Trupp zusammenwächst, selbst wenn die manchmal ein wenig Kitsch versprühen.
Fazit: Hier muss ich ausholen.
Habe mich nämlich mit der Endwertung ordentlich schwer getan.
Gestern war ich relativ früh damit durch und erst jetzt beim tippen habe ich mich endgültig entschieden.
Habe sogar während der Arbeit heute darüber nachgedacht, ob Omori ein oder ein erhält.
Denn ich vergebe 3x mittlerweile nur den richtig geilen Games, da ein 4x eben die Crème de la Crème darstellt und die Game of the Year-Wertung erhalten absolute Ausnahmetitel, die in 10 Jahren vielleicht nur 1-3 vergeben wird. Omori hingegen ist halt nicht perfekt, besitzt keine dt. Untertitel was für mich durchaus ein Kritikpunkt ist, weil ich mittlerweile einfach zu verwöhnt bin und sind Schwächen im Kampfsystem vorhanden.
Zudem hat mich ein bestimmtes NPC-Pärchen irgendwann ein wenig genervt.
Dagegen entfaltet sich dafür eine fantasievolle Welt, ein flottes Kampfsystem und eine Handlung, die mich positiv und irgendwo auch entsetzt zurückgelassen hat.
Sonst ist alles im Spiel sinnbildlich, hat einen Grund, lässt ein rätseln und selbst wenn man die Story soweit erfasst hat, kann man einzelne Szenen leicht anders interpretieren, die für einen etwas anderen Ausgangspunkt sorgen.
Denn dieser Kontrast zwischen tolles JRPG-Abenteuer und knallharter Psycho-Horror funktioniert extrem gut und all das erschaffen durch einen RPG-Maker.
Hier wurden keine Millionen investiert um bombastisch eine Story mit Sprachausgabe zu präsentieren, sondern man geht seinen eigenen Weg und zeigt, dass man egal welchen Grafikstil man wählt, diesen perfektionieren und dabei super ausschauen kann.
Somit bekommt Omori von mir ein Really Nice und kann jetzt schon sagen, hier hat man ein Spiel abgeliefert, welches zumindest auf einer Ebene extrem speziell ist und mich vermutlich auf ewig begleiten wird, wenn es um wirklich gute Handlungen über psychische Erkrankungen geht.
Level: 35
Playtime: 25:57:30 Std. + ca. 1 Stunde für die restlichen Endings.
Wertung:
Endings: Neutral, Something, Suicide, True, Bad.
Geändert von Ὀρφεύς (17.06.2021 um 19:10 Uhr)
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