Titel |
System |
Start |
Finish |
Playtime |
Erwartung |
Wertung |
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Playstation 5 |
17.05.2024 |
05.06.2024 |
58:37 Std. |
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Nachdem ich mich letztes Jahr an
One Piece Odyssey von ILCA versuchte, war ich ein wenig überrascht, wie ein optisch ansprechendes Spiel mit einer so langen Geschichte nur so unfassbar scheiße sein kann.
Kampfsystem mit Null Herausforderung, flache Charaktere und alle 10 Meter irgendeine Erklärung.
Somit haben meine Erwartungen für
Sand Land zuerst ein ziemliches Tief erfahren, doch als sich die ersten guten Reviews/Meinungen häuften, wollte ich mich selbst überzeugen, wie gut oder eben schlecht
Sand Land nun geworden ist, und Hoffnung keimte auf.
Vom Manga habe ich außerdem damals nur ein Kapitel vor über 20 Jahren in der Banzei! gelesen, und dann war das Thema bis zur Ankündigung von Spiel und Serie eigentlich gegessen.
Aber
Sand Land passend zur Akira Toriyama-Sommer-Challenge innerhalb von drei Wochen gut durchgesuchtet und vieles mitgenommen, aber der Reihe nach.
Wie der Name schon sagt, ist
Sand Land eine einzige Wüste.
Wasser ist knapp, die Armee und deren fetter König bereichern sich, wo es nur geht, die Bevölkerung leidet, und irgendwo im Norden liegt ein Dämonendorf, dessen Einwohner nicht den besten Ruf genießen.
Mitten drin ist Lucifers Sohn Beelzebub, der sich zwar für ungemein böse hält und ziemlich vorlaut ist, aber vielmehr einem Lausbengel ähnelt, der seine Zeit mit Videospielen und Comics verbringt und mit kleineren Raubzügen die Armee um etwas Wasser erleichtert.
Eines Tages kommt der Sheriff Rao ins Dämonendorf und bittet um Hilfe, eine verborgene Wasserquelle zu finden, um das Leid der Bevölkerung zu lindern.
Zusammen mit Dämon Sheef begibt sich das Trio auf einen Roadtrip durch die Wüste.
Also alles in allem hat mir die Handlung erstaunlich gut gefallen.
Sie behandelt auch ernstere Themen, verliert aber nie seinen Humor und eine gewisse Leichtigkeit, die sofort an Akira Toriyama erinnern.
Auch der zusätzliche Part, der erst viel später hinzugefügt wurde, passt nahtlos ins Geschehen und wirkt nicht unnötig reingequetscht.
Selbst die Truppe mit und um Beelzebub macht einen guten Job.
Dieses Freche von Beelzebub als kleiner Satansbraten gefällt mir deutlich besser als der 08/15-Shonen-Main-Charakter und sorgt für einige gute Lacher.
Das restliche Team, welches besonders mit Rao und Sheef einen deutlich höheren Altersdurchschnitt erreicht, ist zudem eine willkommene Abwechslung zum üblichen Jugendwahn, und Ann rundet die Truppe später gut ab als bodenständige und
nicht quietschende junge Frau.
Speziell Rao muss ich hier besonders loben, der für mich so etwas wie der heimliche Star und Anführer des Spiels war, der ruhig, respektvoll und voller Demut agiert und dabei mit seinen 61 (wenn ich richtig gelesen habe) körperlich wie geistig recht realistisch getroffen wurde.
Hier wirklich ein großes Lob an Herrn Toriyama, denn in vielen Animes wird ein echt verkehrtes Bild von Menschen 60+ gezeigt.
Auch so schafft das Spiel es einfach, dass immer etwas passiert, ohne dass es nervt oder Gameplay auf der Strecke bleibt.
Wer es richtig wissen möchte, kann
Sand Land zwar locker in 20 Stunden durchspielen, was ich allerdings nicht empfehlen kann, da es extrem viele Nebenquests gibt, die einen großen Teil der Handlung ausmachen.
Das dürften sogar exakt 78 Quests sein, die alle vertont wurden und sich um die Stadt Spino drehen, die allmählich erweitert werden kann.
Dafür sucht die Truppe überall nach neuen Einwohnern, und je mehr die Stadt sich füllt, desto mehr Möglichkeiten hat der Spieler, sich neu auszurüsten.
Erst wollte ich nichts davon machen und am Ende habe ich alle Radiotürme gesucht, um die Karte aufzudecken, und habe jedes Dorf und jede Quest mitgenommen.
Denn während andere JRPGs wirklich die langweiligsten Quests ever haben, glänzt hier
Sand Land.
Ich sage nicht, dass diese an WRPGs heranreichen, aber irgendwo dazwischen würde ich die schon einordnen.
Die Missionsziele beschränken sich nicht nur darauf, irgendein Monster zu verprügeln, sondern sind durchaus ein wenig abwechslungsreicher.
Und da alles vertont wurde und das Spiel generell recht charmant daherkommt, fühlen sich die Quests wie aus einem Guss an, die sich perfekt in die Handlung integrieren.
Außerdem stimmen hier die Belohnungen und ich fühlte mich manchmal auf der Suche nach neuen Einwohnern wie in einem
Suikoden.
Verpassen kann der Spieler wenigstens keine einzige Quest, da alles nachgeholt werden kann und nur zwei gut versteckt wurden.
Zugegeben, zum Ende hin und bei der hohen Spielzeit ist mir nach Ende des Hauptspiels ein wenig die Luft ausgegangen, bereut habe ich dafür keine einzige Quest.
Was ich hingegen bereue, ist es, speziell in Sand Land jede Höhle und Festung aufgesucht zu haben, denn hier warten nur Rohstoffe auf den Spieler und sonst nichts.
Wald Land folgte nämlich auch noch und hatte ich nicht auf dem Radar.
Dort angekommen bin ich von zwei bis vier Missionen ausgegangen.
Dabei entspricht die Karte etwa 1/3 von Sand Land.
Somit habe ich spätestens dann die Höhlen links liegen gelassen.
Na ja, wenigstens hatte ich im restlichen Spiel dann keine Probleme mehr mit fehlenden Materialien.
Dafür war die Sucherei unterm Strich Zeitverschwendung und hätte ich locker 6 Stunden einsparen können.
Zudem wirkte trotz Open World auf mich alles noch überschaubar, Wüsten sind auch genau mein Ding und es macht Laune, mit seiner selbstgebauten Karre durch die Region zu fahren.
Denn genau dieser Part kann wahnsinnig viel Zeit in Anspruch nehmen, sofern Interesse besteht.
2/3 des Spiels sitzt Beelzebub nämlich vor dem Steuer seines selbst zusammengebauten Fahrzeugs.
In der Werkstatt wird ein neuer Rahmen für ein Fahrzeug benötigt, und dann kann das alles beliebig angepasst werden.
Welche Farbe, Waffe, Motor, Panzerung soll zum Beispiel der neue Panzer oder Buggy haben?
Wie fährt der sich, was hält der aus, kann ich noch Chips installieren und wo finde ich die Rohstoffe für neue Materialien bzw. welcher Einwohner wird auf welcher Stufe benötigt, um etwas Neues herstellen zu können?
Wer diese Büchse der Pandora öffnet, kann viele Stunden damit verbringen, seine eigenen Traumfahrzeuge zu kreieren und diese unterwegs über ein Ringmenü locker hin und her zu wechseln.
Dabei hat jedes Fahrzeug seine Vor- und Nachteile.
Während einer Auseinandersetzung mit großen Gegnern ist meistens ein Panzer oder später ein Kampfbot von Vorteil.
Muss ich eine Klippe hoch, kommt ein Sprungbot zum Einsatz.
Und muss es schnell gehen, bietet sich ein Buggy (mein Favorit) oder ein Motorrad an.
Da ich den Schwierigkeitsgrad auf Hart gestellt habe, waren die Gefechte sogar voll in Ordnung.
Also entspricht hier mehr einem Normal, denn Gegner, die 3 Stufen oder mehr höher sind, vernichten einen extrem schnell, was sich auf selber Stufe aber mehr als ausgleicht.
Und selbst wenn es mal zu leicht wird, ist das ein tolles Spielgefühl, zwischen verschiedenen Fahrzeugen und Waffen zu wechseln.
Blöd nur, dass der Nahkampf mit Beelzebub dann das genaue Gegenteil ist.
Immer gleich und somit langweilig.
Zwar gibt es einen Skilltree und die Begleiter bieten ausreichend Support, nur schockt das halt nicht.
Zum Glück kommt der Nahkampf aber nur selten zum Einsatz und wurde vielleicht deswegen ähnlich stark vernachlässigt wie die geringe Gegnervielfalt.
Weiterer Pluspunkt ist dafür der Soundtrack, der zwar nicht umwerfend ist, aber wunderbar zur Atmosphäre passt und manchmal sogar ein wenig melancholisch wirkt.
Die Synchronisation und die Grafik sind außerdem über jeden Zweifel erhaben.
Fühlte mich immer wie in einem richtig guten Anime.
Dass
Sand Land ohne Bugs auskommt, schont außerdem die Nerven, die kurz zuvor
Mutant Year Zero: Road to Eden enorm strapaziert hat.
Fazit: Im Nachhinein betrachtet hatte ich mit
Sand Land den richtigen Riecher.
Die Trailer haben mir damals schon gut gefallen, und erst als ich das Studio ILCA gelesen habe, bröckelte meine Hoffnung dahin.
Nach der ordentlichen Kritik knüpfte ich dann lieber wieder an den vorherigen Erwartungen an und wurde nicht enttäuscht.
Sand Land ist ein wirklich charmantes, leichtes Game, welches zwar mit vielen Macken daherkommt, wie etwa dem langweiligen Nahkampfsystem oder den immer gleichen Höhlen oder Kopfgeldern, doch lässt man das links liegen, hatte ich zumindest immer meinen Spaß mit Beelzebub und Co.
Denn gerade die Story und Charaktere wissen zu überzeugen, und wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich CyberConnect2 für den Entwickler gehalten, denn abgesehen vom selben Mangaka spielt sich
Sand Land ähnlich wie
Dragon Ball Z Kakarot.
Irgendwie ist
Sand Land sogar das perfekte Sommerspiel und die Nummer 1 der diesjährigen Sommer-Challenge geworden.