Zitat von Sylverthas
@Ave: Danke für den "Eröffnungspost"
Besonders hervorzuheben das, was bei Aves Zitat am Ende fett markiert ist. Man sollte sich nicht von dem moe Design zu sehr verunsichern lassen.
Den Punkt finde ich interessant, weil meine Wahrnehmung ziemlich anders war. Vielleicht kannst Du kurz darauf eingehen, wo die Empfindung der "Authentizität" herkommt?
Zu Sayoris Selbstmord:
Fands traurig, dass Sayori so depri wurde und sie ihre Kindheitstraumata enthüllt hat. Da war das Writing auch ziemlich gut, insbesondere, weil man sie ja gerade mal 2-3h kennt.
Als sie sich erhängt hat war mein erster Gedanke "wow, das ging jetzt echt schnell - aber gut, das ist auch eine Indie VN, da sollte man vielleicht keine 20h+ Länge erwarten".
Als dann der Glitch kam ging mir nur "BULLSHIT!" durch den Kopf (vielleicht hab ich das sogar geschrien xD). Fand das war ein sehr effektiver Moment, um der Szene ihre komplette Dramaturgie zu nehmen.
Warum habe ich die Szene jetzt so zerlegt? Weil ich das Spiel alles andere als "authentisch" finde. Meiner Meinung nach kann es das durch seine Meta-Natur auch überhaupt nicht sein, weil die einfach damit spielt, dass es eben nur ein Spiel und damit künstlich ist.
Wobei ich nicht abstreiten will, dass in der Geschichte authentische Emotionen drin sind - welche dann durch das 4th Wall Breaking irgendwie zerschossen werden. Gerade Monika hat sich ja in kurzer Zeit in den Spieler verliebt, was in dem Sinne seltsam erscheint, weil das Spiel ja stellenweise parodiert, dass die ganzen Mädels sich innerhalb kurzer Zeit in VN in den MC verknallen. Wahrscheinlich ist der Aspekt aber auch zu meta für mich^^
Wie gesagt, gestehe dem Spiel sehr viel beim Writing zu, denn auch
Monikas "Tod" (wenn man ihre File löscht) hat bei mir gut funktioniert, weil das Spiel viel dafür tut, dass man die Charaktere mag. In dem Sinne ist das Writing sogar so stark, dass es (bei mir) den ganzen Meta-Kram überschatten konnte und immer noch funktioniert hat
Würde mich von dem Autor über eine *gewöhnlichere* VN daher ziemlich freuen.
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Zum Stichwort Authentizität: Ich würde sagen, dass ich den Umgang mit den verschiedenen psychologischen Aspekten authentisch finde. Als Sayori von ihren Problemen erzählt hat, habe ich mich sehr unwohl gefühlt, weil ich das stellenweise auf mich selbst projiziert habe. Genauer betrachtet finde ich es einfach authentisch, wie diese generischen stereotypischen süßen Animemädchen wirklich alle einen tieferen Charakter in sich haben. Natsuki beispielsweise ist, obwohl der Protagonist auf den ersten Blick glaubt sie sei in der ersten Schulstufe, bereits 18 Jahre alt und es wird stark angedeutet, dass bei ihr zuhause Misshandlungen stattfinden und sie nicht genug zu essen bekommt. (an der Stelle zugegeben, dass die Cupcake Sache ein kleines Plothole darstellt, aber andererseits könnten die Cupcakes auch nur als "Alibi" dienen.) Sie sucht dementsprechend Zuflucht im Literature Club um wenigstens dort für ein paar Stunden in Ruhe dem nachgehen zu können, was sie liebt. Im weiteren Verlauf des Spiels gibt es ja die eine Stelle, wo Monika versucht neue Mitglieder zu rekrutieren und Natsuki ist extrem dagegen (was dann im weiteren Verlauf glaub ich zu einem Streit mit Yuri führt) und diese aggressive Reaktion aus Angst gegenüber Veränderung, weil ihr einfach extrem viel an diesem Zufluchtsort liegt, finde ich sehr authentisch. Hat nicht jeder schon mal im Leben so reagiert? Ich finde daher, dass die Authentizität sich dadurch äußert, dass diese psychologischen Aspekte nicht einfach oberflächlich dargestellt werden im Sinne von "Du bist depressiv! Und du erlebst Misshandlungen zuhause! Und du hast bipolare Störung!", sondern da relativ feinfühlig hingeteased wird.
Yuris...äh "Reizüberflutungen" kann ich persönlich nicht ganz nachvollziehen, aber ist für mich jetzt auch nicht zu 100% abwegig. Man muss aber fairerweise sagen, dass jedes dieser Mädchen diese psychologischen Probleme in sich hatte, aber Monika da quasi ein bisschen an den Werten geschraubt hat, damit die völlig durchdrehen - was bei Yuri am stärksten der Fall war. Vielleicht bin ich jetzt auch nur so empfänglich für das alles, weil ich in meinem Studium Psychologie und Philosophie und Geschichte (zwar auf Lehramt, aber wir machen genug aus dem Hauptcurriculum) viel davon mitbekomme und ich einfach umso überraschter bin, wie gut Salvato das umgesetzt hat. Dazu natürlich auch die wichtige Tatsache, dass mich der Meta-Kram überhaupt nicht abschreckt.
Ich kann aber dennoch verstehen wenn beispielsweise du es nicht authentisch findest. Es kann nicht bei jedem der richtige Knopf gedrückt werden...