Ich habe beschlossen meine Challenge auch auf eine volle 12er-Runde zu erweitern. Bin mir noch nicht sicher, ob ich genug Spiele dafür finde, aber mal sehen.

Final Fantasy X [5/12]

Der nächste FF-Hauptteil ist damit erledigt. Wobei ich sagen muss, dass ich bisher nur die Hauptstory gespielt habe und mich nicht dem ganzen Bonuscontent gewidmet habe. Aber dazu später mehr.

Technik: Grafisch ist das Spiel - wie zu erwarten war - ein großer Schritt nach vorne im Vergleich zu den PS1-Teilen und sieht auch heute noch ok aus. Die FMVs sind auch wieder klasse. Der größte Fortschritt im Vergleich zur letzten Trilogie ist aber endlich die Geschwindigkeit des Kampfsystems: Zufallskämpfe gegen Standardmobs sind jetzt auch mal nach 30 Sekunden vorbei. Insofern nichts zu meckern hier.

Musik: Einer der größten Pluspunkte des Spiels: die Musik ist durchgehend gelungen, aber einige Stücke, wie das Hauptthema, das Asthra-Lied oder das Kampfthema stechen noch mal besonders hervor, sind echte Ohrwürmer und nerven auch noch nicht beim 20ten Mal. Top!

Story: Die grundlegende Geschichte finde ich ganz gut, das Setting gefällt mir auch. Ich finde aber, dass die Geschichte hier einfach zu lange braucht, um in Fahrt zu kommen. Die ersten 10 Stunden sind im Prinzip ziemlich langweilig, die erste interessante Szene ist wohl wo Seymour Yuna die Hochzeit vorschlägt. Mit fortschreitender Spieldauer hat mich die Geschichte dann aber immer mehr gepackt.

Wie so oft nehmen die Charaktere der Party wieder eine zentrale Rolle ein. Diese finde ich hier unterschiedlich gut gelungen - Wakka, Yuna und Kimahri sind ganz gut ausgearbeitet. Lulu und Rikku sind in Ordnung, bleiben aber vielleicht ein wenig blass. Tidus dagegen ist eher nervig, ein Lappen, und macht während des Abenteuers irgendwie auch keine große Entwicklung zum Besseren durch. Anfangs verhält er sich manchmal merkwürdig aufgrund von Unwissens bezüglich der Welt, wobei sich das einfach aufklären ließe, wenn er sich nur mal mit seinen Mitstreitern unterhalten würde. Seine mieseste Aktion aber: als er lernt, dass der Kampf gegen Yu Yevon seinen Tod bedeuten wird, verrät er dies seinen Mitstreitern nicht, selbst dann nicht, wenn sie ihn konkret darauf ansprechen. Dabei hatte er sich selbst zuvor noch darüber echauffiert, dass man ihm Yunas angedachtes Schicksal vorenthalten hat.

Dann gibt es noch Auron, der aufgrund seiner Hintergrundgeschichte den Helden eine Menge wichtige Hinwiese geben kann, die er ungefähr mit der Rate von einem Tipp alle fünf Stunden austeilt. Obwohl, gegenüber Tidus enthüllt er schon früh, dass Sin Jekkt ist, aber Tidus ist natürlich für die nächsten 10 Spielstunden zu dämlich, ihn mal zu fragen, warum das so ist. Auron hat auch überhaupt keinen Grund das Wissen so lange vorzuenthalten, und erzählt am Ende nur einen Quatsch von wegen "das ist eure Geschichte".

Ja zeitweise hat mich dieser Unsinn hier schon ein bisschen aufgeregt. Im Großen und Ganzen ist die Story aber in Ordnung und findet einen gelungenen Abschluss.

Gameplay: Kommen wir nun zum Knackpunkt. Wie auch FF9 ist das Spiel grundlegend linear und storylastig, wobei die Linearität hier aber auf die Spitze getrieben wird. Erst ganz am Ende, bevor man das finale Gebiet freischaltet, erhält man Zugang zum serientypischen Luftschiff und zur semi-frei erkundbaren Weltkarte - währenddessen gibt es quasi keine Sidequests zu erledigen. Prinzipiell habe ich gegen die lineare Spielstruktur in RPGs aber nichts einzuwenden.

Hier haben wir aber nicht nur Linearität auf der abstrakten Ebene, sondern dazu auch noch extrem schlauchiges Leveldesign, wenn man überhaupt davon sprechen kann. In der ersten Spielhälfte sind eigentlich alle Gebiete nur Schläuche mit sehr kurzen Abzweigungen zu Truhen. Erst gegen Ende gibt ein paar einzelne Gebiete die etwas weitläufiger sind oder mehr Abzweigungen haben - richtige, gut designte Dungeons sind es aber auch nicht. Das finde ich allgemein schonmal ziemlich lahm und es schmälert den Spielspaß ziemlich.

Zum Kampfsystem: Teil 10 geht wieder weg vom hektischen ATB zum eher rundenbasierten System, hier mit praktischer Zuganzeige. Zudem ist flottes Auswechseln der Charaktere möglich und oft auch nötig - gut und frustfrei gelöst! Die meisten Charaktere haben eine besondere Stärke: Tidus besiegt die flinken Monster, Lulu die Elementare, Wakka die Flugmonster, Auron die gepanzerten Feine und Rikku die Machina. Yuna ist die klassische Weißmagierin. Ansonsten haben alle oben genannten Charaktere außer Lulu und Yuna auch noch nützliche Techs, vor allem für Bosskämpfe. Der einzige relativ überflüssige Charakter ist Kihmari, der auch nur ein sehr kleines Sphere Grid für sich hat. Wahrscheinlich soll er dem Spieler früh mal die Möglichkeit geben, mit den Sphäropassen zu experimentieren. Letztendlich hätte man ihn aber auch einfach weglassen können.

Die Zufallskämpfe gegen Standartmobs laufen immer noch dem gleichen Muster ab: richtige Kämpfer einwechseln und dann Gegner one-hitten. Mit den falschen Charakteren sind die Monster dagegen kaum zu verletzen. Das Ganze ist überhaupt nicht fordernd, aber das ist für Zufallskämpfe auch ok. Das Monsterdesign ist vielleicht etwas lieblos, da man immer wieder gegen die gleichen Monster in anderen Farben kämpft. Das größere Problem aber: die Encounter-Rate kommt direkt aus der Hölle. Ehrlich, das ist unglaublich nervig: alle zwei Schritte ein Zufallskampf. Im Zusammenhang mit der fixen Kamera, die gerne mal die Richtung ändert, und den immer gleich aussehenden Schläuchen kommt es dann auch schon mal vor, dass man sich vertut und nach dem Kampf wieder in die falsche Richtung zurückläuft - und dann wieder 5 Kämpfe mehr bestreiten muss.

Ein weiteres Problem sind die Erfahrungspunkte: es bekommen nämlich nur die Helden Punkte, die am Kampf beteiligt waren und eine Aktion durchgeführt haben. Da das Einwechseln so einfach ist, ist die logische Spielweise also: alle überflüssigen Charaktere für den Kampf einwechseln, einmal verteidigen lassen, dann die Gegner killen. Wer will sich das denn bitte antun? Deswegen habe ich mir sofort ein Programm runtergeladen, mit dem man die Erfahrungspunkte auf alle Helden verteilen kann, um mir ein paar Stunden Lebenszeit zu ersparen. Mir ist auch schleierhaft, warum Square Enix das nicht als Booster für das HD Remaster eingebaut hat.

Insgesamt finde ich das Charakterentwicklungssystem aber ganz gut. Allerdings entfaltet es ähnlich wie das Spiel seine Freiheiten erst kurz vor Ende. Am Anfang hat man noch keine Sphäropässe und sollte den vorgegebenen Pfaden folgen - und nach einiger Zeit könnte man zwar auf andere Pfade wechseln, aber dazu müsste man erstmal wieder Level opfern um zurückzulaufen, und dann schlechtere Boni zu kriegen als wenn man den Hauptweg langläuft. Deswegen habe ich erstmal den vorgegeben Weg gemacht und ganz am Ende dann mit einigen Charakteren kleine Abstecher zur Seite. Gute Ergänzungen sind aber die Sondersphäroiden zum Teleportieren oder Abilities von Anderen kopieren - da gibt es einige Synergieeffekte, die man ausnutzen kann.

Die Bosskämpfe sind mit Abstand das Spaßigste auf der Gameplayseite. Manche Bosse fühlen sich eher wie kleine Puzzles an - und meistens kommt es hauptsächlich auf die Strategie an, und nicht so stark auf Levels oder ganz bestimmte Skillungen / Ausrüstungen. Das ist für die Final Fantasy Serie wirklich überdurchschnittlich gut. Den Schwierigkeitsgrad finde ich gut balanciert - nicht zu einfach, aber nach 2-3 Versuchen kommt man mit der richtigen Strategie in der Regel durch. Braska war dann als letzter Boss wiederum ziemlich hart, aber noch ok.

Ansonsten sollte ich noch positiv erwähnen, dass es (zumindest in der Hauptstory) relativ wenig von dem serientypischen Bullshit gibt. Ganz am Ende in Sin gibt es so was wie den Ultra-Behemoth, der bei seinem Tod mal eben ohne Vorwarnung Meteo castet und dabei die Party auslöscht - oder Monsterparties mit drei Fluggegnern, bei denen man halt quasi nix tun kann als auf Wakka zu warten. Und ab und an kann man mal durch einen Hinterhalt plötzlich ausgelöscht werden, was nervig ist wenn man dann 20 Minuten neu spielen muss. Ansonsten ist das Spiel aber recht fair, man hat sich den Kram wohl auch eher für den optionalen Content aufgehoben. Den werde ich mir wohl nicht gönnen, hört sich für mich nach einer Menge stumpfen Gegrinde an für Stats und ein paar Items.

Insgesamt macht das Spiel in den Dungeons aufgrund der schlauchigen Levels und den nervigen Random Encounters leider relativ wenig Spaß, die Bosskämpfe und die Story reißen es dann wirklich raus.

Kurz gesagt: Im Vergleich zu Teil 9 zwar technischer Fortschritt, aber Spielspaßseitig teilweise eher ein Rückschritt.
Wertung: 7/10