Highlights gab es aber auch in XII zur Genüge: Die Flucht aus dem Luftschiff, das Erkunden der kaiserlichen Hauptstadt, das Heimatdorf der Vierra, etc...

XII betreibt doch ebenso World Building. Nach großen Ereignissen haben die Bürger in Rabanastre immer wieder etwas Neues zu erzählen, und vieles davon ist auch wirklich interessant. Es gibt im Spiel sogar ein ganzes Nachschlagewerk, was einem die Welt erklärt, indem es diverse Sachen nennt, auf die man, wenn man die Augen ein wenig offen hält, sogar selbst stoßen kann. Quasi jeder Ort in XII hat eine Geschichte. Die Totenstadt Nabudis ist da nur ein Beispiel von vielen. Das hat X zwar auch, aber nicht so in dem Ausmaß. Da stechen, wie du schon erwähnt hattest, die Charaktere deutlich mehr hervor, weshalb sich das dann im Endeffekt wieder ausgleicht, aber wenn ich so rein vom World Building her gehe, ist XII einfach deutlich runder als X, weil die Welt mir den Content bietet, mit dem ich sagen kann, dass das auch wirklich eine funktionierende Welt ist. Organisationen und Verbände, Monstervorstellungen, ja sogar regionale Speisen! Das erfährt man alles direkt im Spiel und deshalb ist die Immersion einer existierenden Spielwelt in XII viel besser umgesetzt worden als noch bei X. Von den kämpfenden NPCs in der freien Natur will ich gar nicht erst reden.
Klar, es war in X nur eine Pilgerreise und logisch, dass man da nicht alles von der Welt sehen kann, aber in Ivalice wurde sogar gesagt, dass es da Draußen noch einiges mehr als das hier gibt. In Spira gab es so ein Denken in der Form ja noch gar nicht.
Ivalice war als Welt einfach viel greifbarer.

Die Beziehung zwischen Tidus und seinem Vater ist auch das Interessanteste, was die Story so zu bieten hat. Zumal Jecht auch einfach richtig cool umgesetzt wurde. Das Problem ist nur, dass es daneben eigentlich gar nicht mehr so richtig viel Storycontent gibt. Die große "Auflösung" kommt relativ zu Beginn des Spieles, anschließend folgen noch ein paar Tempel, die Offensive, Mr. X will heiraten, bisschen Geplänkel hier und da und das war es dann auch schon. Das meine ich ja, so rein von den Ereignissen her passiert in der Geschichte nämlich ab da gar nicht mehr so viel, obwohl ja jeder weiß, das noch relativ viel an Spiel kommt.
Das Spiel setzt zwar mehr auf Charakterinteraktionen als XII, und ich will dir auch gar nicht widersprechen, wenn du sagst, dass viele davon kleinere Highlights sind, aber die eigentliche Geschichte ist trotz allem gar nicht so viel besser als XII wie es scheint, zumal sie ja recht losgelöst von den anderen Charakteren neben Tidus aufgebaut wurde, weshalb ich nicht finde, dass ein Kimahri, der mit irgendwelchen Leuten seines Stammes kämpft, dazu beiträgt, der Geschichte mehr Tiefe zu verleihen, obwohl ich den Part gewiss nicht schlecht fand. Die Geschichte von XII ist auch alles andere als toll, aber da war ja das Konzept auch ein gänzlich anderes. Und trotzdem hatte ich nach dem Durchspielen das Gefühl, dass hier irgendwie mehr "abging" als in X, eben wegen der politischen Streuung hier und da.

Beide Spiele sind storymäßig deshalb imo ungefähr auf dem selben Niveau. X hat den Vorteil, dass alles extrem gut inszeniert wurde und die Partymitglieder sind halt nicht so flach wie in XII.
Dafür passiert in XII bedingt durch das politische Setting einfach viel mehr (vor allem auch relevantes) und überzeugt durch eine tolle Spielwelt.
Von daher finde ich es falsch, im direkten Vergleich die Handlung XII als so viel schlechter als die von X zu bezeichnen. Ist sie nämlich nicht, sie hat nur ganz andere Prioritäten.

Aber ehrlich gesagt waren beide Spiele storymäßig ein gewaltiger Rückschritt in der Reihe. Wenn ich mir überlege, was damals alles so in IX passiert ist.... da würden die beiden sogar zusammen storymäßig hinterherhinken.
Oder VIII, VII, VI..