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Thema: Alles eine Frage der Sympathie

Baum-Darstellung

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  1. #22
    In den wenigsten Spielen, die ich kenne, morden die Helden. Mord ist Töten aus niederen Motiven. Meistens haben die Helden legitime Gründe: Notwehr oder die Feinde sind Kombattanten oder Lebensformen, bei denen man auch in der Realität nicht von Mord sprechen würde. Außerdem sind die Kämpfe natürlich nur eine Abstraktion, in Wirklichkeit gilt für alle Gegner: "Es kommt direkt auf mich zu" und die Handlungen des Spielers sind sein Rollenspiel und nicht die Handlungen der Spielfiguren. Aber das nur am Rande.

    Empathie - unter der ich das Mitfühlen verstehe - kommt für mich nach der Sympathie. Nur wenn ich eine Figur (ausreichend) mag, empfinde ich Empathie für sie. Das bloße Verstehen einer Handlung ist für mich keine Empathie und würde eine Figur auch nicht sympathisch/interessant machen. Ich kenne Dexter nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass die Drehbuchschreiber die Figur so geschrieben haben, dass man sie sympathisch finden kann. Das klappt ja auch bei Leon, dem Profi. Er mordet für Geld, aber er kümmert sich nett um sein Ziehkind, also ist er sympathisch. Oder Jamie von A Song of Ice and Fire. Am Anfang ist er ein Arschloch (weil er von Martin auch so dargestellt wird), aber später ist er sympathisch, weil positive Eigenschaften zum Vorschein kommen und man ihn mit einem gewissen "Bären" verkuppeln kann. Den Blagen (ich verzichte mal auf Spoiler) mag sowieso niemand.

    Zitat Zitat
    Viele Charaktere sind einfach platt, keine Tiefe, kein Charakter erkennbar.
    Ich kenne viele einfach gehaltene Charaktere, die sehr sympathisch sind. Man kann einer Figur eine umfangreiche Hintergrundgeschichte geben, eine facettenreiche Persönlichkeit, Stärken und Schwächen und trotzdem kann es passieren, dass nur wenige sie mögen. Es ist sicher so, dass es Menschen gibt, die "gehaltvollere" Figuren vorziehen (zumindest sagen sie das), aber selbst bei denen gehe ich davon aus, dass die Eigenarten der Charaktere passen müssen. Und andersherum betrachtet wissen wir - man kann unzählige Beispiele finden - dass vielen Menschen der "Anspruch" der Figuren ziemlich egal ist. Oder mehr noch: Sie neigen sogar dazu, die Figuren, die sie mögen, für anspruchsvoller zu halten als die, die sie nicht mögen.

    Ich seh das eher so: Die Charaktere wirken oft deswegen so platt, weil die Entwickler sich nicht trauen, ihnen herausstechende Eigenschaften zu geben, wie man sie z. B. aus JRPGs kennt (wobei auch die Charaktere aus westlichen Spielen überzeichnet sind). Vielleicht steckt dahinter der Irrglaube, dass Charaktere flach und unglaubwürdig erscheinen, wenn sie nicht "normal" sind. Dabei ist diese Form der Glaubwürdigkeit - die Normalität, die gerne mit Konsistenz verwechselt wird - in vielen Geschichten gar nicht notwendig. Die Figuren können absurd sein (s. JRPGs) - das macht überhaupt nichts.

    Geändert von Kelven (31.08.2016 um 09:21 Uhr)

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