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Thema: [Gestrandet] - Episode 1 - Bruchlandung (Tag 1)

Baum-Darstellung

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  1. #13
    Scheiße.

    Wer hätte auch ahnen können, dass Bleche und ein bisschen Sand so schwer sein können?

    Vielleicht wäre es der alternativen Schülerin gelungen, produktiver zu sein, wenn sie noch im Adrenalinmodus wäre, nach dem sie sich erst vor wenigen Minuten noch gefühlt hatte. Es war fast erschreckend, sich das einzugestehen; aber abseits der Anstrengung - die mit einem erhöhten Puls einher ging - hatte Brix sich größtenteils beruhigt. Noch war es um sie herum hektisch. Nicht zuletzt galt ja auch ihr verzweifeltes Tun dem Löschen des Feuers. Doch trotz der noch immer brennenden großen und kleinen Trümmerteile und den Leichen, die man zum Teil mehr als nur erahnen konnte, war die Erleichterung immer noch vorherrschend, die aufkam, nachdem sie erfahren hatte, dass ihre drei Bandkollegen den Absturz so unbeschadet wie es nur ging überstanden hatten. Natürlich musste sie sich zwingen, sofort wegzusehen, sobald ihr Blick auf einen der wirklich übel aussehenden, halb verbrannten oder zerquetschten Toten fiel, doch mit dieser Taktik gelang es ihr, die Nerven zu behalten. Immerhin war sie nicht alleine. Und so sehr sie sich sonst als Einzelgängerin gab und dieses Bild von sich liebte, so grausam war doch die Vorstellung, alleine mit diesem Unglück klar kommen zu müssen.

    Die Flammen löschten sich jedoch nicht von alleine. Und obwohl Richard sich trotz seiner Verletzung erstaunlich nützlich machte und sie - wie auch andere - mit feuchten, nach Meer riechenden Lappen versorgte, die die versprochene Abkühlung verschafften, gelang es Brix nicht mehr, ihre Arbeit fort zu führen. "Fuck", keuchte sie leise und merkte erst, wie sehr ihre Oberarme brannten, als sie das Blech entnervt in den sandigen Boden rammte. Sie hätte in ihrer Vergangenheit sicherlich mehr für ihre eigene Körperkraft tun können. Aber sicher wäre sie nie in eines dieser scheiß Fitnessstudios gelatscht, in denen volldebile, testosterongeschwängerte Cis-Typen ihre künstlich verdickten Arme präsentieren und sich ein Haufen alter, konservativer Grannies beim affigen Frühsportgehüpfe gegenseitig davon berichtet, wie toll doch die letzte Ansprache ihrer verfickten Mutter war.

    "Fuck!" Dieses Mal kam es lauter. Und deutlich verärgerter. Und gefolgt von einem weiteren "FUCK!" als sie merkte, wie weh der Tritt tat, zu dem sie die Enttäuschung über sich selbst und die fürchterlichen Erinnerungen an ihr beschissenes Heimatnest hatten hinreißen lassen. Sie konnte von Glück reden, dass es sich wenigstens um den Fuß hielt, dessen Schuh sie nicht für das Reinigen von Dicks Wunde geopfert hatte. Wo war der eigentlich?

    Unweit von sich sah sie eine junge Frau, die bereits in ihre Richtung blickte und das Schauspiel der Bassistin mit einem wenig zurückhaltenden Grinsen bedachte, nachdem Brittney meinte, sie einige Blicke zuvor noch dabei gesehen zu haben, in den Trümmerteilen nach irgendetwas zu suchen. Hatte sie nicht vorhin auch mit dem Osteuropäer gesprochen, der da schon - wie auch jetzt - in stoischer Ruhe den Sand auf den Blechen zum Feuer trug, als wäre es das einfachste.

    "Jo, Blondie! Willst du helfen oder so?" Ihr Blick und ihre Stimme waren mehr als nur leicht genervt. Natürlich galt diese Genervtheit mehr ihrem eigenen Versagen, aber das musste die ja nicht wissen.

    "Was helfen? Wenn ich helfen soll, gegen Blech zu treten, das ist irgendwie nich' so gut, jur."

    Mehr Kraft als für ein Seufzen befand sich für den Moment nicht in der Brust des Mädchens aus Citrus Heights. "Der scheiß Sand muss zum Feuer, also komm!"

    Geändert von MeTa (27.04.2016 um 01:25 Uhr)

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