Zitat Zitat von MeTa Beitrag anzeigen
Ich gehe schon davon aus, dass deine Eindrücke zu großen Teilen auf Johnsons Entscheidungen zurückgehen. Mir fällt es nur schwer, das nachzuvollziehen, aber Geschmäcker sind halt verschieden. Es ging in deinem Beitrag ja nicht bloß um die Personalie und die kreativen Eigenheiten, sondern um diese Dinge im Verhältnis zum von dir sehr gemochten The Force Awakens, die dich durch ihre Abweichungen gestört haben. Daher schlussfolgerte ich, auch anhand deiner Kritikpunkte, dass dir die drastischeren Wendungen nicht zugesagt haben, eben weil sie manchmal drastisch waren. Du sprachest davon, dass dem Regisseur die erwähnten Fragen "egal" gewesen seien. Glaubst du das wirklich? Ich denke, der hat da ziemlich intensiv drüber nachgedacht, wie es normal bei der Entwicklung eines Drehbuchs ist.

Persönlich halte ich die Erwartung für überzogen, dass ein Film eines anderen Filmemachers (Regie und Drehbuch) sich mehr oder weniger genauso anzufühlen hat wie der seines Vorgängers, auch innerhalb einer laufenden Reihe - zumindest so lange die Kontinuität und der Stil grob gewahrt bleibt, und das war hier der Fall (Episode VIII hat VII in keinem Punkt widersprochen). Zu bedenken ist dabei auch, dass ursprünglich nicht Abrams den neunten Teil schreiben und Regie führen sollte. Wir werden jetzt nie erfahren, was Colin Trevorrow damit angestellt hätte, aber ich bezweifel, dass er sich Abrams wieder angenähert hätte. Es ist nichtmal auszuschließen, dass Abrams mit Episode IX selbst neue Wege geht, aber für die Kritiker lässt sich das nun alles schön auf Johnsons Mittelteil schieben.

Zitat Zitat
Die aufgeführten Punkte meinerseits sind im Kontext dessen, was der Film mir gezeigt hat - und so habe ich es ja auch gefasst - aber ein Symptom dafür, dass der Film das Universum und auch sich selbst nicht ernst genug nimmt, wenn es nach mir geht. Das war und ist mein Hauptkritikpunkt, der im Wesentlichen mit allem anderen zusammen hängt und diese anderen Aspekte beeinflusst.
Okay, du erwähntest mehrfach den Humor, stimmt. Der hat mir oft auch nicht so zugesagt und war in The Force Awakens imho besser und dezenter platziert. Johnson begründete das damit, dass er nicht der Erwartungshaltung eines zwangsläufig düstereren zweiten Teils einer Trilogie entsprechen, sondern stattdessen von Beginn an (siehe schlechter Telefonstreich - obwohl auch das gänzlich Poes Attitüde und zynischen Bemerkungen aus dem Vorgänger entsprach) und durchgehend klarmachen wollte, dass der Film auch einfach Spaß machen soll. Den Eindruck, dass sich die Geschichte und Welt deshalb irgendwie selbst nicht mehr ernst nimmt, habe ich aber überhaupt nicht gewonnen und so war das offensichtlich auch nicht gemeint. Es gab massig dramatische und emotionale Szenen, die nicht sofort mit einem unpassenden Witz "aufgelockert" wurden. Das Publikum, mit dem ich den Film schaute, schien die meisten Scherze und Sprüche zu mögen.

Ich vermute aber auch, dass dir manche Momente sauer aufgestoßen sind, die man als "Respektlosigkeit" gegenüber dem/den Vorgänger/n verstehen kann, aber bei genauerem Hinsehen narrativ eben Hand und Fuß hatten. Viele Fans beschwerten sich zum Beispiel darüber, dass Luke das Lichtschwert sofort einfach wegwirft. Wie logisch und sinnvoll das im Hinblick auf seine derzeitigen Überzeugungen und die Hintergrundgeschichte seinem Charakter entspricht, wird dabei gerne mal übersehen. Ebenso, dass ein Mensch sich in dreißig Jahren verändern kann.

Zitat Zitat


Zitat Zitat
Also mal so ohne Erwähnung eines Schmunzelns, überraschte Smileys und andere Herabwürdigungen meiner dargelegten Rezeptionserfahrungen.
Nicht gleich persönlich nehmen. Muss aber schon sagen, dass mir so absolute Darstellungen, die fast alles in einem negativen (oder positiven) Licht sehen und zu diversen Hyperbeln neigen, meist suspekt sind. Besonders, wenn du das dann auch noch lapidar ironisch aus der Perspektive der Filmemacher formulierst ("wir"), als würdest du ihre Gedanken festhalten, und es damit ins Lächerliche ziehst. Dabei gibt es für viele dieser Aspekte aus erzählerischer Perspektive gute Gründe, auch wenn sie nicht deinen persönlichen Präferenzen entsprochen haben mögen. Bei einigen Punkten wie etwa General Hux als Witzfigur, oder auch, dass klassische Charaktere wie Chewie zu kurz kommen, stimme ich dir total zu.

Du sprachest von einem Knistern zwischen Finn und Rey und der Frage, wie es damit weitergehe. Davon habe ich in Episode VII nicht viel vernommen (vor allem nicht in romantischer Weise), alles rein freundschaftlich und zweckmäßig. So oder so war davon auszugehen, dass die Charaktere mit dem Schluss von The Force Awakens für den nächsten Teil erstmal getrennt werden würden. Sprach soweit ich das sehe nichts dagegen, einen neuen weiblichen Charakter als möglichen Love Interest für Finn einzuführen, zumal das im Laufe der Handlung sehr einseitig bleibt und nur von ihr ausgeht, nicht von ihm. Es bringt eine neue Dynamik rein, ohne die alte aufzugeben. Um darauf wieder einzugehen, dafür ist in Episode IX immer noch genug Platz. Mochte Rose auch nicht so sehr, aber prinzipiell sehe ich da kein Problem.

Oder "Verkraftet die First Order, dass die Starkiller Base kaputt ist?": Ist das nicht völlig zweitrangig? Ging es in Episode V um den Verlust des ersten Todessterns? Dir schien es zu missfallen, dass die First Order nach diesem heftigen Schlag riesige Schlachtschiffe hat. Ich gebe zu bedenken, dass die Handlung von VIII unmittelbar auf die von VII folgt, soll heißen, es ist so dargestellt, dass all das auch schon zur Zeit des vorherigen Films bereits vorhanden war. Warum sollten ihnen solche Technologien nicht zur Verfügung stehen, wenn sie davor schon die Ressourcen hatten, um einen ganzen Planeten (!) in eine Kampfstation umzubauen? Versteh mich nicht falsch, ich hätte mir auch mehr Exposition gewünscht, aber es war Abrams Film, der damit angefangen hat, die politischen Dimensionen und ökonomischen Verhältnisse, ja den Status der Galaxie völlig im Dunkeln zu lassen. Wir erfahren kaum etwas über die Erste Ordnung, die Republik oder den Widerstand in Episode VII, dem Film, der eigentlich dazu da war, sie zu etablieren. Daher erscheint es mir nicht ganz fair, letzteren zu loben, aber die Fortsetzung dafür zu kritisieren, dass sie es The Force Awakens gleichtut und sich auf die vordergründige Handlung und die Hauptfiguren konzentriert.

Auch über die "Sidequest" kann man sich streiten:


Zitat Zitat
Kann sein, dass einige dieser Aspekte redundant waren - vor allem bezüglich Finn hätten Johnson & Co sich was besseres einfallen lassen können. Ging für mich aber nie so weit, dass es den Film als Ganzes beeinträchtigt hätte.