Wo fange ich an? Nachdem ich eben vom Mineralplanet Crait mit seiner alten Rebellenbasis geschwärmt habe, muss ich sagen, dass mich im krassen Gegensatz dazu der Casinoplanet Canto Bight übel enttäuscht hat. Finn und Rose verbringen dort nur ein paar Minuten Screentime, und von der Umgebung bekommen wir kaum etwas zu sehen. Es bleibt nicht genug Zeit, sich daran zu gewöhnen. Dabei haben die Filmemacher Teile davon in Dubrovnik gedreht! Wenn sie schonmal dort sind, hätten sie das richtig nutzen sollen. Mir ist schon klar, dass die Charaktere sich dort nicht ewig aufhalten können, aber es hätte nichts dagegen gesprochen, die verbleibenden Stunden etwas zu erhöhen und uns dafür mehr von dem Ort zu zeigen, oder überhaupt diese Location mit mehr und besserem Handlungsinhalt zu füllen. Im Wesentlichen war das doch nur: Sie kommen an, werden sofort festgenommen und können mit einem vermeintlichen Code-Knacker fliehen. Verfolgungsjagd und Abgang. Hui. Ein Casino, verdammt! Egal wie verrucht und verdorben die ganze Maschinerie und die Leute dort auch sein mögen, das wäre die perfekte Gelegenheit für ein bisschen mehr Exposition und Erkundung gewesen. Ich wollte, dass daraus eine Art Äquivalent zu Bespin und der Wolkenstadt wird. Nicht ganz so umfangreich natürlich, aber nunmal eine völlig neue Art von Ort, die wir bisher in der Franchise noch nicht gesehen haben. Wenigstens ein bisschen einleben und sich vertraut machen. Aber das ging alles viel zu schnell und wirkte dadurch halbherzig. Verschlimmert durch eher weniger überzeugende CGI-Kreationen. Schade. Guter Grundgedanke, verschwendetes Potential.
Dies hing ebenso mit der Mission zusammen. Vielleicht wollten sie nicht zu viel Zeit drauf verwenden, weil es den Helden später misslingen würde. Aber die ganze Aktion war komisch und ein wenig erzwungen. Hier war übrigens ausnahmsweise mal eine Stelle, wo ich verstärkten Einsatz von JJ Abrams Countdown-Timer-Fetisch befürwortet hätte. Die Szenen im Casino und mit DJ sind holterdipolter gefilmt, aber ich bekam kein richtiges Gefühl für die Dringlichkeit und Verzweiflung der Lage und schon gar nicht für die Umgebung dort. Hier hätte man uns mehr an das Schiff erinnern können, daran, wie der Treibstoff zur Neige geht.
Ahch-To war ein wenig besser, aber blieb auch hinter den Erwartungen zurück. Dachte, wir bekommen irgendwelche Jedi-Geheimnisse in beeindruckender Kulisse anvertraut, schließlich steht dort der erste Tempel. Aber viel war dort nicht los. Eigentlich nur ein Baum mit einem einzigen Regal anstelle von etwas, das man hätte Bibliothek nennen können. Die Bücher wurden ja scheinbar doch noch von Rey gerettet und werden in Episode IX vermutlich nochmal auftauchen, aber bei der Aversion, die die Macher gegen Exposition und World Building haben, wird der Inhalt wahrscheinlich nicht angesprochen. Will ja keine erneute Entmythisierung, und gewiss auch keine Midichlorianer, aber ein paar neue Techniken und Weisheiten über die Natur der Macht oder so wären doch cool.
Was mich wohl am meisten gestört hat an dem ganzen Film: Wie befürchtet spielte die Republik keine Rolle mehr

Die Starkiller Base hat in Episode VII doch nur das Hauptsystem der neuen Republik sowie deren dämlichst und unglaubwürdig an einem einzigen Ort geparkte Flotte gegrillt. Das muss aber eine winzige Republik gewesen sein, wenn da nicht noch massig andere Welten dabei waren. Wie ich hier bestimmt irgendwo schonmal geschrieben hatte, hätte ich mir für die neue Sequel-Trilogie mal einen Konflikt auf Augenhöhe gewünscht. Das wäre etwas Neues gewesen. Zwei Supermächte, die aufeinander losgehen (und die nicht insgeheim durch die selbe Hand gelenkt werden). Die neue Republik hätte ja gerne etwas unterlegen sein können, aber immer noch bedeutend. Und wir hätten etwas davon sehen und hören sollen. Hey, es geht schließlich um das Erbe der Taten der Hauptfiguren aus der Originaltrilogie! Make us care. Wenn es um den Erhalt dieser Vernunft gegenüber der Ersten Ordnung gegangen wäre, wenn da die erhaltenswerten Errungenschaften aus Episode IV bis VI auf dem Spiel, auf Messers Schneide stehen, DAS hätte mich so richtig gekümmert.
Stattdessen fühlte es sich schon in Episode VII und jetzt in VIII leider noch mehr so an, als sei das Erbe der früheren Filme mit Füßen getreten worden. Und das mein ich überhaupt nicht im mythologischen Sinne bezüglich Jedi-Gedöns, sondern im realpolitischen! Der Sieg in Return of the Jedi war verfrüht und offenbar vollkommen unwirksam, hat der Galaxis gerade einmal ein paar kurze Jahre wackeligen Frieden erkauft. Die Erste Ordnung aus den Trümmern des Imperiums hat scheinbar trotzdem praktisch unbegrenzte Ressourcen zur Verfügung. Und da wären wir wieder, das brutalst abgekaute Klischeekonzept mit den hoffnungslos zahlenmäßig und waffentechnisch unterlegenen Rebellen gegen das übermächtige monströse Imperium. The Last Jedi treibt dies noch auf die Spitze. Ich hielt ja im Prinzip schon nicht viel vom sogenannten Widerstand, aber plötzlich ist davon ohnehin kaum noch etwas übrig. So krass, dass die Überlebenden am Ende alle in den Falken passen
Hat mir nicht gefallen. Wenn diverse Welten auf das Notsignal gegen Ende geantwortet und Schiffe geschickt hätten, damit hätten sie es rausreißen und mich zufrieden stimmen können. Wäre vorhersehbar gewesen, schon, aber dann hätte sich zumindest eine Menge aus den früheren Geschichten nicht so verdammt sinnlos angefühlt. Stattdessen: Nichts. Was für Mitläufer-Luschen leben denn überhaupt in dieser Galaxie? Nachdem sie einmal die Erfahrung mit dem Imperium gemacht haben, wurden in 30 Jahren keine Vorkehrungen getroffen, um etwas Vergleichbares für die Zukunft zu verhindern? Lahm. Und gemessen an der Realität auch irgendwie unglaubwürdig. Als wenn zuerst Abrams und jetzt Johnson unter allen Umständen die Machtverhältnisse
abermals ins Extreme Ungleichgewicht verschieben wollten. Aber das hatten wir schon alles. Ein uralter Hut, der nicht dadurch besser wird, dass es jetzt sogar nur noch ein paar Dutzend gegen eine gigantische Übermacht sind. Dieses "Am seidenen Faden der Hoffnung hängen" ist eine sehr altmodische Weise, um Dramatik zu erzeugen. Gute Autoren sollten das besser können. Über die neue Republik erfahren wir gar nichts. Wenn sie wieder auferstehen soll,
jetzt schon zum zweiten Mal, wäre es vielleicht nicht verkehrt, mir als Zuschauer zu zeigen, warum dieses Modell es wert ist, dafür zu kämpfen. Es wird zu wenig vom großen Ganzen beleuchtet, ich soll stattdessen alles glauben, bloß weil es mal in einem Nebensatz erwähnt wird. Das schmeckt mir nicht. Erneut, das ist eines der Dinge, in denen Lucas' sonst problematische Prequels haushoch überlegen waren.
Durch diesen Ansatz hat sich der Film leider auch überraschend
klein angefühlt. Hier treffen keine großen Armeen oder Flotten mehr aufeinander (man vergleiche nur mal die Raumschlacht aus Rogue One damit!) und es werden auch nicht diverse unterschiedliche Planeten besucht und erkundet. Die Geschichte konzentrierte sich ganz auf das Hier und Jetzt und den sehr kleinen Kreis von Hauptfiguren. Sie findet auf begrenztem Raum statt und beschreibt hauptsächlich die Flucht eines Raumschiffes. Es fehlt mir sozusagen nach wie vor in den Sequels das Gefühl für den Umfang der Galaxie und die großen Entwicklungen. Auch in einem "Imperium schlägt zurück" war die kleine Heldentruppe im Fokus, aber es gab viel mehr ruhige Gespräche, viel mehr Touren durch Hoth und Dagobah und Bespin, die dem ganzen Verlauf der Geschichte ihr Gewicht gegeben haben. Mehr Verschnaufpausen zwischendurch, ein konstantes Auf und Ab. Bei dem gehetzten Ansatz aus Episode VIII und teils auch schon VII (dort vor allem in der zweiten Hälfte) geht mir zu sehr das Abenteuerfeeling flöten. Ich weiß, es sind Star
Wars Filme, deshalb klingt das Folgende für einige eventuell lächerlich, ist mir aber gleich: Imho gab es in The Last Jedi zu viel Geballer. Ja, richtig gelesen. Geballer. Andauernd wird geschossen, insbesondere von Raumschiffen oder sonstigen Waffensystemen. Ich behaupte, mehr als in jedem anderen Teil der Reihe, zumindest gemessen an der Screentime. Vielleicht hat mir der Schwertkampf gegen die roten Leibgarden auch deshalb so gut gefallen, weil er ein bisschen dringendst benötigte Abwechslung reinbrachte, die aber leider nicht lange anhielt.
Klein auch deshalb, weil der Personenkreis mindestens genauso sehr schrumpfte, wie er wuchs. Hatte gehofft, dass die neuen Charaktere stärker beleuchtet und die neuen alten, also mit Episode VII eingeführten, weiter ausgebaut werden. Gerade auch die Nebenrollen. Holdo war so vielversprechend aber geht schon im selben Film wieder drauf. Die Screentime des von Benicio del Toro gespielten DJ hielt sich stark in Grenzen und ob wir ihn nochmal wiedersehen, steht in den Sternen. Luke ist nun weg, kehrt höchstens als Machtgeist zurück. Sogar Ackbar haben sie gekillt. Den eigentlich wichtigsten Neuzugang, Rose Tico, mochte ich eindeutig am wenigsten (und habe das ungute Gefühl, dass sie mir erheblich mehr zugesagt hätte, wenn sie von jemand anderem als Kelly Marie Tran gespielt worden wäre... wie etwa Olivia Cooke, die für die Rolle ursprünglich mal angedacht war). C3PO und R2, einst richtig bedeutende und aktive Figuren, sind inzwischen kaum noch der Rede wert und bloßes Beiwerk am Rande mit flüchtigem Gaststatus. Dabei sind sie für mich immer noch schöner und natürlich berechtigt nostalgischer als es BB-8 je sein könnte. So viel Aufmerksamkeit für Han, Leia und Luke, da war ich von Anfang an skeptisch, aber hätte auf der anderen Seite nichts dagegen gehabt, wenn uns 3PO und R2 erneut durch die Filme geführt hätten. Wirken nun wie vernachlässigte Relikte aus einer anderen Ära.
Der böse Obermotz Snoke ist kaputt, daher die Seite der Widersacher mit Namen nun deutlich in der Unterzahl. Ich wollte Captain Phasma sehen, auch mal ganz ohne Helm, und mit mehr Dialog und Action und Bedeutung für die Story. In The Last Jedi hat sie kaum mehr als einen Cameo-Auftritt :-/ Frage mich, ob sie auch diesmal überlebt hat (noch unwahrscheinlicher als im Müll-Kompressor beim letzten Mal, aber wer weiß). Besteht die Erste Ordnung jetzt nur noch aus Kylo, Hux und einer Gazillion von gesichtslosen Sturmtrupplern? Hoffe in Episode IX werden endlich mal die Handvoll Jedi-Schüler sinnvoll eingebaut, die Kylo einst auf seine Seite zog und mitnahm. Knights of Ren oder so? Ging davon aus, dass die hier schon vorkommen würden. Eignen sich perfekt als neue Schurken. Wenn Kylo sie alle umgebracht haben sollte, war das eine fürchterlich vertane Chance.
Dafür, dass so viele Figuren so wenig Beachtung in der Geschichte bekommen haben und schnell wieder abgefrühstückt wurden, erstaunt es mich, dass The Last Jedi so lang ging und sich blöderweise manchmal auch so lang anfühlte. Zweieinhalb anstelle der üblichen etwas über zwei Stunden. Ich mag zwar grundsätzlich die Erzählstruktur, aber im Detail wurden da manchmal meiner Meinung nach die falschen Prioritäten gesetzt. Als der eigentlich beste Part auf Crait kam, ging mir ehrlich gesagt langsam schon die Puste aus. Denke, unter anderem den Anfang mit Poe und den Bombern hätten sie stark kürzen können und sollen.
Der Soundtrack hat mich enttäuscht, trotz Williams. Die Musik wiederholt die Klassiker und die Sachen aus Force Awakens (Reys Thema in Dauerschleife), schön und gut, aber ich konnte nicht ein einziges eingängiges neues Motiv heraushören

Warum nicht was für Rose oder für einen der neuen Schauplätze? Falls es so etwas gegeben hat, war es mir auf jeden Fall zu unscheinbar. Muss die Musik aber auch nochmal in Ruhe ohne Film durchhören. Was das angeht, hatte The Force Awakens jedenfalls klar die Nase vorn.
Was war sonst noch? Ah ja. Da waren diese Abschnitte, in denen man meinte, den Disney-Einfluss zu spüren. Ich fand die Porgs zwar nicht furchtbar, aber doch reichlich redundant. Der Auftritt von Yoda wirkte deplatziert bzw. für einen Machtgeist nicht durchsichtig und vage genug ^^ Schien mir überhaupt ein bisschen zu dick aufgetragen und nachbearbeitet, obwohl sie dafür angeblich wieder eine Puppe benutzt haben. Hab nicht grundsätzlich was gegen Yoda an der Stelle, das war sogar irgendwie rührend mit seinem Kommentar zu Luke, aber dann doch bitte mit der angemessenen Zurückhaltung. So wie es war, wirkte es, als hätte sich ein Cartoon-Charakter plötzlich in einen Realfilm verirrt. Darüber hinaus war der Humor nicht mehr ganz so ausgewogen und zündend wie in The Force Awakens. Vieles, was als Scherz gedacht war, erntete bei mir höchstens noch ein müdes Lächeln.