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Wenn man zum Beispiel nicht wüsste, was für einen Aufwand die Beteiligten in Mad Max betrieben haben, könnte man alleine vom Film ausgehend bei manchen Szenen vermuten, dass da bloß mit CGI gearbeitet wurde etc. Sicher merkt das geschulte Auge schon auf Anhieb einen Qualitätsunterschied, wenn die Macher einen Ansatz wie in Fury Road wählen, aber zu wissen, was die dort in der afrikanischen Wüste und mit echten Stunts und Fahrzeugen vollbracht haben, hievt es nochmal auf eine andere, höhere Ebene. Ich zumindest gewinne einen ganz anderen Respekt (oder ggf. auch im Gegenteil mal Verachtung, wobei das ziemlich selten ist) für ein Gesamtwerk, wenn ich auch was vom ganzen Bild, von den Hintergründen mitbekommen habe.
Ja, es ist für das Auge sichtbar. Und das Auge braucht nicht mal geschult sein, um einen Unterschied zwischen CGI und Practical Effects erkennen zu können. Es wirkt sich also direkt auf den Film aus. Ich bewerte aber nicht Ursache, sondern Wirkung. Mal abgesehen davon ist das in anderen Kategorien noch eher relevant als beim Acting. Denn beispielsweise der Director hat dafür zu sorgen, dass es am Set funktioniert und am Ende alles ineinander greift. Eine Darstellerin muss ihre Rolle überzeugend spielen - egal, was die Umstände sind. Ich sehe ein, dass bspw das Method Acting eines Christian Bale eine zusätzliche Erwähnung und Berücksichtigung verdient hat, aber davon reden wir hier ja nicht.

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Das sind dann zum Teil Dinge, die zwar direkt im Film vorhanden sind, aber die man ohne zusätzliche Infos nicht automatisch wahrnehmen kann.
Man muss nicht immer alles bewusst wahrnehmen, damit es eine Wirkung auf einen hat. Kaum jemand analysiert einen Film tot, erst Recht nicht, wenn wert darauf gelegt wird, dass der Film gefällt. Und wenn etwas im Film so gar nicht wahrnehmbar ist - auch nicht über Ecken -, dann war es wohl auch unnütz.

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Ein getypecasteter Darsteller, der in einer vollkommen atypischen Rolle brilliert, sammelt verdiente Pluspunkte, die über das bloße Geschehen auf der Leinwand gewissermaßen hinausgehen.
Hier verlierst du mich. Zwei Dinge dazu:

1. Das Thema war Saoirse Ronan. Und das, was du zu ihr sagtest, war das komplette Gegenteil von 'Typecast goes atypisch'. So wie du es formuliertest, war es eher Typecast. Ich sage nicht, dass es Typecast war, aber da ist es jedenfalls näher dran. Und auch das wären nicht meine Worte: Aber hätte ich mich beim Film wirklich gefragt, ob da Saoirse oder ihr Charakter zu sehen ist, wäre das kein Plus-, sondern ein Negativpunkt.

2. Wenn jemand seinem Typecasting gegenüber atypisch spielt, ist das cool und wird vor allem deswegen besonders wahrgenommen, weil es eine Überraschung ist. Aber das dann in eine Rezension einfließen lassen? Das ist komplett unfair gegenüber den vielleicht besseren Darstellern, die sich in 'jedem' Film verwandeln. Das ist doch eigentlich genau das, was wir den Oscars zu Recht immer vorwerfen: Konzessionsentscheidungen. Es soll bewertet werden, was die Darsteller für die nominierte Kategorie in dem Film in dem Jahr geleistet haben, nicht inwiefern sich das von dem unterscheidet oder nicht unterscheidet, was sie sonst tun. Und ja - wie weit da der Spagat zwischen Persönlichkeit und verkörperter Rolle ist, kann relevant sein, weil die Rolle eben nicht wie eine Rolle, sondern wie der jeweilige Star wirkt, wenn es zu nah beieinander liegt.

Oder nimm diese Filme, die scheinbar in einer einzigen Einstellung gedreht wurden. War es wirklich nur eine von Anfang bis Ende, oder hat man mit Schnitt- und Kameratricks doch mehrere aneinandergereiht? Obwohl das im Film selbst unsichtbar ist, würde das imho einen recht großen Unterschied für eine Rezension machen.

Wenn das Drumherum die Bewertung beeinflusst, finde ich das nichts anderes als ablenkend. Und bei einem Film sollten keine Ablenkungen stattfinden: Es nervt mich, wenn Inarritu, Di Caprio und Co. nicht müde werden, zu erwähnen, wie kalt es am Set war. Ich will im Film sehen können, dass es kalt war, denn das ist das, worauf es ankommt. Mir ist (für die Bewertung) auch egal, wie Saoirse zu Brooklyn steht. Das macht sie umso bewundernswerter und sympathischer, aber hat nichts mit ihrer Leistung zu tun (nur dann, wenn man ihr Engagement im Film sieht, was ja der Fall war, aber als Auswirkung einzeln beurteilt werden sollte).