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Thema: Oscars 2016 - and the Leo goes to ...

  1. #81
    Zitat Zitat
    The Academy Award for Best Adapted Screenplay is one of the Academy Awards, the most prominent film awards in the United States. It is awarded each year to the writer of a screenplay adapted from another source (usually a novel, play, short story, or TV show but sometimes another film). All sequels are automatically considered adaptations by this standard (since the sequel must be based on the original story).
    Aus der Wikipedia.

    In der Regel bezieht sich das fast ausschließlich auf die Umsetzung von Texten (Romanen, (Auto-)Biografien, Theaterstücken), nur in wenigen Fällen auf bekannte filmische Werke, wie z.B. bei Toy Story 3, In the Loop, Borat, Before Sunset&Midnight, zuletzt auch Whiplash, der ein Remake von äh seinem eigenen Kurzfilm ist.

    Interessant dabei auch O Brother, Where Art Thou?

    Zitat Zitat
    The idea of O Brother, Where Art Thou? arose spontaneously. Work on the script began long before the start of production in December 1997, and was at least half-written by May 1998. Despite the fact that Ethan described the Odyssey as "one of my favorite storyline schemes" neither of the brothers had read the epic and were only familiar with its content through adaptations and numerous references to the Odyssey in popular culture. According to the brothers, Nelson (who has a degree in classics from Brown University)[14][15] was the only person on the set who had read the Odyssey.

  2. #82
    Zitat Zitat von Enkidu Beitrag anzeigen
    Du meintest, dass alles, was sich außerhalb der Laufzeit befindet, nicht mehr Teil des Films und der Kunstform an sich ist. So hatte ich das verstanden. Ich sprach nicht von Produktionsdesign generell, sondern von Fällen, in denen Arbeit in etwas fließt, das im Endprodukt nicht unmittelbar zu sehen oder sonstwie repräsentiert ist. Du hast es hier ja nochmal wiederholt: Jeder Produktionsbeitrag zum fertigen Film macht einen Unterschied. Für mich macht jeder Produktionsbeitrag zum Film einen Unterschied Selbst wenn er hinterher nicht mehr ohne Weiteres wahrnehmbar ist. War vielleicht kein optimales Beispiel.
    Ich habe ja bereits des Öfteren erwähnt, dass man als Zuschauer nicht jeden Teil eines Films und was darin gut ist bewusst erkennen muss. Jeder Produktionsbeitrag zum Film (und der Film, den wir sehen, ist der 'fertige', also ist das Wortklauberei) ist wichtig, das sehe ich auch so. Aber noch mal: Ich bewerte nicht den Produktionsvorgang, sondern das Resultat (was in vielerlei Hinsicht offensichtlich UND weniger offensichtlich davon beeinträchtigt wurde).

    Generell verstehe ich, dass es meinungsalternierende Maßstäbe gibt. Hätte ich - was das reine Acting angeht - in der Kategorie Best Supporting Actor dieses Jahr keinen Favoriten gehabt, wäre meine Wahl wohl automatisch auf Tom Hardy gefallen, weil ich ihn sonst einfach toll finde. Ich kann mich ja auch nicht komplett davon frei machen, versuche es aber so gut es geht. Und das ist dann eben doch noch mal was anderes; persönlicher Geschmack. Und weil ich mich davon frei mache kam ich beispielsweise zu dem Schluss, dass Mark Rylance besser war als Hardy. Oder Larson besser als Ronan (auch wenn Erstere für mich zuvor ein unbeschriebenes Blatt war und ich Zweitere schon sehr mochte).

    Ein Problem, was ich da auch habe: Ich finde es zu vage, was man nun als 'Extra-Mile' ansieht und was nicht. Klar kannst du sagen, dass das persönliche Engagement von Brie Larson besonders ist und sie der Rolle so nah war, dass dieses Herzensprojekt als Extra-Meile zählt. Genau so gut kann man aber argumentieren, dass Brie Larson die Extra-Meile gegangen ist, weil sie glaubhaft eine Person spielte, die ein Schicksal hatte, in das man sich nur schwierig hineindenken kann.

    ***

    Ich finde die Begrifflichkeit 'Oscar Bait' inzwischen echt anstrengend. Es gibt kaum einen Film, dem nicht irgendwer dieses Attribut zusprechen will. Als würde man Leute diskreditieren, die eine bestimmte Art von Stilistik oder Stimmung in ihrem Film oder Skript unterbringen, weil das auch die Filme sind, die die Academy oft nominiert. Wenn die Academy jung wär und einen Faible für originelle, frische Ideen hätte, dann wären Eternal Sunshine und Her Oscar-Bait.

    Originalität wird mir dabei auch viel zu sehr auf die Goldwaage gelegt. Natürlich ist es wichtig, dass es Filme gibt, die das Kino vorantreiben, etwas neu machen und Akzente setzen, die zuvor noch nicht oder nur anders gesetzt wurden, aber es kann und soll nicht jeder Film die Windrichtung ändern. Und wenn es um die Prämierung geht, heißen die Kategorien idR nicht 'Most Influential', sondern 'Best'. Warum soll das Drehbuch von Little Miss Sunshine besser sein als das von The King's Speech? Weil es ein historisches Thema behandelt? Es gibt in den letzten zehn Jahren kaum Filme mit so herausragenden Dialogen. Ich finde ja auch, dass die Academy zu oft ähnliche Filme (bspw. dramatische Biopics) nominiert und damit in den Reihen der Nominees für zu wenig Abwechslung sorgt. Aber ich kann doch den einzelnen Film und die Beteiligten an diesem Film nicht für dieses Academy-Versäumnis verantwortlich machen und dem Film anhand dieser Entscheidungen seine Qualität absprechen.

    Ich denke, dass es beim Adaptieren einer Vorlage kaum darum geht, wie weit entfernt das Script vom Source Material ist, sondern schlicht und einfach, wie gut die Übersetzung eines Stoffs gelungen ist, der ursprünglich nicht für das Medium (Spiel)Film gemacht war. Das wird natürlich tatsächlich durch überdenkenswerte Regelungen zum Teil ad absurdum geführt, macht abseits davon aber Sinn.

  3. #83
    Wenn es bei dir nur auf das Endergebnis ankommt, wie hältst du es dann eigentlich mit unterschiedlichen Versionen /Schnittfassungen /Synchronisationen eines einzigen Filmes? Frage nur aus Interesse. Denn das komplette Variantenspektrum, das bei einigen Werken bekanntlich beträchtlich ausfällt, würde ich ebenfalls schon als Teil des großen und von dir als relevantes Kriterium abgelehnten "Drumherums" betrachten.
    In Captain America: The Winter Soldier gibt es eine Einstellung, in der man gut lesbar die Eintragungen in Steve Rogers Notizbuch sieht, in dem er festhält, was er an verpassten Dingen der vergangenen Jahrzehnte nachholen möchte. Der Inhalt dieser Seite ist für jede Lokalisation des Films individuell gestaltet worden, wozu im Vorfeld öffentliche Internetabstimmungen durchgeführt wurden. Es gibt so gesehen kein Original. Bei der deutschen Version stand dort dann was, mit dem heimische Leute mehr anfangen können, wie zum Beispiel Currywurst und Oktoberfest. Das fand ich wahnsinnig gut, lustig und originell, und zwar nicht nur was dabei herauskam, sondern die ganze Aktion. Es ist etwas, das zwar direkt im Film vorkam, aber das man ohne zusätzliche Infos nur bemerkte, wenn man aufmerksam war bzw. verschiedene Sprachfassungen geschaut und verglichen hat (wobei man wenn man das liest bereits auf die Idee kommen konnte, dass in anderen Ländern was anderes steht). Aber es illustriert die Mühe, die sich die Verantwortlichen mit solchen Details gemacht haben und trägt als quirlige, erwähnenswerte Kleinigkeit bei mir auch ein ganz kleines bisschen zu einem positiven Eindruck vom Film bei. Bin jetzt auch nicht der einzige, dem es in solchen Fällen so geht, weshalb es mir eher ein wenig befremdlich scheint, dass du das "schade" findest.
    Zitat Zitat von MeTaLeVel Beitrag anzeigen
    (und der Film, den wir sehen, ist der 'fertige', also ist das Wortklauberei)
    Ich spielte mit dem Weglassen des fertig-Attributs auf den Film als Projekt, als Idee und Gesamtwerk an, was zum Beispiel auch Deleted Scenes usw. mit einschließen kann und für dich dann konsequent nicht zählen würde.
    Zitat Zitat
    Ein Problem, was ich da auch habe: Ich finde es zu vage, was man nun als 'Extra-Mile' ansieht und was nicht.
    Aber ist das nicht immer und bei allem so? Niemand hat exakt die gleichen Maßstäbe, und jeder achtet auf andere Aspekte unterschiedlich stark. Man kann sich vielleicht darauf einigen, dass ex post facto eine schauspielerische Leistung gut war, aber irgendwie objektiv quantifizierbar ist das sowieso nicht. Wenn man einerseits die Beobachtungen einfach auf sich wirken lassen können sollte, ohne gleich kaputt zu analysieren, dann sollte man andererseits auch mal den persönlichen Geschmack in die Gleichung einbeziehen dürfen. Gäbe ich mich dem illusorischen Versuch hin, alles bewusst nüchtern und sachlich zu gewichten, würde mir persönlich die Beschäftigung mit dem Medium, das mir in erster Linie zur Unterhaltung dient, schnell zu kalt und leidenschaftslos werden.

    @Oscar-Bait: Wenn ich den Begriff benutze, dann beschreibt das zwar eine bestimmte Art von Film, die mich oft weniger interessiert als andere, aber diskreditiert diese dadurch nicht automatisch (was ich auch anderen nicht pauschal unterstellen würde). Von daher betrachte ich die Verwendung (und bloße Existenz des Ausdrucks) meist eher als Kritik an den Präferenzen der Academy, und nicht als eine die sich zwangsläufig gegen die Werke selbst richtet.
    Zitat Zitat
    Ich denke, dass es beim Adaptieren einer Vorlage kaum darum geht, wie weit entfernt das Script vom Source Material ist, sondern schlicht und einfach, wie gut die Übersetzung eines Stoffs gelungen ist, der ursprünglich nicht für das Medium (Spiel)Film gemacht war.
    Manchmal ist das beides dasselbe.

  4. #84
    Zitat Zitat
    In Captain America: The Winter Soldier gibt es eine Einstellung, in der man gut lesbar die Eintragungen in Steve Rogers Notizbuch sieht, in dem er festhält, was er an verpassten Dingen der vergangenen Jahrzehnte nachholen möchte. Der Inhalt dieser Seite ist für jede Lokalisation des Films individuell gestaltet worden, wozu im Vorfeld öffentliche Internetabstimmungen durchgeführt wurden. Es gibt so gesehen kein Original. Bei der deutschen Version stand dort dann was, mit dem heimische Leute mehr anfangen können, wie zum Beispiel Currywurst und Oktoberfest.
    Ich habe den Film noch nicht gesehen, aber das klingt einfach nur schrecklich.
    Oktoberfest ist ja wohl eines der dümmsten deutschen Klischees überhaupt! Und ganz sicher sind Oktoberfest und Currywurst nicht die Dinge, von denen ich denken würde, dass ein Amerikaner, der die letzten paar Jahrzehnte verschlafen hat, sich für sie interessieren würde.

  5. #85
    Ich hätte erwartet, dass Anomalisa den Oscar im Bereich Animation erhält. Ich habe Inside Out nicht gesehen, aber Anomalisa war tiefgründig und sperrig, und hätte den Oscar meiner Meinung nach verdient gehabt. Inside Out ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein sehr guter Film, aber ohne wahnsinnig viel Tiefgang, ausgefallener Erzählstruktur oder gewagten visuellen Effekten. (Würde mich zumindest wundern.)

    Ansonsten: Mad Max hat mir zu viel gewonnen, der Film sollte (meinen Wünschen nach) nur den Regie-Oscar kriegen. The Revenant sollte nur für Leo ausgezeichnet werden, und dann hätte man noch genug Kategorien gehabt, um ein paar anderen Filmcrews eine schöne Überraschung zu machen.

    Insgesamt bin ich aber recht zufrieden. Und werde mir demnächst wohl Spotlight ansehen müssen.

    Zitat Zitat von Enkidu Beitrag anzeigen
    [...] wenn es nicht ein Designer war, sondern eine ganze Gruppe von Fachleuten, die sich auf diese bestimmten Möbel aus dieser Zeit spezialisiert haben, ja sie das hauptberuflich machen und extra für den Film angeworben wurden, sie alle Möbelstücke im Film selbst entworfen und in jahrelanger Handarbeit hergestellt und nur bestes Material verwendet haben, [...] dann macht das zwar noch nicht aus einem schlechten Film einen guten, aber es verdient je nach Gusto imho eine kleine, lobende Erwähnung und einen knuffigen Mini-Bonusgummipunkt. Weil sie die Extra-Meile gegangen sind! Die haben sich was dabei gedacht. Mehr, als andere Projekte dem Bereich "filmspezifisch angepasste, originalgetreue Möbel" zugestanden haben. Ein Alleinstellungsmerkmal, etwas, das sonst niemand bietet. Ein kurios dämliches, okay, aber muss ja nicht immer so belanglose Bereiche betreffen.

    Ich musste hier an dieses Video denken. Every Frame A Painting, sehr schöner YouTube-Kanal.

    Ich finde in eurer Diskussion übrigens beide Sichtweisen valide, es sind eben die des "Fans" und die des "Kritikers". Das gilt bei jeder Form von Kunst oder Unterhaltung. Die einen loben die Sängerin wegen ihrer starken Persönlichkeit, die in ihre Songs einfließt. Die anderen loben die Sängerin wegen ihrer Stimme, mit der sie das hohe E erreicht.

    Für mich ist aber ganz klar: Wenn es um Awards und offizielle Auszeichnungen geht, dann sollte die Kritiker-Sichtweise diejenige sein, die berücksichtigt wird, nicht die der Fans. Zumindest bei so etwas wie den Academy Awards.*
    Was mich aber bei den Oscars stört: sie sind weder noch. Die Motivation scheint mir viel häufiger eher "Hollywood-politisch" zu sein, die Filme werden danach ausgesucht, was das Medium des Films sowie seine Intentionen am positivsten darstellt. Das wäre, wie wenn man die Sängerin mit einem Award auszeichnet, weil sie mit ihrer beleibteren Figur zeigt, dass die Musikbranche über ihren Schlankheitswahn hinausgekommen ist. Das ist durchaus lobenswert, aber den Award soll sie doch bitte für das hohe E und die kraftvollen Songs kriegen. Nicht für ihre Persönlichkeit, nicht für ihre Figur, nicht für das, was sie repräsentiert. Darüber können wir uns auch so freuen.

    *) Hierzu noch kurz ein persönliches Beispiel. Alex Garland ist mein Lieblingsdrehbuchautor. Ich steh auf den Typen und seine Ideen und wenn es nach mir ginge, hätte er den Drehbuch-Oscar für Ex Machina sofort bekommen, nicht nur weil Ex Machina ein großartiger Film ist, sondern auch weil er eben bereits mit so vielen anderen Genrefilmen gezeigt hat, was in ihm steckt, und das hier wahrscheinlich seine einzige Chance war, dafür irgendwie Oscar-Anerkennung zu erhalten.
    Das ist meine persönliche Einstellung. Ich hoffe aber wirklich, dass niemand mit tatsächlicher Entscheidungskraft so an die Sache herangeht. Ich hoffe, dass sie sich alle Filme angesehen haben und im Vergleich festgestellt haben, dass Spotlight das bessere Drehbuch hatte.
    Und ich hoffe, dass sie ihn nicht nur gewählt haben, weil sie ihn "wichtiger" fanden.

    Geändert von Schattenläufer (02.03.2016 um 14:43 Uhr)

  6. #86
    Zitat Zitat von Liferipper Beitrag anzeigen
    Ich habe den Film noch nicht gesehen, aber das klingt einfach nur schrecklich.
    Oktoberfest ist ja wohl eines der dümmsten deutschen Klischees überhaupt! Und ganz sicher sind Oktoberfest und Currywurst nicht die Dinge, von denen ich denken würde, dass ein Amerikaner, der die letzten paar Jahrzehnte verschlafen hat, sich für sie interessieren würde.
    Auf der einen Seite sind die deutschen Fans dann selbst Schuld, denn die haben es ausgewählt. Sicher wurde da schon eine Vorauswahl getroffen, aber hätte bestimmt genug Alternativen gegeben. Darüber hinaus zum Inhalt: Find ich gar nicht so abwegig. Der Steve Rogers Typ hatte in der Vergangenheit schließlich schon anderweitig einiges mit Deutschland zu tun Die Berliner Mauer (up and down) stand auch drin. Dass es ihn interessieren könnte, wie es dort jetzt so aussieht und wie sich das politisch und kulturell in seiner Abwesenheit entwickelt hat, ist nicht sehr weit hergeholt. Die Amerikaner hatten nach dem Krieg hier ja noch eine ganze Weile was zu tun ^^
    Zumal die Notizen allem Anschein nach auf Tipps von anderen Leuten basieren. Wenn mir jemand was Interessantes empfiehlt, egal ob Themen, Bands oder Filme, dann ist mir auch erstmal egal, aus welchem Land die stammen. Dass US-Bürger hingegen niemals über den Tellerrand ihrer eigenen Nation schauen, wäre dann doch auch ein ziemlich übles Klischee (wenn dich schon Oktoberfest = typisch Deutschland stört), das gerade auf eine Figur wie diese nicht zutreffen wird.

    Ist aber eh relativ, da ich mir grade nicht mehr sicher bin, ob sie das auch in der Heimvideoveröffentlichung beibehalten haben. Meine mich zu erinnern, dass sie es dort leider mit der englischen Fassung vereinheitlicht haben. Im Kino gabs das auf jeden Fall.

    Zitat Zitat von Schattenläufer Beitrag anzeigen
    Was mich aber bei den Oscars stört: sie sind weder noch. Die Motivation scheint mir viel häufiger eher "Hollywood-politisch" zu sein, die Filme werden danach ausgesucht, was das Medium des Films sowie seine Intentionen am positivsten darstellt. Das wäre, wie wenn man die Sängerin mit einem Award auszeichnet, weil sie mit ihrer beleibteren Figur zeigt, dass die Musikbranche über ihren Schlankheitswahn hinausgekommen ist. Das ist durchaus lobenswert, aber den Award soll sie doch bitte für das hohe E und die kraftvollen Songs kriegen. Nicht für ihre Persönlichkeit, nicht für ihre Figur, nicht für das, was sie repräsentiert.
    Jau, das ist mir auch schon aufgefallen. Sobald einer der nominierten Filme in dem jeweiligen Jahr das Medium an sich in irgendeiner Weise thematisiert, hat er beste Chancen, die Trophäen einzuheimsen. Vergleiche Argo oder Hugo Cabret. Speziell letzteren fand ich nur ganz okay und denke, dass der in den meisten Kategorien unverdient gegenüber stärkerer Konkurrenz gewonnen hat. Hat in solchen Fällen dann manchmal wirklich ein wenig den Beigeschmack von "Die Branche klopft sich selbst auf die Schulter".

    Geändert von Enkidu (02.03.2016 um 15:02 Uhr)

  7. #87
    Zitat Zitat von Enkidu Beitrag anzeigen
    Aber ist das nicht immer und bei allem so? Niemand hat exakt die gleichen Maßstäbe, und jeder achtet auf andere Aspekte unterschiedlich stark. Man kann sich vielleicht darauf einigen, dass ex post facto eine schauspielerische Leistung gut war, aber irgendwie objektiv quantifizierbar ist das sowieso nicht. Wenn man einerseits die Beobachtungen einfach auf sich wirken lassen können sollte, ohne gleich kaputt zu analysieren, dann sollte man andererseits auch mal den persönlichen Geschmack in die Gleichung einbeziehen dürfen. Gäbe ich mich dem illusorischen Versuch hin, alles bewusst nüchtern und sachlich zu gewichten, würde mir persönlich die Beschäftigung mit dem Medium, das mir in erster Linie zur Unterhaltung dient, schnell zu kalt und leidenschaftslos werden.
    Das ist ja alles richtig und anders tue ich es beim Einordnen eines Films für mich auch nicht. Aber wir sind hier im Oscar-Thread. Und es ging um die Academy Awards - darum, Filme, Darsteller und Co. nach Maßstäben einzuordnen und zu prämieren, die den persönlichen Eindruck, Sympathie und Engagement überstehen müssen. Deswegen ist/war Mel Gibson ein guter Darsteller, wenn er auch ein dummer Antisemit ist. Und deswegen ist es mir - in Bezug auf die Verleihung des Oscars(!) - egal, wie Saoirse Ronan zu Brooklyn steht, solange sie das tut, was sie getan hat; nämlich hervorragend spielen.

    Das beantwortet die Frage zu Schnittfassung und Co. auch von selbst. Natürlich geht es um das Original, um die Fassung, die in den Kinos lief. Das Drehbuch und die Leistung eines Darstellers kann man in Gänze nur im Originalton beurteilen und so ist es auch gedacht. Die Academy beurteilt eine bestimmte Fassung des Films. Ich habe immer mehr das Gefühl, dass wir hier auf zwei Ebenen diskutieren. Ich bin in sämtlichen Punkten bei dir - aber nicht, wenn es um die Prämierung eines Films geht. Ich selbst finde das Director's Cut Ending von The Butterfly Effect wesentlich besser und stimmiger als die Kino-Fassung. Und das ist nur eins von zahlreichen Beispielen. Stünde ich da aber in der Pflicht, den Film zu prämieren, hätte das 'alternative' Ende keine Relevanz, sofern es nicht die Fassung ist, die berücksichtigt werden soll.

    Das Ding mit dem Oktoberfest in Winter Soldier finde ich auch ganz fürchterlich. Ich meine damit gar nicht mal, dass es bescheuert ist, dass es ausgerechnet das Klischee-Oktoberfest geworden ist (obwohl es das ist ): Das ist ein viel zu großer Eingriff in den Charakter und damit den Film. Soll aus “I ate his liver with some fava beans and a nice chianti” in der deutschen Synchro ein. "Ich habe seine Leber mit dicken Bohnen und einem netten Weißbier genossen" werden? Nein - weil das nicht das ist, was wirklich zum Charakter gehört. Das ist die schlimmste Art von Fan Service, die ich mir vorstellen kann. Ich wusste bis eben auch nichts davon.

    Ich unterschreibe da also vollkommen, was Schattenläufer sagte. Auch, dass die Academy da keine wirklich gute Linie hat, hier mal nach Qualität auszeichnet und da mal nach Message. So gewinnt zwar die beste Darstellerin, aber nicht der beste Darsteller, sondern der, der seit Jahren auf den Sieg wartet und noch dazu am Set eine Menge gefroren hat.

    Es gilt dann so auch für die Maßstäbe. Ja - jeder hat unterschiedliche Maßstäbe und achtet auf unterschiedliche Aspekte nicht gleich stark, aber genau das ist der Punkt. Weil es aus der Fan-Perspektive eben willkürlich diverse Aspekte gewichtet, sollte man meiner Meinung nach bei der Award Consideration und generell der 'objektiven' Einordnung versuchen, diese Extra-Miles (die in eine oder die andere Richtung ausschlagen können) nicht zu berücksichtigen. Als Filmfan kann ich mich darüber ja immer noch freuen.

    @Oscar-Bait: Itaju hat ja explizit geschrieben, dass die Filme aus der Kategorie 'Oscar-Bait' für ihn schlechtere Drehbücher haben als die originellen Beispiele, die er nannte. Darauf bezog ich mich.

  8. #88
    Zitat Zitat von MeTaLeVel Beitrag anzeigen
    Das beantwortet die Frage zu Schnittfassung und Co. auch von selbst. Natürlich geht es um das Original, um die Fassung, die in den Kinos lief. Das Drehbuch und die Leistung eines Darstellers kann man in Gänze nur im Originalton beurteilen und so ist es auch gedacht.
    Das lässt sich auf viele Filme so anwenden, aber wie bereits angedeutet längst nicht auf alle, weshalb das Problem bestehen bleibt. Es existieren einfach welche, die haben keine Originalfassung. Nimm zum Beispiel zahlreiche Italowestern: Da gibt es Spanisch-Italienische Co-Produktionen, am Set wurde Englisch, Italienisch, Spanisch oder auch mal Deutsch gesprochen, entsprechend der Länder, aus denen die Schauspieler und die Crew kamen. Die Drehorte vielleicht genauso verstreut. Alle Stimmen wurden nachsynchronisiert, auch die italienischen Schauspieler nahmen ihre Zeilen dafür nachträglich nochmal neu auf (vgl. Vier Fäuste für ein Halleluja - Bud Spencer wies sogar mal explizit darauf hin, dass keiner der Western mit ihm und Terence Hill so etwas wie eine Originalsprache habe). Was ist dann die Fassung, nach der man sich richten soll? Die, die als erstes veröffentlicht wurde? Was ist, wenn die Premiere in Usbekistan war ^^ ? Ähnlich sieht es bei Animationsfilmen aus. Da gibt es nicht selten Gemeinschaftsproduktionen von zwei oder sogar drei Ländern (vgl. The Secret of Kells aus Frankreich, Belgien und Irland).
    Zitat Zitat
    Das Ding mit dem Oktoberfest in Winter Soldier finde ich auch ganz fürchterlich. Ich meine damit gar nicht mal, dass es bescheuert ist, dass es ausgerechnet das Klischee-Oktoberfest geworden ist (obwohl es das ist ): Das ist ein viel zu großer Eingriff in den Charakter und damit den Film. Soll aus “I ate his liver with some fava beans and a nice chianti” in der deutschen Synchro ein. "Ich habe seine Leber mit dicken Bohnen und einem netten Weißbier genossen" werden? Nein - weil das nicht das ist, was wirklich zum Charakter gehört. Das ist die schlimmste Art von Fan Service, die ich mir vorstellen kann.
    Das stand da noch mit diversen anderen Sachen durchmischt. Ein paar waren glaub ich immer gleich ("Star Wars /Trek"). Das wurde nur für wenige Sekunden eingeblendet, sodass viele das gar nicht auf Anhieb komplett gelesen haben werden können. Finde aus den zuvor erwähnten Gründen auch nicht, dass so ein kleines Easter-Egg einen nennenswerten Eingriff in den Charakter darstellt, da man sich die Zusammenhänge schon noch recht schnell zurechtdenken kann, wenn man denn Wert drauf legt. Daher haut dein Hannibal-Vergleich hier auch nicht hin, weil so etwas viel weiter ginge. Sei es aufgrund des fehlenden /anders gelagerten Bezuges bei Lecter (Captain America hat eine deutlichere Schland-Connection), wegen der viel prominenteren Platzierung (das Zitat ist nicht umsonst so bekannt, während man Caps Notizbucheinträge leicht übersieht) oder die Tatsache, dass man auch bei uns massenhaft Wein konsumiert (in Schland pro Kopf mehr als doppelt so viel wie in den USA, hehe). In der französischen Fassung steht unter anderem "The Fifth Element" drin. Warum sollte ihm nicht irgendjemand einen französischen Film empfohlen haben?

    Geändert von Enkidu (02.03.2016 um 23:33 Uhr)

  9. #89
    Zitat Zitat von Enkidu Beitrag anzeigen
    Was ist dann die Fassung, nach der man sich richten soll?
    Du stellst hier mit Absicht die absoluten Ausnahmen heraus. Und nach wie vor gibt es eine einfache Antwort. Die Fassung ist die, die die Academy nominiert hat. Das wird im Regelfall die englischsprachige Version sein. Wenn es um einen usbekischen Filmpreis geht, wird wohl die usbekische Version berücksichtigt. Im Foreign Language-Beispiel wird natürlich auch eine bestimmte Version berücksichtigt. Du hängst dich gerade sehr an seltsamen Haken fest, um irgendetwas zu beweisen, das nicht Bestandteil der Diskussion ist. ^^

    Zitat Zitat von Enkidu Beitrag anzeigen
    Das stand da noch mit diversen anderen Sachen durchmischt. Ein paar waren glaub ich immer gleich ("Star Wars /Trek"). Das wurde nur für wenige Sekunden eingeblendet, sodass viele das gar nicht auf Anhieb komplett gelesen haben werden können. Finde aus den zuvor erwähnten Gründen auch nicht, dass so ein kleines Easter-Egg einen nennenswerten Eingriff in den Charakter darstellt, da man sich die Zusammenhänge schon noch recht schnell zurechtdenken kann, wenn man denn Wert drauf legt. Daher haut dein Hannibal-Vergleich hier auch nicht hin, weil so etwas viel weiter ginge. Sei es aufgrund des fehlenden /anders gelagerten Bezuges bei Lecter (Captain America hat eine deutlichere Schland-Connection), wegen der viel prominenteren Platzierung (das Zitat ist nicht umsonst so bekannt, während man Caps Notizbucheinträge leicht übersieht) oder die Tatsache, dass man auch bei uns massenhaft Wein konsumiert (in Schland pro Kopf mehr als doppelt so viel wie in den USA, hehe). In der französischen Fassung steht unter anderem "The Fifth Element" drin. Warum sollte ihm nicht irgendjemand einen französischen Film empfohlen haben?
    Ihm kann jemand einen französischen Film empfohlen haben. Aber in dem Fall ist der Cap im französischen Kino ein anderer als im italienischen. Dem wurde The Fifth Element nämlich nicht empfohlen, sondern stattdessen Spaghetti Carbonara. Oder anders: Ihm wurde der Film auch empfohlen, aber er hat eine andere Empfehlung ernster genommen. Das macht es nicht besser. In jedem Fall ist der Charakter oder die Welt in der er lebt irgendwie anders. Und Cap hat vielleicht irgendwo eine Deutschland-Connection. Aber hat er wirklich zu jedem der Länder, bei denen das unternommen wurde, eine nicht erzwungene Verbindung? Ich weiß ja nicht. Da ist man dem Charakter gegenüber nicht treu. Klar sind das Details, aber auch sowas macht einen Charakter für mich stimmig und weniger stimmig. Es ist in diesem Fall vielleicht wirklich vernachlässigbar, weil man es kaum mitkriegt, aber das macht die Sache selbst doch nicht besser. Ich würde das aufgrund der Unscheinbarkeit auch nicht als Negativbeispiel anbringen, aber du hast das als wahnsinnig gut verkauft, was es für meine Begriffe nicht ist. Es ist schlechter Fan-Service, der - zum Glück - nicht zu sehr auffällt.

  10. #90
    Zitat Zitat von MeTaLeVel Beitrag anzeigen
    Du stellst hier mit Absicht die absoluten Ausnahmen heraus. Und nach wie vor gibt es eine einfache Antwort. Die Fassung ist die, die die Academy nominiert hat. Das wird im Regelfall die englischsprachige Version sein. Wenn es um einen usbekischen Filmpreis geht, wird wohl die usbekische Version berücksichtigt. Im Foreign Language-Beispiel wird natürlich auch eine bestimmte Version berücksichtigt. Du hängst dich gerade sehr an seltsamen Haken fest, um irgendetwas zu beweisen, das nicht Bestandteil der Diskussion ist. ^^
    Absolute Ausnahmen sind das nicht. Die Minderheit schon, aber schau nur mal, wie viele Filme mehr als ein Ursprungsland angegeben haben (da reicht es oft schon, wenn noch irgendwo anders gedreht wurde und ein paar Steuererleichterungen vom Staat spendiert wurden oder Ähnliches) - der Anteil ist beträchtlich.
    Für mich hat sich die Diskussion schon von Anfang an vom Oscars-Thema wegbewegt. Lag natürlich an mir, aber mir ging es dabei auch einfach um grundsätzlichere Fragen. Dreht sich auch nicht unbedingt nur um Sachlichkeit vs. Subjektivität, und hat auch nicht unbedingt was mit Fan-Perspektive zu tun. Ich möchte nur darauf hinaus, dass sich das Thema um einiges komplizierter gestaltet. Daher hat es mich irritiert, als du als Antwort auf meinen Einwand meintest, du würdest nur das beurteilen, was du siehst. Sicherlich ist das auch eine legitime Einstellung. Doch das, was man sieht, ist halt nicht immer alles, was da ist, auch wenn es theoretisch um einen einzigen Film geht. Klar finde ich auch, dass die Academy hauptsächlich mit einer Zielsetzung von Objektivität an die Bewertungen herangehen sollte. Aber wenn man abseits davon alles bewusst ignoriert, was sonst noch zu einem Film gehören kann (und sei es nur der Versuch einer multilateralen Betrachtungsweise, die Input von Außen benötigt), läuft man imho Gefahr, es sich zu einfach zu machen und durch Scheuklappen für Verständnis und Gesamtzusammenhang wesentliche Aspekte zu verpassen - darunter auch solche, die direkt im Film sind, aber je nach Hintergrundkenntnissen unterschiedlich interpretiert werden können.

    Die Leute, die bei der Academy beispielsweise das Sound Mixing oder Make-up und Hairstyling bewerten, das sind welche, die aus genau den jeweiligen Bereichen kommen und Experten auf ihrem Gebiet sind (sein sollten). Die haben garantiert einen anderen Blickwinkel als die Durchschnitts-Zuschauer. Von denen würde ich sogar fordern, dass sie nicht bloß das Gesehene auf sich wirken lassen, sondern sich irgendwann ein bisschen schlau gemacht haben, was alles bezogen auf ihr Fachgebiet drinsteckt, damit sie besser auf die Feinheiten achten können. Ich weiß nicht, ob du mich da verstehen kannst. Versuche schon die ganze Zeit, die richtigen Worte zu finden. Vielleicht so: Kreativität, Originalität, Schaffenskraft, Expertise - das sind Qualitäten, die auch beim Film bewertet werden sollen, aber die manchmal schwer erkennbar oder sogar unsichtbar sein können (vgl. mein früheres Beispiel mit der neuen Technik, die einen Film zum Game Changer macht, obwohl es nur um das Wie geht).

    In den Laika-Filmen etwa fand ich die flüssige und ausdrucksstarke Mimik der Figuren speziell für Stop-Motion-Animation schon vorher sehr gut, aber habe nicht gesondert darauf geachtet. Seit ich weiß, dass die das als erste weltweit mittels austauschbaren Teilen aus dem 3D-Drucker realisiert haben, bin ich völlig fasziniert von dem innovativen Ansatz, schenke dem mehr Aufmerksamkeit und fand die Gesichter bei späteren Sichtungen der Filme aufrichtig noch besser als vorher. Genauso bei den Hintergründen: Laika verwendet eine hybride Form aus Stop-Motion-Technik mit einigen CGI-Elementen. Ich war mir nicht immer sicher, wie viel von dem Gedöns in der Umgebung nun "real" da war oder aus dem Computer kam. In einer Szenen in ParaNorman, als die Zombies aus den Gräbern aufstehen, fliegen dort natürlich jede Menge winzige Erdbröckchen rum, wie das bei so einer Stelle ja auch zu erwarten ist. Ich ging fest davon aus, dass die das einfach per CGI eingefügt haben. Nope, wie sich gezeigt hat, haben die jedes winzige Körnchen von Hand an speziellen Haltevorrichtungen in unzähligen Frames bewegt. Oder irgendwo im Zimmer steht eine unscheinbare Lampe herum. Nur ein random Gegenstand dieser Welt, doch es stellt sich heraus, dass das Mini-Ding komplett im richtigen Maßstab für die Figuren handwerklich vom Team hergestellt wurde, was sowohl Fähigkeiten im Bereich Glasbläserei, als auch Schweiß- und Lackierarbeiten erforderte.
    So, und was all dies angeht bin ich nunmal der festen Überzeugung, dass es ein sträfliches Versäumnis und mehr als unfair wäre, eine derartig extreme Liebe zum Detail und den verrückten betriebenen Aufwand nicht bei einer Bewertung mit einfließen zu lassen (erst recht nicht wenn es bei dem Preis um Effekte ginge), nur weil einem das beim einfachen ersten Schauen nicht klar ist. Entsprechend werden diese Dinge auch in vielen Reviews erwähnt und positiv hervorgehoben, absolut zu Recht. So etwas zentrales, das sich durch die gesamte Arbeit zieht und auch im fertigen Film spiegelt, wenn man nur weiß, wo man hingucken muss... Das als unerhebliche Trivia abzutun, käme in meinen Augen nahezu einer Beleidigung gegenüber denjenigen gleich, die das auf die Beine gestellt haben. Natürlich funktioniert der Film auch einfach so für sich genommen und ist verdammt gut. Aber man sieht ihn mit anderen Augen, wenn man einmal hinter die Kulissen gucken durfte. Von einem ernstzunehmenden, professionellen Urteil sollte man erwarten können, dass das berücksichtigt wird.

    Bei einem PC-Modcase-Wettbewerb wird auch danach gefragt, was für Materialien oder Techniken verwendet wurden, um das Projekt zu realisieren, was sich die Macher dabei gedacht haben oder vielleicht auch, wie lange sie brauchten. Das sind Aspekte, auf die richtigerweise mit geachtet wird, obwohl da ebenfalls am Ende das Ergebnis steht und es augenscheinlich nur darum geht.
    So betrachtet ist das wirklich eine Ansichtssache. Auch bezogen auf das, was die Academy tun sollte. Da werden unter anderem Regisseure für die beste Regie bei einem Film geehrt. Wenn man jetzt nachschlägt, was gute "Regie" ist und ausmacht, dann steht da nicht nur etwas davon, wie das am Ende auf der Leinwand aussehen soll, sondern das hat jede Menge mit der Umsetzung, mit dem Verhalten der Person, mit der eigentlichen Produktionsphase zu tun. Lässt sich auf alle möglichen anderen Bereiche übertragen. Insofern hätte ich tatsächlich nichts dagegen, wenn sich die wahlberechtigten Mitglieder auch mal Interviews etc. reinzögen, wobei immer noch jeder selbst entscheidet, ob und wenn ja inwiefern er sich davon beeinflussen lässt.
    Filme sind hochkomplexe Werke, in denen die Arbeit von zig Leuten kulminiert. Bei einem simplen Test mit Multiple-Choice-Antworten zählt ausschließlich das Ergebnis und es gibt keinen Spielraum für Interpretation (wenn man nicht gerade die Fragen selbst anfechten möchte). Wenn man hingegen eine Doktorarbeit schreibt, finde ich es gut, dass die Thesen vor einem Ausschuss zu verteidigen sind, da diejenigen, die bewerten sollen, vielleicht gar nicht alle Facetten des Werkes durchschaut haben.

    Ach, keine Ahnung. Wie schon zuvor erwähnt, wir haben da echt unterschiedliche Philosophien. Ein Film ist für mich jedenfalls nicht immer zwingend ausschließlich das, was in der fixen Laufzeit einer festgelegten Version zu sehen und zu hören ist.
    Zitat Zitat
    Aber in dem Fall ist der Cap im französischen Kino ein anderer als im italienischen. Dem wurde The Fifth Element nämlich nicht empfohlen, sondern stattdessen Spaghetti Carbonara. Oder anders: Ihm wurde der Film auch empfohlen, aber er hat eine andere Empfehlung ernster genommen. Das macht es nicht besser. In jedem Fall ist der Charakter oder die Welt in der er lebt irgendwie anders. (...) Da ist man dem Charakter gegenüber nicht treu. Klar sind das Details, aber auch sowas macht einen Charakter für mich stimmig und weniger stimmig.
    Was soll's. Dadurch werden noch nicht entsprechend viele komplett eigenständige Filme draus, die in Paralleluniversen spielen ^^ Sonst könnte man, wenn man es dermaßen genau nimmt, ebenso sehr anführen, dass Cap in der deutschen Fassung Deutsch spricht, in der französischen Französisch usw., und das doch eigentlich total out-of-character ist :P
    Zitat Zitat
    Ich würde das aufgrund der Unscheinbarkeit auch nicht als Negativbeispiel anbringen, aber du hast das als wahnsinnig gut verkauft, was es für meine Begriffe nicht ist. Es ist schlechter Fan-Service, der - zum Glück - nicht zu sehr auffällt.
    Hast du die Szene angeschaut? Im Zusammenhang mit dem Rest vom Film, wenn man in der Handlung drinsteckt, kommt das nämlich vermutlich nochmal anders rüber, als in einer bloßen Beschreibung. Und ja, ich fand das wahnsinnig gut, weil unerwartet, originell, clever, verspielt, die Eigenheiten vom Konzept des Titelhelden (Hintergrundstory) nutzend, augenzwinkernd, die Fans einbeziehend und dabei relativ aufwändig für so eine Kleinigkeit. Alle, mit denen ich damals geschaut habe, mochten es, nachdem uns das überhaupt bewusst geworden ist. Schlechter /deplatzierter Fanservice geht wirklich anders, da hab ich schon ganz andere Sachen ertragen dürfen. An anderer Stelle sprachest du von auf-sich-wirken-lassen anstelle von tot-analysieren. Dieses nett gemeinte, spaßige Detail auf jene Weise runterzumachen, da könnte man glatt den Spieß umdrehen -_^

    Hier übrigens am Anfang vom Video die verschiedenen Notizbucheinträge, falls es jemanden interessiert.

  11. #91
    Zitat Zitat von Enkidu Beitrag anzeigen
    Dieses nett gemeinte, spaßige Detail auf jene Weise runterzumachen, da könnte man glatt den Spieß umdrehen -_^
    Und genau das tust du gerade. Ich habe das Detail - wie gesagt - nicht aus dem Nichts heraus runter gemacht, sondern darauf reagiert, dass du es als positives Beispiel siehst. Sonst hätte es da einfach keinerlei Erwähnungsbedarf gegeben. Nicht nur, weil ich nichts davon wusste.

    Ich lese sehr viel Text, der sich erneut im Kreis dreht. Du nennst nur weitere Beispiele, die in die exakt gleiche Kerbe schlagen. Ich habe dich verstanden und auch mehrfach darauf reagiert. Und ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Academy (und sämtliche anderen professionelleren Juries) wissen sollten, was abgeht. Und diesen Leuten traue ich dann eben auch zu,anhand des Films zu sehen, was der Regisseur geleistet hat. Das trifft natürlich nicht auf die MTV Movie Awards zu, aber doch auch halbwegs ernst zu nehmende Preise (wie ernst man die Oscars eben nehmen will), bei denen eine professionelle Jury oder wenigstens ein Haufen an Filmschaffender abstimmt. In der Praxis klappt es mit der objektiven Professionalität - wie Schattenläufer richtig sagte - ja nicht so gut bei den Oscars. Aber das ist, was ich gerne hätte.

    Niemand will dir die Faszination für das nehmen, was hinter den Kulissen passiert. Und ich versuche es immer wieder zu relativieren und zu den Oscars zurück zu bewegen, denn darum geht es mir.

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