Hab den jetzt auch mal gesehen und fand ihn sehr, sehr schlecht. Bin froh, den nicht im Kino geguckt zu haben, weil Zeitverschwendung. Okay, meine Erwartungen waren nach den Kritiken ohnehin ziemlich niedrig, aber ich mochte den ersten Teil schon noch recht gerne und dachte mir, so als reine hirnlose Popcorn-Unterhaltung ist die späte Fortsetzung vielleicht doch nicht so schlimm wie alle sagen (übrigens nicht nur die professionellen Reviewschreiber, sondern auch ganz normale Filmfreaks und Fans, wenn man sich mal die IMDb-Wertungen etc. anschaut).

Im Grunde kann ich mich unter anderem Keatons Kritikpunkten anschließen, nur komme ich unterm Strich ganz und gar nicht trotzdem zu einem positiven Fazit, sondern habe das alles als zehn Mal schlimmer empfunden. Besonders das hier:

Zitat Zitat von Keaton Beitrag anzeigen
aber irgendwie hat mir da noch ein bisschen was gefehlt... die Panik war irgendwie nicht spürbar... das war irgendwie so "ach, da sind se ja wieder, haben wir ja immer gewusst, dass die zurückkommen..." es ging einfach alles ein bisschen zu schnell und ich hatte auch das Gefühl, dass der Film kürzer war, als der erste Teil... (...) für die Kürze der eigentlichen Handlung und die Sprunghaftigkeit der Szenenwechsel gab es zu viele Charaktere, die dadurch gezwungenermaßen blass bleiben und unwichtig gewirkt haben
Ich habe nicht nur die erwähnten Beispiele als überflüssig empfunden, sondern im Prinzip alle Charaktere. Wirklich Zeit hat sich der Film für keinen einzigen von denen genommen, niemand wird einem näher gebracht, bleibt alles total oberflächlich. Einige der Pappkameraden wirkten wie Resteverwertung aus dem Vorgänger - Hauptsache nochmal bekannte Gesichter zeigen und alles in die Handlung stopfen, egal ob sinnvoll oder nicht. Da ist jemandem entgangen, dass man nach 20 Jahren selbst mit Kenntnis des Originals keinen unmittelbaren Bezug mehr zu denen hat und der Film sie erstmal neu einführen und aufbauen müsste. Wird aber nicht gemacht. Schon alleine deshalb waren mir die "Veteranen" weitgehend egal.
Ist aber nicht so, dass mit den Neulingen groß anders verfahren worden wäre. Dazu dann so Leute wie die Chinesin vom Studio verordnet weil offensichtlich nur in Hoffnung auf Box Office Boni dabei, autsch. Was sogar geklappt hat: satte 75 der 390 Millionen USD vom weltweiten Einspielergebnis kommen alleine aus China (zum Vergleich: In den USA waren es 100 Mio) ...zum Erfolg hat das diesem Sequel aber auch nicht verholfen.
Ehrlich, der Film hatte keine Hauptfiguren, nur Nebencharaktere! Niemand davon wurde über eine notwendige Mindestzeit hinweg begleitet. So Subplots wie der alte Typ aus dem ersten Teil ("Goldblums" Vater) mit Boot und danach mit einem Schulbus voller Kinder war absolut unnötig und hat nichts zur Geschichte beigetragen. Tat richtig weh das zu sehen, weil es in dem Film nichts zu suchen hatte. Überhaupt ein ganz schlechtes Zeichen, wenn ich mir von keinem einzigen die Namen merken konnte. Viel zu viele Leute da drin. Hier wäre ein Ansatz wie in Jurassic World die bessere Wahl gewesen: Höchstens ein paar kleine Cameos aus dem lange zurückliegenden Vorgänger, jo, aber Konzentration bitte auf die neuen Gesichter mit einer neuen Geschichte beschränken.

Und wie unglaublich DUMM sich diese Menschen die ganze Zeit verhalten haben!

Die Dialoge dabei zum Weglaufen. Ideenlos geschrieben, lustlos vorgetragen. Keiner der versuchten Witze und Sprüche war irgendwie komisch, nur zum Schämen. Charme oder mal ein cleverer Schlagabtausch, Fehlanzeige. Was man imho mindestens hätte erwarten dürfen, wäre noch so eine episch-brennende Präsidentenrede wie im ersten Teil, aber selbst das war nur ein gaaanz müder Ansatz der nach drei Sätzen (inklusive Wiederholung - seriously, wer schreibt sowas?) schon wieder vorbei war.
Der Film geht zwei Stunden, aber man bekommt kein Gefühl für die Tragweite der Ereignisse. Die viel zu häufigen Szenenwechsel bzw. das ständige Springen von Set zu Set sind auf krasse Strukturprobleme zurückzuführen. Man verlor als Zuschauer irgendwann jeden Überblick darüber, wo Teile der Handlung eigentlich stattfinden und wie lange die Figuren von A nach B brauchen. Traurigerweise ist zu vermuten, dass das eher Absicht war, um weniger offensichtlich zu machen, dass die Geschwindigkeit einiger Ortswechsel unglaubwürdig ist.
Erschreckend finde ich, dass den Machern bei all diesen Dingen so heftige Mängel unterlaufen sind, obwohl die Handlung eigentlich ultra-minimalistisch ist und in einem guten Film höchstens eine Stunde Zeit gekostet hätte. So etwas zumindest in einer Art und Weise zu gestalten, die den Hollywood-Mindestmaßstab für halbwegs brauchbaren Genre-Kram erfüllt, das sollten die Leute eigentlich im Schlaf hinkriegen! Stattdessen plätschert die Geschichte belanglos und unkreativ vor sich hin. Der lauwarme Aufguss von schon Gesehenem würde mich nicht halb so sehr stören, wenns wenigstens handwerklich passabel gemacht worden wäre.

Zitat Zitat
dann würde vielleicht auch nicht das Auftauchen von dieser Kugel, die mich an eine Mischung aus EVE aus Wall-E und Marvon aus Per Anhalter durch die Galaxis erinnert hat so deus ex machina wirken
Ganz übel. Spätestens in dem Moment, in dem das Kugel-Ding angefangen hat zu sprechen, war der Film für meine Kollegin und mich im Grunde gelaufen. Wirkte echt cringy, als hätte sich das irgendein Achtjähriger ausgedacht. Hätte funktionieren können, wenn es ganz anders verpackt worden wäre. Aber storymäßig so bequem und in Verbindung mit aufdringlichem Exposition-Dump ging gar nicht. Noch dazu ists immer eher nervig, wenn die Brotkrumen schon am Anfang ausgelegt werden und es jeder im Publikum sofort kapiert, aber die Charaktere ewig brauchen um es zu checken und dann auch noch das laut ausgesprochen wird, was ohnehin schon vor Ewigkeiten mehr als offensichtlich gemacht wurde.

Haha, war klar das das zu einem Anteasern von Fortsetzungen führen würde, die wir nun niemals zu Gesicht bekommen werden und die ohnehin kaum jemand hätte sehen wollen. Stört mich, dass sich das auf ein so zentrales Element der Story bezog. Anstatt diesen Film erstmal gut zu machen, dachten die Autoren schon wieder drei Schritte weiter. Passend dazu war das Ende dann auch vergleichsweise abrupt. Hätte man sich aber auch nicht viel länger mit aufhalten können, weil es einfach nichts mehr zu sagen gab.

Zitat Zitat
ja, ok, es landet auf dem gesamten Atlantik und ist 5000 Meilen (?) breit, aber dafür erreichen die ganz schön schnell das Zentrum... (...)

größter Fauxpas der Menschheit in diesem Film ist das Fehlen von Schilden! man konnte die Alientechnik nutzen, um die eigene Wissenschaft voranzutreiben, man hat neuartige Waffen und Flugsysteme, innerhalb von 20 Jahren hat man eine gewaltige Mondbasis und sogar einen Stützpunkt nahe des Saturn gebaut, in Washington D.C. stehen gefühlt mehr Wolkenkratzer als in Hongkong, aber einfach mal die Jets, die darauf angelegt sind, einem wiederholten Angriff der Aliens etwas entgegenzusetzen, mit Schilden auszustatten, darauf kam wohl keiner. noch schlimmer: die Basis - ebenso ungeschützt... und es ist ja nicht so, dass das nicht möglich wäre
Ja. Wobei diese Dinge nur die Spitze des Eisbergs sind. In so einem Film brauch ich zwar keine harte Sci-Fi die alles wissenschaftlich untermauert, aber versuchen, es auf grundsätzlicher Ebene glaubwürdig zu halten, sollten sie schon (und das traf imho auf den ersten Teil durchaus noch zu). Ich mein, ein Objekt dieser Größe hätte wahrscheinlich bereits durch seine bloße Anwesenheit sogar die Umlaufbahn der Erde verändert und werweißwas mit unserem Ökosystem angestellt. Ach ja, warum eigentlich so lange auf verbaute Alien-Technologie eingehen, wenn es am Ende sowieso nichts bringt?

Abgerundet wird das Trauerspiel durch einen selten wahrnehmbaren und vollkommen konturlosen bzw. austauschbaren Soundtrack ohne den Hauch eines Wiedererkennungswertes, komponiert von Harald Kloser und Thomas Wander (die beide bisher auch sonst nur Drittklassiges fabriziert haben); sowie durch ein in türkis-blaues Licht getränktes Bild dank hemmungslos beanspruchtem Farbfilter. Wow. Andere müssten sich Mühe geben, um diese Bruchlandungsstufe zu erreichen.
Mir ist es ein Rätsel, wie das überhaupt zustande kommen konnte. Das Teil hat 165 Millionen verschlungen, sieht aber stellenweise richtig billig aus. Das Geld ist wohl hauptsächlich für die paar teuren, übertriebenen CGI-Massenzerstörungs-Trailermomente draufgegangen. Jedenfalls nachvollziehbar, dass Will Smith das hier lieber abgelehnt hat. Kommt mir vor, als hätten sie den ersten Entwurf des Drehbuchs gleich verfilmt, ohne jemanden drüberschauen zu lassen, der ein bisschen Ahnung von den Details hat. Hätten wenigstens Charaktere und Dialoge einigermaßen gestimmt, wäre es zumindest nicht in einer Totalkatastrophe geendet. Vergleichbar große Filme von ähnlich zweifelhafter Qualität sind meiner Meinung nach Die Mumie: Das Grabmal des Drachenkaisers (2008) und natürlich Transformers: Age of Extinction (2014). Wer die beiden richtig toll fand, kann, schätze ich, auch unbesorgt einen Blick auf Independence Day: Resurgence werfen. Allen anderen möchte ich dringend davon abraten, zwei kostbare Stunden ihrer Lebenszeit zu vergeuden.