Irgendwo in Japan: Eine Videospielfirma mit dem klangvollen Namen ‚Phantom Corporation‘ wird kurz vor der Fertigstellung ihres Spiels ‚Phantom‘ (man beachte den überaus kreativen Titel) durch einen Blitzschlag zerstört – zudem verschwindet eine Mitarbeiterin spurlos.
Wie so viele RPG-Fans trifft diese Nachricht die drei Freunde Noah, Ken und Miki hart, denn schließlich war das Zocken von ‚Phantom‘ als Ferienprogramm fest eingeplant gewesen. Beim ziellosen Herumstreifen in ihrer Heimatstadt werden sie Zeugen, wie in einem leerstehenden Gebäude drei Fantasyhelden gegen eine Art Dämon den Kürzeren ziehen. Nachdem letzterer sich durch ein Portal aus dem Staub gemacht hat, stoßen Noah, Ken und Miki zu den sterbenden Streitern und erhalten von diesen den Auftrag in ihre Fußstapfen zu treten und den Dämon zur Strecke zu bringen. Mit Hilfe des Portals und eines Angehörigen des ‚Sandmen‘-Volkes (quasi ein Stamm von Beobachtern), der anfangs nicht gerade begeistert von der Aussicht ist sich auf Kinder zu verlassen, wechseln die drei Nachwuchshelden in die Fantasywelt hinüber – die nicht ohne Grund den Namen ‚Phantom‘ trägt…
God Medicine kommt in den ersten Spielstunden wie eine Parodie daher, die mit Absicht diverse (RPG-)Klischees aufgreift: die sterbende Kriegerin bedauert, dass sie nicht ausreichend trainiert war; die drei Kinder sind RPG-Nerds, die ohne ein Spiel nicht wissen, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollen; sie verlangen vom König eine Aufgabe, um sich als Helden beweisen zu können; die besagte Aufgabe beinhaltet den Schutz der Prinzessin (die ausnahmsweise mal nicht entführt wurde – das kommt erst später); der weise Alte, den man aufsuchen muss, wohnt gefühlte 300 Kilometer von der Stadt entfernt etc., etc. Später ‚normalisiert‘ sich das Ganze, wodurch das Spiel – auch wenn‘s absurd klingt – viel von seiner Individualität verliert und sich von anderen Vertretern des Genres nicht mehr großartig unterscheidet.
Auch diverse witzige Ideen, die das Geschehen hier und da auflockern, sucht man ungefähr ab der Hälfte vergeblich. So trifft man in einigen Dungeons Monster, die mit nützlichen Informationen herausrücken – nur um sich danach selbst zu bestrafen, indem sie sich die Birne an der nächsten Wand einrennen. Oder der oben erwähnte weise Alte entpuppt sich als stocktaub und die Heldentruppe muss sich den neuen ‚Hut‘ des Königs – ein Megaphon – ausleihen, damit sie sich Gehör verschaffen kann. Letzteres Item benötigt man sogar für das kampflose Besiegen einer bestimmten Gegnerart und den Einsatz in einem Bosskampf, da manche Monsterohren recht empfindlich auf Geräusche reagieren.
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Optisch lässt sich über God Medicine nichts negatives sagen, da die Game Boy-Graphik alles ansprechend darstellt - egal ob es sich dabei um Orte, Charakterporträts oder schräge Monster handelt.
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God Medicine ist sehr geradlinig aufgebaut: Abgesehen von eventuellen Landschaftserkundungen zu Levelzwecken folgt man strikt einem vorgeschriebenen Weg ohne Sidequests oder ähnliche Abschweifungen. Interessant ist hierbei jedoch der mehrmals auftretende Wechsel zwischen der RPG- und der realen Welt.
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Für (kurzweilige) Abwechslung sorgt der vereinzelte Einsatz ‚fremder‘ Partymitglieder, wobei eine Person tatsächlich temporär für eines der drei Kinder einspringt, während zwei andere die Gruppe durch selbstständige Angriffe bzw. Heilungen unterstützt (auf letztere sollte man sich aber nicht verlassen).
Die Kampfsteuerung gestaltet sich ziemlich simpel und den meisten RPGs nicht unähnlich. Zu erwähnen wäre, dass die Helden über keinerlei MP verfügen. Stattdessen unterteilt sich die Magie in Angriffs-, Heil- und Unterstützungsmagie, wobei in jeder Kategorie festgelegt ist, wie oft man daraus einen beliebigen Spruch verwenden kann. Erfreulicherweise zieht jeder Levelanstieg eine Komplettheilung des betreffenden Charakters nach sich, was auch die Magieanwendung mit einschließt (und diese zuweilen erhöht).
Statusveränderungen jeglicher Art verschwinden nach Kampfende, ebenso werden tote Mitstreiter mit einem HP wiederbelebt. Im Gegenzug dazu gibt es leider keine Möglichkeit in Kämpfen für Wiederbelebung zu sorgen – was besonders bei Bossen alles andere als toll ist.Wenigstens kann man nahezu überall speichern und so ziemlich schnell einen neuen Versuch wagen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass God Medicine ein nettes, kleines Spiel für zwischendurch ist – mehr aber auch nicht, da es sich leider nicht großartig von der Masse abhebt. Wer sich selbst einen Eindruck von diesem RPG machen möchte, kann dies selbstverständlich tun – man verpasst allerdings kaum etwas, wenn man es ignoriert.
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