Pünktlich vor Heiligabend haben mein Schwesterherz und ich es nach mehreren Jahren endlich geschafft Arc the Lad 3 abzuschließen. (Was aber weniger am Spiel selbst lag als an der Tatsache, dass uns meistens ein, zwei Bundesländer trennen.)

AtL3 besteht im Großen und Ganzen aus einer Quintessenz: Missionen. Sowohl die Hauptstory als auch sämtliche Nebenhandlungen und –aufgaben finden in Form von Missionen statt, die man nicht unbedingt alle annehmen muss, um das Spiel erfolgreich abzuschließen. Wirklich wichtig sind eigentlich nur eine Handvoll davon, doch wer am Ball bleibt und alle Missionen mitnimmt, erfährt nicht nur – mehr oder weniger – Interessantes über die Welt und diverse (teils wiederkehrende) NPCs, sondern bringt seine Helden durch questbedingte Kämpfe ganz nebenbei auf ein ansehnliches Level.
Die Missionen sind dabei ein buntes Sammelsurium verschiedener Auftragstypen: Gegner besiegen, Items beschaffen, Schleichspielchen, Geschicklichkeitseinlagen, Gedächtnistraining etc., etc.
Jede Aufgabe ist eingebettet in eine kleine Rahmenhandlung, die den Spieler leider so manches Mal einer harten Geduldsprobe unterzieht. An und für sich finde ich es löblich, wenn man nicht nur gesagt bekommt „Geh dahin und plätte das Viech.“, sondern auch noch den Grund erfährt, warum man es tun soll. Viele der Missionen halten sich jedoch nicht gerade zurück, was die ‚Vorgeschichte‘ (und/oder das ‚Nachwort‘) betrifft und so wird man beizeiten ewig zugetextet, ehe man endlich den Auftrag als komplett abgehackt verzeichnen kann.
Als Negativbeispiel hierfür ist besonders eine Mission zu nennen, in der die eigentliche Aufgabe des Spielers darin besteht während des Gesangs einer Sängerin X, O und Quadrat an bestimmten Stellen zu drücken. Bis man allerdings tatsächlich dazu kommt, vergehen durch NPC-Tätigkeiten an die 30 Minuten!
Diese Art und Weise nervt hauptsächlich dann, wenn man einen Auftrag versiebt hat und noch mal von vorn beginnen muss – inklusive Geschwafel.

Dem geschuldet kommt AtL3 bedauerlicherweise recht schwer in Fahrt. Es dauert im Grunde genommen bis zum Ende der ersten CD, bis man als Spieler das Gefühl hat, eine zusammenhängende Story zu verfolgen. Ab da an jedoch kann es das Spiel durchaus mit seinem direkten Vorgänger aufnehmen und trotz diverser (ablenkender) Nebenquests Spannung aufbauen. Das Ende ist schließlich eines Arc the Lad-Teils würdig und entschädigt für die zähen Kaugummiphasen zu Beginn und zwischendurch.

Darüber hinaus verfügt AtL3 über eines der besten Levelsysteme, die mir je untergekommen sind: nicht nur, dass einem Partymitglied für jede noch so kleine Aktion im Kampf EXP gutgeschrieben werden. Nein, eigentlich erhält die aktuelle Gruppe auch EXP fürs Nicht-von-der-Stelle rühren-und-nichts-tun! Man könnte das jetzt total billig nennen und mit einem Cheat vergleichen, aber auch wenn man dieses System NICHT schamlos ausnutzt, steigen die Level der Party annähernd gleichmäßig in einer angenehmen Geschwindigkeit - vorausgesetzt man greift alle Missionen ab - und man ist für die Endkämpfe mehr als gewappnet. (Warum man sich für Twilight of the Spirits davon distanziert hat und die EXP quasi nur an die Hauptangreifer verteilt hat, will mir nicht in den Kopf.)

Die Graphik der ersten drei Arc-Teile hat ihren eigenen Charme und es ist echt bedauerlich, dass man nichts davon für die Weiterverwendung im RPG-Maker im Internet findet. Gerade die Charaktere (Party und NPCs) haben z.T. Posen drauf, die man in anderen RPGs nicht oder kaum findet: Lutz, der sich im Schneidersitz auf den Boden plumpsen lässt; die gelangweilt wirkende Rezeptionistin in der Arena; Tosh, der lässig einen Arm aus dem Kimono gucken lässt; Cheryls ‚Ich-verpass-dir-gleich-eine!‘-Armgefuchtel… Bei solch einer Detailverliebtheit macht das Daddeln gleich doppelt so viel Spaß!

Und wo ich gerade beim Thema Spaß bin: Auch wenn wir so gut wie kein Japanisch verstehen, fanden meine Schwester und ich die eingestreuten Satzbrocken in den Kämpfen sowohl hier als auch in den ersten beiden Teilen richtig cool. (Obwohl wir sie – gemessen an ihrem Klang – liebevoll durch den Kakao gezogen haben: Elks ‚Ameise!‘ in AtL2 war das Beste! Marsias ‚Sah-ne‘ ist auch ganz putzig, kommt da aber leider nicht ganz ran. )

Als Abschluss kann ich nur sagen, dass uns - aller Meckerei zum Trotz - Arc the Lad 3 ziemlich gut gefallen hat, auch wenn uns Lutz sehr, sehr oft mächtig auf den Senkel gegangen ist. Der Charakterentwicklung sei Dank hatte selbst er in den letzten Spielstunden seine glanzvollen (und ausnahmsweise mal NICHT peinlichen) Momente, aber er war schon ein recht anstrengendes Partymitglied. Die anderen waren bedeutend pflegeleichter…

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So, jetzt bin ich endlich fertig mit dem Aufarbeiten meiner Rezensionen und wieder auf dem aktuellen Stand.