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  1. #10

    Jubei Quest

    Nach den letzten NES-‚Experimenten‘ (Dream Master & Sugoro Quest) war es mal wieder an der Zeit für ein ‚richtiges‘ RPG und Jubei Quest hat in dieser Hinsicht meine Erwartungen absolut nicht enttäuscht. Es ist ein ausuferndes Spiel, das von der Gesamtspielzeit gut und gerne mit DQ III mithalten kann (ich hab zwar nur die GBC-Version gespielt, aber ich denke nicht, dass da so ein großer Unterschied zur NES-Variante besteht) und besonders in Sachen Story und Atmosphäre einiges zu bieten hat.
    BTW: Die Übersetzung hält sich konsequent an die – meiner Meinung nach korrekte – Bezeichnung ‚Jubei‘. Warum das Original den Titel Juvei Quest trägt, entzieht sich meiner Kenntnis…

    Das Spiel beginnt damit, dass im Japan der Sengoku-Ära urplötzlich zwei Lichtkugeln am Himmel erscheinen. Während eine von ihnen schnell außer Sicht gerät, stürzt die andere in der Nähe eines kleinen Ortes gen Boden. Beim Aufprall spalten sich drei leuchtende Gebilde davon ab und entschwinden ebenfalls in weite Ferne. Zurück bleibt eine Art Kapsel, in dem sich ein Baby mit einer Narbe über einem Auge befindet. Dieses wird Jubei getauft und in dem Dorf namens Yagyu aufgezogen. (Na, klingelt da was? )
    Fünfzehn Jahre später liegt es an Jubei aka dem Spieler gegen die Machenschaften einer Gruppe vorzugehen, die sich die ‚Dämonische Horde‘ nennt und im ganzen Land (und darüber hinaus) die Menschen terrorisiert.

    Was im ersten Moment wie eine 08/15-Fantasy- RPG-Story klingt (nur eben im Gewand des mittelalterlichen Japans), wird hier und da um diverse Elemente erweitert, die so gar nicht ins angedachte Setting passen wollen. Besonders in den Unterschlüpfen der ‚Dämonischen Horde‘ wird man mit Fließbändern, Dosen, Aufzügen und anderem modernen Krimskrams konfrontiert und noch vor der Hälfte des Spieles lädt ein kleines Alien Jubei und seine Freunde zu einem Kurztrip ins All ein. Auch wenn dies im ersten Moment seltsam und unangebracht erscheint, schafft das Spiel in meinen Augen das Kunststück alles im Endeffekt logisch und zufriedenstellend aufzulösen.

    Abgesehen davon besticht Jubei Quest durch das, was ich bei Legend of the Ghost Lion schmerzlich vermisst habe: Hier merkt man beim Spielen beinahe jede Sekunde lang, dass man sich im alten Japan befindet, denn sowohl die Orte, die Personen als auch die Monster sind so designt wie man es erwartet. Natürlich gibt es bei letzteren ebenfalls Standardgegner wie Skorpione, Geister oder ähnliches, aber man trifft eben auch bekannte Gestalten wie die Schlange mit dem Frauenkopf und den Schirm mit Fuß und Auge. Selbst gegen (giftige) Manju tritt man an.

    Doch nicht nur in Japan reist man herum. Es wird zwar nie explizit erwähnt, aber gemessen an manchen Orts- und Personennamen erkennt man, dass man sich auch in China, der Mongolei und Sibirien/Russland herumtreibt. Zusätzlich dazu werden vom Spieler noch zwei andere Gebiete erkundet, was mich zu einem Punkt bringt, den ich ungewöhnlich, aber durchaus interessant finde.
    In der Haupthandlung kommt zweimal der Moment, in dem man nicht Jubeis Gruppe, sondern jeweils eine andere steuert und somit quasi erst die Vorgeschichte zweier zukünftiger Mitstreiter spielt, bevor sie tatsächlich zur Party stoßen. Dabei handelt es sich um den weißen Wolf Shiro (später nur noch Wolf genannt), den es in das unterirdische Land Oni Grand verschlagen hat und den Golem Rock (später Ivan), der im arktischen Aurora-Königreich aushilft.



    Dieses Party-Splitting ist nur eine von den vielen Ideen, die sich in Jubei Quest finden lassen und von denen ich stellenweise ziemlich angetan bin. Sei es die Hundehütte in den Inns (damit Wolf nicht auf den Futons schläft); die Tatsache, dass man vereinzelt Schatzkarten finden kann; die Helfer, die sich Jubei verpflichten und durch die man an nützliche Informationen und/oder Items kommt oder schlicht und ergreifend der Fakt, dass manche Ereignisse so abgedreht erzählt werden, dass man gar nicht anders kann als Tränen zu lachen.

    Beispielsweise gelangt man irgendwann im Spiel an eine ziemlich große, lange und unüberwindliche Mauer. Da man als Spieler anhand der umliegenden Ortschaften recht schnell gemerkt hat, dass man sich augenblicklich in China befindet, wird einem auch in Nullkommanichts klar, um WAS für eine Mauer es sich dabei handelt. Weil Jubei und Konsorten natürlich auf die andere Seite müssen, fragt man sich ein wenig durch die Gegend und schlussendlich wird man bei einem alten Mann fündig, der einem DAS Hilfsmittel schlechthin übergibt: ein Trampolin.
    Richtig gelesen.
    Ein Trampolin.
    Um die hohe, sehr hohe, wirklich hohe Große Mauer zu überwinden, steigt die Gruppe auf ein Trampolin und… *JUMP*!
    Ich hab mich nicht mehr eingekriegt vor lauter Lachen!

    Und solche hanebüchenen What the…-Momente (im positiven Sinne!) gibt es immer wieder mal in Jubei Quest, wodurch die Story stellenweise extrem aufgelockert wird. Mein zweites Highlight in dieser Hinsicht war der Einsatz eines bestimmten Helfers.
    Wie gerade eben schon erwähnt, bekommt man immer mal Unterstützung von verschiedenen ‚Untergebenen‘: Einer öffnet mit Fallen versehene Truhen in Dungeons, eine spricht mit Tieren, einer verwandelt Gegenstände in verbesserte Varianten und, und, und. Der eigentlich Nützlichste von allen verfügt über einen Express-Service, mit dem man bekannte Orte nochmal aufsuchen kann (quasi äquivalent zu Warp-Zaubern in anderen Spielen).



    Ein Helfer jedoch wird nur Sekunden, nachdem er sich zur Mithilfe entschieden hat, ermordet und landet auf dem ortsansässigen Friedhof. Da die Party nichts weiter tun kann, geht die Reise weiter, aufgrund einer Falle endet sie allerdings zwei Städte weiter hinter Gittern. Nun will man ja eigentlich nicht ewig im Knast versauern, aber weil der Einsatz aller anderen Helfer nichts bringen würde und sich ein Ausbruch aus eigenen Kräften auch nicht so recht bewerkstelligen lässt, bleibt einem nichts anderes übrig als den Toten zu rufen. Dieser erhebt sich prompt aus seinem Grab und lässt sich daraufhin vom Spieler steuern. Nachdem man (optional) alle Bewohner zum Kreischen gebracht hat, macht man sich auf den Weg, um über die Weltkarte zu seinem Herrn und Meister zu hüpfen.
    Ja.
    Hüpfen.
    Anstatt, wie es sich für einen richtigen Zombie gehört, gemächlich rumzuschlurfen, eifert der Gute einem gewissen Klempner nach und hoppelt mit passenden Soundeffekten durch die Gegend. Man hat’s ja eilig.
    An Ort und Stelle angekommen, endet sein Einsatz mit einem epischen Showdown, denn derjenige, der Jubei und Co. eingesperrt hat, ist auch gleichzeitig die Person, die den Mord an unserem Helfer in Auftrag gegeben hat. Vom Anblick eines lilafarbenen, hüpfenden Toten irgendwie total aus der Fassung gebracht, kullert der Bösewicht rückwärts eine Treppe herunter und lässt den Schlüssel für die Zelle fallen.
    Fazit: Böser tot. Jubei nebst Party befreit. Einsatz des Helfers vorbei.
    Ganz großes Kino!

    Als krassen Gegensatz zu dem ganzen Klamauk gibt es allerdings auch Begebenheiten, die streng genommen reichlich brutal sind – obwohl man aufgrund der NES-Graphik kaum was zu sehen bekommt.
    So zeichnet sich z.B. die ‚Dämonische Horde‘ vorrangig dadurch aus, dass sie in den verschiedenen Landstrichen Menschen entführt und/oder in andere Wesen ‚umwandelt‘.



    In einem Dungeon – mit dem bezeichnenden Namen Hunger Castle – landet man in einem Raum, auf dem Konservendosen auf einem Fließband transportiert werden. Von einem anwesenden Arbeiter/Sklaven erfährt man, dass es sich dabei um andere Gefangene handelt(e), die nun als Nahrung für den ansässigen Boss dienen. *würg*

    Sieht man mal von solchen… äh… appetitlichen Einlagen ab, halten sich die Beanstandungen an Jubei Quest im Grund genommen in Grenzen.

    Ein immer wiederkehrender negativer Punkt ist auch hier das begrenzte Inventar, obwohl jedes der insgesamt vier Partymitglieder im Verlauf des Spiels einen Packesel (im wahrsten Sinne des Wortes) erhält, wodurch jeder fünf Itemslots mehr zur Verfügung hat. Positiv anzumerken ist auch der Fakt, dass wichtige Items, die nur in einem Dungeon benötigt werden, automatisch aus dem Inventar geworfen werden, wenn der jeweilige Bossgegner ins Gras gebissen und man diesen Dungeon offiziell abgearbeitet hat.

    Das Kampfsystem ist an und für sich recht eingängig, krankt aber gelegentlich daran, dass Attacken ins Leere laufen und nicht auf den nächsten Gegner überspringen, wenn das anvisierte Monster bereits besiegt wurde. Man muss also ein wenig pokern und die einzelnen Gruppenmitglieder gut zuordnen, um den größtmöglichen Schaden auszuteilen.
    Gleichermaßen ärgerlich muten auch so manches Mal die Zauber an, die zwar durchaus ordentlich reinhauen können, aber nach der Anwendung dummerweise gerne mal die Mitteilung ‚No effect‘ hinterlassen – selbst wenn das Monster im Normalfall eindeutig anfällig darauf reagiert. Ein Umstand, der (Boss-)Kämpfe unnötig in die Länge ziehen kann…

    Allgemein betrachtet steigt der Schwierigkeitsgrad besonders in den Hauptdungeons deutlich an, da die Rate der Zufallskämpfe stellenweise verflucht hoch ist. So ist es leider keine Seltenheit, dass man auf halben Weg zum Boss bereits mit seinen Heilitems haushalten muss.
    Aus diesem Grund bin ich persönlich irgendwann dazu übergegangen, die mehr als praktische Speicherfunktion (immer und überall möglich!) weidlich auszunutzen und mich immer zum jeweiligen Endgegner ‚durchzuschmuggeln‘. Dauerte zwar durch das ständige An- und Ausschalten ein wenig, aber wenigstens stand ich dadurch wie das blühende Leben vor den Bossen und pfiff nicht aus dem letzten Loch.

    Alles in allem ist Jubei Quest ein durchaus forderndes Spiel, das trotzdem ziemlich viel Spaß macht und mit dem man eine ganze Weile beschäftigt ist. Von den ‚reinen‘ RPGs, die mir aus dieser Entstehungszeit bisher untergekommen sind, dürfte dies momentan mein klarer Favorit sein.


    Zum Abschluss noch ein paar kleine Kuriositäten:


    Frosty the ...äh... Daruma?


    Paralyse = Vergitterter Kinderwagen?


    Händler = Zweiköpfiger Mutant?
    Geändert von LittleChoco (15.03.2016 um 20:03 Uhr)
    BITE ME, ALIEN BOY!

    Spiele gerade: Lufia [Rise of the Sinistrals], Ever Oasis
    Zuletzt gespielt: Nekojara Monogatari, Tengai Makyou: Ziria, Jesus - Kyoufu no Bio Monster
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