Als der Junge Mark eines Morgens aufwacht, muss er entsetzt feststellen, dass er nicht nur in eine geheimnisvolle Welt voller sprechender Katzen transportiert worden ist, sondern auch noch vom dortigen König selbst in eine Fellnase verwandelt wurde. Grund für diese doppelte Freiheitsberaubung ist der Diebstahl eines hoheitlichen Erbstückes, mit dessen Wiederbeschaffung der Monarch - aus nicht näher benannten Gründen - keinen seiner Untertanen beauftragen will. Somit liegt es an Mark als unfreiwilliger Retter in der Not einzuspringen, um sowohl den Schatz als auch sein altes Selbst zurückzufordern - eine Aufgabe, mit der er alle Pfoten voll zu tun hat...




Nekojara Monogatari ist ein Rollenspiel für den Gameboy, das 1990 von Kemco herausgebracht wurde und als First Person Dungeon (oder eher Outdoor ) Crawler klassifiziert wird. Das Katzenabenteuer erinnert vom Spielprinzip stark an das früher erschienene The Sword of Hope, was nicht weiter verwunderlich ist, da für beide Titel die gleiche Engine verwendet wurde. Dies macht das vorliegende Spiel somit quasi zum spirituellen Nachfolger, darüber hinaus scheint es im zweiten Teil von The Sword of Hope ein Gebiet namens Nekojara Island geben, das sich - direkt oder indirekt - auf das Katzenreich bezieht.

Signifikant für die genannten Spiele ist das Erkunden der Umgebung durch das Auswählen von Richtungen, die durch Pfeile auf der linken Seite des Bildschirms dargestellt werden. Der jeweils aktuelle Standort wird dagegen oben mittig gezeigt, inklusive diverser Interaktionsmöglichkeiten wie NPCs (so gut wie immer Katzen), Bäume, Schilder, Türen bzw. Öffnungen in den Wänden, Schatztruhen und ähnlichem.



Das Menü beschränkt sich auf sechs knappe Optionen, von denen drei (‚Look‘, ‚Talk‘ und ‚Hit‘) der Untersuchung des Umlands dienen und drei sich direkt auf Mark beziehen (‚Item‘, ‚Magic‘ und ‚Power‘ aka Status).

In Sachen Kämpfe bietet Nekojara Monogatari altbekannte, solide Kost: Mark tritt als Einzelner gegen bis zu drei Gegner an, die Runde für Runde besiegt werden wollen (oder vermutlich eher nicht ) und sich auch gerne mal gegenseitig attackieren. Dabei hat man die Auswahl zwischen Angreifen, Magie anwenden, Item nutzen oder abhauen – letzteres hat bei mir nie funktioniert.



Als besondere ‚Fähigkeit‘ verfügt man über eine spezielle Kraft namens Neko, deren aktueller Prozentwert mit so ziemlich jedem Gefecht und jeder sonstigen Aktion (wie zum Beispiel dem Inspizieren von Bäumen) steigt und fällt. Beträgt der Neko-Wert über 80 Prozent, kann man keine Gegenstände und Zauber mehr verwenden, dafür ist die Chance jedoch sehr hoch, dass man einen extrastarken Schlag gegen seine Feinde ausführt. Dieser sorgt allerdings auch dafür, dass der Neko-Wert prompt auf Null sinkt, was zur Folge hat, dass die Statuswerte solange in den Keller gehen und Mark verwundbarer machen, bis man wieder mindestens 30 Prozent erreicht hat.

Auf der Karte werden Gegner als schwarze Punkte dargestellt, die solange den Weg versperren, bis sie besiegt werden. Leider scheint es die Regel zu sein, dass die Biester hecken und man erst in ein anderes Areal gehen kann, wenn man mehrmals hintereinander die Punkte eliminiert aka zig Kämpfe abgehandelt hat. Dies macht das Spiel viel zu oft zu einer extrem frustrierenden Angelegenheit, da das Voranschreiten allzu schnell in einer Niederlage nebst mühsamen Nach-dem-Ableben-an-den-Ort-des-Todes-zurückkehren-Tour endet.
Ein wenig Abhilfe leistet in dem Fall ein Accessoire, das den empfangenen Schaden reflektieren und dadurch die Kämpfe etwas vereinfachen kann. Betonung liegt eindeutig auf dem Wort ‚kann‘, denn der Effekt muss nicht zwangsläufig eintreffen. Dass der betreffende Gegenstand definitiv irgendwann kaputtgehen wird, ist dagegen eine unleugbare Tatsache – genauso wie der Umstand, dass man ihn für den Maximalwert an Geld (hier Koban genannt) stets aufs neue nachkaufen kann.

Anders als in The Sword of Hope erfolgt das Speichern nicht über ein Passwort-System, sondern ganz lapidar über eine ‚normale‘ Ja/Nein-Abfrage. Zu diesem Zweck muss man Steward, den Kanzler des Königs, aufsuchen, der gleichzeitig als ‚Basislager‘ dient und - in Form von zwei magischen Kugeln - sowohl eine Möglichkeit des Heilens als auch des Spielstandsicherns anbietet.
An dieser Stelle fängt man auch automatisch wieder an, wenn man im Verlauf des Abenteuers das Zeitliche gesegnet hat - was aufgrund des haarigen Schwierigkeitsgrades deutlich öfter passiert als einem lieb ist. Erreichte Leistungen und Errungenschaften wie Stufenaufstiege und Gegenstände bleiben dem Spieler dankenswerterweise erhalten, aber das bis dato verdiente Geld ist stets futsch.



Das Spiel wartet mit diversen schrulligen NPCs auf, die Mark auf die ein oder andere Weise unter die Arme greifen – darunter etwa ein Liebespärchen, dessen männlicher Part sich aus Dankbarkeit als Brücke in einen Fluss schmeißt; eine dubiose Hexe; eine Art Ninjakatze; zwei Brüder, die in Röhren liegen, durch die man zwischen zwei Orten wechseln kann (Warp-Röhren? ); der Besitzer einer klassischen japanischen Lotterie, bei dem man bestimmte Items - je nach Glück - in Gewinne investieren kann; zwei Katzengötter namens Zeus und Aphrodite... Interessante Bewohner hat die Katzenwelt auf alle Fälle!




Nach dem finalen Gefecht wird man vom Katzenkönig vor die Wahl gestellt, ob man tatsächlich wieder zurückverwandelt und nach Hause geschickt werden will oder ob man doch eher als Katze in dieser Welt weiterleben möchte. Kurioserweise sind beide Enden als ‚Happy End‘ deklariert, was die Entscheidung meiner Meinung nach irgendwie obsolet macht.




Und dann war da noch:

- Ich habe mich das ganze Spiel über gefragt, ob man nun ein Kind, einen Teenager oder einen Erwachsenen spielt, da man in der Einleitungssequenz keinerlei Hinweise in dieser Richtung erhält. Erst wenn man sich am Schluss dazu entschließt erneut seine alte Gestalt als Mensch anzunehmen, erfährt man durch die anschließende Szene Marks ungefähres Alter.
Auch sein Äußeres als Katze kriegt man - abgesehen vom Startbildschirm - nur an einer einzigen Stelle am Ende zu Gesicht.



- Ähnlich wie in The Sword of Hope muss man in der ersten Hälfte des Spiels drei separate Aufträge erfüllen (in diesem Fall mächtige ‚Ausrüstung‘ beschaffen), ehe man dann feststellt, dass der eigentliche Hammer noch kommt.

- Manchmal lassen die Gegner Essbares fallen, das Mark automatisch nach dem Kampf vertilgt, um seine Werte ein wenig zu steigern. Untergekommen sind mir ‚Dry Tuna‘, wofür man einen Punkt mehr im Angriff, in der Verteidigung und in der Geschwindigkeit erhält und ‚Picklenip‘, das die HP um 2 und die MP um 1 erhöht. (Im Gesamtkontext habe ich allerdings keine wirkliche Veränderung bemerkt…)

- Wenn man den Warp-Zauber in der Untergrund-Welt oder in Gebäuden einsetzen möchte, knallt man mit dem Kopf an die (Höhlen-)Decke. (Dragon Quest anyone? )

- Ich habe im Laufe des Spiels drei Items aufgegabelt, für die ich partout keinen Verwendungszweck finden konnte: ‚IceBell‘, ‚DreamCoin‘ und ‚Flute‘. Egal ob ich sie in oder außerhalb von Kämpfen ausprobiert habe, nichts und niemand reagierte darauf. Schon schräg…


Nekojara Monogatari könnte man vermutlich als niedliches, kleines Kinderspiel bezeichnen, wenn man nicht immer wieder an den zahlreichen Gegnern scheitern würde und verflucht oft seinen Weg erneut bestreiten müsste. Ernsthaft, es gab eindeutig zu viele Momente, wo ich einen einzigen Schritt in ein neues Gebiet gemacht habe, dort von mehreren ‚türblockierenden‘ Feinden hintereinander geschreddert wurde, bei Steward landete, erneut zum Ort des Todes gestapft bin, nur um ein paar Momente später wieder bei Steward vorstellig zu werden! Herrschaftszeiten!
Vom Ambiente her hat mir das Spiel dagegen sehr gefallen und auch die NPCs fand ich größtenteils ziemlich sympathisch. (Obwohl ich ja mal sagen muss, dass ich den ollen König vom ersten Augenblick an gefressen hatte. Hallo?! Kidnapping of a napping kid, oder was?! )
Es ist nichts, was ich in absehbarer Zeit noch mal spielen würde, aber ich glaube insgesamt betrachtet fand ich es bedeutend unterhaltsamer als damals The Sword of Hope. Cat Content geht eben immer!