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Außerdem hat es so einen seltsamen Beigeschmack von "sich dem Schicksal ergeben", und das ist eigentlich total out 2015, gerade NACHDEM ihre Zeitreisekräfte wieder weg sind. Davor seh ich den Punkt, mit Zeitreisen, und gerade wenn man es etwas metaphysischer interpretieren will (Tod akzeptieren etc), aber danach ist es nur noch eine stinknormale Situation, und "everyday hero" Max darf bitte auch ihre Freundin retten, oder es zumindest versuchen und dabei spektakulär scheitern.
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Ich fand auch, dass das Ende im Gegensatz zum restlichen Spiel relativ schnörkellos und ohne plötzlichen Twist auskommt, recht überraschend. Gut ist eher ein Standard-Ende für Zeitreisegeschichten und sorgte auch für entsprechende Gefühle im Hinblick auf beide Enden, aber das macht es ja nicht unbedingt schlecht. Im Vergleich zum Rest fällt es natürlich trotzdem etwas aus der Spur. Generell wirkte die Episode neben ein paar sehr guten IDeen und Szenen etwas irrlichternd in der Umsetzung. Wir bekommen auch keine abschließende Reflexion auf das Ausgangsgeschehen, obwohl es natürlich irgendwie Andeutungen gibt. So könnte Max bei unserem Spieleinstieg bereits versucht haben die Zukunft zu verändern und hätte da schon erkannt, dass das aber nicht sein soll, wäre zurückgereist und hätte dabei ihr Gedächtnis verloren und muss die Sache noch einmal erarbeiten. Wäre eine Möglichkeit.
Ich hatte mich auch gefragt, warum sie nicht grundlegend versuchen würde Nathan aufzuhalten und dabei ggf. ihr eigenes Leben statt dem von Chloe geben würde, aber nach einiger weiterer Überlegung glaube ich, dass Chloes Rolle im Schicksal eine wichtige ist und sie an der Stelle einfach sterben muss. Sie an der Stelle einfach noch mal anders zu retten versuchen, hätte wohl genau wieder den Sturm erzeugt wie zuvor. Max ging ja aus irgendeinem Grund, den ich persönlich gar nicht nachvollziehen kann, davon aus, dass der Sturm gestoppt würde, wenn sie Rachel finden. Sie sucht ja bei Chloe Hilfe wegen des Sturms aber plötzlich suchen sie eben nur noch nach Rachel.
Ich gehe inzwischen davon aus, dass der eigentlich eingeplante Tod von Chloe, wie wir dann ja auch sehen, zu Nathans Verhaftung führt, der wiederum dann Jefferson verpfeift und somit ohne Eingriff in die Zeitlinie eigentlich für Ordnung sorgt. Etwas das Max und Chloe in der ganzen Zeit selbst irgendwie erzwingen wollen und dabei hart Hand an die Realität legen. Man stelle sich allein die ganzen neuen Querverbindungen her, die allein Chloe erzeugt, nur in dem sie eben an der Stelle nicht stirbt. In der Betrachtungsweise liegt es natürlich nah, dass Ende in der Form zu gestalten: "Spiele nicht Gott" sowie "Akzeptiere Verluste" (das gleiche Thema haben wir ja bei William und der im Anschluss beschädigten Chloe; Max wird in beiden Fällen für den Abschied vorbereitet).
Kritisch sehe ich zwei Dinge. Erstens gibt es meiner Meinung nach Inkosistenzen in der Schlussszene auf dem Friedhof. Frank ist zum Beispiel da, obwohl er Chloe eigentlich nicht leiden kann, da die vorherigen Ereignisse ja nicht mehr Teil der jetzt wiederhergestellten Zeitlinie sind. Auch die Vertraulichkeit zwischen Warren und Max passt da nicht so recht ins Bild. Aber gut das sind Kleinigkeiten, die man ggf. wegdiskutieren kann.
An Endauswahl enttäuscht mich mehr oder weniger die Entscheidung zum Schluss. Ich finde sie ehrlich gesagt zu einfach. Ich kann mir nämlich ehrlich gesagt kaum vorstellen, dass jemand die Möglichkeit die Stadt zum Teufel zu jagen, nur um Chloe zu retten, für eine ernsthafte Alternative hält. Da müsste Max, wie ihr alternierendes Ich im Diner sagt, wirklich schon unter Stockholm-Syndrom leiden. Ich fand Chloe zudem persönlich als Charakter gut getroffen aber unglaublich unsympathisch. Ich hätte wirklich bloß Skrupel damit gehabt das ganze Abenteuer als Scheitern abzustempeln (ich glaube das ist an der Stelle die eigentliche Zumutung vor allem wenn man dann auch als Spieler wieder angesprochen ist) aber Arcadia Bay mit den ganzen viel sympathischeren Figuren zur Hölle fahren zu lassen, um irgendeine wie auch immer schräg geartete Beziehung mit Chloe aufrecht erhalten zu können, wird doch wohl kaum eine erwähnenswerte Alternative sein.