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Ritter
Frank ließ es beinahe klingen, als wäre zwischen Will und ihr mehr gewesen. Ein seltsamer Gedanke. Trotzdem der junge Arzt sicherlich attraktiver war als die meisten - sicherlich attraktiver als Derreck -, hatte sie daran nie einen Gedanken verschwendet. Er war wie ein Bruder. Ein kleiner Bruder, auch wenn er älter war. Und Eryn war sich sicher, dass Will es ganz ähnlich gesehen hatte. Vielleicht mochte sie an ihm sogar, dass er einer der wenigen Solo-Männer war, der sich nicht bemühte, ihr den Hof zu machen. Wenn sie genau darüber nachdachte, schien er nicht zu wirken, als wollte er das bei irgendeiner... Frau.
Dennoch hatte der Waffenexperte Recht. "Wir haben alle einen Freund verloren!", sagte sie und korrigierte sich selbst kurz darauf. "Zwei Freunde." Auch Vincent war für die Gruppe gestorben. "Ich mochte Will sehr, er war vielleicht einer der besten Menschen... sofern ich das beurteilen kann. Aber sein... Opfer sorgt nur dafür, dass ich noch weniger zulassen will, dass es mehr werden. Ich habe während dieser Reise schon einiges gelernt, vor allem über mich. Und ich glaube, ich lerne immer noch. Ich habe das Gefühl, dass ich reifer werde und irgendwie... ja - besser. Und daran ist auch Will Schuld."
Vor einer Weile hätte sie Leo und Jäger noch zugestimmt und das aus wohl egoistischeren Gründen als ihre beiden Mistreiter. Eryn hätte sich nicht in eine weitere Gefahr begeben, um andere zu retten. Sie hätte sich nicht auf den Mardi-Gras-Wagen gesetzt, um für andere ihr Leben zu riskieren. Sie war im Begriff, sich zu bessern, für andere zu kämpfen, nicht mehr nur für sich. Sie tat nun mehr, war weiter. Nur noch nicht weit genug, um offen über ihre Schuld zu reden.
"Danke, aber ich komm' klar", sagte sie dann, die Zuversicht nicht ablegend. Dieses Attribut müsste sie ab sofort begleiten, noch ein kleines Stück länger. "Trauern kann ich später. Jetzt muss sein Tod mir erst mal Motivation geben, uns allen. Damit wir nach getaner Arbeit mit Sheng, Silvia und allen anderen am Lagerfeuer sitzen können und zu den Klängen von Musik unter Tränen die Heldengeschichten des tollen Doktors weitertragen."
Sie lächelte. Denn das war das einzige, was sie tun sollte, wenn sie an ihn dachte.
"Danke, Frank. Also... für das Gespräch... und das Training. Wenn ich den nächsten Kampf überlebe, ist das dein Verdienst!"
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