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Ehrengarde
"Weisst du, ich habe alles durch diesen ganzen Mist verloren. Ich hatte eine Karriere, ich hatte ein Haus, ein Auto, eine Familie und Freunde. Das alles habe ich nicht mehr. Ich habe es auch nie wieder geschafft mir auch nur im Ansatz etwas aufzubauen. Ich habe nichts zu gewinnen wenn ich zum Alamodome gehe."
Deswegen war er ja auch der Anführer der Gruppe. Keine großen eigenen Interessen, am Ziel orientiert, aber noch genug Empathievermögen. Für ihre Truppe hier ideal.
Sie sah gerade aus zum Horizont und der dunklen Masse, die sich kaum ausmachbar näherte.
"Ich glaub dir wird es ähnlich gehen. Wie gesagt... ich habe keine Ahnung was bei dir passiert ist. Ich hab dich nur damals als das kleine Mädchen kennen gelernt was nach ihrem Vater sucht und das war bereits beschissen genug."
Damals war sie wenigstens noch glücklich gewesen und hat die Welt als großen Spielplatz gesehen, der nur darauf wartete, von ihr erobert zu werden. Léo würde alles geben, wenn sie nur einen Tag wieder wie damals werden könnte.
Beiläufig rührte sie weiter in der Dose herum, deren Inhalt langsam anfing zu köcheln.
Hju sprach weiter, aber sie bekam es nur am Rande mit. Wie eine Machine stellte sie den Gaskocher aus und kramte mit einer Hand zwei Löffel hervor, ohne den Blick vom Horizont abzuwenden.
Erst, als sie den Blick Jackmans auf sich spürte, wandte sie sich ihm ebenfalls zu.
"Und wenn dich das nicht überzeugt, dann schau dir die Stadt genauer an. Siehst du diese unbeugsame und untote Armee die sich zum Forschungszentrum bahnen wird sobald wir dort sind? Selbst wenn wir es schaffen ein Heilmittel zu bekommen... was denkst du, wie viel wird es uns bringen wenn wir kurz darauf von Untoten überrannt werden die gezielt zu uns gelenkt werden? Ich denke, dass wir der Schlange den Kopf abtrennen sollten. Wir retten die Familien, töten die Obermufftis und retten dann die Welt. Wie in einem Action Film... und mit denen... kenne ich mich aus."
Das Grinsen kam wieder auf ihr Gesicht.
Sie drückte ihm einen Löffel in die Hand, ehe sie die heißen Ravioli packte und zwischen sich und Hju hielt.
"Es ist angerichtet!“
Damit schlug sie ihren Löffel gegen seinen, ehe sie ihn in die Masse tunkte und sich gleich in den Mund stopfte.
"Hmm..“
Voller Genuss stöhnte sie auf. Es war unglaublich, welche Arbeit Konservierungsstoffe leisteten, dieses Zeug auch nach Jahrzehnten noch so gut schmecken zu lassen.
Fast schon zelebrierend ließ sie sich Zeit, zu kauen und hinunterzuschlucken.
"Du gehst wirklich davon aus, dass ich glaube, dass ich diese Scheiße überleben werde und will, oder?"
Sie lachte bitter auf, bemerkte dann aber seinen Blick und das Lächeln erstarb.
"Madre mía ,Du hast das geglaubt...oh man. Du hast Recht, das Heilmittel wird uns einen Scheiß gegen die Armeen da helfen und die meisten von uns werden wohl dabei drauf gehen... Ich bin in diese Mission gegangen mit dem Vorsatz, bis zum Ende durchzuhalten und mich dann zu opfern, wenn es sein muss. Ein Meer von Untoten, dass gezielt zu uns kommt, klingt sehr nach Sackgasse für mich, so oder so.
Was ich nicht sehe, ist, einer Schlange den Kopf abzuhacken. Für mich sieht es so aus, dass wir entweder direkt zum Forschungszentrum gehen, Zeit haben, das Heilmittel zu kriegen, wie auch immer, und uns vorbereiten können, damit wenigstens 2 oder 3 von uns den Ansturm überleben und die Welt retten können...“
Haile und Evi.
"...oder wir vergeuden die Zeit der Vorbereitung, verlieren Kraft und Leute bei dem Versuch, vielleicht ein paar von den Anhängen zu retten- wo die Gruppe sich hassen wird danach, weil das immer so ist- um dann garantiert alle zu sterben, wenn die „ Sie nickte in Richtung der schwarzen Masse am Horizont, “endlich da sind...Vielleicht habe ich keine Ideale mehr oder die falschen, aber ich will mich nicht für die falsche Sache opfern, nicht, wenn wir so kurz davor sind.“
Eigentlich wollte sie es dabei belassen und einfach weitermampfen, aber nach einigem halbherzigen Herumrühren entschied sie sich anders. Léo fasste Hju fest in ihren Blick.
„Ich habe mein ganzes Leben auf diesen Moment gewartet. Vor 20 Jahren war ich mit einer Gruppe unterwegs, die eine Dosis Heilmittel verschießen konnte, frag nicht wie, die Geschichte ist viel zu lang. Ich hab meinen Papa da das Letzte Mal lebend gesehen... auf einem Monitor, völlig am Ende, Aber anstatt meine Leute anzuflehen, seine Militärbasis zu beschießen, damit die so die Zombiesache regeln können oder andere fadenscheinige Gründe vorzugaukeln, bittet er sie, es hier, in dieses verfickte Forschungszentrum da zu schießen, damit die ganze Welt geheilt werden kann.
Er hatte nichts mehr zu verlieren, denn er war überzeugt, ich wäre tot, nachdem er mich ein Jahr lang nicht finden konnte... also hatte er keinen Grund mehr, der ihn daran hindern konnte, das Richtige zu tun, auch wenn es seinen eigenen Tod bedeutete.“
Die Spriale bebte an ihrer Unterlippe, ihre Augen glitzerten hinter den Wasseransammlungen. Sie umfasste die Dose stärker und knickte sie dabei ein wenig ein.
„Als Achtjährige hatte ich damals, unschuldiges, naives Mädchen Léo- noch geglaubt, dass die Großen natürlich das Logische tun würden. Die Welt retten, damit man nicht 20 Jahre lang später hier an so einer scheiß Klippe hocken muss.
Aber meine Leute, meine Freunde, meine Familie zu der Zeit...haben in ihrer unglaublichen Selbstlosigkeit das Mittel auf sich selbst geschossen, um wieder aus dem Dschungel zu kommen.
Bei denen, und ihrer ‚unsere eigenen Leute zuerst’-Mentalität kannst Du Dich bedanken, dass das wir immernoch so ein Leben haben.“
Tränen rollten ihr die Wangen hinab.
„Ich habe mir geschworen, meinen Vater zu rächen... Es war nicht mal das Schlimmste, dass er wohl deswegen auf jeden Fall starb, sondern dass sein Opfer so völlig sinnlos war.
Ich will diesen Fehler nicht wiederholen...
Also ja, ich habe nichts mehr, außer diese Mission und die Hoffnung, es wieder gut zu machen.“
Fahrig wischte sie sich über die geröteten Augen. Das war so verdammt peinlich, Tränen waren wie überflüssige Gefühle, die aus deinem leckgeschlagenen Körper rinnen.
„So, da hatten wir den privaten Scheiß....“
Hastig stopfte sich Léo noch ein paar Löffel hinein und meinte kauend:
„Vielleicht sehe ich auch etwas ganz simples für Alamodome nicht, aber etwas sehe ich auf jeden Fall:
Egal wo ich hingehe, Adam kommt nur über meine Leiche mit zu Alamodome. Das ist bescheuert und wird nur kacke ausgehen können. Die Spaten da könnten wissen, wie wichtig er ist und wir sollten ihm ihnen nicht noch auf dem Silberteller servieren. Allein deswegen sollten wir uns aufteilen. Wenn schon nicht losgehen, dann lass einen Teil der Leute, die eh immer bei ihm hocken, hier, ihr zieht euer Ding durch und bringt die Mission an sich nicht in Gefahr.
Das ist schonmal meine erste Bedingung, bevor ich überhaupt drüber nachdenke, euch bei euerm bekloppten Kamikaze-Kommando zu helfen.“
Die Latina schnalzte und lehnte sich zurück. Wieso genau dachte sie auf einmal darüber nach, doch mitzukommen?
„Denn dafür musst Du schon noch ne ganze Ecke überzeugender werden als mit Dosenravioli und Gutmensch-Gefasel aufzuwarten...Ne ganze Ecke..“
Wirklich tolle Ansage, wenn sie nichtmal selbst wusste, was sie damit eigentlich bezweckte.
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