Evi hatte Jäger noch nie so reden hören. Erst einmal war da auffällig wenig Gestammel, was schon ziemlich bezeichnend für eine tiefgründige Unterhaltung zwischen ihnen beiden war. Aber es war auch der Ton. Sie kannte ihn aufgebracht, mutig, zackig, verlegen, lustig,... aber das hier war anders. Und deshalb war es auch nicht so schwierig, einfach zuzuhören. Ihm nicht nur ihre Gefühle klarmachen zu wollen, sondern erstmals seine auch wirklich zu verarbeiten und zu verstehen.

"Ich weiß du wütend auf mich, weil ich unser Plan als Wahnsinn bezeichnet habe. Dir zuliebe ich es gerne wieder zurücknehmen würde, aber ich das einfach nicht kann. Ich müsste lügen und das ich auch nicht kann. Nicht hier, nicht jetzt."

Sie hatte doch genau dasselbe mit ihm getan, was sie ihm vorhin vorgeworfen hatte - sie hörte ihn, aber dachte nicht darüber nach. Jemanden verstehen zu wollen, weil man es sich nicht mit ihm verscherzen wollte war etwas anderes, als wirklich zu verstehen.

"... und mich wirklich, ich meine wirklich verstehst, dann hier ich bin. Wenn du aber denkst mir unsere Leute egal und ich mich um nichts kümmere, dann ich werde auch verstehen. Wir können dann immer noch wie echte Soldaten sein, eine Hand wäscht die Andere und einer für alle. Hoffentlich ... wir aber mehr sein können als das, ja?"


Ein seltsames Gefühl erfasste die Taucherin, und sie wusste nicht so recht wohin damit. Es war eine merkwürdige Art von Freude, vielleicht war sie sogar ergriffen, aber irgendwie auch traurig. Fast fühlte sie sich sogar schuldig.
Jägers Hand ragte ausgestreckt vor ihr, und sie konnte sehen, wie die Schwerkraft den Speichel daran zäh und langsam nach unten bewegte.

"Wenn es dir egal wäre, wärst du längst nicht mehr hier.", sagte sie leise, immer noch den nassen Punkt auf seiner Haut fixierend. "Es stimmt, es wird eine Falle sein und es wird schwierig. 'Wenige retten, um viele in Gefahr zu bringen.' Du hast recht, das klingt nach Wahnsinn." Sie lachte etwas bitter.
"Ich glaube ich konnte einfach nicht verstehen, wie wütend und energisch - ohne Rücksicht auf Verluste - du dich ausgedrückt hast. Oder ich wollte nicht. Ich wollte das einfach nicht hören. Aber jetzt sehe ich es etwas klarer."

Und damit machte sie einen langgezogenen, kehligen Laut und spuckte in ihre eigene Hand. Die Taucherin sah dem Russen in die Augen, als sie seine Geste annahm und der feste Händedruck die Freundschaft mit einem leisen Pftsch besiegelte.
"Ich werde nichts unversucht lassen, um sicherzustellen, dass der Wahnsinn es am Ende wert war."

"Aber wenn es dir hilft, können wir uns auch immer noch prügeln.", sagte Evi schließlich grinsend, als sie ihre Hände wieder lösten und sie eine Faust bildete, um die feuchte Stelle wie etwas ganz Besonderes zu bewahren. "Nur musst du sanft zu mir sein, ich glaube ich habe all meine Kraft und Muskeln auf dem Weg ins Land der weinerlichen Pussys abgegeben."