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Provinzheld
Es dauerte eine ganze Weile, bis Mary aufhörte, sich gegen Leos Umklammerung zu wehren, dann lies sie aber sogar die Stirn auf ihre Schulter sinken. Schweigend lies sie sich in die in ihre Arme sinken,schweigend ließ sie sich wegschieben, schweigend lies sie sich belehren. Dann hob sie den Kopf. Ihr Stimme war leise, kaum hörbar,ein absolut krasser Kontrast zu ihrem Geschrei zuvor.
"Ich weiß."
Ein leicht bitteres Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht.
"Ich weiß, das ich Unsinn rede. Ich weiß, dass ich nicht das Recht habe, über euch zu urteilen. Und es tut mir leid, dass von allen gerade du das
jetzt abfedern musst. Aber.." Sie räusperte sich.
"Ich sehe, dass ihr die Möglichkeit habt, diese Welt zu retten. Ich sehe Menschen, die die Verantwortung tragen, dass diese Welt wieder so werden kann, wie sie war. Als Frank mir davon erzählt hat, konnte ich es anfangs gar nicht glauben. Und was muss ich jetzt sehen? Dass die Menschen, die unsere Welt retten können, sich benehmen wie unzivilisierte Wilde. Selbst wenn jeder genug zu tun hat, und es saßen oft einige im Lager, hätte es niemandem weh getan, mir zumindest 'Hallo' zu sagen. Nicht mehr. Aber die einzigen Leute, die mit mir gesprochen haben, waren du, Frank und Jackal. Lancaster hat mir die Hand geschüttet. Danach kam kein Wort mehr.
Und ich sehe, wie er fluchend Batterien von einem Turm wirft. Ich sehe, dass er mit einer Flameriderin durch die Gegend fährt, in einer Zeit, in der Benzin wertvoller ist als Gold, und wie er Leute anschreit, die mit ihm ein Gespräch unter zwei Augen führen. "
Kurz hielt sie inne, um Luft zu holen, schüttelte dann den Kopf, als ob sie nicht verstehen konnte, was gerade passierte.
"Ich wäre so oder so dazu gekommen, egal ob er dir, Jackal oder sonst wem im wortwörtlichsten Sinne die Pistole auf die Brust gedrückt hätte. So verhält man sich nicht. Ein 'Vertrauensbruch', wenn jemand aus der Gruppe seine Bedenken ausdrückt...sag mal gehts noch..." Sie trat einen Schritt zurück und lies den Blick durchs Lager schweifen.
"Ich habe das Wild nicht alleine gejagt. Und die Raketen kommen auch nicht aus dem Hut gezaubert. Es ist nicht so, dass Jackal nichts für die Gruppe tut. Und Entschuldigung, aber bei der stelle "Du isst unser Essen." Hab ich mir innerlich an den Kopf gefasst, weil es doch schon etwas dreist ist, einem Jäger so etwas vorzuwerfen. Ich weiß nicht, wie es sonst bei euch ist, aber ich habe etwas anderes gesehen, als du gerade aufgeführt hast. Jackal ist vielleicht kein Diplomat, aber ich glaube nicht, dass er mit Absicht dafür sorgen möchte,dass die Gruppe sich entzweit."
Kurz schwieg sie, fuhr gedankenverloren die Maserung ihres Stabes mit der Fingerspitze nach.
"Ich hatte mir glaube ich einfach von den Rettern unserer Welt mehr erwartet...irgendwie." Sie nickte Leo zu und versuchte ein Lächeln,auch wenn es ihre Augen nicht ganz erreichte."Und ich finde, du hast Recht. Man sollte diese eine Chance nutzen, und sich zumindestaufteilen. Sonst erreicht dieses Metallding nie sein Ziel...Und du bist kein Freak...zumindest nicht, soweit ich bisher sagen kann."
Sanft fuhr Mary ihrem Gegenüber mit einer Hand über die Schulter und flüsterte eine Handvoll uralt klingender, fremdartiger Worte,während sie mit ihren aschebeschmierten Fingern drei waagrechte Striche über Léos Oberarm. Dann trat sie einen Schritt zurück ,als wäre nichts gewesen.
"Es ist der Hass, der den Menschen zum Monster werden lässt. Der Hass auf andere, der Hass anderer, der einem entgegen gebracht wird, und der Hass auf sich selbst... Das hat mein Dad immer gesagt. Der alte Mann war verdammt schlau." Trauer warf dunkle Schatten in das sonst so helle Grün ihrer Augen."Weißt du, wenn man auf jemanden wütend ist und das nicht ausspricht, dann frisst man es in sich hinein. Und dann wird daraus Hass. Man muss aufpassen, dass man sich nicht selbst vergiftet..."
Sie blinzelte ein paar Mal ins Leere, schüttelte dann den Kopf, als ob sie einen unschönen Gedanken daraus verbannen wollte, dann lächelte sie wieder, diesmal echt,wenn auch ein wenig traurig."Bitte verzeih mir, Léo. Von allen anwesenden wollte ich mit am wenigsten an dich geraten, dich anschreien. Es war mir einfach zuviel."
Sie streckte der jungen Frau ihr gegenüber wieder die Hand entgegen,ein stilles Friedensangebot und eine Entschuldigung.
Geändert von Soladra (19.10.2015 um 14:16 Uhr)
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