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Thema: Charaktervielfalt in Makerspielen

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    @Kelven:
    Zitat Zitat
    Da finde ich die Kritik an den schwarzen Mutanten aus Teil 5 zu übertrieben. Man kann sicher infrage stellen, warum es in der Reihe keine schwarzen Spielfiguren gibt (wobei Sheva zumindest nicht weiß ist), aber in Afrika gegen Schwarze zu kämpfen ist für mich nicht rassistisch, wie einige behaupten. Vorher hat man die ganze Zeit Weiße über den Haufen geschossen.
    Also...Erst einmal IST es rassistisch, weil das sich eines Stereotyps bedient, der oft mit Figuren afrikanischer Herkunft angebracht wird: Der schwarze, wilde Mann, der dich mit einem Speer jagt und danach auffrisst. Zu behaupten, dass diese Konnotationen nicht gezogen werden können, wäre Blödsinn. Ausserdem waren die Zombies in RE vorher so verunmenschlicht und vergammelt, dass man keine Rasse erkennen konnte - aber auf einmal in RE5? Nur um das Setting nochmal zu unterstreichen oder was? Diese Stereotypen wurden jahrelang benutzt, um schwarze Leute zu verletzen und zu unterdrücken und heute noch müssen Leute aus Minderheiten unter diesen Stereotypen leiden - denk daran, wie viele Leute täglich erschossen werden, weil sie schwarz sind!

    BTW Es gibt auch genug Weiße in "Afrika" aufgrund der Kolonialisierung, und "Afrika" ist eine sehr grobe Bezeichnung für einen Kontinent, der aus mehreren Staaten und Kulturen besteht. Das wäre so, als würdest du ein Spiel in Südamerika ansiedeln, aber nur Mexikanier umboxen, oder das Spiel spielt im Großraum Mitteleuropas, aber du schießt nur auf Deutsche.

    Aber was ich eigentlich sagen wollte damit war, dass man hinterfragen sollte, warum man spezielle Vorlieben hat oder Tendenzen.
    Hast du dich z.B. schon mal gefragt, warum so viele Protagonisten im Horror-Genre weiblich sind?
    Weil Frauen immer noch als körperlich schwächer und emotional instabiler konnotiert sind als Männer und es deswegen effektiver ist, eine Frau mit Horror zu konfrontieren und erschrocken sein zu lassen, als einen großen, starken Mann, der allem gewachsen ist.
    Spiele existieren nicht in einem Vakuum. Sie sind wie alle Medien ein Spiegel unserer Gesellschaft - oder genauer gesagt, ein Spiegel der Persönlichkeiten, die in dieser Gesellschaft aufgewachsen sind. Was soll ich also von jemanden denken, der sagt, er will keine diverseren Charaktere einbauen, weil das "nicht nötig" ist, obwohl wir in einer multikulturellen, facettenreichen Welt leben?

    @Wonderwanda:
    Zitat Zitat
    Die Sache ist einfach die: Wenn die Frage ist, was ich von Charaktervielfalt halte, dann bin ich natürlich total pro. Weil ich nicht Geschichten lese, damit ich immer die gleichen Charaktere habe, weil die Welt eben nicht aus 0815-Menschen besteht und ich gerne meine Perspektive erweitere. Dazu muss die Perspektive aber schon irgendwie rund und schlüssig sein. Klar könnte man dann aber sagen "Aber du liest doch auch schlecht geschriebene Fanfics!" oder "Als würdest du nicht auf 3-Tage-Bart-Uberman Indiana Jones stehen!", aber Koooonteeext und Ausnahmen und Trash-Value und aaah. ( ⁰д⁰)
    Richtig! Kontext ist das, was es ausmacht!
    Wie ich oben schon meinte, nur schwarze Gegner abzumurksen in einem Spiel, dass in Afrika spielt, ist scheiße - wegen dem Kontext, den ich oben beschrieben habe.
    Ein behinderter Charakter, der Sinn macht, nicht auf seine Behinderung reduziert wird und ein interessanter Charakter ist, der die Story vorantreibt, ist gut, solange der Kontext stimmt. Das ist ja auch das,was ich aus dem alten Thread rauslesen konnte...
    Aber dann kam die Frage eben auf: "Warum sollte ich überhaupt behinderte Figuren einbauen?" als wäre das eine Forderung des Threads gewesen, und darüber haben dann einige so hart rumdiskutiert, dass es echt frustiertend für mich war, zu zu sehen und zu lesen, was einige da von sich gelassen haben.
    Ich mache mir eben Gedanken, wenn Leute alleine die Möglichkeit oder den Gedanken, Figuren aus Minderheiten in ihre Spiele einzubauen, konsequent ablehnen, ohne einen triftigen Grund zu nennen (Zu faul für Recherche, zu wenig Resourcen ect.).

    Geändert von Pinguin mit Brille (08.10.2015 um 13:13 Uhr)

  2. #2
    @Wonderwanda
    Zitat Zitat
    Dennoch unterscheidest du klar zwischen "bewusst" und "unbewusst" unsympathisch. Liegt es dann nicht doch eher daran, dass Unsympathie auf schlechter Umsetzung, nicht auf der Charakteridee basiert?
    Es vermischt sich etwas, weil "schlecht umgesetzt" ja auch wieder unterschiedlich interpretiert werden kann. Eine Figur, die mir nicht gefällt, ist schlechter als eine, die mir gefällt, und da der Autor sie so umgesetzt hat, kann man von "schlecht umgesetzt" sprechen. Die Figur muss aber nicht schlecht geschrieben sein. Es gibt ganze Archetypen, die ich - obwohl es natürlich immer Ausnahmen gibt - unsympathisch finde, zum Beispiel die ganzen hyperaktiv-naiven Yuffies/Selphies/Rikkus (der Genki-Archetyp, falls dir der Anime-Jargon etwas sagt) oder die ganzen weinerlichen Shinjis (Neon Genesis Evangelion). Dann gibt es aber auch Archetypen, die dafür sorgen, dass ich die Figuren auf Anhieb schon mal zumindest in Ordnung finde und in vielen Fällen sogar sympathisch. Nun ist es natürlich so, dass meine Negativbeispiele bei anderen wieder total beliebt sind, ein klares Richtig oder Falsch gibt es also nicht. Trotzdem sollte man als Entwickler im Kopf haben, dass manche Figuren bei bestimmten Gruppen beliebter sind als andere.

    Zitat Zitat
    Ja, eben, es ist nicht wirklich ein narratives Spiel. Wobei es auch Puzzle-Spiele gibt, die Geschichten mit Charakteren erzählen ("Might of Magic: Clash of Heroes" z.B.).
    Ich wollte auch nicht sagen, die einen Spiele sind immer so und die anderen so. Mir geht es vor allem darum, dass die Reaktion des Spielers mMn davon abhängig ist, wie stark er sich mit der Figur identifizieren kann und soll, was für uns Entwickler ja auch interessant ist.

    Es kann ja passieren, dass man die Spieler durch eine Figur abschreckt (die dafür nicht unbedingt schlecht geschrieben sein muss). Ein Beispiel aus unserer Community ist Deep 8, da haben sich einige Spieler (ich auch) über die weibliche Hauptfigur beschwert, die ihren Partner ständig schlecht behandelt und beleidigt. Man kann darüber streiten, ob es an der Umsetzung liegt, aber ich glaube, ich würde so eine Figur auch dann unsympathisch finden, wenn ihr Verhalten gut begründet wird. Vom Begründen kommt man sowieso schnell zum Entschuldigen und das finde ich in vielen Fällen unangebracht. Vor allem in Animes und Mangas kommt es häufiger vor, dass eine grausame unmenschliche Figur erst unsympathisch sein soll, dann kommt der Rückblick mit der tragischen Kindheit und plötzlich soll man Mitleid mit der Figur haben oder sie sogar sympathisch finden, was natürlich nicht funktioniert.

    @Pinguin mit Brille
    Ich verstehe unter Rassismus eine beabsichtigte Diskriminierung und die möchte ich den Entwicklern von Resident Evil 5 nicht unterstellen. Vielleicht handelt es sich um einen unbedarft eingesetzten Stereotyp, aber auch darüber könnte man streiten. Die Zombies der älteren Spiele sind meistens grau. Ich weiß nicht, wie sich Verwesung auf die Hautfarbe auswirkt, aber manche der Zombies sind noch recht frisch, hätten die Entwickler es gewollt, hätten sie die Figuren sicher auch mit dunkler Haut darstellen können. Spätestens bei Resident Evil 4 sollen die Gegner auf jeden Fall weiß sein, die Ganados am Anfang kommen ja aus einem spanischen Dorf (auch wenn das nie offen gesagt wird).

    Zitat Zitat
    Hast du dich z.B. schon mal gefragt, warum so viele Protagonisten im Horror-Genre weiblich sind?
    Der von dir genannte Geschlechterstereotyp trifft sicherlich häufig zu, aber nicht immer. Ich hab mich z. B. bei meinen Horrorspielen öfters für eine weibliche Hauptfigur entschieden, ohne diesen Stereotyp im Kopf zu haben.

    Zitat Zitat
    Weil Frauen immer noch als körperlich schwächer und emotional instabiler konnotiert sind als Männer und es deswegen effektiver ist, eine Frau mit Horror zu konfrontieren und erschrocken sein zu lassen, als einen großen, starken Mann, der allem gewachsen ist.
    Körperlich schwächer sind Frauen in der Regel natürlich schon, aber ich halte auch nichts davon, Frauen als das "schwache Geschlecht" oder als Damsel in Distress darzustellen. Klar, Geschlechterstereotype finden sich auch in Spielen wieder und sind ein Thema, über das man selbst wieder ewig diskutieren könnte (es gibt hier auch schon einen Thread dazu). Das ist übrigens ein Thema, bei dem in den meisten Foren (im Makerforum zum Glück nicht) gleich die Fetzen fliegen.

    Zitat Zitat
    Was soll ich also von jemanden denken, der sagt, er will keine diverseren Charaktere einbauen, weil das "nicht nötig" ist, obwohl wir in einer multikulturellen, facettenreichen Welt leben?
    Du solltest ihm das zumindest nicht gleich übel nehmen, denn dahinter steckt ja nicht immer Böswilligkeit, selbst wenn er sagt, dass es nicht nötig wäre.

  3. #3
    @Kelven:

    Okay, ich mach jetzt nicht diese Diskussion zum Thema Rassismus weiter auf - das ist nicht der Ort dafür und wozu gibt es Google?
    Ich gehe lieber mal auf eine Frage ein, die vielleicht eher zum Gesprächsthema passt:
    Zitat Zitat
    Der von dir genannte Geschlechterstereotyp trifft sicherlich häufig zu, aber nicht immer. Ich hab mich z. B. bei meinen Horrorspielen öfters für eine weibliche Hauptfigur entschieden, ohne diesen Stereotyp im Kopf zu haben.
    Das ist eine gute Einstellung, ich kenne "Desert Nightmare" selber.
    Trotzdem würde es mich interessieren, warum machst du dann in deinen Horror-Projekten weibliche Hauptfiguren?

    Das ist nämlich das, worauf ich hinaus will: Dass man solche Entscheidungen für sich selber hinterfragen sollte, um zu sehen, warum man eher zu bestimmten Stereotypen sich hingezogen fühlt, wenn man seine Figuren entwicklt.

  4. #4
    Zitat Zitat von Pinguin mit Brille Beitrag anzeigen
    trotzdem würde es mich interessieren, warum machst du dann in deinen Horror-Projekten weibliche Hauptfiguren?

    Das ist nämlich das, worauf ich hinaus will: Dass man solche Entscheidungen für sich selber hinterfragen sollte, um zu sehen, warum man eher zu bestimmten Stereotypen sich hingezogen fühlt, wenn man seine Figuren entwicklt.
    Ich bevorzuge es die meisten Charaktere ohne Geschlecht zu entwickeln und erst später das Geschlecht zu verteilen. Dabei versuche ich einen groben 50/50 Schnitt zu erreichen wenn möglich. Ich verteile, so zu sagen, Geschlechter aus einer Tüte auf die Charaktere die es bereits in der Geschichte gibt.

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