Name: Lexi Miller
Alter: 49
Beschäftigung: Nicht mehr von Wichtigkeit.
Sprechfarbe:
Sorry, Daen.
Jacky "The Noble" Sartana hatte einen einzigen Job aufgetragen bekommen: Lexi Miller umbringen, die •••••••• die die Piratensiedlung Hedge o' Thornes mit Zombies überflutet hatte. Es war simpel, es hätte schnell gehen sollen - doch stattdessen fand sich Jacky nun in einer niemals enden wollenden Spirale aus Gewelt, Gegengewalt und Gegengegengewalt gefangen. Das Problem war: Lexi überlebte. Oder eher, ihr Körper überlebt. Alles, was sie noch an Gerechtigkeitsdenken und Ähnlichem im Schädel hatte, hatte ihr "The Noble" auf unschöne Art und Weise rausgeballert. Nachdem sie einige Monate lang in einer Art Koma lag, wachte Lexi auf, nur um mit dem freundlich lächelnden Gesicht eines alten Bekannten geweckt zu werden. Es brauchte nur ein paar Sekunden des Wachseins, ehe sich ihre Finger um Shengs Hals schlungen und zudrückten. Leider hatte sie noch nicht die Kraft dazu, ihn so stark zu würgen, dass er starb. Nein, da war rein gar nichts an Kraft in irgendeinem ihrer Gliedmaßen. Ein unschäner, blutdurchtränkter Verband um ihren Unterleib sagte genügend aus - dieses Miststück hatte sie angeschossen, für tot befunden und einfach so mitten auf dem Dorfplatz von Hadley's Hope liegen lassen. Wäre dieser Dreckskerl Sheng nicht in der Nähe gewesen, dann wäre es um Lexi geschehen. Nicht, dass sie irgendwas dagegen gehabt hätte. Ihr gesamtes
Hiersein war absolut sinnlos geworden, nachdem sie herausgefunden hatte, dass ihr Bruder tot war. Warum war sie noch hier? Nun, abgesehen von den tausenden von Untoten, die jegliche Art von Flucht aus Känguruland quasi unmöglich machten?
Es dauerte noch einige Wochen, bis Lexi wieder an dem Punkt war, an dem sie aufgehört hatte. Die Kraft kam zurück, Stück für Stück. Sheng schleppte sie mehr oder weniger widerwillig im Schlepptau mit. Sie wusste nicht genau, was er vorhatte - aber alles war besser als alleine und mittellos, nur mit einer albernen 9mm-Pistole mit drei Schuss bewaffnet durchs Ödland zu latschen wie so'n bekackter Beduine. Auf ihrer Reise kamen sie in diese Siedlung. Der Name war ihr entfallen. Sie wusste nur noch, dass sie in einem völlig runtergewirtschafteten ehemaligem Bordell Unterschlupf fanden. Und als Lexi auffiel, dass dieses Miststück von Anzugträgerin nur drei Zimmer von ihnen entfernt mit ihrer Entourage pennte... nun, das war der Moment, in dem sie sich dazu entschloss, alles hinter sich zu lassen. Alles auf eine Karte zu setzen. Alles einfach in Staub auflösen zu lassen. Sie wartete in dieser Nacht, bis Sheng tief und fest neben ihr eingeschlafen war. Sie streichelte ihm kurz über die Schulter, dann zog sie sich T-Shirt und Hose an und schnappte sich ihre Pistole. Barfuß und mit einem wütenden Funkeln in den Augen schlich sie durch den Korridor, bis sie eine vertraute Stimme aus der dritten oder vierten Tür links von ihr vernahm.
"Auf das Commonwealth, Freunde!", ertönte diese Stimme von hinter der Tür, gefolgt vom blechernden Aneinanderstoßen von Metallbechern. Lexi stand wie angewurzelt da, mit der einen Hand die Knarre und mit der anderen den Türknauf umklammernd. Sie war ein Cop. Sie wusste, dass Selbstjustiz falsch ar. Sie wusste, dass es von hier an nur noch weiter bergab gehen würde. Sie wuste, dass sie gleich etwas tun würde, was sie bereuen würde. Aber es gab keinen anderen Weg. Es gab keine andere Möglichkeit. Es gab nur sie, ihre Waffe und diese •••• von Pseudo-Adligen. Und Hass. So, so viel Hass.
Jacky und ihre zwei Mitstreiter saßen da, tranken billigen, viel zu lange der Sonne ausgesetzten Whisky aus geplünderten Armeebechern und lachten über die momentane Situation. Die Welt gehörte den Verrückten, den Manischen, dem Commonwealth, was aus der Asche wieder herausfahren würde wie ein glorreicher Phönix. Dann flog die Tür mit einem lauten Knall auf, zwei weitere laute Knalle ertönten, die Jackys überraschte Kumpanen in die Köpfe traf. Blut und Hirnmasse klatschen an die Wand hinter ihnen, aus den Wunden der nun leblos zusammengesackten Männer tropfte Blut auf den kleinen Teakholz-Tisch vor ihnen, während Jacky wie angewurzelt auf dem Boden saß und nach oben in das von Zorn erfüllte Gesicht von Lexi Miller blickte. Nach einer längeren Pause richtete Lexi die Waffe von den zwei Toten herüber zu Jacky, die sie breit grinsend anschaute.
"Hey.", sagte sie. "Ich dachte, du wärst tot."
"Bin ich auch.", entgegnete Lexi.
"Heh. Totgeglaubte leben bekanntlich länger."
"Das is' wahr."
"Hey.", sagte Jacky plötzlich und deutete mit einem Kopfnicken auf die Waffe der Ex-Bullin. "Immer noch die 1911 HiPower?"
Lexi nickte stumm.
"Ah, alte Schule. Ich liebe es. Is' schwer, sich von etwas zu trennen, mit dem man soviel erlebt hat, nicht wahr? Als würde man eine Beziehung zu einer Person aufbauen die man gleichzeitig liebt und hasst, nur... noch morbider."
Lexi entgegnete darauf nichts. Wo war der Sinn darin, dieser Bitch Recht zu geben?
"Wieviele hast du damit umgelegt, Miss Miller?"
"Haufenweise. Hab' vergessen zu zählen."
"Ah. So ist das also. Ich habe immer mitgezählt, wenn ich wen abgeknallt habe. Also,
Menschen, nicht dieses
Ungeziefer mit dem wir uns rumprügeln müssen."
"Und?"
"Zweiundfünfzig. Klingt nach einer Menge, ist aber-"
"Und die wievielten waren Zeke, Sophie und Sandy du Stück Scheiße?", unterbrach Lexi die Verrückte, die unvermittelt anfing zu lachen. Sehr lange, sehr herzhaft, abgeschlossen mit einem Seufzer.
"Nummer achtundvierzig bis fünfzig. Du wärst meine Nummer einundfünfzig."
"Und wer ist Nummer zweiundfünfzig?", fragte Lexi interessehalber.
"Mein zweiter Versuch, dich umzulegen!", rief Jacky plötzlich und zog von unter ihrem Hintern heraus einen Snubnose-Revolver. Ehe sie den Lauf in Lexis Richtung dirgieren konnte, drückte die Ex-Polizistin ab und traf Sartanas Abzugfinger, der mit einem lauten Knacken von ihrer Hand flog und auf dem Tisch landete. Da klaffte nun ein riesiges Loch in ihrer rechten Hand, in der sich vorher der Revolver befand, der mit einem lauten, dumpfen Geräusch auf dem beigefarbenen Teppichboden aufprallte. Sie krümmte sich vor Schmerz, hielt mit der linken die rechte Hand und starrte abwechselnd Lexi und ihre Schusswunde an. Sie robbte stark zitternd in Richtung des Tisches, klaubte den abgetrennten Finger herunter und versuchte, ihn in einem Anflug von Wahnsinn mit der Kraft ihrer Gedanken wieder an ihrer Hand anzubringen. Das klappte natürlich nicht, also warf sie frustriert den Zeigefinger in Lexis Gesicht und begann zu schreien:
"Du Nutte! Du dämliches Mistvieh, das ist meine gute Hand,
fuck!"
Lexi überhörte das und stürzte sich auf die Verletzte. Sie hockte sich auf ihren Bauch und hielt ihre Arme mit den Knien am Boden. Egal, wie sehr sich Jacky winden wollte, das Gewicht von Lexis Körper lastete auf ihr. Der Schock setzte ein. Ihre Beine schienen taub zu sein, sie atmete schnell und unkontrolliert. Also sah sie ihrer Mörderin einfach nur in die Augen mit einem irren, durchdringenden Blick.
"Und nun? W-was willst du jetzt tun? Mich umbringen? Denkst du, dass sich irgendwas an deinem
Scheißleben ändern wird wenn du mich tötest?!"
"Ich weiß es nicht genau...", murmelte Lexi. "... aber ich werde es probieren."
Bumpf.
So klang es, als der Griff der Browning das erste Mal auf Jackys Schädel herunterschoss wie der Hammer eines Richters.
Bumpf.
Bumpf.
Nach dem neunten oder zehnten Mal wurde das dumpfe Aufschlagen von einem fleischigen Schmatzen und Blutfontänen begleitet.
Bumpf.
Bumpf.
Bumpf.
Sie ging wie benommen aus dem Zimmer heraus. Blutüberströmt, mit einem Gefühl der Leere im Körper, ohne einen Hauch von Erfülltheit oder ähnlichem. Da war nichts. Da war nur sie, Sheng und eine unangenehme Stille.
Seit sie in Sheng's Hope untergekommen ist, verfolgen sie diese Bilder. Die Bilder von Zombies, die sich auf Piraten stürzen als wären sie Hackfleisch. Die Bilder der zahllosen Toten und Untoten, die sie auf Schritt und Tritt zu verfolgen schienen. Die Bilder ihrer toten Mitstreiter. Und die Bilder des eingeschlagenen Schädels einer Verrückten. Sowas nannte man, so glaubte sie, PTSD. Posttraumatisches Stresssyndrom. Shellshock. Wie auch immer. Es verging keine Nacht, in der sie sich nicht an diese Zeit erinnerte. Und es verging kein Tag, an dem sie sich nicht wünschte, dass Jacky sie tatsächlich umgelegt hätte.
Inventar:
- Klamotten (d'uh): weißes T-Shirt mit dem aufgedruckten Cover von Bruce Springsteens "The Promise", ein zum Poncho umfunktionierter Armeemantel, Army-Schirmmütze, Kampfstiefel, Camouflagehose.
- eine leergeballerte, nicht mehr funktionstüchtige Browning M1911 HiPower-Pistole. Jackys Blut ist immer noch am Griff.
- eine nicht so richtig scharfe Machete.
- ein Schusswaffen-Reperatur-Kit.