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Thema: A movie for every year: Der Vintage-Thread

Baum-Darstellung

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  1. #38
    King Hus Kung-Fu-Cinema



    Das Schwert der gelben Tigerin /Come Drink with Me /Da zui xia (1966)



    Den Höhepunkt seines Schaffens hat King Hu wohl erst ein paar Jahre später erreicht. Hier wenig interessante Standard-Story gepaart mit größtenteils langweiligen Kulissen und billigen Effekten. Die kurzen und nicht sehr dynamischen Kämpfe wirken kaum choreographiert. Da hab ich schon wesentlich beeindruckenderes gesehen, das ein Vierteljahrhundert vor diesem Film produziert wurde! Unter Genre-Fans scheint Das Schwert der gelben Tigerin trotzdem einen gewissen, positiven Status zu genießen, also muss man vielleicht einfach in der Materie drinstecken, was ich nicht tue. Macht wenn möglich einen riesengroßen Bogen um die deutsche Synchro, denn die ist allerunterste Amateur-Schublade und kaum zu ertragen. 5/10




    Die Herberge zum Drachentor /Dragon Inn /Long men kezhan (1967)



    Der Eunuch des Kaisers verurteilte den Kommandanten der Armee wegen Verrat zum Tode, auch dessen Familie wurde weitgehend umgebracht, um die gesamte Blutlinie auszulöschen. Aber die zwei jüngsten Nachkommen, Sohn und Tochter, wurden aus dem Reich in die Wildnis verbannt in dem Versuch, dadurch den Vertrauten und Berater des Kommandanten aus der Reserve zu locken. Für diesen Plan entsendet der Eunuch seine ultrageheimen Attentäter-Truppen, welche die Kinder und den Berater erledigen sollen. Es kommt zur Konfrontation in der Gaststätte zum Drachentor nahe der Grenze. Dort finden sich allerdings auch einige Reisende ein, die ziemlich gut mit 'nem Schwert umgehen können...

    Ganz ehrlich, ich stieg erstmal voll nicht durch, wer warum mit wem wie wen umbringen oder beschützen wollte, und überhaupt wie wo was häää?! Und das lag nicht bloß daran, dass ich im O-Ton mit Untertiteln geschaut habe, sondern vor allem daran, dass der Film sehr wenig erklärt und viele der für eine so kleine Geschichte extrem zahlreichen Charaktere gar nicht näher beleuchtet und entwickelt. Mit der Zeit findet man dann rein, zumindest was die Basics angeht. Aber wenn man nicht aufpasst, droht man heillos verwirrt zu werden und verliert unheimlich leicht den Überblick.

    Leider wird der Film mit der Zeit unheimlich repetitiv. Kam mir so vor, als hätte ich viele Szenen in der zweiten Hälfte schon einmal gesehen, was bestimmt auch mit dem kargen Setting zusammenhängt, dem es an Abwechslung fehlt. Im späteren Verlauf degeneriert die Handlung dann zu einer simplen Abfolge von Kampfszenen, eine nach der anderen. Gemessen am minimalen Storyinhalt geht der Film mit knapp zwei Stunden einfach viel zu lange. Und die Musik war auch nicht toll, die schrillen, kakophonen Klänge im Finale hörten sich an wie außerirdische Tonexperimente o_O' Martial Arts mag ja nicht jedermanns Sache sein, doch hab ich damit nicht grundsätzlich ein Problem. Ein Hauch von Zen, den derselbe Regisseur vier Jahre später filmte, ist diesem angeblichen Meisterwerk in jeder Hinsicht weit überlegen (ganz besonders visuell). Für Dragon Inn kann ich keine Empfehlung aussprechen. 5/10




    Ein Hauch von Zen /A Touch of Zen /Xia nü (1970)



    Ein unscheinbarer, nicht sehr ambitionierter Maler gerät in einen weitreichenden Konflikt hinein, als er eine Kämpferin kennenlernt, die auf der Flucht vor korrupten Regierungsbeamten ist. Zusammen mit erfahrenen buddhistischen Mönchen machen sie sich daran, gegen den Feind vorzugehen. Produktion aus Hongkong und Taiwan, Martial-Arts-Klassiker. Soll einer der besten sein, geht allerdings volle drei Stunden! Die Story ist charmant abenteuermäßig, bietet ab und zu auch eine angenehme Prise Humor und spielt hauptsächlich in einer hinterwäldlerischen, kleinen Grenzstadt. Einige zentrale Figuren sind einfach nur super bad-ass, vor allem Yang und der Kung-Fu-Mega-Mönch Der Handlungsverlauf gestaltet sich meist eher ruhig. So dauert es zum Beispiel knapp eine Stunde, bis es überhaupt zur ersten Kampfszene kommt. Das stört aber nicht weiter - man bleibt aufmerksam bei der Sache, weil die Figuren sympathisch und interessant sind.

    Die Bildkomposition, die Kulissen (inklusive Naturaufnahmen) und die Ausstattung sind für mich das eigentliche Highlight. Und was für eines! Schaut euch nur mal diesen Trailer an. Manche Einstellungen sehen einfach sagenhaft schön und märchenhaft aus und konnten mich richtig ins Staunen versetzen. Verglichen mit den oben genannten Filmen ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht. Umso beeindruckender, dass all dies schon 1970 möglich war und nach meinem Kenntnisstand im Grunde nie übertroffen wurde (obgleich ein paar nahe dran kamen). Filmemacher von heute sollten wirklich mehr in Dreharbeiten on-location und vernünftige Studio-Bauten investieren. A Touch of Zen untermauert, wie grandios und verträumt ein Film auch ganz ohne digitale Spielereien aussehen kann. Hier erzeugt der visuelle Stil zusammen mit den anderen Elementen eine extrem dichte und mystische Atmosphäre, die über einen Großteil der Spielzeit bestehen bleibt.

    Jedoch gibt es den einen oder anderen Haken. Das Problem besteht für mich darin, dass das Werk den guten Willen und die Ausdauer des Publikums überbeansprucht. Oder anders gesagt: Der letzte Kampf bzw. die ganze letzte halbe Stunde hat mir nicht mehr so richtig gefallen. Man hätte schon davor sehr leicht Schluss machen können mit nur minimalen Veränderungen am Drehbuch (ein fieser Obereunuch-Typ hätt gereicht), denn der größte und wichtigste Teil der Geschichte war damit eindeutig abgefrühstückt. Aber dann wird noch was drangeklebt, was den Film nur unnötig aufbläht und dabei die bisherige Hauptfigur weitgehend ignoriert. Auch die Zeitsprünge dazwischen waren gewöhnungsbedürftig. Schade, da wäre weniger meiner Meinung nach mehr gewesen, zumal der Anfang schon sehr gemächlich war. Das Ende ist eher abstrakt und etwas offen gehalten, das war ebenfalls nicht so ganz nach meinem Geschmack. Trotz dieser kleineren Mängel ein absolut sehenswerter Streifen. 8/10




    Geändert von Enkidu (08.09.2018 um 21:22 Uhr)

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