So richtig MONUMENTALE MOVIES, ey!
Cleopatra (1934)

Die männerhungrige Königin im ptolemäischen Ägypten versucht Caesar und anschließend Mark Anton mit ihren Reizen um den Finger zu wickeln, wodurch sie Einfluss auf die große Politik ausüben möchte. Schöner Schluss, alleine für diese letzte bombastische Einstellung auf dem Thron hat sichs schon gelohnt ^^ Hauptdarstellerin Claudette Colbert ist überraschend toll. Der Anfang wirkt noch etwas cheesy, aber man findet sich nach einer Weile rein. Ansonsten bringt Regisseur DeMille typischerweise Mega-Set-Bauten auf die Leinwand und beeindruckt mit hochkarätiger Ausstattung, Kostümen, massig Statisten usw. Die gute alte Zeit des großen Kinos eben
Es handelt sich um eine angenehm knappe Version der Geschichte (100 Minuten), nicht so ausufernd wie spätere. Den Film gab es im Rahmen der britischen Masters of Cinema Reihe bis vor wenigen Jahren auf Blu-ray, ist heute aber leider vergriffen. Ein Spanien-Import wäre vielleicht eine Alternative, glaube da ist die englische Original-Tonspur drauf. Habe Cleopatra in meine Liste aufgenommen und hoffe auf eine Neuauflage. Hier gibts ein paar bewegte Eindrücke. 7/10
Spartacus (1960)

Der Sklave Spartacus entflieht seinen Besitzern und zettelt eine Revolte gegen die dekadente Römische Republik an. Woah. "Monumentalfilm" ist hier fast schon eine Untertreibung. Der geht knapp 200 Minuten! Eigentlich alles recht gelungen. Teilweise gute Schauspieler, vor allem Kirk Douglas und Peter Ustinov xD Auch hier wieder unzählige Statisten und kleinere Rollen, aufwändige Ausstattung und weitgehend gutes Drehbuch. Aber Kubrick (und Douglas, der viel Mitspracherecht hatte) verliert sich in Details, die wenig zur vordergründigen Handlung beitragen, und bläht diese stellenweise unnötig auf. Für meinen Geschmack war der Dreieinhalb-Stunden-Film zu groß für sein eigenes Wohl. Das hängt auch ein bisschen mit der ganzen Theatralik zusammen. Wir wissen alle, wie unschön die auf historischen Tatsachen beruhende Geschichte ausging, also sind das über drei Stunden darauf Warten, dass die Katastrophe ihren Lauf nimmt. In Titanic hatten wir es wenigstens mit neuen, fiktiven Charakteren zu tun, von denen wir noch nichts wissen und die uns näher gebracht werden, und der Bösewicht war hauptsächlich die Natur selbst. Bei Spartacus steht eine reale Person und dessen Tragödie im Mittelpunkt, und es steht vorher fest, dass ein echt ätzender Fiesling am Ende (größtenteils) gewinnen wird :-/
Um mir so etwas schmackhaft zu machen, sollte die Geschichte schon etwas kreativer sein. Ich hatte zum Beispiel trotz der ultralangen Spielzeit den Eindruck, dass man entweder die Titelfigur nicht sonderlich gut kennenlernt und die Darstellung überraschend blass und einseitig bleibt, oder dass Spartakus selbst als ein bisschen einfältig und simpel dargestellt wird. Aww, der freiheitsliebende Muskelmann-Anführer mit dem Herzen aus Gold. Außen rau, aber innen sensibel, besonders wenn es um die Liebe geht. Hmm. Versteht mich nicht falsch, dass Drama im Kern dieses Filmes funktioniert letzten Endes vorzüglich, und das Ende hat mich echt gerührt. Ich bin mir bloß sehr sicher, dass sich genau das auch mit mindestens ner Dreiviertelstunde weniger Film bei besserer Entwicklung der Hauptfiguren hätte bewerkstelligen lassen. Aber ich schätze, das Problem habe ich öfters mit solchen Brocken des Kinos (außer bei Meuterei auf der Bounty von 1962, der war von Anfang bis Ende absolute Spitzenklasse
).
Wo ich gerade dabei bin, diese monumentale Ära der 50er und 60er Jahre ist schon faszinierend. Filme, die so gigantisch wurden, dass sie, gewissermaßen einer Opernaufführung nachempfunden, am Anfang mit Ouvertüre und in der Mitte mit ner musikalischen Intermission mit Entr'acte bzw. Zwischenspiel versehen wurden. Bis jetzt habe ich so etwas nur bei Spartacus (1960), Cleopatra (1963), Quo Vadis (1951), Meuterei auf der Bounty (1962), El Cid (1961), Ben Hur (1959) und Die Zehn Gebote (1956) gesehen, aber es gibt bestimmt noch einige mehr. Was mich an Spartacus unter anderem begeistert hat, war die Musik von Alex North. Ein Soundtrack, der solchem Bombast würdig ist und teilweise überraschend abenteuerlich klang. Mag ich. Insgesamt ein sehenswerter Film, für den man aber in der ungekürzten Fassung eine Menge Geduld mitbringen muss und der nicht ohne die eine oder andere Länge daher kommt. 7/10
Samson und Delilah (1949)

Als der kräftige Samson (fast schon ein antiker Superman) die Liebe einer reichen und schönen Philisterfrau namens Delilah zurückweist, beginnt diese mit ihrer grausamen Rache, die letztlich fürchterliche Konsequenzen nach sich zieht, welche auch sie bereuen wird... Es gab ein paar kleinere lahme Stellen zwischendrin, wo die Dialoge ruhig etwas knapper und zurückhaltender hätten sein dürfen. Das ist aber häufiger bei DeMille-Filmen anzutreffen, sie nehmen sich selbst und ihre Message einen Hauch zu ernst und suhlen sich bisweilen in Pathos. Das ist in gewissen Mengen immer ok, aber bitte dann aufhören, wenn die Szene beginnt, langweilig zu werden. Der Film geht 130 Minuten, ein paar weniger wären auch nicht verkehrt gewesen, hätte ihn runder gemacht.
Heute haben wir gelernt: Angela Lansbury war mal jung und hübsch
Alle Reviews labern darüber, wie unglaublich schön die Hauptdarstellerin Hedy Lamarr doch sei, und was für eine Bereicherung sie für den Film und ganz Hollywood zu jener Zeit wäre. Dem kann ich mich leider überhaupt gar nicht anschließen, und das nicht nur, weil MGM damals bewusst einen Hype um sie inszeniert hat. Ich fand sie eher abstoßend. Zugegeben, das hing auch zu großen Teilen mit der Rolle an sich zusammen - Charaktere des "Femme Fatale" Archetyps konnte ich noch nie ausstehen. Aber es hätte geholfen, da eine bessere Balance zu finden. Wenn sie schon durch das Verhalten so unausstehlich, nervig und hinterlistig-fies ist, dann wäre es gut gewesen, wenn ich in Sachen Attraktivität irgendetwas gemerkt hätte. Aber, und das meine ich ganz ehrlich, alle anderen weiblichen Figuren von Belang (gab ja im Grunde nur Semadar und Miriam) waren hundertmal anziehender und interessanter. Mir ist bewusst, dass Schönheit vollkommen im Auge des Betrachters liegt, aber wenn der Film wirklich darauf abzielte, Delilah wahnsinnig attraktiv zu machen, und das wird schon überdeutlich betont, dann sehe ich es als Versagen der Macher an, für meinen Geschmack dermaßen weit daneben zu liegen. Da reicht es nicht, die Schauspielerin die meiste Zeit aufreizende Kleider tragen zu lassen und ihr zu viel aufdringlichen Lidschatten ins Gesicht zu schmieren *würg* Das hat ein wenig die Immersion gestört, denn ich hatte entsprechend Probleme damit, nachzuvollziehen, wie Samson nach ihrem vorangegangenen Verhalten doch noch auf sie hereinfallen und sich verführen lassen konnte.
Will aber nicht zu kritisch klingen. Unterm Strich hat mir der Film schon gefallen. Besonders der Anfang, der wirklich was von einem dieser klassischen Epen hat, mitsamt dem hier natürlich unvermeidlichen Story-Aspekt des von überheblichen Besatzern unterdrückten Volkes und einem bärenstarken Helden, der zu einer Gefahr für sie wird. Auch das Ende mit der berühmten Szene, in der der geschlagene und geblendete Protagonist (mit Gottes Hilfe?) eigenhändig die Säulen des Götzentempels einreißt, sollte man mal gesehen haben. Effekttechnisch beeindruckend umgesetzt für die Zeit, sehr unterhaltsam. Hinzu kommt natürlich etwas, das ich bei DeMille grundsätzlich zu schätzen weiß: Die Ausstattung. Ich weiß, ich wiederhole mich dazu andauernd, aber es kann nicht oft genug erwähnt werden, zumal gerade in dem Bereich manch aktuellerer Film versagt. Da gibt es hier nichts zu meckern. Wunderschön ausgestaltete Kulissen und Kostüme sowie hunderte von Statisten erstrahlen in erhabenem Technicolor und erwecken biblische Zeiten phantasievoll zum Leben! Obendrein weiß das musikalische Titelthema von Victor Young zu überzeugen und bleibt im Gedächtnis. So etwas freut mich auch immer. Eine gute 6/10. Wäre mehr drin gewesen, aber dennoch sehr sehenswert. Alleine schon für die visuelle Gestaltung.
El Cid (1961)

Der legendenumwobene spanische Nationalheld Rodrigo muss einen royalen Familienzwist und höfische Intrigen überstehen, um das christliche Spanien gegen die Muslime zu verteidigen. Also das vielleicht Wichtigste gleich vorweg: Der Soundtrack von Miklos Rozsa ist der Hammer! Richtig bombastisch, abenteuerlich, groß, episch, komponiert von einem Meister, gespielt von großem Orchester. So etwas hört man heutzutage einfach kaum noch im Kino. Hier oder hier findet ihr Kostproben. Hört euch eine der Suites mal von Anfang bis Ende mit voll aufgedrehten Lautsprechern an und lasst das auf euch wirken. Wow. Hatte zuvor nie bewusst auf Rozsa geachtet und ihn jetzt erst für mich entdeckt. Höre die Scores zu El Cid, King of Kings, Quo Vadis, Ivanhoe und Ben Hur in letzter Zeit rauf und runter.
Charlton Heston spielt "El Cid" Rodrigo de Vivar; Sophia Loren ist als Jimena zu sehen, die mit der Hauptfigur zumindest in der ersten Hälfte eine Art Hassliebe verbindet. Mich verwirrt Lorens unnatürlich aufgeblasen dicke Unterlippe o_O Ich kann einfach nicht weggucken, sobald sie die Kulisse betritt. Ist das normal so? Hab noch nicht viele Filme mit ihr geschaut. Zu bewundern gibt es allerdings viele schicke Kostüme, echte Burgen, sagenhafte Landschaften und vieles mehr in oft herrlicher Bildkomposition (die Szene mit den beiden Verbannten in der Hütte!), was im Zusammenspiel eine einzigartige Atmosphäre erzeugt und den Film so riesig wirken lässt. Auch wenn nicht alles unbedingt authentisch sein mag, versetzt El Cid den Zuschauer erfolgreich in eine Zeit vor knapp tausend Jahren. Für historisch Interessierte kann der Film ggf. nochmal eine Ecke lohnenswerter sein. Wenn man die genannten verschiedenen Teilkönigreiche oder Städte oder Persönlichkeiten wiedererkennt, darf man sich selbst auf die Schulter klopfen xD Auch Duelle mit Schwert, ein Turnierkampf, große Schlachten, tragische Liebe... alles drin.
Das Drehbuch ist leider nicht ganz so tight wie es hätte sein können. Ab und zu wirkt der Film mit seiner Laufzeit von über drei Stunden ein kleinwenig langatmig. Andererseits gibt es Stellen, an denen man das Gefühl bekommt, man hätte etwas an einem anderen Schauplatz verpasst, oder dass zu heftige zeitliche Sprünge gemacht werden. Sicher muss hier ein großer Zeitraum abgedeckt werden, aber hin und wieder schrammt die Geschichte haarscharf daran vorbei, wie eine bloße Zusammenfassung herüberzukommen. Oder anders gesagt: Viele Szenen sind für sich genommen richtig gut, aber fühlen sich manchmal seltsam losgelöst vom allgemeinen Handlungsfluss an, weil die Übergänge nicht immer logisch fließend genug sind. Speziell wenn zwischen Szenen mehrere Jahre vergangen sind, da hätte nämlich eine kleine Montage zwischendrin echt geholfen. Hoffe es ist halbwegs verständlich, was ich damit meine.
Zwar sieht man ständig Reiterei und bewaffnete Armeen, aber das einzige Schlachtengetümmel, das tatsächlich gezeigt wird, findet sich lediglich in den letzten Minuten und ist dann auch noch zu repetitiv und eher wenig aufregend gefilmt. Vieles findet einfach off screen statt. Hätte mir da filmisch mehr Einfallsreichtum und auch eine bessere Balance bei der Verteilung solche Elemente über die Dauer des Films gewünscht. Einen der in El Cid zuvor erwähnten oder implizierten aber nicht gezeigten Konflikte hätten die Macher wenigstens flüchtig einbauen und dafür den letzten Akt etwas straffen können. Denn das ganze letzte Drittel ist mir etwas zu eintönig und zäh geraten. In den ersten zwei Stunden hätte ich El Cid noch unbedingt in meiner Filmsammlung haben wollen, die letzte Stunde hat den Gesamteindruck leider etwas runtergezogen. Aber den Soundtrack hab ich mir auf jeden Fall besorgt ^^ 7/10